Bromöldruck

Bromöldruck
Beispiel für einen Bromöldruck: Der Jordán-See in Tábor (Josef Jindřich Šechtl, 1920er)

Bromöldruck, auch Bromölumdruck, ist als Edeldruckverfahren kein Druckverfahren im eigentlichen Sinn, sondern ein photographisches Positivkopierverfahren. Es wurde 1902 von Welborne Piper erfunden und ab 1907 allgemein verwendet.

Grundlage bildet ein Bromsilberpositiv, das auf ungehärtetem und damit quellfähigem Bromsilberpapier belichtet wurde. Nach Fixierung und Wässerung wird das Silberbild mit einem Chromatbleichbad ausgebleicht, das aus einer Lösung von Kupfersulfat, Kaliumbromid und Kaliumdichromat- oder Ammoniumdichromatlösung besteht.

Dieser chemische Vorgang bewirkt eine teilweise Härtung (Gerbung) der Gelatineschicht des Papieres, die dadurch wasserunlöslich wird. Diese Gerbung verläuft proportional zum vorhandenen Silberbild. Dieses Gelatinerelief wird zum Auftrag einer Farbe gewässert. Die nicht gehärteten Stellen (helle Bildtöne) nehmen viel, gehärtete Bildstellen entsprechend weniger Wasser auf. Das Wasser wird oberflächlich vom Papier abgenommen und dann mit verschiedenartigen Pinseln oder Walzen eine ölhaltige Druckfarbe aufgetupft. Diese bleibt nur an den gehärteten und daher wasserfreien Stellen haften. Dadurch entsteht ein positives Farbstoffbild. Der Farbton wird durch die Wahl der Ölfarbe bestimmt. Durch Umdruck auf Papier entsteht ein Bromölumdruck. Dieses Verfahren kann mehrmals durchgeführt werden und es entstehen Bilder von eigenständigem Reiz.

Dieses Verfahren wurde auch genutzt, um vor der Erfindung des Farbfilms Farbfotografien mit sehr natürlicher Farbgebung zu erzeugen: Durch Farbzerlegung mit Filtern (blau, grün, rot) wurden 3 passgenaue Schwarz-Weiß-Aufnahmen eines Motivs hergestellt und die Gelatinematrizen mit Gelb auf der Blau-, Rot auf der Grün- und Blau auf der Rotfilteraufnahme eingefärbt und dann in mehrfachen Druckvorgängen übereinander gedruckt.

Siehe auch

Literatur

  • Jörg Pfäffinger: Der Bromöldruck. Eine Anleitung für die Praxis. Lindemanns, Stuttgart 2003. ISBN 3-89506-240-5
  • Luis Nadeau: Geschichte und Praxis des Öl- und Bromöldrucks. Lindemanns, Stuttgart 1992. ISBN 3-928126-26-1
  • Dr. A. Mebes: Der Bromöldruck. Berlin 1914
  • Wolfgang Autenrieth: Neue und alte Techniken der Radierung und Edeldruckverfahren - Ein alchemistisches Werkstattbuch für Radierer : Vom 'Hexenmehl und Drachenblut' zur Fotopolymerschicht. Tipps,Tricks, Anleitungen und Rezepte aus fünf Jahrhunderten, Krauchenwies 2010, 230 Seiten, ISBN 978-3-00-035619-3
  • Josef Maria Eder: Das Pigmentverfahren. Öl, Bromöl- und Gummidruck sowie verwandte Photograph. Kopierverfahren. Halle: Knapp, 1926 (Nachdruck durch Lindemans Buchhandlung: Ausführliches Handbuch der Photographie IV/2. Stuttgart, 1990, ISBN 3928126091)
  • The Art of Bromoil Centenary 2007, published by The Bromoil Circle of Great Britain 2007. ISBN 978-0-9557199-0-5
  • Viennese Types [Wiener Typen], Photographs C. 1910 by Dr. Emil Mayer (1871–1938), Essay by Edward Rosser with a foreword by Rudolf Arnheim, Blind River Editions, 1999, ISBN 0-9672975-0-8
  • Gene Laughter: Bromoil 101, A Plain English Working Manual and Users' Guide to the Bromoil Process., 5th edition, 1999, includes a Bromoil Bibliography.

Weblinks


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