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Roger Borniche (* 7. Juni 1919 in Vineuil-Saint Firmin, Dept. Oise) ist ein französischer Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Roger Borniche, der ursprünglich Chanson-Sänger werden wollte, ging während der deutschen Besetzung Frankreichs nicht in die Résistance, sondern meldete sich zur Polizei, wo er als Inspektor der Sûreté Nationale 567 gesuchte Schwerverbrecher festnahm[1]. Borniche verstand es geschickt, Erfolge für sich zu reklamieren und arbeitete gut mit den Medien zusammen. Dennoch gilt er als Polizist, der mit außergewöhnlichen Methoden zu großen Erfolgen kam und wurde mit der Médaille d’Honneur de la Police und der Médaille des Actes de Courage à titre exceptionnel ausgezeichnet. Dies scheint seiner Karriere aber nicht unbedingt förderlich gewesen zu sein, die anscheinend Neider auf den Plan rief und schließlich unter unklaren Umständen zu Ende ging[2].
Nach seinem Ausscheiden aus dem Polizei-Dienst 1956 erhielt Roger Borniche eine staatliche Lizenz als Privatdetektiv und eröffnete in Paris eine Agentur, die sich auf die Aufklärung von Versicherungsbetrug spezialisierte und bis heute existiert[3].
Seit Anfang der 1970er Jahre veröffentlichte er zahlreiche Kriminalromane, die zumeist Fälle aus seiner eigenen Berufspraxis wiedergaben. Er erhob dabei jedoch nicht den Anspruch, Dokumentationen oder Tatsachenberichte zu liefern, sondern bezeichnete seine Werke vielmehr als Kriminalromane und machte in seinen Vorworten entsprechende Rechtsvorbehalte bezüglich Personen und Namen[4]. Dennoch kam es zu heftigen Reaktionen ehemaliger Kollegen und Vorgesetzter, die Borniche Eitelkeit und Prahlerei vorwarfen. Er beanspruche die Fahndungserfolge von Teams unberechtigterweise ausschließlich für sich[5].
Wegen des großen Erfolgs seiner Bücher zog Roger Borniche sich 1975 von seiner bisherigen Tätigkeit zurück und übergab die Leitung der Agentur seinem Sohn Christian. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, einige davon auch verfilmt. Borniche übersiedelte in die USA und widmete sich nur noch seinen schriftstellerischen Aktivitäten[6]. 2003 lebte er mit seiner Frau in West Hollywood, CA [7].
Werke
Die Bücher, die in deutscher Übersetzung vorliegen, thematisieren in realistischer und ironisch-distanzierter Sprache u.a. Schwarzmarkt, Kollaboration (französische Miliz) und Résistance im von Deutschland besetzten Frankreich, die Situation im Frankreich der IV.Republik (1946-1958) mit Kriegsgewinnlern, Korruption, Wohnungselend, Bandenkriminalität und einem Polizeiapparat, der durch politische Säuberungen und Intrigen geschwächt ist. Held ist der ehrgeizige junge Inspektor Borniche, der sich außer mit Gangstern mit der Bürokratie, den Rivalitäten zwischen den verschiedenen Polizeiapparaten und seinen karriereversessenen Vorgesetzten auch noch mit den Widrigkeiten des Alltags (langen Arbeitszeiten, stunden- und tagelangen oft erfolglosen Observationen bei schlechtem Wetter, schlechten Wohnbedingungen, niedrigem Gehalt, Vorbereitungen auf Prüfungen) herumzuschlagen hat. Er verabscheut die oft brutalen Methoden seiner Kollegen, trägt nie eine Waffe und setzt mehr auf seine Intuition, auf seine Informanten und das in den Archiven der Polizei vorhandene Wissen über die Unterwelt. Mit diesen Mitteln gelingen ihm spektakuläre Verhaftungen.
