- Brieg
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Brzeg Basisdaten Staat: Polen Woiwodschaft: Oppeln Landkreis: Brzeg Fläche: 14,7 km² Geographische Lage: 50° 52′ N, 17° 29′ O50.86666666666717.483333333333Koordinaten: 50° 52′ 0″ N, 17° 29′ 0″ O Höhe: 134 - 150 m n.p.m Einwohner: 37.740 (30. Juni 2008[1]) Postleitzahl: 49-300 bis 49-306 Telefonvorwahl: (+48) 77 Kfz-Kennzeichen: OB Wirtschaft und Verkehr Straße: Wiązów - Namysłów Schienenweg: Stettin - Krakau Nächster int. Flughafen: Breslau Gemeinde Gemeindeart: Stadtgemeinde Verwaltung (Stand: 2007) Bürgermeister: Wojciech Huczyński Adresse: ul. Robotnicza 12
49-300 BrzegWebpräsenz: www.brzeg.pl Brzeg [ˈbʒɛk], (deutsch Brieg), ist eine Stadt in Schlesien im Powiat Brzeski in der Woiwodschaft Oppeln in Polen. Sie liegt rund 50 km südöstlich von Breslau an der Oder.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Brzeg, das in mittelalterlichen Urkunden auch Civitas Altae Ripae (Stadt am hohen Ufer) genannt wurde, erhielt 1250 von Herzog Heinrich III. von Breslau Stadtrechte und wurde 1297 befestigt.[2] Von 1311 bis 1675 war Brieg Hauptstadt eines unabhängigen Piasten-Fürstentums. In den Jahren 1428 bis 1432 wurde Brieg mehrfach von Hussiten geplündert und gebrandschatzt. Nach dem Tode des letzten Piasten-Herzogs Georg Wilhelm im Jahre 1675 fiel das Herzogtum Brieg/Niederschlesien an die Habsburger. 1741 wurde die Stadt, wie bis ins folgende Jahr 1742 das gesamte Schlesien, im Ersten Schlesischen Krieg von Preußen erobert, wobei das Schloss durch Beschuss stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Die Festungsanlagen wurden 1807 von französischen Truppen zerstört und im 19. Jahrhundert durch Parkanlagen ersetzt. Bereits 1842 fuhr der erste Zug auf der neueröffneten Eisenbahnlinie nach Breslau, die heute als die älteste Bahnlinie Polens gilt. 1907 wurde Brieg Stadtkreis. In der Stadt verblieb weiterhin auch die Verwaltung des Landkreises Brieg.
Am 6. Februar 1945 wurde Brieg von der Roten Armee erobert und später an Polen übergeben. Die deutschen Bewohner wurden zwischen 1945 und 1947 größtenteils vertrieben. Vorübergehend zur Woiwodschaft Breslau gehörend, kam Brzeg 1948 in die Woiwodschaft Oppeln.
Die nördlichen Ortsteile der Stadt wurden 1997 vom Jahrhunderthochwasser der Oder überschwemmt.
Die italienische Künstlerkolonie von Brieg (16. Jahrhundert)
Der florierende Fürstenhof in Brieg zog seit der Mitte des 16. Jahrhunderts Künstler und Bauhandwerker speziell aus Italien an. Seit 1546 hielt sich nachweislich eine Vereinigung von italienischen Architekten, Maurern und Steinmetzen in Brieg auf, zu denen auch die Niurons gehörten. Gegründet wurde die italienische Kolonie durch Antonio di Theodoro und Jakob Bavor d.Ä. Bavor leitete mit seinem Bruder Peter Bavor von 1544 bis 1549 den Bau des Brieger Schlosses. Als Jacob Bavor d.Ä. 1576 Brieg in Richtung Mecklenburg verließ, um in Güstrow den Schlossbau zu beginnen, wurde Bernhard Niuron sein Nachfolger und Schwiegersohn. Bavor wohnte in der durch einen Garten vom herzoglichen Schloss getrennten Burgstraße, laut den städtischen Archivalien ein Gebiet, in dem sich vornehmlich Brieger Patrizier, Gelehrten und Künstler niederließen. Im Nachbarhaus wohnte seit 1566 seine Tochter Lucrezia und ihr Gatte, Bernhard Niuron. Auch dessen Bruder Peter Niuron heiratete eine Schwester von Bavor.
Weiteres bekanntes Mitglied der italienischen Künstlerkolonie in Brieg war der Maurer Hans Lucas Lugan. Er stammte ebenfalls aus Lugano, wurde dort um 1563 geboren. Lugan scheint von Georg II. aus Breslau abberufen worden zu sein, um 1585 unter der Oberleitung von Bernhard Niuron den Bau des herzoglichen Schlosses in Nimptsch zu übernehmen. Auch der deutsche Baumeister Kaspar Khune, bedeutendster deutscher Steinmetz in Brieg, schloss sich der italienischen Künstlerkolonie an, wurde zum Hofsteinmetzmeister ernannt und arbeitete auch als Baumeister. Auch der Maler und Bildhauer Giovanni Maria Nosseni (* 1544 in Lugano) gehörte zur Künstlerkolonie. Er arbeitete später mit Bernhard Niuron am Dresdner Schlossbau. Nosseni wurde 1563 zum Brieger Hofsteinmetzmeister ernannt. Er starb als kurfürstlich sächsischer Architekt 1620 in Dresden. Giovanni Battista di Quadro stammte ebenfalls aus Lugano und wurde 1552 zum Stadtbaumeister von Posen ernannt. Di Quadro war außerdem um 1550 am bischöflichen Schloss in Kröben und 1559 an der Kapelle der katholischen Pfarrkirche in Koscielec tätig.
