- Bovarysme
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Bovarysme ist ein Motiv der französischen Literatur und wurde nach der Titelheldin des Romans Madame Bovary. Moeurs de province (1857) von Gustave Flaubert genannt.
Nach dem Roman prägte der französische Philosoph Jules de Gaultier (1858-1942) den Terminus bovarysme, der exemplarische Bedeutung erhielt: Mme Bovary krankte an einer exaltierten Einbildungskraft, die nicht zuletzt durch klandestine Romanlektüre induziert wurde und dazu führte, dass sie den Alltag in ihren kleinbourgeoisen und provinziellen Verhältnissen nicht mehr bewältigte. Mme Bovary beging nach verschiedenen Ausbruchversuchen aus ihrem unausgefüllten Dasein (Eskapismus) schließlich Selbstmord.
Roger Grenier zeigt an einer in die Gegenwart transponierten Variante (Normandie, in "La Nouvelle Revue française", Februar 1988, No. 421), dass der Bovarysme an Aktualität nicht eingebüßt hat.
Literatur
- J. de Gaulthier: Le Bovarysme. La psychologie dans l'œuvre de Flaubert, Paris 1892
- B. Klinger: Emma Bovary und ihre Schwestern. Die unverstandene Frau. Variationen eines literarischen Typus von Balzac bis Thomas Mann, Rheinbach 1986
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