Botschaft der USA in Berlin

Botschaft der USA in Berlin
Die neue US-Botschaft am Pariser Platz
Gebäudeseite an der Ebertstraße

Die Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in Berlin ist der Sitz der diplomatischen Vertretung der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) in Deutschland. Sie befindet sich in einem Neubau am Pariser Platz nur wenige Meter vom Brandenburger Tor entfernt und wurde am 4. Juli 2008 im Beisein des früheren US-Präsidenten George H. W. Bush und der Bundeskanzlerin Angela Merkel offiziell eröffnet, nachdem die Mitarbeiter bereits Ende Mai 2008 ihre Arbeit im neuen Gebäude aufgenommen hatten. Zuvor befand sich die Botschaft in einem Gebäude in der Neustädtischen Kirchstraße 4/5 in Berlin-Mitte.

Bis zum 5. Dezember 2008 war William Robert Timken jr. Botschafter. Zurzeit ist das Amt nicht besetzt. Geschäftsträger ad interim ist John Koenig.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Botschaftsgebäude in der Bendlerstraße, 1928

1797–1939: Wechselnde Botschaftsstandorte

1797 wurde mit John Quincy Adams, dem späteren sechsten Präsidenten der USA, der erste Botschafter der USA in die damalige preußische Hauptstadt Berlin entsandt. Der Standort der Botschaft änderte sich in der folgenden Zeit mehrfach, da die Räumlichkeiten jeweils immer nur gemietet wurden. Der letzte gemietete Botschaftsstandort war in der Bendlerstraße 39 (heutige Stauffenbergstraße) in Tiergarten.

1939–1941: Im Palais Blücher

Amerikanische Botschaft 1932
Amerikanische Botschaft 1930

Seit 1924 interessierten sich die USA für ein eigenes Botschaftsgebäude in Berlin und unterschrieben 1930 einen Vorvertrag zum Kauf des Palais Blücher am Pariser Platz 2. Ein Feuer zerstörte dieses jedoch am 15. April 1931 noch vor dem endgültigen Kauf. Der Kauf kam kurze Zeit später dennoch für 1,8 Millionen US-Dollar zustande. Allerdings verzögerte sich der Wiederaufbau des Gebäudes um mehrere Jahre. Gründe dafür waren zum einen die Finanzknappheit der amerikanischen Regierung seit der Wirtschaftskrise 1929 und zum anderen, was der gewichtigere Grund war, die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und die Abneigung Roosevelts und des neuen Botschafters diesen gegenüber. Roosevelt wählte mit William Edward Dodd als Botschafter einen Kenner Deutschlands aus (Dodd hatte in Leipzig studiert). Dodd mochte Hitler nicht, vermied gemeinsame Diners und lehnte es selbst zu den Olympischen Sommerspielen 1936 ab, das an so prominenter Stelle gelegene Palais Blücher instandzusetzen, um Hitler damit zu ärgern. [1]

Als Albert Speer 1938 seine Pläne zum Umbau Berlins vorstellte und sich abzeichnete, dass der Botschaftsstandort an der Bendlerstraße aufgegeben werden müsse, ließ Dodds Nachfolger, Hugh Robert Wilson, das Palais Blücher instandsetzen.

Ruine der Botschaft 1957

Vom 1. April 1939 an nutzte man es als Botschaft, allerdings ohne einen offiziellen Botschafter. Wilson wurde von Roosevelt am 16. November 1938 aus Protest gegen die Novemberpogrome vom 9. November zurückbeordert. Neben den beiden Wilson nachfolgenden Geschäftsträgern (Chargé d'Affaires) Alexander C. Kirk und Leland B. Morris arbeitete auch der später sehr bedeutende Historiker und Diplomat George F. Kennan als Legationssekretär in der Botschaft.

Mit Kriegsbeginn am 1. September 1939 wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und dem Deutschen Reich nicht eingestellt. Am 11. Dezember 1941, vier Tage nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor, erklärte das Deutsche Reich den USA den Krieg. Die Botschaft wurde geschlossen und das Botschaftspersonal für fünfeinhalb Monate in einem ehemaligen Hotel in Bad Nauheim interniert.

Während des Krieges verwaltete die Botschaft der neutralen Schweiz das US-Botschaftsgebäude. Das im Krieg schwer zerstörte Palais Blücher befand sich nach der Aufteilung Berlins in eine Viersektorenstadt in der Sperrzone zwischen Ost- und West-Berlin und wurde im April 1957 von der DDR abgerissen.

1977–2008: Im ehemaligen „Warenhaus für Armee und Marine“

ehemaliger Botschaftsstandort in der Neustädtischen Kirchstraße, erbaut 1886/87 von den Architekten Von der Hude & Hennicke

Nach dem Krieg befand sich in West-Berlin in der Clayallee in Dahlem eine Vertretung der USA, die Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland war in Bonn.

Die Botschaft der USA bei der DDR (nicht: Botschaft der USA in der DDR wegen des Viermächtestatus ganz Berlins) befand sich seit 1977 in der Neustädtischen Kirchstraße 4-5 im Gebäude des ehemaligen Warenhauses für Armee und Marine, seit 1935 das Haus des Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertages.[2]

Nach der Wende wurden die Botschaft in Mitte und die Vertretung in Dahlem zur „Außenstelle der Amerikanischen Botschaft in Berlin“ zusammengefasst; die US-Botschaft befand sich weiterhin in Bonn.

