Breuhaus

Breuhaus

Fritz August Breuhaus, ab 1928 auch Fritz August Breuhaus de Groot (* 9. Februar 1883 in Solingen; † 2. Dezember 1960 in Köln) war ein vor allem in Deutschland und der Schweiz tätiger Architekt, Innenarchitekt und Designer; Mitglied des Deutschen Werkbundes und des Bundes Deutscher Architekten; seit 1928 Titularprofessor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Breuhaus wurde 1883 als Sohn eines Dentisten in Solingen geboren. Die später von ihm selbst behauptete Abstammung von der niederländischen Malerfamilie Breuhaus de Groot ist tatsächlich – wenn überhaupt – nur eine weitläufige Verwandtschaft. Der Namenszusatz „de Groot“, den Breuhaus ab 1928 verwendete, ist quasi ein Künstlername, der nicht einmal amtlich registriert war.

Zwischen 1901 und 1905 besuchte Breuhaus in kurzer Folge die Baugewerkschule Barmen-Elberfeld, die Technische Hochschule Darmstadt, die Technische Hochschule Stuttgart und die Kunstgewerbeschule Düsseldorf, ein ordentliches Studium oder reguläre Examina bzw. Diplome sind jedoch nicht belegbar. In späteren Jahren bezeichnete Breuhaus sich als Schüler von Peter Behrens, was die aktuelle Forschung zu Breuhaus widerlegt hat (vgl. Schmidle 2006, s.u.).

Bereits für 1905 ist der erste in selbständiger Berufsausübung entstandene Bau nachweisbar. Breuhaus arbeitete in den ersten Jahren mit seinem Schwager zusammen, Büroadressen sind für Moers und Bochum belegt. Ab 1907 lebte und arbeitete er in Düsseldorf. Für die Jahre bis 1914 sind kurzfristige Büropartnerschaften mit den Architekten Carl Mauve und Carl Bensel überliefert. 1907 begannen auch die Planungen zur „Gartenstadt Meererbusch“ in der Nähe von Düsseldorf, in der Breuhaus später etliche Häuser ausführte. Spätestens 1910 wurde er Mitglied des Deutschen Werkbundes (DWB) und war 1914 mit mehreren Inneneinrichtungen an der Deutschen Werkbund-Ausstellung 1914 in Köln beteiligt.

1914/1918 nahm Breuhaus als Soldat am Ersten Weltkrieg teil, zuletzt im Range eines Feldwebels. 1919 stellte er verschiedene Entwürfe in der Düsseldorfer Galerie des Alfred Flechtheim aus. 1920 ging er nach Köln, wo er gemeinsam mit dem Architekten Dr. Jacob Dondorff vor allem im Siedlungsbau tätig war. 1922 bis 1927 arbeitete er dann in Düsseldorf mit dem Architekten Heinrich Rosskotten zusammen, in diesen Jahren entstanden auch viele Industriebauten.

Von den Inneneinrichtungen bis zum Gebrauchsdesign war es nur ein kleiner Schritt; so gründete Breuhaus bereits 1923 eine erste Firma für Kunstgewerbe unter dem Namen „Mikado-Werkstätten“, die in erster Linie handbedruckte Textilien fertigte. Zwar ging dieser Betrieb bald wieder ein, aber er gestaltete weiterhin Objekte wie Bestecke, Lampen, Tapeten und anderen luxuriösen Hausrat, z.T. für bekannte Hersteller wie den WK-Verband, die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) und einige andere.

In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre entwarf Breuhaus wieder verstärkt großzügige Wohnhäuser für großbürgerliche Auftraggeber, schon früh auch für das Ausland: Zwischen 1927 und 1957 entstanden diverse Projekte in der Schweiz (siehe unten), außerdem in Südeuropa und Südamerika, in den 1930er Jahren auch in der Türkei. In besonderem Maße trugen zu seinem Renommé die Inneneinrichtungen für die 1. Klasse des Ozeandampfers „Bremen“ des Norddeutschen Lloyd bei, denen später die Ausstattung des Zeppelin-Luftschiffs „LZ 129 Hindenburg“ folgte. Im Zusammenhang mit der Ausstattung der „Bremen“ kam es auch zur Verleihung des Professoren-Titels an Breuhaus durch den Freistaat Bayern im Dezember 1928 – ein Lehramt an einer staatlichen Schule hat Breuhaus jedoch niemals, weder in München noch anderenorts ausgeübt.