1975 Flic Story (deutsch: Duell in sechs Runden; Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 1977, ISBN 3596218837) 1975 Le Gang (deutsch: Elf Uhr nachts; Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 1976, ISBN 359628354X) 1976 Le Play-boy (deutsch: Tatort Côte d’Azur; Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 1981, ISBN 3596226198) 1977 L'Indic (deutsch: Der Spitzel; Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 1980, ISBN 3596283825) 1977 René la Canne (deutsch: Schach und Matt; Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 1989, ISBN 3-596-28355-8) 1978 L'Archange (deutsch: Der Erzengel; Heyne-Verlag, München 1984, ISBN 3453105176) 1980 Le Gringo (deutsch: Der Gringo; Heyne-Verlag, München 1984, ISBN 345310546X) 1981 Le Maltais (deutsch: Der Malteser; Heyne-Verlag, München 1985, ISBN 3453106105) 1981 Le Ricain (deutsch: Der Amerikaner; Heyne-Verlag, München 1984, ISBN 345310482X) 1982 Le Tigre (deutsch: Der Tiger; Heyne-Verlag, München 1985, ISBN 3453106962) 1983 Le Boss (deutsch: Der Boss; Heyne-Verlag, München 1985, ISBN 3453107284) 1985 Vol d'un nid de bijoux 1986 L'Affaire de la môme Moineau 1987 Le Coréen 1989 La cible 1990 Kidnapping 1991 Frenchie : Un Français au cœur de la filière californienne 1996 Le privé 1998 Homicide boulevard : Los Angeles 1999 Dossiers très privés (nouvelles) Verfilmungen
1975: Flic Story - Duell in sechs Runden (Flic Story) (Regie: Jacques Deray; Hauptrollen: Alain Delon, Jean-Louis Trintignant) 1976: Die Gang (Le Gang) (Regie: Jacques Deray; Hauptrolle: Alain Delon) 1977: Die wilden Mahlzeiten (René la canne) (Regie: Francis Girod; Hauptrollen: Gérard Depardieu; Sylvia Kristel; Michel Piccoli) 1983: Der Spitzel (L'Indic) (Regie: Serge Leroy; Hauptrollen: Daniel Auteuil, Thierry L'Hermite) Weblinks
- Literatur von und über Roger Borniche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Roger Borniche in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Gang des Tractions Avant: Bandenkriminalität im Frankreich der Nachkriegszeit auf Wikipedia (französisch)
- Flic Story: Film-Info auf Wikipedia (englisch)
PND: Datensatz zu Roger Borniche bei der DNB – keine Treffer 6. April 2008 Einzelnachweise
- ↑ lt. Borniches Angaben bei: Mikael Jehanno: Roger Borniche. Flic Story (französisch/englisch) in: Savoir. French-American Magazine; N°7 zuletzt am 25.3.2008; in dem Artikel finden sich auch einige Photographien von Borniche
- ↑ Roger Borniche, un flic de roman in: POLICEtcetera. Le blog de georges moréas (französisch) Stand 24.3.2008. Georges Moréas ist ein ehemaliger Polizeikommissar und Antigangspezialist, der inzwischen als Schriftsteller und Drehbuchautor arbeitet; s. Wikipedia (französisch)
- ↑ Cabinet Borniche au service de la Preuve (französisch) Stand 24.3.2008
- ↑ z.B. in "Der Spitzel" (1980), "Tatort Côte d’Azur" (1981) oder "Schach und Matt" (1989)
- ↑ z.B. Charles Chenevier (1901-1983): La grande maison, Presses de la Cité, 1976 ISBN 2258001579 (französisch). Chenevier, ein früherer Vorgesetzter Borniches, widmete in seinem Buch seinem ehemaligen Mitarbeiter ein ganzes Kapitel voller Vorwürfe, die bis zu sehr persönlichen Angriffen gehen; s. dazu auch Buchbesprechung (französisch) und François Masclanis: Une approche de la culture policière à travers les écrits de policiers (französisch), Politikwissenschaftliche Dissertation, Universität Toulouse 2004; Stand 25.3.2008
- ↑ Historique du Cabinet Borniche (französisch) Stand 24.3.2008
- ↑ Liste de l´union des Francais de l´étranger (französisch) Stand 24.3.2008
Personendaten NAME Borniche, Roger KURZBESCHREIBUNG französischer Schriftsteller GEBURTSDATUM 7. Juni 1919 GEBURTSORT Vineuil-Saint Firmin, Dept. Oise
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