- Blitz Methoden
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Unter Blitzmethoden versteht man verschiedenen Vorgehensweisen beim Einsatz des Blitzlichtes in der Fotografie. Die Blitzmethoden unterscheiden sich:
- in der Aufgabe des Blitzes als Haupt-, Aufhell- oder Hilfslicht
- im Zeitpunkt der Abgabe des Lichtes innerhalb des Belichtungsprozesses oder davor
- in der Art des Blitzes (ein Impuls oder Stroboskop)
- in der Abgaberichtung des Lichtes (direkt oder indirekt)
- in der Bauart und der Position des Blitzes
Inhaltsverzeichnis
Methoden
Blitz auf den 1. Verschlussvorhang
Dies ist die älteste Blitzmethode und funktioniert prinzipiell mit jeder Kombination aus Blitzgerät und Fotoapparat, sofern überhaupt eine Möglichkeit zur Blitzsynchronisation vorhanden ist. Der Blitz wird direkt nach dem Öffnen des Verschlusses gezündet. Die Lichtmenge wird entweder von der Kamera oder von einem im Blitzgerät integrierten Sensor gemessen und der Blitz nach ausreichender Belichtung abgeschaltet. Die Technik ist aber auch mit ungeregelten Blitzgeräten einsetzbar. Die Leuchtzeit des Blitzes ist in der Regel wesentlich kürzer, als die Offenzeit des Verschlusses.
Bei schnell bewegten Motiven und nennenswertem Umgebungslicht entstehen oft unnatürlich wirkende Bewegungsunschärfen, da das vom Blitz scharf umrissene Motiv gewissermaßen am Anfang der Bewegung steht.
Blitz auf den 2. Verschlussvorhang (Rear-Blitz)
Nach dem Öffnen des Verschlusses wird zunächst das vorhandene Licht eingefangen. Der Blitz wird erst kurz vor dem Ende der Belichtungszeit gezündet. Diese Technik ist nur mit abgestimmten Systemblitzen bzw. in die Kamera eingebauten Blitzen zuverlässig einsetzbar, da die Steuerelektronik die maximale Leuchtzeit des Blitzgeräts berücksichtigen muss (siehe dazu: Langzeitsynchronisation). Diese Technik ergibt bei bewegten Motiven meist eine natürlichere Darstellung.
Vorblitz
Als Vorblitz bezeichnet man in der Fotografie jede Zündung eines Blitzgerätes vor einer Bildaufnahme. Ein solcher Vorblitz kann unterschiedliche Aufgaben erfüllen:
Reduzierung des Rote-Augen-Effekts (Red-Eye-Reduction)
Ein Vorblitz soll den Rote-Augen-Effekt, der durch Aufnahmen mit Blitzlicht beim Fotografieren entsteht, verringern. Durch das vorweg gezündete Blitzlicht verengen sich die Pupillen des fotografierten Menschen oder Tieres und die roten Augen werden wesentlich unauffälliger. Häufig führt der Einsatz dieser Blitzfunktion jedoch stattdessen zu reflexhaftem Schließen der Augenlider. Mit Hilfe der elektronischen Bildbearbeitung lässt sich die deshalb oft zweifelhafte Wirkung besser nachträglich durch eine digitale Retusche ersetzen.
AF-Hilfslicht
Der Vorblitz kann auch als Hilfslicht für den Autofokus zur Scharfstellung eines Motivs bei schwierigen Lichtverhältnissen benutzt werden, wenn die Kamera über keine zusätzliche Hilfslampe verfügt oder die Hilfslicht-Messung eines externen Systemblitzgerätes nicht zur Verfügung steht. Hierzu werden während des Fokussiervorgangs relativ schwache stroboskopartige Blitze gezündet, die das Motiv kurz aufhellen. Nachteile dieser Methode sind der relativ hohe Stromverbrauch und die Irritation des Motives und der Zuschauer durch die langen grellen Stroboskopsalven.
TTL-Vorblitz
Bei modernen Kameras und Blitzgeräten wird im TTL-Messverfahren der Vorblitz zur besseren Abstimmung der Belichtung (Verhältnis zwischen Blitz- und Umgebungslicht) verwendet.
