Brustvergrösserung

Brustvergrösserung
Brustvergrößerung: vor- und nachher

Die Brustvergrößerung (auch Mammaaugmentation) fällt in die Gebiete der rekonstruktiven und der ästhetischen Chirurgie innerhalb der Gynäkologie sowie der plastischen Chirurgie. Die Operationen werden auch aus rein ästhetischen Gründen vorgenommen. Das Resultat nennt man umgangssprachlich Silikonbusen, da die meisten Implantate aus Silikon sind. Es werden in Deutschland jährlich mehr als 25.000 Brustimplantate eingesetzt. Das durchschnittliche Alter der Patientinnen sinkt von Jahr zu Jahr kontinuierlich. Die Hälfte der 2005 operierten Frauen war unter 25 Jahre, 2 % sogar unter 18 Jahre alt. Zugleich steigt das Volumen, gerade bei jüngeren, an.

Bei einer Brustvergrößerung handelt es sich oft um eine medizinisch indizierte Operation. Dies ist unter anderem dann der Fall, wenn eine entstellende Fehlbildung der weiblichen Brust vorliegt, die eine Erkrankung im Sinne des Sozialgesetzbuches ist. Die Kassen zahlen die Brustrekonstruktion mit Silikonimplantaten nach Brustamputation wegen einer Krebserkrankung.

Die für die Brustvergrößerung verwendeten Implantate sind Medizinprodukte nach dem Medizinproduktegesetz. Aufgrund mehrerer schwerer Vorkommnisse (geplatzte Implantate etc.) wurde diese europaweit in die Klasse III (höchste Risikoklasse für Medizinprodukte) hochgestuft.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mit dem Wiederaufbau der weiblichen Brust beschäftigen sich Ärzte seit den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts. 1895 wurde von dem Chirurgen Vinzenz Czerny erstmals einer Frau ein Fettgeschwulst, ein sogenanntes Lipom, in die Brust verpflanzt. Zuvor wurde ihr die echte Brust abgenommen, da sie unter Brustkrebs litt. Bis in die späten fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurden alle möglichen Einsätze versucht, wie zum Beispiel Paraffinininjektionen, Bienenwachs oder Polyäthylen, jedoch ohne größere Erfolge. Meist führte die Verwendung solcher Substanzen zu Komplikationen, wie Verklumpungen oder Entzündungen. 1961 wurde von zwei Ärzten aus Houston (Texas) das erste Silikonimplantat auf Initiative der Dow Corning Company entwickelt. 1963 wurde es auf den Markt gebracht. 20 Jahre später wurde genau diese Company von hunderten Frauen verklagt, da in den USA die heftige Kontroverse ausgebrochen war, Silikonimplantate seien der Grund für viele Autoimmunerkrankungen und Gesundheitsschädigungen. 1992 wurden die Silikonfüllungen von der Food and Drug Administration (FDA) für kosmetische Operationen in den USA verboten. Nach zahlreichen Studien und der technischen Weiterentwicklung der Implantate wurden diese 2006 wieder erlaubt. In Europa wurden sie nie verboten, doch gibt es seit 2001 ein Qualitätsgütesiegel, um die Qualität für die Patientinnen zu gewährleisten. [1]

Technik

Implantate

Bei der subglandulären Implantation wird das Implantat zwischen Brustdrüse und Faszie des Musculus pectoralis major eingebracht.

Bei der meist in Vollnarkose durchgeführten Operation wird von einem Facharzt (Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Chirurgie und Gynäkologie) ein Hautschnitt gemacht, das Brustgewebe angehoben und eine Implantattasche gebildet, in die das Brustimplantat eingeführt werden kann. Anschließend schiebt der Chirurg das Implantat entweder teilweise unter den Brustmuskel (submuskuläre Implantation, v. a. bei sehr dünnen Frauen mit wenig Fett-/Drüsengewebe) oder er platziert es unter der Brustdrüse oberhalb des Brustmuskels (subglanduläre Implantation, siehe Bild), wobei das Brustgewebe selbst weitgehend unberührt bleibt. Der nötige Hautschnitt, von dem nach der Operation möglichst wenig zu sehen sein sollte, kann in der neu gebildeten Unterbrustfalte (inframammärer Zugang), um oder durch den Warzenhof (transareolärer Zugang), in der Achselhöhle (transaxillärer Zugang) oder bei Verwendung von Kochsalzlösung auch im Bauchnabel erfolgen.

