- Blohm & Voss Wiking
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Blohm & Voss BV 222 Typ: Flugboot Entwurfsland: Deutsches Reich Hersteller: Blohm & Voss Erstflug: 7. September 1940 Die Blohm & Voss BV 222 „Wiking“ war ein großes deutsches Flugboot des Zweiten Weltkriegs.
Inhaltsverzeichnis
Konstruktion
Das sechsmotorige Flugzeug ging aus einem Wunsch der Lufthansa vom September 1937 für ein ziviles Flugboot hervor, wurde aber aufgrund der Kriegslage schon bald zum militärischen Transportflugzeug umfunktioniert. Zu diesem Zweck wurde auf dem Rumpfrücken hinter dem Cockpit ein Geschützturm ergänzt. Zwei weitere Geschütztürme befanden sich auf den Tragflächen. Der Zugang erfolgte durch einen röhrenförmigen Flügelholm mit einem Meter Durchmesser. Auf gleichem Wege konnten Mechaniker während des Fluges zu den Dieselmotoren gelangen. Der Erstflug fand am 7. September 1940 statt.
Ursprünglich wurde die BV 222 mit Bramo 323 „Fafnir“ Sternmotoren angetrieben. Später wurden stattdessen sechs Jumo 207C Gegenkolbenmotoren eingesetzt. Die Verwendung von Dieselkraftstoff machte ein Auftanken von U-Booten aus möglich. Von der BV 222 C-13 wurde nur ein einziges Exemplar mit Jumo 205 C, später auch Jumo 205 D gebaut.
Das Flugboot hatte einen langen flachen Boden in der Kabine sowie eine große rechteckige Frachttür auf der rechten Rumpfseite hinter der Tragfläche. Wahrscheinlich wurden lediglich 13 Flugzeuge gebaut, darunter die Prototypen V1 bis V 8. Die Serienvarianten trugen die Bezeichnung C-09 bis C-13, wovon letzteres bei Kriegsende noch nicht fertiggestellt war.
Einsatz
Diverse Einsätze
Zu Kriegsbeginn wurden einige Flugzeuge zur Versorgung der Truppen in Nordafrika, insbesondere nach Tripolis eingesetzt. Weitere Flugzeuge der 1. (Fern/See) Aufklärungsgruppe 129 flogen von einer Salzwasserlagune bei Biscarosse im Golf von Biskaya aus ihre Einsätze. Dort wurden die V 3 und V 5 im Juni 1943 an ihrer Anlegestelle von De Havilland Mosquitos der RAF zerstört.
Die V 6 und V 8 wurden unabhängig voneinander über dem Mittelmeer abgeschossen. Die V 1 wurde bei einem Landeunfall beim Hafen von Piräus zerstört, die C-10 durch Nachtjäger der RAF gegen Ende 1943.
Nach der Invasion in der Normandie bildeten die verbliebenen BV 222 eine Einheit innerhalb des streng geheimen KG 200. Eine davon, die C-09, wurde an Ihrer Anlegestelle am Ostseehafen von Travemünde durch P-51 Mustang zerstört. Im späteren Kriegsverlauf wurden die V 7 und V 4 bei Travemünde bzw. Kiel-Holtenau versenkt.
Die V 2 und C-12 wurden nach dem Krieg bei Sørreisa in Norwegen erbeutet und nach Trondheim geflogen. Diese beiden Flugzeuge wurden auf Befehl von Hitlers Pilot Hans Bauer 1945 vorbereitet, um Hitler über Grönland nach Japan auszufliegen. Die Flugzeuge wurden noch vor Hitlers Tod vorbereitet, aber interessanterweise wurde diese Operation auch nachher noch fortgesetzt, wie entsprechende Befehle vom 1. Mai 1945 zeigen. Eine Kopie dieses Befehls an Oberstleutnant Lenschow, Kdr. K-Stelle, Fliegerhorst Travemünde existiert noch heute in archivierter Form. Der Navigator eines dieser Flugzeuge, Hauptmann Ernst König hat dies im Alter von 93 Jahren noch bestätigt. Zwei weitere Flugzeuge, die für diese Mission bestimmt waren, wurden an ihrer Anlegestelle in Deutschland zerstört (eine davon könnte die C-09 gewesen sein).
In einer deutschen Zeitung erschien ein Bericht, nach dem mindestens eine BV 222 als Lufthansa-Maschine markiert noch vor April 1944 über den Nordpol nach Sachalin, damals noch Teil des japanischen Territoriums, geflogen sei.
Mindestens einer BV 222 gelang Berichten zu Folge der Abschuss einer PB4Y Liberator des VB-105 (BuNo 63917). Diese Luftschlacht ereignete sich am 22. Oktober 1943. Seither wurde dieses Ereignis oft auch als Abschuss einer Avro Lancaster beschrieben.
Abholung des Wettertrupps „Schatzgräber“
Deutschland unterhielt während des Zweiten Weltkriegs vom August 1943 bis Juli 1944 eine geheime Wetterstation mit dem Tarnnamen „Schatzgräber“ auf Alexandraland im Archipel Franz-Joseph-Land. Anfang Juli 1944 landete dort eine Fw 200, um einen Arzt abzusetzen. Laut Befehl sollte der Arzt per Fallschirm abgesetzt werden, man entschied sich jedoch zur Landung auf dem unebenen Gelände, wobei das Fahrwerk beschädigt wurde. Daraufhin wurde eine BV 222, die V 2, mit Ersatzteilen beladen, die sie über Alexandraland abwarf. Die Reparatur der Fw 200 gelang, und sie konnte am 11. Juli mit der gesamten Besatzung der Wetterstation nach Norwegen zurückfliegen.
Verbleib
Die C-12 wurde vom RAF-Testpilot Eric Brown 1946 mit der britischen Kennung „VP501“ nach Calshot geflogen und 1947 verschrottet. Die V 2 trug 1946 kurzzeitig US-amerikanische Markierungen. Sie wurde später mit BV-222-Ersatzteilen von der Basis bei Ilsvika als Ballast beladen und versenkt. Dazu wurde sie auf eine Position zwischen Fagervika und der Mönchsinsel geschleppt, wo sie möglicherweise heute noch in gutem Erhaltungszustand liegen könnte. Es gibt bereits Pläne für eine Bergung.
Technische Daten
Grunddaten
- Besatzung: 16
- Transportkapazität: 92 Soldaten
- Länge: 37 m
- Spannweite: 46 m
- Höhe: 10.90 m
- Fläche: 255 m²
- Leergewicht: 30.650 kg
- Treibstoffkapazität: 18,333 kg
- Startgewicht: 49.000 kg
- Triebwerke: 6 × Jumo 207C Diesel-Gegenkolbenmotoren
Leistung
- Höchstgeschwindigkeit: 390 km/h
- Reisegeschwindigkeit: 257 km/h
- max. Flugdauer: 28 Stunden
- Reichweite: 6.095 km
- Gipfelhöhe: 7.300 m
- Steigrate: 2,50 m/s
Bewaffnung
Weblinks
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