Brikettfabrik Roddergrube

Brikettfabrik Roddergrube
Roddergrube
Unternehmensform Bergrechtliche Gewerkschaft,
später Aktiengesellschaft
Gründung 1821 (Gewerkschaft)
1908 (Aktiengesellschaft)
Unternehmenssitz Brühl (Rheinland)
Branche Bergbau (Braunkohle)

Die Roddergrube (vollständiger Name zunächst Gewerkschaft Roddergrube, später Braunkohlen- und Briketwerke Roddergrube AG) ist ein ehemaliges Unternehmen aus Brühl. Es betrieb den Abbau und die Brikettierung von Braunkohle aus dem gleichnamigen Tagebau in Brühl-Heide sowie später auch anderer Gruben in der Ville und im weiteren Rheinischen Braunkohlerevier.

Geschichte

Die Roddergrube war eines der ersten Braunkohlenbergwerke des Rheinlandes überhaupt. Es wurde bereits 1766 aufgeschlossen[1] und 1821 nach französischem Recht verliehen.[2] Zunächst erfolgte der Abbau in kleineren Kuhlen zur manuellen Herstellung von Klütten; erst 1876 wurde von der Gewerkschaft Roddergrube (zuvor AG Brühl-Godesberger Verein für Braunkohlenverwertung) ein großflächiger Tagebau aufgetan, um eine kurz zuvor errichtete Brikettfabrik zu versorgen. Hier wurden ab 1877 erstmals mit Exter-Pressen (benannte nach ihrem Erfinder Carl Exter) die ersten rheinischen Braunkohlenbriketts gepresst, die später als Union-Briketts bekannt wurden. Die Roddergrube war damit bis 1885 neben der benachbarten Fabrik der Gewerkschaft Brühl der erste industrielle Briketthersteller im Rheinland.[3]

Nachdem das Grubenfeld Roddergrube weitgehend ausgekohlt war, verlegte die Gewerkschaft Roddergrube den Kohlebaubau in das benachbarte Feld Josephsberg (beide sind heute geflutet und Teil des Heider Bergsees). Die Gewerkschaft Roddergrube wuchs zum größten Braunkohlenwerk des Reviers heran; bis 1895 gehörten neben den Stammwerken Roddergrube und Josephsberg auch noch die Gruben Gotteshülfe (heute Gotteshülfesee) und Bardenberg bei Gleuel, Gerhard und Gertrud bei Berrenrath (heute Otto-Maigler-See) sowie Hermann und Alexander bei Frechen dazu.[2]

Im Jahr 1908 schlossen sich die beiden Gewerkschaften Roddergrube und Brühl zur Braunkohlen- und Briketwerke Roddergrube AG zusammen.[4]

Im selben Jahr übernahm die Roddergrube alle Kuxe der Gewerkschaft Vereinigte Ville bei Knapsack. Hieraus folgte 1913 der Abschluss eines Lieferungsvertrages für Kohle mit dem Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk (RWE), das neben der Grube Vereinigte Ville das Kraftwerk Vorgebirgszentrale baute (1920 umbenannt in Goldenberg-Zentrale bzw. Kraftwerk Goldenberg ). Wenige Jahre später, 1922, wurde das RWE Mehrheitseigentümer der Roddergrube, um die langfristige Versorgung ihrer Kraftwerke, insbesondere der Goldenberg-Zentrale, sicherzustellen.[5]

Unter der Eigentümerschaft des mächtigen RWE dehnte die Roddergrube im Laufe der Jahre ihr Tätigkeitsfeld weiter aus und übernahm weitere Tagebaue im Revier, darunter die Großtagebaue Vereinigte Ville, Berrenrath und Berrenrath-West (entstanden aus obengenannten Gruben) sowie Hermülheim, Frimmersdorf und Inden.

Bereits ab 1933/35 gab es eine Überkreuzbeteiligung mit der Rheinischen AG für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation (Rheinbraun). 1959/60 ging das Unternehmen Roddergrube dann im Rahmen der großen Fusion der rheinischen Braunkohlenwerke in Rheinbraun auf.[6]

Einzelnachweise

  1. Braunkohlen- und Briketwerke Roddergrube AG auf www.aktiensammler.de
  2. a b Heusler, Conrad: Beschreibung des Bergreviers Brühl-Unkel und des niederrheinischen Braunkohlenbeckens. Bearb. im Auftrage des Königl. Oberbergamtes zu Bonn, Bonn: Marcus, 1897, 239 S. - auf www.digitalis.uni-koeln.de
  3. Anja Badran und Simone Bartz: Brikettwerbung – damals und heute auf www.rwe.com (PDF)
  4. HWPH Historisches Wertpapierhaus AG: Braunkohlen- und Briketwerke Roddergrube
  5. www.rwe.com: RWE AG - Chronik 1921-1930
  6. Bergbau-Archiv Bochum: Rheinische Braunkohlenwerke AG, Köln

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