Diese Art des Vorblitzes wird so kurz vor dem eigentlichen Blitz ausgelöst, dass er oftmals gar nicht bemerkt wird. In der Portraitfotografie und der Tierfotografie kann es jedoch wie bei der Red Eye Reduction zum unerwünschten reflexartigen Schließen der Augenlider kommen. Dem ist nur durch Abschalten der TTL Automatik beizukommen, dies ist jedoch nicht bei allen Blitzgeräten und Fotoapparaten möglich. Auch ist bei optischen Servoblitzauslösern von Multiblitzanlagen (siehe Entfesselter Blitz) darauf zu achten, dass der Vorblitz abgestellt wird, da die Blitzanlage sonst auf den Vorblitz zünden würde und auf die eigentliche Aufnahme somit nicht reagiert.
Dieses Messverfahren mittels Vorblitz wurde mit der Einführung digitaler Kameras notwendig. Bei den bisherigen TTL-Messmethoden wurde das von der matten Filmoberfläche gestreut reflektierte Blitzlicht während der Aufnahme gemessen. Die Sensoren der Digitalkameras besitzen durch die spiegelnde Oberfläche jedoch sehr ungünstige Reflektionseigenschaften, so dass eine Messung je nach Motiv sehr ungenau werden kann. Üblicherweise wird bei der Vorblitzmessung das Blitzlicht von den Dauerlicht-Belichtungsmessern gemessen. Dieses Blitzverfahren wird von den Kameraherstellern jeweils anders benannt, Canon nennt es E-TTL, Nikon i- oder D-TTL. Eine exotische Variante misst das vom geschlossenen Verschlussvorhang reflektierte Licht.
Langsam-, Aufhell- oder Slow-Blitz
Diese Blitzmethode kann mit der Synchronisation auf den 1. Verschlussvorhang, oder auf den 2. Verschlussvorhang eingesetzt werden. Die Belichtung wird dabei vom gegebenen Umgebungslicht bestimmt, der Blitz dient in der Regel nur als Aufheller und beleuchtet das Hauptmotiv, dadurch werden starke Hell–Dunkelkontraste gemildert und es kommt zu einer besseren Schattendurchzeichnung bei der Aufnahme.
Der Aufhellblitz ist bei einer starken direkten Lichtquelle wie z.B. starkem Sonnenlicht nützlich, da sich dabei starke Schlagschatten zeigen und bei Gegenlicht verhindert er, dass der Vordergrund zu dunkel wird. Bei grauem und diesigem Wetter fügt er dem Vordergrund das notwendige Licht zu, damit die Farben klarer und reiner erscheinen.
Er kann aber auch zum Einfrieren einer Bewegung verwendet werden, um das bei langen Belichtungszeiten auftretende starke verwischen von bewegten Motiven zu reduzieren oder ganz zu verhindern.
Das Blitzgerät wird dabei oft mit reduzierter Leistung/Helligkeit eingesetzt, damit das vorhandene Licht zur Geltung kommt. Einige Blitzgeräte besitzen einen spezielle Aufhellreflektor für diese Aufgabe, der entweder einen Teil der Lichtes des Blitzgerätes umlenkt. Andererseits benötigt man im starken Sonnenlicht unter Umständen einen besonders leistungsstarken Blitz um überhaupt einen Effekt zu erzielen.
Moderne Automatikkameras erkennen meist selbsttätig die Notwendigkeit der Aufhellung mit Blitzlicht und zünden ein eingeschaltetes Blitzgerät automatisch, das dann typischerweise einen um -1 bis -2 EV (Exposure Value = Lichtwert, Belichtungswert) gegenüber der Allgemeinhelligkeit reduzierten Blitz zündet.
Bei manueller Steuerung ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Tages- und Blitzlicht anzustreben. Erste Versuche sollten mit einer Blitzintensität von –1 EV beginnen.
