Boreš z Rýzmburka

Boreš z Rýzmburka

Boreš z Rýzmburka (deutsch Bores von Riesenburg auch Boresch von Ossegg sowie Bohuslav II. von Riesenburg) (* etwa 1210 bis 1215; † 1277) war ein böhmischer Adliger und Politiker.

Eine der bekanntesten Persönlichkeiten dieses Geschlechts von Riesenburg war Boresch, der dem Geschlecht Hrabischitz abstammte, dessen Geschichte bis in das elfte Jahrhundert reicht. Der gesellschaftliche Aufstieg der Adelsfamilie veranlasste sie, 1240-1250 zwei Kilometer nordöstlich von Alt-Ossegg die Burg Riesenburg (tschechisch Rýzmburk, heute auch Burg Osek genannt) zu erbauen und zu erweitern.

Inhaltsverzeichnis

Jugend

In seiner Jugend genoss er wohl eine gute Ausbildung. Man kann davon ausgehen, dass ihm diese im Kloster Osek zukam. Außerdem beherrschte er mehrere Sprachen. Neben tschechisch, war es höchstwahrscheinlich Latein und Deutsch, dass er von den Waldsassener Mönchen aber auch auf dem Hof des Königs in Prag erlernte. Hier begegnete er auch der Ritterkultur, der Poesie, dem Minnesang und den ersten Ansätzen gotischer Architektur und Kunst.

Er bewegte sich in seiner Jugend oft, bedingt durch Kontakte zum Hof und der Nähe zu Sachsen in der deutschen Gesellschaft und übernahm, die damals als modern geltende deutsche Bezeichnungen, auch für seine Burgen Riesenburg, Borschenstein in Böhmen, Burg Rechenberg, im Pleißenland (?) und Hochstein in Mähren.

Politische Laufbahn

Boresch übernahm nach dem Tod seines Vaters Bohuslav I. von Hrabischitz im Alter von etwa 30 Jahren die Verwaltung des Familienvermögens. In der ersten Zeit seiner Herrschaft war er vermutlich nicht am Hof des Königs tätig, da er in wichtigen Dokumenten nicht geführt wurde. Erst am 26. Januar 1246 wurde er beim österreichischen Chronisten Heinrich von Haimburg erwähnt. Beim Heereszug des Königs Wenzel wurde die mährische Einheit von der Armee des österreichischen Herzogs Friedrich unter Führung von Ulrich von Kärnten südlich von Laa an der Thaya überrascht. Zahlreiche Adlige wurden festgenommen, darunter auch Boresch.

Als die Adligen, angeführt vom Thronfolger Přemysl, einen Aufstand probten, gelang es 1249 dem Hrabischitzer, die Aufständischen bei Brüx zu schlagen und zu Verhandlungen mit dem König zu zwingen. Er wurde vom Wenzel reich belohnt, zum Hofmarschall und zum königlichen Kämmerer ernannt. In dieser Zeit benutzt er auch das erste Mal das Prädikat von Riesenburg. Bis zum Tod Wenzels gehörte er zu einem der führenden Adeligen der böhmischen Krone.

Přemysl rächte sich nach der Machtübernahme mit der Plünderung seines Klosters. Am 25. Januar 1254 wurde Boresch auf Geheiß des Königs gefangen genommen und in Prag inhaftiert. Als Grund wird von Historikern vermutet, dass Boresch durch seine Dienste für den verstorbenen König mit zahlreichen Privilegien ausgestattet und zu mächtig geworden war. Der junge, ambitionierte König, der am Anfang seiner Herrschaft einige Misserfolge hinnehmen musste und dessen Selbstbewusstsein dadurch getrübt worden war, sah in ihm einen inneren Feind. Ottokar wollte mit dieser Inhaftierung seine Macht demonstrieren. Auf der anderen Seite war Boresch ein guter Heerführer und ein Mäzen der Kirche. 1244/1245 war wohl die Haft beendet, denn Boresch nahm am Kreuzzug des Königs nach Polen teil.

Zur gleichen Zeit begann der Bau der Burg Rýzmburk in Nordböhmen. Boresch taucht auch längere Zeit nicht in den Annalen der Prager Herrscher auf. Vermutlich kümmerte er sich in dieser Zeit um eigene Ländereien, die sich inzwischen von Sayda bis in die Gegend der Weißen Karpaten ausdehnten.

1260 nahm Boresch erfolgreich an der Schlacht bei Kressenbrunn, teil, wie Dalimil in seiner Chronik beschreibt. Mit seinem Heer soll er direkt das Lager der Ungarn angegriffen haben, was schließlich zum endgültigen Sieg führte. Bei dieser Gelegenheit soll er neben anderen Schätzen auch den sagenumwobenen Finger Johannes des Täufers, den der ungarische König immer mit sich geführt hatte, gefunden haben. Nach Dalimil überführte er ihn nach Ossegg und schenkte ihn dem dortigen Kloster. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist diese Reliquie verschwunden.

