Breyten-Landenberger

Breyten-Landenberger
Wappen der Landenberg im Scheibler'schen Wappenbuch
Wappen der Landenberg auf einem Brunnen bei der Ruine Breitenlandenberg

Die Herren von Landenberg waren ein mittelalterliches Adelsgeschlecht mit Stammsitz auf Burg Alt-Landenberg im Schweizer Kanton Zürich und seit dem späteren 13. Jahrhundert mit Nebensitzen auf Burg Breitenlandenberg, Burg Hohenlandenberg, auf Schloss Greifensee und in Rapperswil SG. Nebenlinien des Geschlechts sind in weiteren Gebieten der Schweiz und im süddeutschen Raum belegt; die genaue Genealogie, insbesondere der frühen Jahre, ist umstritten.

Inhaltsverzeichnis

Landenberg und Breitenlandenberg

Der Name Landenberg soll abgeleitet sein von der Berg des Landes, verkürzt auf Landoald, Landolt, Landbert; Namen, die 745–826 erstmals in Urkunden erwähnt sein sollen. Nebenlinien sind u. a. Hohen-Landenberg, Landenberg-Greifensee und Breitenlandenberg oder auch in der Schreibweise Breyten Landenberg. Landenberg und Landenberger überlebten als Schweizer Nachnamen in die Gegenwart.

Der Zweig der Breitenlandenberger wurde im 15. Jahrhundert zu einem führenden Geschlecht im Raum Zürich, die Breitenlandenberger kamen auch in den Besitz von Schloss Altenklingen.[1] Die Hohenlandenberger besassen bis 1434 die Herrschaft Andelfingen. Ein Hans von Landenberg – wahrscheinlich der, der 1526 die Herrschaft Schramberg kaufte – zeichnete sich 1476 in der Schlacht bei Grandson aus und wurde zum Ritter geschlagen.

Die aus der Ministerialität aufgestiegenen Herren von Landenberg orientierten sich politisch an den Grafen bzw. Herzögen von Habsburg-Österreich.

Lückenhafter Abriss über das Geschlecht der Landenberger im Zürichgau

Herrschaft Rapperswil

Burganlage der Landenberger in Rapperswil (Breny-Turm), Ansicht von Westen
Schloss Greifensee, Ansicht von Südwesten
Das Landenberghaus in Greifensee
Die von Hermann IV. um 1330 gestifte Gallus-Kapelle in Greifensee
Landenberg-Gasse und Gedenkplatte

Urkundlich belegt sind die Landenberger seit 1229 als Gefolgsleute der Rapperswiler (Herrschaft Rapperswil): In einer in Latein verfassten Schenkungsurkunde an das Kloster Rüti werden «cives de Rathprehtswiler» (Bürger von Rapperswil) als Zeugen genannt,[2] darunter Ulrich von Landenberg.

Die Landenberg bewohnten in Rapperswil eine in ihrer heutigen Form als Stadtmuseum Rapperswil genutzte Burganlage, welche Ritter Hans von Landenberg um das Jahr 1492 anstelle des früheren Sitzes der Russinger erbaut hat. Die Landenberger amteten in Rapperswil bis 1530 als Schultheissen und Räte. Teile der Burganlage mit dem 28 Meter hohen Wohnturm (sogenanntes Breny-Haus) sind immer noch Bestandteil der südwärts führenden Reste der einstigen Stadtmauer.[3][4]

Herrschaft Greifensee

Mehrfach urkundlich belegt ist, dass das Geschlecht der Landenberger grossen Einfluss in der Herrschaft Greifensee und weit darüber hinaus hatte: Am 7. Januar 1300 verpfändete Gräfin Elisabeth von Rapperswil die damalige Burg, das Städtli, den Greifensee und weitere Güter an Ritter Hermann II. von Landenberg. Der neue Besitzer nannte sich fortan von Landenberg-Greifensee und erlebte in den Diensten von König Albrecht I. als Secretarius (Verwaltungssekretär) und Marschall einen bemerkenswerten gesellschaftlichen und politischen Aufstieg. Urkundlich erwähnt wird sein Name in Herzog Albrechts Diensten in der Güssinger Fehde um 1281. Er diente als treuer Gefolgsmann von Habsburg-Österreich meist ausserhalb seiner Heimat und verstarb 1306 in Böhmen. Um 1330 bis 1340 liess sein Sohn, Hermann von Landenberg IV. (oder III.), der jüngere Marschall, die Befestigung von Burg und Städtchen Greifensee errichten und stiftete die Gallus-Kapelle. 1369 verkauften die Landenberger die Herrschaft Greifensee aus Geldnot an die Toggenburger, die es wiederum 1402 an Zürich verpfändeten. Das als Landenberghaus bekannte Gemeindezentrum von Greifensee, das um 1250 vermutlich für die Burgherrschaft erbaut wurde, erinnert auch heute noch an diese Epoche.