Beim Aufhellblitzen ist eine möglichst kurze Blitzsynchronzeit nötig, um bei der Wahl der Blendenzahl nicht eingeschränkt zu sein. Durch eine lange Synchronzeit wird man bei hellen Lichtverhältnissen zum Abblenden gezwungen, was sich wiederum negativ auf die Blitzreichweite auswirkt.
Stroboskop-Blitz
Der Ablauf entspricht wieder dem Blitzen auf den 1. Vorhang. Der Blitz wird aber während der Belichtungszeit wie ein Stroboskop mehrfach gezündet. Ein bewegtes Objekt in einem (fast) dunklen Raum oder zumindest dunklem Hintergrund wird dabei in mehreren Phasen belichtet und diese Phasen dadurch auf dem Bild festgehalten. Diese Methode kommt teilweise auch bei der Kurzzeitsynchronisation zum Einsatz.
Indirekter Blitz
Das Bouncing (korrekt: bounce flash bzw. bouncing flash, also "abprallender" oder "hüpfender Blitz") ist ein Begriff aus der Fotografie und meint im Englischen ganz allgemein das indirekte Blitzen etwa gegen die Decke (bzw. ein helle Fläche oder einen Aufhellschirm), was in der Regel zu einer wesentlich gleichmäßigeren und weicheren Ausleuchtung führt und Schlagschatten weitestgehend vermeidet oder zumindest mildert. Zudem werden unerwünschte Reflexionen und Spitzlichter etwa auf Brillengläsern vermieden.
Allerdings ist eine gewisse Grundleistungsfähigkeit des Blitzgerätes unbedingte Voraussetzung (hinreichend hohe Leitzahl), da durch den nicht unwesentlich verlängerten Weg des Lichtes und dessen Streuung an der gegebenenfalls recht weit entfernten Reflexionsfläche ein erheblicher Teil der Lichtmenge verloren gehen kann.
Bouncer
Statt eine Wand oder Decke anzublitzen, kann man auch Bouncer verwenden. Damit bezeichnet man in der Fotografie einen diffusen (opaken) Steck-Aufsatz für Blitzgeräte. Dieser fächert den Blitz auf, so dass er einen größeren Bereich abdeckt und das Licht weicher wird. Gängige Marketing-Bezeichnungen für solches Zubehör sind z.B. „Softbox“ oder „Diffusor“.
Auch winkelig direkt aufs Blitzgerät aufsteckbare oder anklebbare Reflexionsflächen nennt man Bouncer. Dergleichen kann natürlich von einigermaßen geübten Bastlern auch selbst angefertigt werden. Hier und da findet man auch den Begriff Bounceboard (was eigentlich Trampolin heißt), oft zusammenfaltbare und gegebenenfalls getönte (Goldfolie) Aufhellschirme unterschiedlicher Größe (bis hin zu Quadratmetern!), die freilich vorwiegend in der Tageslicht-/Outdoor-Fotografie eingesetzt werden, um z.B. das Sonnenlicht auf das Motiv - oder Teile davon - zu lenken.
Für Geräte ohne neig- und/oder schwenkbaren Blitz gibt es Blitzneiger. Allerdings entfällt hier meist auch die Möglichkeit des automatischen Blitzens, bei dem das Gerät die erforderliche Lichtmenge selbst berechnet (s. Computerblitz). Dies rührt daher, dass die Messzelle in diesem Fall nicht mehr auf das Motiv, sondern in Richtung der Reflexionsfläche weist (also z.B. der Decke) und somit eine drastische Unterbelichtung die Folge wäre.
Kombinationen des direkten und indirekten Blitzens
Höherwertige Elektronenblitzgeräte erlauben direktes und indirektes Blitzen gleichzeitig, da sie neben der schwenkbaren Hauptblitzröhre zusätzlich über einen meist starr eingebauten Aufhellblitz verfügen; durch die Kombination beider Methoden lassen sich auch diffizile Anforderungen an die Ausleuchtung bewältigen. So wird beispielsweise das zentrale Motiv – etwa eine Person im Vordergrund – kontrastreich ausgeleuchtet, während der Hintergrund durch den indirekten Hauptblitz an dessen Helligkeit angepasst wird und nicht, wie häufig auf Amateurfotos zu sehen, im Dunkeln „versackt“.
