Breitband-Zugang

Breitband-Zugang

Ein Breitband-Internetzugang (auch Breitbandzugang, Breitbandanschluss) ist ein Zugang zum Internet mit verhältnismäßig hoher Datenübertragungsrate von einem Vielfachen der Geschwindigkeit älterer Zugangstechniken wie der Telefonmodem- oder ISDN-Einwahl, die im Unterschied als Schmalbandtechniken bezeichnet werden.

In vielen Gebieten findet in den frühen 2000er Jahren ein starkes Wachstum des Marktes für Breitbandzugänge statt.

Schnelle Internetanbindung für Privatkunden bietet z. B. der staatliche Telefonbetreiber Nippon Telegraph and Telephone (NTT) in Japan an. Das dabei verwendete FTTH-System ermöglicht eine Datenübertragungsrate von 100 Mbit/s. Es werden zur Zeit Tests mit Glasfasern durchgeführt, mit denen sogar 1 Gbit/s möglich sein wird. Dies ist ungefähr ein Zehntel der Datenübertragungsrate der derzeitigen interkontinentalen Backboneverbindungen. Hier wird anschaulich, dass tatsächliche Verbindungen mit dieser Geschwindigkeit in der nahen Zukunft nicht realisierbar sind oder unwirtschaftlich wären.

Inhaltsverzeichnis

Definitionen

Es existiert keine eindeutige Definition, ab wann eine breitbandige Verbindung beginnt – der Begriff wird (besonders im Marketing der Telekommunikationsindustrie) verwendet.

  • Die Internationale Fernmeldeunion (ITU) definiert einen Dienst oder ein System als breitbandig, wenn die Datenübertragungsrate über 2048 kbit/s (entspricht der Primärmultiplexrate im ISDN) hinausgeht.
  • Der Breitbandatlas und das Breitband-Portal des deutschen Wirtschaftsministeriums nennen in Abstimmung mit den ITK-Branchenverbänden eine Download-Übertragungsrate von mehr als 128 kbit/s sowie eine Upload-Übertragungsrate von mindestens 128 kbit/s als Mindestvoraussetzungen für einen Breitbandzugang; gleichzeitig soll die Always-On-Nutzung möglich sein.[1]
    • Im März 2008 wurde von deutschen Regierungspolitikern und in einer von der öffentlichen Hand beauftragten wissenschaftlichen Studie eine Downstream-Übertragunsrate von 1 Mbit/s als Mindeststandard eines ausreichenden Breitbandzugangs für Privathaushalte genannt.[2][3]
  • Die österreichische Regulationsbehörde definiert einen Internet-Festnetzanschluss als Breitbandanschluss, wenn er über eine Downloadrate von mehr als 144 kbit/s verfügt. Ein mobiler Breitbandanschluss hingegen bemisst sich laut RTR am Datenvolumen von min. 250 MB pro Monat. [4]
  • In Südkorea beginnt der Breitbandbereich ab einem Downstream von 1 Mbit/s.[5]

Ursprünglich wurde mit Breitband eine Realisierungsform von Datennetzwerken bezeichnet, die heute aber veraltet ist.

Technologien

Ein Breitbandzugang kann auf verschiedene Arten realisiert werden:

Telefonnetz

Eine der verbreitetsten Technologien arbeitet mit einer verbesserten Nutzung der Kupferleitungen des Telefonnetzes, da durch die bestehende Infrastruktur geringere Neuinvestitionen nötig sind. Dabei sind in erster Linie die hauptsächlich verwendeten DSL-Techniken zu nennen. Es gibt oder gab jedoch auch andere Ansätze, wie die Entwicklung schnellerer Telefonmodems oder eines schnelleren ISDN-Standards, dem Breitband-ISDN (B-ISDN).

DSL-Technologien sind nur zur Überbrückung kurzer Distanzen geeignet, was – je nach Übertragungsgeschwindigkeit – nach wenigen hundert Metern oder erst wenigen Kilometern den Übergang zu einer anderen Übertragungstechnik oder DSL-Verstärker oder Repeater nötig macht. Daher handelt es sich in der Regel um eine Hybridtechnik in Kombination mit, wie in den meisten Fällen, Glasfasern oder beispielsweise auch Richtfunkstrecken. Mit wachsenden Übertragungsraten rückt der Übergabepunkt immer näher an den Endnutzer.

Eine andere Möglichkeit für breitbandige Datenübertragungen über Telefonleitungen ist die Bündelung mehrerer analoger oder ISDN-Leitungen, was hauptsächlich in Ermangelung des in vieler Hinsicht überlegenen DSL genutzt wurde oder teils noch wird.