In den Folgejahren vermehrte Boresch sein Vermögen, erhielt Lehen, kaufte Ländereien in Mährisch Trübau, wo er als Gründer des Augustiner-Konvents Corona Santae Mariae (deutsch Marienkron) auftrat und dem Kloster das Dorf Tatenice schenkte.

1271 gehörte Boresch zu den Unterzeichnern des Friedensabkommens König Ottokars mit dem ungarischen König Stephan. In den Folgejahren trübte sich das Verhältnis zwischen dem König und Boresch wieder. Nach der Neplachova kronika soll der König sogar seine Ländereien beschlagnahmt haben. Auch Boresch vergaß wohl nicht die Erniedrigung durch den böhmischen Herrscher. 1274 schrieb Cosmas von Prag in seiner Chronik: "...der edle Herr Boresch rückte vom König fort, verlor die Zuneigung des Königs ohne Schuld, da seine Feinde den König falsch unterrichteten..."

Hinzu kam, dass auch die internationale Situation sich verschlechterte. Přemysl stand zwischen dem neu gewählten habsburgischen Kaiser Rudolf und einer wachsenden Opposition sowohl in Österreich wie auch in Böhmen. 1276 kam es zum offenen Aufstand der böhmischen Adligen, die Habsburger marschierten in Österreich ein. In Steiermark und Kärnten, welche der böhmischen Krone gehörten, rebellierten die Untertanen. Die böhmischen Adeligen wurden, nach Aufzeichnungen des Heinrich von Heimburg, neben den Witigonen auch von Boresch angeführt.

Přemysl Ottokar II. wurde durch die Situation gezwungen, sich mit dem Habsburger zu versöhnen. Er verlor dadurch Einnahmen aus seinen außerböhmischen Territorien und sein königliches Erbrecht wurde auf Böhmen beschränkt. Der Frieden hielt nicht lange. 1277 kam es zu neuen Kämpfen, in denen sich die böhmischen Anhänger der Habsburger Rudolf anschlossen. Přemysl nahm Neuhaus ein und konnte noch weitere Siege in Nordböhmen für sich verbuchen. Es kam zu einem weiteren Friedensvertrag, in dem er sich verpflichten musste, nicht gegen die Aufständischen vorzugehen. Kurz darauf flammten die Kämpfe wieder auf, die Witigonen beschwerten sich beim Kaiser, der König halte die Bedingungen nicht ein. Auf ein Schreiben des Kaisers verbat sich Ottokar die Einmischung in innere Angelegenheiten und statuierte ein Exempel. Boresch, der inzwischen siebzigjährige Anhänger des Adelsaufstandes wurde inhaftiert und vor das Landesgericht gestellt. Vor dem 10. Januar 1278 muss Boresch gestorben sein, wobei die Todesursache nicht bekannt ist. Mit dem zu diesem Datum erstellten Vertrag schenkte der König der Stadt Ungarisch Brod alle Ländereien im Eigentum des Hrabischitzer.

Bohuslav II., dem der Kaiser nach dem Tode seines Vaters seine Gunst bezeugte, hatte Boresch große Teile Nordböhmens, vom legendären Staditz bis Petschau, Teile von Meißen und Teile Mährens hinterlassen.

Boresch und seine Zeit

Während der Herrschaft des Hrabischitzer erreichte die Kolonialisierung Böhmens ihren Höhepunkt und griff auch auf Mähren über. Es entstanden deutsche Siedlungen, in denen sich Holzfäller, Handwerker, Bergleute und Landwirte niederließen. Viele kleine Städte und Dörfer stellten Vögte und Burgkastellane, so auch in den Ländereien der Hrabischitzer bei Mährische Triebe.

Boresch selbst konnte eine Soldatengruppe sein Eigen nennen, die ihn auf seinen Reisen begleitete. Er hielt sich auch einen Hof, mit dem er an gesellschaftlichen Anlässen teilnahm. Er war, wenn man seine politische Rolle, die er gespielt hatte, betrachtet, auch stolz auf seine Herkunft und die Leistungen, die seine Ahnen für das Land erbracht hatten.

Familienverhältnisse

Boresch war mit Richardis verheiratet, die vermutlich aus Deutschland kam. Boresch hatte einen oder zwei Söhne. 1264 wird einmalig Slauko IV. aufgeführt. Einige Historiker vermuten jedoch, dass er identisch ist mit Bohuslav II., erstmalig erwähnt 1278.

Quellen

Ottův slovník naučný
František Palacký: Archiv český
Tomáš Velímský: Hrabišici páni z Rýzmburka
Kronika tak řečeného Dalimila (editor Bláhová M.)

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