Seit dem Umzug der deutschen Bundesregierung nach Berlin am 7. Juli 1999 wurde das Gebäude in der Neustädtischen Kirchstraße zum offiziellen Sitz der US-Botschaft in Deutschland. Die Unterbringung dort war jedoch nur eine Übergangslösung bis zum Umzug in den Botschaftsneubau am Pariser Platz. Die umfangreichen Absperrungen um das Gebäude wurden im September 2008 vollständig entfernt und die Straße ist nun wieder für den Durchgangsverkehr geöffnet.

Die Bundesregierung möchte das Gebäude der Tschechischen Republik übertragen und dafür im Gegenzug das Palais Lobkowicz in Prag übernehmen.[3]

Seit 2008: Neues Botschaftsgebäude am Pariser Platz

Botschaftsbau im Oktober 2005
Eingangsbereich des neuen Botschaftsgebäudes

Das Gelände des früheren Palais Blücher am Pariser Platz 2 ging nach der Wiedervereinigung 1990 wieder in den Besitz der USA über. 1992 wurde der Neubau der Botschaft an dieser Stelle beschlossen. 1993 wurde auf dem Gelände eine Tafel aufgestellt, die die Errichtung einer neuen US-Botschaft auf diesem Grundstück ankündigte.

Der Entwurf aus dem Jahr 1996 stammt vom US-amerikanischen Architekturbüro Moore Ruble Yudell. Der Baubeginn verzögerte sich mehrere Jahre, da der Plan mehrfach überarbeitet werden musste. Schwierigkeiten bereiteten dabei die Vereinbarung der Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten mit dem Berliner Interesse, den Pariser Platz in seiner Gänze frei zugänglich zu belassen. Hintergrund für das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis der Amerikaner waren die Terroranschläge auf die US-Botschaften in Tansania und Kenia am 7. August 1998 sowie die Anschläge am 11. September 2001. Für die 25 Meter breite Sicherheitszone an der Behrenstraße wurde diese für 1,8 Millionen Euro verschwenkt, woran sich die USA mit 1,5 Millionen Euro beteiligten. Des Weiteren wurden versenkbare Betonpoller rund um das Gebäude errichtet, um Fahrzeuge auf Abstand zum Gebäude zu halten.

Am 6. Oktober 2004 fand der erste Spatenstich durch den damaligen Botschafter Daniel Coats, den damaligen deutschen Innenminister Otto Schily und Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit statt. Richtfest konnte am 10. Oktober 2006 gefeiert werden. Das Gebäude ist viereinhalb Stockwerke hoch und soll sich architektonisch an den umgebenden Gebäuden orientieren. Es füllte die letzte Bebauungslücke am Pariser Platz. Die offizielle Eröffnung fand am 4. Juli 2008 statt, dem amerikanischen Nationalfeiertag. Für den Bau waren ursprünglich 180 Millionen US-Dollar geplant, der US-Kongress drückte jedoch die verfügbare Summe auf 120 Millionen US-Dollar (rund 95 Millionen Euro).[4]

In den deutschen Medien stieß der Bau auf Ablehnung bis hin zu Entsetzen[5], bemängelt wurde vor allem der „Festungs“-Charakter sowie die „Banalität“ der Fassade.[6][7][8]

Obwohl das neue Botschaftsgebäude am Pariser Platz offiziell erst am 4. Juli 2008 im Beisein des früheren US-Präsidenten George Bush senior feierlich eröffnet wurde, ist es bereits Ende Mai 2008 von den Diplomaten bezogen worden.[9][10]

Literatur

  • Jane C. Loeffler: The Architecture of Diplomacy: Building America’s Embassies. Princeton Architectural Press 1998. ISBN 978-1568981383

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Michael S. Cullen, Christian van Lessen: Die letzte Lücke am Pariser Platz ist geschlossen. In: Tagesspiegel. 9. Oktober 2006. Abgerufen am 13. Oktober 2006.
  2. Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste zum Gebäude Neustädtische Kirchstraße 4-5
  3. Ulrich Paul: „Tausche US-Vertretung gegen Genscher-Balkon“ In: Berliner Zeitung vom 25.3.2009
  4. Peter Neumann: Mit „Bratwörst“ und „Pretzels“. In: Berliner Zeitung. 11. Oktober 2006. Abgerufen am 12. Oktober 2006.
  5. Bernhard Schulz: US-Botschaft. Die versteckte Festung. In: Der Tagesspiegel vom 26. Mai 2008
  6. Hässlich aber sicher – die neue US-Botschaft, Die Welt, 23. Mai 2008, von Hans Stimmann
  7. Sicherheit vor Freiheit. Martin Kröger findet die US-Botschaft abweisend, Neues Deutschland, 26. Mai 2008
  8. Provinztankstelle oder Flughafenhotel? ZDF aspekte, 30. Mai 2008
  9. vgl. Neue US-Botschaft in Berlin eröffnet bei tagesschau.de, 4. Juli 2008 (aufgerufen am 4. Juli 2008)
  10. Provinztankstelle oder Flughafenhotel? ZDF aspekte, 30. Mai 2008

52.51527777777813.3783333333337Koordinaten: 52° 30′ 55″ N, 13° 22′ 42″ O


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