1931/1932 kam Breuhaus nach Berlin, wo er aufgrund gesellschaftlicher Kontakte und seiner prestigeträchtigen Projekte der vorausgegangenen Jahre schnell beruflich Fuß fasste. In der ersten Zeit bis zur Wiederbelebung des Baugeschehens nach 1933 gründete er außerdem die private Kunstschule „Contempora“, an der außer ihm selbst und einigen bekannten Berliner Künstlern bzw. Designern auch sein damaliger Mitarbeiter Cäsar F. Pinnau (1906–1988) lehrte, der nach 1937 Karriere machte und 1945 zu einem der prominentesten Architekten und Schiffsdesigner Deutschlands wurde. Ab 1932 stand das kunstgewerbliche Schaffen von Breuhaus zudem unter starkem Einfluss seiner Ehefrau Botilla Breuhaus (1895–1988).

Der weltmännische, eher kosmopolitisch orientierte Breuhaus konnte der nationalsozialistischen Ideologie lt. Aussagen von Zeitzeugen spätestens ab 1935 nichts mehr abgewinnen. Ein Teil seiner bekanntesten Entwürfe der Dreißiger Jahre wurde dennoch von der nationalsozialistischen Propaganda instrumentalisiert. Sein internationales Ansehen als Architekt überwog dabei anscheinend seine nicht regime-konforme Haltung in verschiedenen gestalterischen und gesellschaftlichen Punkten. Dabei sind nach heutigem Wissensstand mindestens die Entwurfsaufträge der Innenausstattungen des Zeppelin-Luftschiff LZ 129 „Hindenburg“, des Marine-Schulschiffs „Gorch Fock“, der Panzerschiffe „Admiral Scheer“ und „Admiral Graf Spee“ sowie des Flottenbegleitschiffs „Aviso Grille“ eindeutig auf vor 1933 zu datieren. Trotzdem erhielt Breuhaus noch bis zum Kriegsbeginn 1939 auch von staatlichen oder staatsnahen Stellen Aufträge. Der weit überwiegende Teil seiner Werke nach 1933 geht jedoch auf seine guten Kontakte zu Privatleuten und Wirtschaftsunternehmen zurück. Gelegentlich beteiligte sich Breuhaus nach 1933 auch an öffentlichen Wettbewerben, so z.B. für ein Gauforum in Frankfurt an der Oder (1937–1938). Dieser Entwurf wurde von Albert Speer ausdrücklich als „nicht monumental genug“ abgelehnt. In Breuhaus' Contempora-Lehrateliers fanden auch Jahre nach der Machtergreifung der NSDAP noch aus dem öffentlichen Dienst entlassene Lehrer ebenso Aufnahme wie „nichtarische“ Schüler. Eine mögliche Emigration verwarf er – wie Zeitzeugen berichten – in Hinblick auf seine geringen Fremdsprachen-Kenntnisse. Spätestens nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, als Breuhaus' internationales Renommee – wie auch das deutsche Ansehen im Ausland im Allgemeinen – für das Regime endgültig uninteressant wurden, geriet der Architekt unter zunehmenden Druck seitens der nationalsozialistischen Kulturpolitik. 1941 trat er den Rückzug aus Berlin in die Provinz an: Bis 1952 lebte er mit seiner Frau in der Nähe von Bad Kissingen, erst nach 1945 konnte er wieder als Architekt arbeiten.

Ab 1947 orientierte sich Breuhaus zurück ins Rheinland, nach diversen Projekten eröffnete er 1950 ein Büro in Köln. Da er in Bezug auf das Dritte Reich gemeinhin als „unbelastet“ galt, gelang es ihm, dort anzuknüpfen, wo er (scheinbar) 1932 aufgehört hatte. Seine alten und neuen Beziehungen in die Kreise der rheinisch-westfälischen Wirtschaft machten ihn erneut zu einem gefragten Architekten, besonders die zahlreichen Landhäuser für wohlhabende Bauherren belegen das eindeutig.

Bis zu seinem Tod 1960 blieb Breuhaus beruflich aktiv, danach führten seine Frau und sein letzter Teilhaber, der Architekt Artur Gérard, die laufenden Projekte weiter; eine ganze Reihe von Bauten wurde so erst posthum vollendet.

Bauten

(in Auswahl)