Die Hülle der Prothesen besteht heute in nahezu allen Fällen aus weichem Silikon; Hüllen aus Polyurethan werden nur noch sehr vereinzelt verwendet. Bei der Hüllenstruktur wird zwischen glatten und texturierten Ausführungen unterschieden; letztere verwachsen mit der Umgebung und verringern durch eine ungeordnete Ausrichtung der kollagenen Faserbündel in der Implantatkapsel die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer sogenannten Kapselfibrose. Außerdem ist bei texturierten Implantaten die Wahrscheinlichkeit der Drehung des Implantats geringer. Die Form der Hülle ist entweder symmetrisch rund/linsenförmig oder „tropfenförmig“: eine asymmetrische Form, die die natürliche Form der weiblichen Brust im Stehen besser nachbilden soll. Die Vorteile letzterer Form werden diskutiert, denn sie kann sich genau so drehen wie die runde Form, führt dann jedoch zu deutlich sichtbarer Formveränderung. Da sie sich in Implantatlage nicht verdrehen darf, wird sie ausschließlich mit texturierter Oberfläche gefertigt.

Mit Gel gefüllte Brustimplantate

Die Hüllen werden mit Kochsalzlösung oder mit Silikongel gefüllt. Das zeitweise propagierte Sojaöl wurde wegen unzureichender chemischer Beständigkeit (es wurde „ranzig“) bereits nach kurzer Zeit wieder vom Markt genommen. Die Silikonfüllung stand einige Zeit im Verdacht, im Falle des (in früheren Jahrzehnten häufigen) Austretens aus einer defekten Hülle Autoimmunkrankheiten oder Krebs auszulösen. Der Verdacht konnte jedoch in aufwändigen, weltweiten Untersuchungen nicht bestätigt werden. Neuere Silikonimplantate werden zudem mit einer stabileren Hülle gefertigt, die die Gefahr eines Defekts stark reduziert; außerdem ist bei den neuesten Silikonimplantaten die Füllung i. d. R. chemisch vernetzt, so dass sie selbst im Fall eines Hüllenrisses ihre Form weitgehend beibehält und nicht ins umgebende Gewebe austritt. Implantate mit Silikongel bieten das natürlichste Tastgefühl und behalten eine stabile Form.

Mit Kochsalzlösung gefüllte Brustimplantate

Die Füllung mit Kochsalzlösung ermöglicht eine besondere Vorgehensweise, bei der das Implantat erst während der Operation nach dem Einbringen in die Operationswunde befüllt wird. Das ermöglicht einen kleineren Hautschnitt und in gewissen Grenzen auch ein individuelles Variieren des Volumens unter Sichtkontrolle. Nachteil der Kochsalzlösung ist ein mögliches Auftreten von Gluckergeräuschen und eine weniger stabile Form mit gelegentlicher Wellenbildung, die bei dünnem Hautmantel sichtbar sein kann. Im Laufe der Jahre können diese Probleme stärker werden, da es teilweise zu einem Verlust der Füllung kommen kann (Deflation). In einer speziellen Form als Expander ermöglicht ein unter die Haut gelegtes Ventil auch noch nachträglich Veränderungen des Volumens. Diese Variante kommt v. a. bei Brustrekonstruktionen zur Anwendung, um den Hautmantel langsam aufzudehnen.

Stammzellen

Neben der Brustvergrößerung durch Implantation körperfremder Substanzen wird seit dem Jahr 2004 eine neue Methode zur Brustvergrößerung mittels körpereigener Fettzellen entwickelt und angewandt. Dabei werden Stammzellen, die aus zuvor abgesaugtem Fettgewebe gewonnen werden, in die Brust implantiert.

