Bodenseeschifffahrtspatent

Bodenseeschifffahrtspatent

Bodenseeschifferpatent ist die geläufige, in Deutschland auch offiziell verwendete Bezeichnung für die Berechtigung zum Führen eines patentpflichtigen Fahrzeuges auf dem Bodensee. In der Schweiz wird offiziell lediglich die Bezeichnung Schifferpatent verwendet, in Österreich mit dem Zusatz „für den Bodensee”. Patentpflichtig sind nach der von den drei Staaten gleichlautend erlassenen „Verordnung über die Schifffahrt auf dem Bodensee” Fahrzeuge mit Maschinenantrieb, deren Maschinenleistung 4,4 kW übersteigt, und Segelfahrzeuge mit mehr als 12 m² Segelfläche.

Das Bodenseeschifferpatent wird in Deutschland von den Ländern Baden-Württemberg und Bayern erteilt und kann prüfungsfrei in den amtlichen „Sportbootführerschein Binnen” umgeschrieben werden, der zum Befahren der Binnenwasserstraßen berechtigt.

In der Schweiz dagegen wird von den Kantonen ein für alle Schweizer Gewässer gültiger Schiffsführerausweis ausgestellt, der mit einem entsprechenden Eintrag („06”) auch als Schifferpatent auf dem Bodensee gilt.

Inhaltsverzeichnis

Kategorien

Das Schifferpatent wird in verschiedenen Kategorien erteilt:

  • Kategorie A: für Fahrzeuge mit Maschinenantrieb über 4,4 kW (6 PS), soweit sie nicht unter die Kategorien B und C fallen
  • Kategorie B: für Fahrgastschiffe
  • Kategorie C: für Güterschiffe sowie schwimmende Geräte mit eigenem Antrieb
  • Kategorie D: für Segelfahrzeuge mit einer Segelfläche über 12 m².

Der Führer eines Segelfahrzeuges mit einer Maschine von mehr als 4,4 kW Leistung muss Inhaber eines Patents der Kategorien A und D sein. Fahrgastschiffe, die für maximal 12 Personen zugelassen sind, können auch mit einem Schifferpatent der Kategorie A bzw. D geführt werden. Das Mindestalter hierfür ist 21 Jahre.

Voraussetzungen

Der Inhaber eines Patents muss folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Mindestalter:
    • Kategorie A: 18 Jahre
    • Kategorie B: 21 Jahre
    • Kategorie C: 21 Jahre
    • Kategorie D: 14 Jahre
  • Eignung zum Schiffsführer, wozu die körperliche und geistige Befähigung, insbesondere auch geeignetes Seh-, Hör- und Farbunterscheidungsvermögen, sowie die charakterliche Eignung zur Führung eines Schiffes zählen
  • Bestehen der praktischen und theoretischen Prüfung

Für den Erwerb des Patents der Kategorien B oder C wird außerdem der Nachweis von Fahrzeiten auf entsprechenden Fahrzeugen verlangt, davon ein bestimmter Anteil auf dem Bodensee.

Hochrhein

Zur Berechtigung der Führung von Fahrzeugen auf den Strecken des Hochrhein (von Stein am Rhein bis Schaffhausen) ist eine gesonderte theoretische und praktische Erweiterungsprüfung zum Bodenseeschifferpatent (Kategorie H) abzulegen.

Prüfungen

  • Deutschland: Die Prüfung zum Bodenseeschifferpatent muss vor dem Prüfungsausschuss bei einem der Landratsämter Konstanz, Bodenseekreis (Friedrichshafen) oder Lindau abgelegt werden. Hierzu muss sowohl eine theoretische Prüfung im Multiple-Choice-Verfahren als auch eine praktische Prüfung abgelegt werden. Besitzern des Sportbootführerscheins Binnen unter Segel oder des Sportküstenschifferscheins werden die praktische Segelprüfung und die Segelfragen der theoretischen Prüfung erlassen. Besitzern des Sportbootführerscheins Binnen unter Motor wird die praktische Motorbootprüfung erlassen. Umgekehrt können Inhaber eines Bodenseeschifferpatents ohne weitere Prüfung einen entsprechenden Sportbootführerschein Binnen (gegen geringes Entgelt) beantragen.
  • Österreich: In Österreich wird die Prüfung bei der Bezirkshauptmannschaft Bregenz abgelegt.

Inhaber eines amtlichen Befähigungsnachweises eines Bodensee-Uferstaates, das nicht auf dem Bodensee Gültigkeit besitzt, können einmal pro Jahr ein Ferienpatent für den Zeitraum von einem Monat beantragen. Eine Aufteilung in mehrere Termine ist nicht möglich.

Kritik

Die gängige Praxis, dass Besitzer des amtlichen Sportbootführerscheins Binnen der Bundesrepublik Deutschland zum Befahren des Bodensees entweder ein Ferienpatent (ohne zusätzliche Prüfung) gegen eine Gebühr erwerben müssen[1] oder die Theorieprüfung des Bodenseeschifferpatents ablegen müssen[2], ist umstritten. Denn ein Sportbootführer muss sich ohnehin auf jedem für ihn neuen Gewässer über die Eigenheiten und Sonderregeln des jeweiligen Reviers informieren. Die Regelungen des Bodensees weichen - abgesehen von wenigen Eigenheiten und Sonderregeln - nicht wesentlich von den Regeln auf europäischen Binnengewässern ab. Ein gemeinsamer amtlicher Sportbootführerschein Binnen könnte - wie in der Schweiz gehandhabt - auch auf dem Bodensee gelten, da der Sportbootführerschein selbst in anderen europäischen Ländern anerkannt wird.

Literatur

  • Schifferpatent für den Bodensee (Allgemeiner Teil) mit Fragen- und Antwortenkatalog; Hans-Joachim Pieper, IBN-Verlag (Internationale Bodensee & Boot Nachrichten), Balingen, ISBN 3-927936-37-5, 2002
  • Das Bodenseeschifferpatent A+D, Mit offiziellen Prüfungsfragen und Antworten; Heinz Overschmidt, Ramon Gliewe, Verlag Delius Klasing, Bielefeld, ISBN 3-7688-0686-3
  • Bodensee Navigationskarten, Maßstab 1:50.000, Karte I: Untersee, Überlinger See, Karte II: Obersee, Begleitheft mit Leuchtfeuer-Verzeichnis; IBN-Verlag (Internationale Bodensee & Boot Nachrichten), Balingen, ISBN 3-927936-50-2, 2004

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "Bodenseekreis Schifffahrtsamt: Ferienpatent"
  2. "Bodenseekreis Schifffahrtsamt: Anerkennung anderer Befähigungsnachweise"

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