Die bekanntesten Vertreter der Landenberger im Zürichgau waren wohl die drei Söhne des Ministerialen Junker Hermann IV. (oder V.) – Schöch von Breitenlandenberg genannt – und der Ursula Truchsess von Diessenhofen. Wildhans von Breitenlandenberg (* um 1410 in Turbenthal, † 28. Mai 1444 in Nänikon) wurde zusammen mit 61 überlebenden Verteidigern nach der Belagerung von Greifensee (Alter Zürichkrieg) von den Innerschweizern Belagerern hingerichtet. Sein Bruder Hermann (*1410, †1474) war von 1466 bis 1474 Bischof von Konstanz, zudem ein wichtiger Vermittler zwischen der Alten Eidgenossenschaft und Habsburg – er starb kurz vor Abschluss der von ihm mitbeeinflussten «Ewige Richtung» – und Kaspar von Breitenlandenberg (* vor 1439, †1463) war Abt im Kloster St. Gallen.[5] [6] [7]

Weitere Vertreter der Landenberger

Burgen der verschiedenen Seitenlinien der Landenberger waren u. a. bei Bauma Alt-Landenberg, Hohenlandenberg bei Wila und Breitenlandenberg, Stammburg der Breitenlandenberger in Turbenthal, allesamt im heutigen Zürcher Oberländer Tösstal, sowie unweit von Turbenthal die Burg Alt-Bichelsee. Und wie erwähnt Burg und Städtchen Greifensee samt See und dazugehörigen Gütern (Herrschaft Greifenee) im Zürcher Unterland. Zeitweise gehörten zu den weiteren Besitzungen u. a. die Burg Altburg – Stammburg der Freiherren von Regensberg – sowie eine grössere Zahl, von anderen Adelsgeschlechtern erworbene Güter in der Umgebung von Dällikon, in der Herrschaft Grüningen, in Winterthur und einige mehr.

Diese Aufstellung ist unvollständig, die Landenberger und ihre Nebenlinien sind auch in weiteren Gebieten der Schweiz und im Süddeutschen Raum belegt.

Herrschaft Schramberg

Die Herren von Landenberg waren durch die Heirat zwischen Hans von Landenberg († 1540) und Blancheflor von Rechberg mit den Herren von Rechberg verschwägert. So war es (fast) nur folgerichtig, dass nach gescheiterten Verhandlungen mit anderen Interessenten die Herrschaft Schramberg 1526 an die Landenberger überging. Die Landenbergische Fehde stürzte 1538 bis 1542 die landenbergische Herrschaft Schramberg in ein politisches und wirtschaftliches Chaos. So blieb den Erben des Christoph von Landenberg (1540–1546), dessen Brüder Rudolf und Hermann (1546–1547), im Jahr 1547 nur noch der Verkauf der Herrschaft an Rochus Merz von Staffelfelden. Die Landenberger Hans und Christoph ließen sich in der Villinger Franziskanerkirche beisetzen, die als Grablege somit für den katholischen Glauben dieser Adelsfamilie im Zeitalter der Reformation steht.

Einzelnachweise

  1. Artikel Altenklingen (TG) im Historischen Lexikon der Schweiz
  2. Schenkungsurkunde an das Kloster Rüti aus dem Jahr 1229 (freie Übersetzung): «Vogt Rudolf von Rapperswil schenkt wegen Unbotmässigkeit seines nächsten Verwandten die Kirche Bollingen samt Zehnten und Zugehörden dem Kloster Rüti. Damit diese Schenkung von seinen Erben auch in Zukunft nicht angefochten werden kann, wird die vorliegende Urkunde aufgesetzt und mit dem Siegel Rudolfs versehen». Unter den Zeugen erscheinen zahlreiche Ritter, beispielsweise Diethelm von Toggenburg, Ulrich von Landenberg sowie beinahe alle Bürger und Patrizier von Rapperswil, öffentlich aufgesetzt im Haus des Amtmanns Peter. Mit dieser Urkunde wurde 1229 als 'offizielles' Gründungsdatum der Stadt Rapperswil datiert. Quelle: Stadtmuseum Rapperswil.
  3. Website Kulturbaukasten Rapperswil-Jona, 36 Museen ohne Dach: Diese und weitere historische Informationen entstammen u.a. auch den 36 Schaukästen in der Altstadt.
  4. Die Historie ist den Informationstafeln im Stadtmuseum Rapperswil entnommen.
  5. Artikel Wildhans von Breitenlandenberg im Historischen Lexikon der Schweiz
  6. Artikel Hermann von Landenberg (Breitenlandenberg) im Historischen Lexikon der Schweiz
  7. Artikel Kaspar von Landenberg (Breitenlandenberg) im Historischen Lexikon der Schweiz

Siehe auch

Literatur

  • «Die Grosse Freiburger Chronik des Franz Rudella» (1567/1568), Edition nach dem Exemplar des Staatsarchivs Freiburg/Fribourg, Freiburg/Fribourg, 2005
  • B. Rüth: Die freie Herrschaft Schramberg (1526–1583) – Territorialisierung und Konfessionalisierung, in: Schramberg. Herrschaft – Markflecken – Industriestadt, hg. v. Museums- und Geschichtsverein Schramberg u.d. Großen Kreisstadt Schramberg, Schramberg 2004, S. 115–136
  • O. Dambach: Schramberg. Ort und Herrschaft. Von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Schramberg 1904
  • Karl Dändliker: Schweizergeschichte, 1885
  • Hans Fründ: Chronik des Alten Zürichkriegs, Druck 1875
  • Werner Schodoler: Eidgenössische Chronik, 1510-1535

Weblink


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