Die Koloniemitglieder verhalfen sich als frühe selbständige Unternehmer gegenseitig zu Arbeitsaufträgen und Einkommen weit über Schlesien hinaus. Neben ihrer Bautätigkeit, vor allem am Schloss und am Rathaus in Brieg, waren fast alle nebenher kaufmännisch tätig. So gelangten sie zu Ansehen und Vermögen und konnten sich mehr als fünfzig Jahre in der Stadt gegen die wachsende deutsche Konkurrenz durchsetzen.[3]
Sehenswürdigkeiten
- Schloss der schlesischen Piasten, die ursprünglich gotische Anlage wurde in der Renaissance umgebaut, 1741 zerstört und 1966-1990 wiederaufgebaut. Hier befindet sich das prächtige Einfahrtsportal mit einem plastischen Stammbaum der Brieger Piasten. Wegen seines Innenhofs mit den Arkaden wird das Schloss oft mit dem Krakauer Wawel verglichen.
- St.-Nikolaus-Kirche, erbaut 1370-1417
- Rathaus, 1570-1577 an der Stelle des im Jahre 1569 ausgebrannten gotischen Vorgängerbaus errichtet
- Historische Bürgerhäuser der Renaissance und des Barock
Städtepartnerschaften
- Mit der deutschen Stadt Goslar wurde 1950 mit den aus Brieg vertriebenen Deutschen eine Patenschaft abgeschlossen. Diese Patenschaft wurde am 7. Mai 2000 als Partnerschaft auf Stadt ausgedehnt.
- Seit 1989 besteht eine Städtepartnerschaft mit der deutschen Stadt Eckernförde.
- Seit dem 21. März 2002 mit der tschechischen Stadt Beroun.
- Seit 2006 mit der französischen Stadt Bourg-en-Bresse.
Söhne und Töchter der Stadt
- Samuel Besler, Kantor und Komponist
- Leopold Wilhelm von Dobschütz, preußischer General der Kavallerie
- Max Friedlaender, deutscher Musikforscher
- Georg Gebel der Jüngere, deutscher Komponist
- Herta Ilk, deutsche Politikerin und MdB
- Cäsar Albano Kletke (* 1805), Pädagoge und Schulmann
- Alfred Kurella, deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Kulturfunktionär der SED in der DDR
- Kurt Masur, deutscher Dirigent
- Oskar Moll, deutscher Maler
- Heinrich von Mühler, preußischer Politiker
- Wilhelm Schuppe (* 1836), deutscher Philosoph
- Martin Trettau (1930–2007), deutscher Schauspieler
- Günther Weigmann (* 1912), deutscher Musiker
Verweise
Literatur
- Bimler, Kurt: Das Piastenschloss zu Brieg. Schlesische Burgen und Renaissanceschlösser. Band 2, Breslau 1934.
- Bimler, Kurt: Die schlesischen massiven Wehrbauten. Band 2. Fürstentum Brieg, Kreise Brieg, Ohlau, Strehlen, Breslau 1941.
- Irrgang, Werner: Ältere Geschichte der Stadt Brieg in ihrem schlesischen Umfeld. Band 1, Goslar 1988.
- Irrgang, Werner: Neuere Geschichte der Stadt Brieg. 1740-1980. Band 2, Goslar 1980.
- Günther, Ernst: Illustrierter Führer durch Brieg. Unter besonderer Berücksichtigung heimatlicher Kunstdenkmäler. Mit einem Plan der Stadt, Brieg 1929.
- Kunz, Hermann: Das Schloß der Piasten zum Briege. Ein vergessenes Denkmal alter Bauherrlichkeiten in Schlesien, Brieg 1885.
- Kühne, Hermann: Brieg - Sein Gymnasium und seine Lehrer. Historisches und Anekdotisches, Nienhagen 2001.
- Nitschke, Sigrid: Brieg - Brzeg. ... und was bleibt, ist nicht nur die Erinnerung. ... a to, co pozostanie nie tylko jest wspomnieniem, Brzeg 1998. (dt. und poln.)
- Pietruszka, Max: Die letzten Tage von Brieg. Ein Tatsachenbericht aus den Februartagen 1945, Hannover 1952.
- Schoenborn, Heinrich (Hrsg.): Brieg. Ein Führer für Einheimische und Fremde. Mit einem Plane der Stadt, Brieg 1910.
- Schoenborn, Heinrich: Geschichte der Stadt und des Fürstentums Brieg. Ein Ausschnitt aus der Geschichte Schlesiens, Brieg 1907.
- Szypowska, Maria; Szypowski, Andrzej: Brzeg, Warszawa 1969. (poln.)
- Tscheschner, Dorothea: Eine schlesische Perle. Brieg, Bauten erzählen ..., Berlin 2004.
Weblinks
- Website der Stadt (deutsch, polnisch, englisch)
- Geschichte der Stadt
- Brieg. Stadt und Landkreis
- Stadt und Landkreis Briegs
Fußnoten
- ↑ Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2008
- ↑ Heinrich Gottfried Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 389-398]; siehe auch S. 976.
- ↑ Oda Michael: Die Werkmeisterfamilie Bernhard, Peter und Franz Niuron - Ihr Wirken in Schlesien, Brandenburg, Sachsen und im Fürstentum Anhalt im Spiegel historischer Quellen. Phil. Diss. Halle-Wittenberg 2006 (online), S. 10ff.
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