Landhaus für Peter Rehme in Dortmund-Kirchhörde. Architekt: F. A. Breuhaus de Groot.
  • 1905–1906: Wohnhaus für den Fabrikanten W., Solingen
  • 1906-1912: Schloss Pesch, Meerbusch (Umbau)
  • um 1908: Wohnhaus für Prof. Hofius, Moers
  • 1909–1910: Orangerie für den Herzog von Arenberg
  • 1910–1911: eigenes Wohnhaus in der Gartenstadt Meererbusch bei Düsseldorf
  • 1913: Wohnhaus für den Bauunternehmer V. in Duisburg
  • 1915: Wohnhaus für den Fabrikanten Büttner, Inhaber der Büttnerwerke (Büttner-Werke) in Krefeld-Uerdingen
  • 1920–1921: Siedlung in Köln-Bickendorf
  • 1922: Geschäftshaus Schweikert, Kirn (Nahe)
  • 1923–1925: Westfalenbank, Bochum
  • 1925–1926: Landhaus für den Berliner Bankier Fritz Andreae, Feldafing am Starnberger See
  • 1926: Wohnhaus für den Verleger A. Koch, Darmstadt, Annastraße 25
  • 1927: Wohnhaus in Valparaiso (Chile)
  • 1927/1928: Villa Steinmann, Fahrwangen (Kt. Aargau, Schweiz)
  • 1928: Landhaus für Generalkonsul Dr. D., Caslano (Kt. Tessin, Schweiz)
  • 1928-1929: Wohnhaus für den Textilfabrikanten W., Stuttgart
  • vor 1929: Entwurf für das Haus eines Malers (Kt. Tessin, Schweiz)
  • vor 1930: Golf- und Gästehaus „La Magliasina“, Magliaso bei Caslano (Kt. Tessin, Schweiz)
  • 1930: Sommerhaus für die Schauspielerin Brigitte Helm, bei Berlin
  • 1932: Landhaus für H. Thomi, Arlesheim (Kt. Basel-Landschaft, Schweiz)
  • um 1933: „Casa Scania“ für Rudolf Caracciola, Lugano-Ruvigliano (Kt. Tessin, Schweiz)
  • 1934: eigenes Wohnhaus, Berlin-Schmargendorf
  • vor 1935: Verwaltungsgebäude für die Helvetia & Heinrich Frank Söhne AG, Basel (Kt. Basel-Stadt, Schweiz)
  • 1935–1937: Geschäftshaus der Reichskreditgesellschaft AG, Berlin-Mitte, Friedrichstraße 169/170
  • 1939–1940: Verwaltungsgebäude für den Verband Deutscher Chemiker, Berlin-Wilmersdorf, Rüdesheimer Straße / Johannisberger Straße
  • vor 1941: Landhaus „Rocco del Moro“ (Italien)
  • 1950: Landhaus „Im kühlen Grunde“ für den Zuckerfabrikanten und Honorarkonsul Peter Rehme, Dortmund-Kirchhörde
  • 1951: Haus „Lille Brøndegaard“, bei Bonn
  • vor 1953: Kaufhaus Hettlage, Bonn
  • 1953: Turmhaus „Monte Brè“, Lugano-Castagnola (Kt. Tessin, Schweiz)
  • 1954: Haus „Pergola“ (Kt. Tessin, Schweiz)
  • 1955: evang. Kapelle, Glashütten (Taunus)
  • vor 1957: Haus bei Küssnacht, Luzern (Kt. Luzern, Schweiz)
  • vor 1957: Landhaus bei Zürich (Kt. Zürich, Schweiz)
  • zwischen 1957/1960: „Landhaus bei Dortmund“ für den späteren Vorstandsvorsitzenden der BMW AG Dr. Karl-Heinz Sonne, Dortmund-Lücklemberg
  • 1960–1961: Wohnhaus für Dr. Giulini, Heidelberg

Schriften und Literatur

(Auswahl)

  • Alexander Koch: Das Haus eines Kunstfreundes. Haus Alexander Koch, Darmstadt. Erbaut von dem Architekten Fritz August Breuhaus. Darmstadt: Verlag A. Koch, 1926.
  • Fritz August Breuhaus de Groot: Der Ozean-Express „Bremen“. Techn. Einl.: P. Biedermann. München: F. Bruckmann, 1930.
  • Fritz August Breuhaus de Groot: Neue Bauten und Räume. Berlin: Wasmuth, 1941.
  • Fritz August Breuhaus de Groot: Bauten und Räume. Tübingen: Wasmuth, 1953.
  • Fritz August Breuhaus de Groot: Landhäuser. Bauten und Räume. Fotos v. Angenendt u.a., 3., vollst. veränd. Neuaufl. Tübingen: Wasmuth, 1961.
  • Herbert Eulenberg, Max Osborn (Einl.): Fritz August Breuhaus de Groot. [Neue Werkkunst.] F. E. Hübsch, Berlin / Leipzig / Wien, 1929.
als Nachdruck: Gebr. Mann, Berlin, 1999. (mit einem Nachwort von Catharina Berents)
  • Andrea Escher: Wohnen im Grünen – Der Architekt Fritz August Breuhaus de Groot und die Gartenstadt Meererbusch. In: Kreisheimatbund Neuss e.V. (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Neuss 2002. Neuss, 2002.
  • Elisabeth Schmidle: Fritz August Breuhaus 1883-1960. Kultivierte Sachlichkeit. Wasmuth, Tübingen / Berlin, 2006.
  • Tilo Richter: Das Geschäft mit der Ästhetik. Der Architekt Fritz August Breuhaus (1883–1960) als Publizist. Diss., ETH Zürich, 2008.

Weblinks


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