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Hermann Bonnus (eigentlich: Hermann von Bunne(n), nach dem Ort Bunnen bei Löningen als Bonnus latinisiert, woher die Familie seines Vaters stammte, * 1504 in Quakenbrück; † 12. Februar 1548 in Lübeck) war ein evangelischer Reformator und erster Superintendent von Lübeck.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Bonnus studierte ab 1523 in Wittenberg, anschließend in Greifswald. Er wurde zunächst Prinzenerzieher in Kopenhagen und Gottorf und verfasste in dieser Zeit eine lateinisch-niederdeutsche Grammatik. Sodann wurde Lehrer an der Stadtschule in Treptow an der Rega, wo er Johannes Bugenhagen kennen lernte.
Nach Einführung der Reformation in der Hansestadt Lübeck 1531 wurde er durch Vermittlung Bugenhagens zum ersten Rektor der in den Räumen des Franziskanerklosters St. Katharinen neu gegründeten Lateinschule, des Katharineums, bestellt. Kurz darauf übertrug ihm der Rat der Stadt das neue Amt des „Superattendenten“ (Superintendenten) der Stadt Lübeck. In den Jahren 1532/33 war er an einer Übersetzung von Luthers Bibel ins Plattdeutsche beteiligt.
In den politischen Wirren der kommenden Jahre bis 1535 vertrat Bonnus gegenüber dem Rat und dem Bürgermeister Jürgen Wullenwever einen kritischen Standpunkt und stellte das Wächteramt der Kirche, vertreten durch das Geistliche Ministerium gegenüber den Politikern heraus. Bonnus förderte die Zusammenarbeit der Geistlichen Ministerien von Lübeck, Hamburg und Lüneburg im sogenannten Ministerium Tripolitanum und beschleunigte dadurch die Herausbildung eines lutherisch-konfessionellen Kirchenwesens in den norddeutschen Städten.
Im Jahre 1543 schuf Bonnus auf Bitten des Rates der Stadt Osnabrück und mit Einverständnis des Bischofs Franz von Waldeck eine reformatorische Kirchenordnung für die Stadt und das Hochstift Osnabrück mit Einschluss der Ämter Cloppenburg und Vechta. Deren Bevölkerung war so von 1543 bis 1613 in der 70-jährigen Phase der katholischerseits so genannten „Verblendung“ evangelisch, ab 1613 wieder katholisch. Die „Kerckenordnung vor de landkercken des stiftes Osenbrugge“ lehnte sich an die Stadtkirchenordnung an, war aber kein Auszug davon und trug den Titel: „Ordinatio magistri Hermanni Bonni... Exercitium quotidianum in sacris scripturis et psalmis cantandis pro ecclesiis collegiatis' ubi praedicatur evangelium, als dar is Quakenbrugge und anders mer. Anno 1543.“ Dort wurden auch der Gottesdienst und die Feiertage geregelt, von denen 13 Aposteltage blieben. Mariä Himmelfahrt entfiel als nicht schriftgemäß.[1]
Hermann Bonnus war ein Praktiker, der vielfältige Werke schuf: einen Katechismus, eine Bearbeitung des Rostocker Gesangbuchs, die ab 1545 als Gesangbuch der Lübecker Kirche verwendet wurde, die „Farrago“, eine Anthologie von Lebensbildern der Apostel, Heiligen und Märtyrer, eine Chronik und exegetische Vorlesungen. Sein Choral "Och wy armen sünder" ist bis heute durch das Evangelische Gesangbuch verbreitet.
Als er 1548 starb, hinterließ er seine schwangere Frau Katharina und die sechs Kinder unter der Obhut des Bürgermeisters Anton von Stiten. Sein Sohn Arnold wurde 1594 Lübecker Bürgermeister.
Gedächtnis
Bonnus vermachte seiner Geburtsstadt Quakenbrück seine Bibel mit handschriftlichen Eintragungen, die in der Stadt aufbewahrt wird.
2004 gedachte die Stadt Lübeck mit einer Ausstellung und Veranstaltungsreihe seines 500. Geburtstages.
2007 feierte die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Bersenbrück (Landkreis Osnabrück) den 100. Geburtstag ihrer Bonnus-Kirche, die ihren Namen von Hermann Bonnus hat.
Literatur
- Petra Sawidis: Hermann Bonnus. Superintendent von Lübeck (1504-1548). Sein kirchenpolitisch-organisatorisches Wirken und sein praktisch-theologisches Schrifttum., Schmidt-Römhild, Lübeck, 1992 (Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck R.B. Bd. 20), ISBN 3-7950-0458-6
- Heide Stratenwerth: Die Reformation in der Stadt Osnabrück, F. Steiner, 1971
- Dietrich Wölfel: Bonnus, Hermann In: Wolfgang Herbst (Hg.): Wer ist wer im Gesangbuch? Heidelberg, Vandenhoeck & Ruprecht, 2001, S. 49-50, ISBN 3-525-50323-7
- Bernhard Spiegel: Hermann Bonnus: Erster Superintendent von Lübeck und Reformator von Osnabrück. 1864 Rossberg'sche Buchhandlung
- Heinrich Heppe: Bonnus, Hermann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 133.
- Gustav Kawerau: Bonnus, Hermann. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 3, Hinrichs, Leipzig 1897, S. 313–314.
- Olof Ahlers: Bonnus, Hermann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 448.
- Walther Killy: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache (15 Bände). Gütersloh, München: Bertelsmann-Lexikon-Verl., 1988-1991 (CD-ROM: Berlin 1998, ISBN 3-932544-13-7). Bd. 2, S. 108
Einzelnachweise
Weblinks
- Literatur von und über Hermann Bonnus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bonnus-Biographie auf der Seite der Kirchengemeinde Quakenbrück
- Hermann Bonnus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
Vorgänger
(Einführung der Kirchenordnung 1531)
Superintendent der Lübecker Kirche
1532–1548Nachfolger
Personendaten NAME Bonnus, Hermann KURZBESCHREIBUNG evangelischer Reformator GEBURTSDATUM 1504 GEBURTSORT Quakenbrück STERBEDATUM 12. Februar 1548 STERBEORT Lübeck
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