Diese als Cell-Assisted Lipotransfer (CAL) zur Brustvergrößerung bezeichnete Methode geht auf Erkenntnisse des japanischen Forschers Kotaro Yoshimura der medizinischen Fakultät der Universität Tokio zurück[2]. Sie verringert die bisher bei Eigenfettverpflanzung auftretende Nekrose von Teilen der implantierten Zellen, sodass das Behandlungsergebnis an Dauerhaftigkeit gewinnt.

Bekanntheit mit dieser Methode der Brustvergrößerung erlangte die Cellport Clinic Yokohama in Yokohama, Japan, welche die Behandlung weltweit als erstes anbot. Inzwischen findet die Methode auch in den USA und in Europa Anwendung. Die Einführung der Behandlungsmethode durch eine österreichische Klinik im Juli 2007 sorgte für eine kontroverse Auseinandersetzung mit der Methode im österreichischen Fernsehen und der Presse, wodurch die Methode an Bekanntheit gewann.

Medizinische Risiken

Kapselfibrose. Kapselkontraktur Grad IV der rechten Brust einer 29-jährigen Patientin, sieben Jahre nach der subglandulären Implantation von mit Silikongel gefüllten 560-ml-Implantaten.

Wesentliches Risiko, neben den üblichen OP-Risiken, ist das Auftreten einer Kapselfibrose. Bei jedem Fremdkörper bildet der Körper eine Kapsel aus Narbengewebe. Diese Kapsel kann in einigen Fällen zu einer Verhärtung der Brust und im Extremfall zu einer Verformung und zu dauerhaften Schmerzen führen. Dieses Problem soll mit modernen Implantaten seltener auftreten, wird aber immer noch in bis zu 15 % der Fälle beobachtet. Gegenwärtig wird angenommen, dass die Kapselbildung durch Bakterienbesiedelung begünstigt wird. Durch Antibiotika lässt sich das Risiko daher möglicherweise verringern. Je besser und professioneller der Eingriff erfolgt, desto unwahrscheinlicher ist der Auftritt einer späteren Kapselfibrose, da auch Gewebsschädigungen und Nachblutungen das Risiko erhöhen. Ein größeres Risiko besteht außerdem bei dünnem Hautmantel (ist dann auch früher sicht- und tastbar) und bei großen Implantaten. Nicht optimal verlaufende Operationen können asymmetrische Brüste hervorrufen, manchmal verrutschen auch die Implantate, so dass aus ästhetischen Gründen nachoperiert werden muss.

Genesungsperiode

Wenn es sich um keine ausgesprochen körperliche Tätigkeit handelt, ist man nach einer Woche wieder arbeitsfähig. Für sechs Wochen sollte man Tag und Nacht einen Stütz-BH tragen. Die Narbe braucht mindestens sechs Monate, um zu verblassen. Auch sollte man versuchen, für sechs Monate ausgeprägte Anstrengungen der Brustmuskulatur zu vermeiden.[3]

Folge-OP

Eine Folge-OP ist unter Umständen nötig, falls eine (wie schon oben erwähnte) Verformung durch eine Kapselfibrose vorkommt oder das Implantat beschädigt sein sollte. Die Häufigkeit liegt bei ca. 20 %. Eine Erneuerung des Implantats in bestimmten Zeitabschnitten ist mit aktueller Technik nicht mehr erforderlich.

Tumornachsorge

Das Krebsrisiko bei Frauen mit Brustimplantaten ist nicht höher als im Durchschnitt der Bevölkerung. Brustprothesen beeinträchtigen zudem die Diagnose mit Mammografie und Sonografie nicht. Bei kleinen Brüsten kann die Brustvergrößerung die Diagnostik vereinfachen. Jedoch steigt die Komplikationsrate bei der Strahlentherapie nach Brustprothesenimplantation.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Feiel, S. (2008). "Eine kleine Geschichte der Brustoperationen". [Online] plastische-chirurgie-info [2008, Juli 11].
  2. Kotaro Yoshimura et al.: Cell-Assisted Lipotransfer for Cosmetic Breast Augmentation: Supportive Use of Adipose-Derived Stem/Stromal Cells. In: Aesthetic Plastic Surgery. 32, Nr. 1, 2007, S. 48-55. 0364-216X
  3. D'Hondt, B. (2008). "Information zur Brustoperationen". [Online] [1] [2008, Oktober 21].
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