Kabelfernsehnetz

Die Daten werden mit Kabelmodems auf die analogen Signale des Kabelfernsehnetzes aufmoduliert und so über diese Koaxialkabel übertragen. Auch hier handelt es sich aus ähnlichen Gründen wie bei DSL in der Regel um eine Hybridtechnik. Momentan werden Geschwindigkeiten bis zu 32 MBit/s im Downstream und 2,5 MBit/s im Upstream angeboten.[6]

Direkte Glasfaseranbindung

Den Endkunden direkt per Glasfaser anzubinden ermöglicht hohe Bandbreiten über große Entfernungen. Notwendige Verlegungen neuer Anschlüsse zu jedem Kunden machen dies jedoch sehr kostspielig. Siehe auch Fibre To The Basement, Fiber To The Home

Elektrizitätsnetz

Mittels Trägerfrequenzanlagen (TFA) können Internetzugänge über das Stromnetz realisiert werden, auch unter dem englischsprachigen Begriff Powerline Communication (PLC) bekannt. Meist werden damit Datenverbindungen zwischen heimischen Steckdosen und z. B. Trafostationen realisiert, die über Glasfaser oder Richtfunk angebunden werden.

ISDN-Primärmultiplexanschlüsse (T-carrier (T-1/DS-1, T2, T3, ...), E-carrier), Optical Carrier

Diese Technologien stellen vergleichsweise kostspielige Möglichkeiten für breitbandige Internetanbindung über Kupfer- oder auch Glasfaserkabel dar, die nicht auf Privatkunden zielen.

Terrestrische Funktechnologien

sind eine Möglichkeit, breitbandigen Datenaustausch zu ermöglichen.

Vielerorts – insbesondere wo keine Versorgung mittels herkömmlichen Kabeltechnologien gegeben ist – bauen sogenannte Wireless Internet Access Provider sogenannte Wireless Metropolitan Area Networks (WMAN) auf, um darüber einen schnellen Internetzugang anbieten zu können. Dabei kommen unterschiedliche Technologien zum Einsatz, darunter der speziell entwickelte WiMAX-Standard, Wireless Local Area Network (WLAN)-Technologien, sowie verschiedene proprietäre Lösungen, die teils unter Namen wie Funk-DSL oder Wireless DSL vertrieben werden.

Mehr oder weniger breitbandige Datendienste können auch Mobilfunkstandards wie HSDPA, UMTS oder EDGE bieten.

Unter Umständen kann auch Packet Radio aus dem Amateurfunkbereich dazugezählt werden. Hiermit können Übertragungsraten von bis zu mehreren Megabit pro Sekunde realisiert werden und entsprechende Übergabepunkte können auch Zugang zum Internet ermöglichen. Die Nutzung ist jedoch Funkamateuren vorbehalten.

Internetzugang über Satellit

Hauptartikel: Internetzugang über Satellit

Reine Satellitenverbindungen (2-Wege-Satellitenverbindung) sind unabhängig von landschaftlichen Gegebenheiten oder anderer Infrastruktur praktisch überall auf der Erdoberfläche verfügbar und eignen sich damit besonders für entlegene Gebiete und Schiffe.

Problematisch sind bei Satellitenzugängen die immer noch oft deutlich höheren Kosten, die hohen Latenzzeiten und, sofern der Rückkanal nicht über den Satellit realisiert ist, die Abhängigkeit von einer weiteren Zugangsmöglichkeit. Im Beispiel eines Systems mit geostationären Satelliten ergeben sich typische Verzögerungen von 500–700 ms, was Echtzeitanwendungen empfindlich stört.

Hochfliegende Luftfahrzeuge

Über hochfliegende stationäre Luftschiffe können Funksignale für Dienste wie Fernsehausstrahlung, Mobiltelefonie oder eben auch Internetzugänge vermittelt werden. Ein Beispiel für eine Umsetzung dieser Technologie trägt den Markennamen Stratellite.

Ein weiterer Ansatz wären hochfliegende unbemannte (Leicht)Flugzeuge wie Helios.


100 Mbit/s

Neuste Breitbandzugänge in Deutschland ermöglichen Geschwindigkeiten von 100 Mbit/s und mehr.[7][8][9]

Verbreitung

Insbesondere in den Industriestaaten entwickelt sich der Breitbandzugang zur vorherrschenden Zugangsart zum Internet, der zugleich auch zunehmend von Internet-Anwendungen zur sinnvollen Nutzung vorausgesetzt wird. Ende 2006 kamen in den 30 OECD-Staaten 17 Breitbandanschlüsse auf 100 Einwohner, wobei als Technologie für 62 % der Anschlüsse DSL Verwendung fand; 29 % davon waren Kabelanschlüsse, 7 % direkte Glasfaserzugänge und 2 % waren über andere Techniken realisiert.[10] In der EU verfügen im Frühjahr 2008 80 Prozent der Haushalte mit Internetanschluss über einen Breitbandzugang.[11] In Südkorea hatten Mitte 2007 bereits 90 % der Haushalte einen Breitbandanschluss,[12] während in Deutschland 2006 lediglich 37 % der Haushalte über einen Breitbandanschluss verfügten.[13] In Deutschland stellen DSL-Zugänge via Telefonnetz alle anderen Verfahren in den Schatten: Von 19,8 Millionen Breitbandanschlüssen im Jahr 2007 waren 18,7 Millionen DSL-Anschlüsse. Der Rest verteilte sich auf TV-Kabel wie auch alle anderen Anschlussarten. [14] TV-Kabel spielen als Breitbandzugangsform bisher nur geringe Rolle in Deutschland, anders als in Österreich, wo DSL und TV-Kabel etwa gleich häufig drahtgebundene Übertragungsform sind oder auch den USA.