Freilich kann man dies auch durch den Einsatz mehrerer Blitzgeräte bewerkstelligen, wobei sich die Möglichkeiten noch potenzieren: etwa ein kleinerer direkter Blitz, ein indirekter Hauptblitz für die Gesamtausleuchtung der Szene und gegebenenfalls einen Spotblitz zur Hervorhebung eines bestimmten Motivteils, unter Umständen sogar farblich differenziert.
Entfesselter Blitz
Meist werden Blitzlichtgeräte dicht am oder auf dem Fotoapparat befestigt oder sind in die Kamera integriert. Durch die frontale Beleuchtung wirken Motive meist flach und unnatürlich. Darüber hinaus werden nahe Motivteile häufig überbelichtet, entferntere versacken in den Schatten und es tritt der berüchtigte Rote-Augen-Effekt ein. Vergrößert man den Abstand zwischen Fotoapparat und Blitzgerät, so erreicht man auf einfache Weise eine etwas natürlichere Ausleuchtung. Durch den Einsatz von mehreren Blitzgeräten mit oder ohne zusätzliche Reflektoren ist der Aufwand beliebig steigerbar, sind aber auch perfekte Ergebnisse möglich, denen man die Blitztechnik nicht ansieht.
Beim entfesselten Blitzen werden die entfernten Blitzgeräte heute meist nicht mehr durch Steuerkabel ausgelöst, die unhandlich sind und Stolperfallen darstellen. Stattdessen werden Tochterblitze eingesetzt, die z. B. durch den am Fotoapparat angeschlossenen Master-Blitz ausgelöst werden (siehe auch Entfesselter Blitz).
Für eine gezielte Lichtführung mit mehreren Blitzgeräten ist der Einsatz eines Blitzbelichtungsmessers sehr hilfreich, bei Studioblitzgeräten praktisch unverzichtbar.
Offenblitz
Offenblitz bezeichnet die – meist mehrfache – manuelle Auslösung eines Blitzgerätes bei fixierter Kamera (Stativ) und offen gehaltenem Kameraverschluss. Diese Technik bietet zweierlei Nutzen: Durch wiederholtes Auslösen kann die Maximalleistung eines Blitzgerätes vervielfacht werden: pro Blendenstufe Helligkeitsgewinn ist die Anzahl der Blitzauslösungen zu verdoppeln. Zweitens können Position, Richtung und Leistung des Blitzes zwischen den Auslösungen verändert werden, um so die Wirkung mehrerer Lichtquellen zu simulieren und eine akzentuierte oder schattenfreie Ausleuchtung zu erzielen.
Wegen des Zeitbedarfs eignet sich die Offenblitztechnik nur für statische Motive. Da der Kameraverschluss zwischen den Blitzauslösungen geöffnet bleibt und der Fotograf sich mitunter durch das Aufnahmefeld bewegen muss, ist ein möglichst geringes Umgebungslicht von Vorteil. Das verwendete Blitzgerät muss über eine manuelle Auslösemöglichkeit und möglichst auch über eine von der TTL-Steuerung der Kamera unabhängige Leistungsregelung verfügen.
Die Offenblitztechnik bietet sich besonders zur Ausleuchtung weiträumiger, verwinkelter, lichtloser Umgebungen mit minimalen Mitteln an und ist daher eine typische Technik beispielsweise in der Höhlenfotografie. In der Studiofotografie wird die Offenblitztechnik verwendet, wenn zur Erzielung größtmöglicher Schärfentiefe so stark abgeblendet wurde, dass die erforderliche Lichtmenge die Leistung der Blitzanlage übersteigt.
Literatur
- Philipp, Jürgen: Blitzpraxis analog und digital. Grundlagen der Beleuchtung. vfv Verlag, 2002. - ISBN 3-88955-132-7
Weblinks
- Blitztechniken (Foto-net.de)
- Jürgen Rautenberg, Indirekt Blitzen (Digitalkamera.de, 16. Dezember 2002)
Siehe auch
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