Verfügbarkeit

Besteht keine ausreichende Versorgung mit Breitbandzugängen[3], spricht man von einer Breitbandkluft, Sie gilt als Teil der digitalen Kluft oder digitalen Spaltung. Der Breitbandatlas[15] des Bundeswirtschaftsministeriums gibt einen Eindruck von der Versorgungslage in Deutschland. Von der Interessengemeinschaft kein-DSL.de kommt ein Breitbandbedarfsatlas, der die konkrete Nachfrage abbildet. In diesen können Interessenten ihren Breitbandbedarf und ihren Bandbreitenwunsch eintragen[16].

Verschiedene staatliche, bürgerschaftliche und partnerschaftliche (PPP) Initiativen engagieren sich gegen die Unterversorgung auf Länderebene [17], deutschlandweit[18][19] und europaweit[20][21]. Allerdings halten nicht alle dieselben Instrumente für tauglich zur schnellen Überwindung der Breitbandkluft. Eine Zugangsoption im ländlichen Raum kann ein Breitbandzugang mittels Satellit sein, die mittlerweile ernstzunehmende Angebote darstellen[22][23][24].

Um die flächendeckende Versorgung mit Breitband-Internetzugängen sicherzustellen, gilt in der Schweiz ab 2008 ein Breitbandzugang mit 600 kbit/s in Empfangs- und 100 kbit/s in Senderichtung als Bestandteil des Grundversorgungskataloges. Ein ähnliches Versorgungsziel verfolgt Australien mit der Australian Broadband Guarantee seit 2007.[25]. In der EU soll bis zum Herbst Jahr 2008 ein Grünbuch vorgelegt werden, ob die Breitbandversorgung in den Katalog der Universaldienste aufgenommen werden soll.

Siehe auch

Literatur

  • Erber, Georg (2007): Flächendeckende Bereitstellung von Breitbandanschlüssen. in: DIW Wochenbericht 37/2007, 549-554.
  • Remco van der Velden: Wettbewerb und Kooperation auf dem deutschen DSL-Markt - Ökonomik, Technik und Regulierung, Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2007. ISBN 3-16-149117-3 (ISBN 978-3161491177)

Einzelbelege

  1. Zwischenbericht zum Breitband-Atlas 2007 des Bundeswirtschaftsministeriums (PDF) Punkt 2.1 Breitband-Definition
  2. heise.de, 07.03.2008: Martina Krogmann: vier Millionen Haushalte ohne Zugang zu 1 MBit-Breitband
  3. a b heise.de, 27.03.2008: WIK-Studie: Breitband unter 1 MBit/s auch fuer Privathaushalte unzureichend
  4. RTR Telekom Monitor 4.Quartal 2007; Seite 32
  5. http://www.bbwo.org.uk/broadband-3335 Breitband-Definition der koreanischen Regierung laut Breitbandportal der walisischen Regierung]
  6. DSL-Ratgeber: Unitymedia erhöht verfügbare Bandbreite
  7. golem.de: Kabel Deutschland testet Internetanschluss mit 100 MBit/s
  8. golem.de: Hamburg: 300 MBit/s für unter 100,- Euro im Monat
  9. golem.de: M-Net: Internet mit 100 MBit/s in München
  10. Verbreitung von Breitband-Internetzugängen in den OECD-Industriestaaten
  11. golem.de: EU: Mehr als die Hälfte der EU-Bürger nutzt das Internet
  12. golem.de: Südkorea: Fast jeder hat Breitband-Internet: Penetrationsrate in und um Seoul liegt teilweise über 100 Prozent
  13. BMWi: BMWi Monitoring Informations- und Kommunikationswirtschaft 2007
  14. Bundesnetzagentur: Breitbandanschlüsse (Grafik) (pdf, 12 kb)
  15. http://www.breitbandatlas.de Breitbandatlas des BMWi
  16. Schmalbandatlas.de: Der deutschlandweite Breitbandbedarfsatlas der Interessengemeinschaft kein-DSL.de
  17. Breitband-Informationsportal: Initiative der Clearingstelle "Neue Medien" des Landes Baden-Württemberg
  18. Interessengemeinschaft kein-DSL.de http://www.kein-dsl.de
  19. geteilt.de - Initiative gegen digitale Spaltung http://www.geteilt.de
  20. Europäisches Parlament: Entschließung des Europäischen Parlaments vom 19. Juni 2007 zu der Entwicklung einer europäischen Breitbandpolitik http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P6-TA-2007-0261+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE
  21. EU: Bridging the Broadband Gap http://ec.europa.eu/information_society/eeurope/i2010/digital_divide/index_en.htm
  22. golem.de: StarDSL bietet ab sofort Internet per Satellit mit Rückkanal
  23. golem.de: Filiago bringt Internet per Satellit mit Rückkanal
  24. golem.de: Internet per Satellit auch über TelDaFax
  25. Australian Broadband Guarantee

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