Buch Hiob

Buch Hiob

Das Buch Ijob, hebr. אִיּוֹב (auch Hiob; Job; in der arabischen Überlieferung Aiyub oder Ayub) ist ein Buch des Tanach (Altes Testament der Bibel). Es wird mit den Bibelbüchern Kohelet (Prediger) und dem Buch der Sprichwörter (Sprüche, Spruchweisheit) zur biblischen Weisheitsliteratur gerechnet. Das Buch trägt seinen Namen nicht nach seinem Verfasser, sondern nach seiner Hauptfigur ´Ijjôb. Die Septuaginta hat diesen mit „Iob“ wiedergegeben, die Vulgata mit „Iob“ bzw. „Job“. Luther schloss sich der hebräischen Form an und schrieb „Hiob“.

In dieser biblischen Schrift geht es um den gerechten Mann Ijob (bzw. Hiob), der auf Veranlassung Gottes vom Satan mit schrecklichen Leiden geschlagen wird. Inhaltlich behandelt es die Frage, wie es sein kann, dass der gerechte Gott duldet, dass guten Menschen Böses widerfährt. In der theologischen Fachsprache hat sich dafür der Ausdruck „Theodizeefrage“, also Frage nach der Rechtfertigung Gottes, eingebürgert.

Inhaltsverzeichnis

Stellung im Kanon

Das Buch Ijob ist ein Buch des Tanach (Altes Testament der Bibel). Es wird mit den Bibelbüchern Kohelet und dem Buch der Sprichwörter zur biblischen Weisheitsliteratur gezählt, für die der enge Zusammenhang von Tun und Ergehen als Grundüberzeugung konstitutiv ist. Das Buch Ijob gehört somit zur sogenannten Krise der Weisheit in Israel.

Im hebräischen Kanon befindet es sich mit seinen 42 Kapiteln unter den Schriften (Ketubim oder Hagiographen). Die genaue Positionierung innerhalb der Hagiographen differeriert, doch zumeist steht es als Bindeglied zwischen den Geschichtsbüchern und den poetischen Schriften vor den Psalmen oder nach den Psalmen und vor dem Buch der Sprüche Salomos (Proverbia).

Im Kanon der römisch-katholischen und der evangelischen Kirchen steht das Buch Ijob im Anschluss an die Geschichtsbücher nach dem Buch Ester vor dem Psalter. Es eröffnet hiermit den zweiten Teil des Alten Testaments, den Abschnitt der Lehrbücher, denen sich die prophetischen Bücher anschließen.

In der Bibel der syrisch-orthodoxen Kirche folgt das Buch unmittelbar auf die fünf Bücher Mose (Tora). Innerhalb des Neuen Testaments wird es viermal erwähnt: Der Verfasser des Jakobusbriefs preist die Geduld Ijobs (Jak 5,11 LUT) und in 1 Kor 3,19 LUT greift Paulus auf Hi 5,13 LUT, in Phil 1,19 LUT auf Hi 13,16 LUT und in Röm 11,35 LUT auf Hi 41,3 LUT zurück.

Literarkritische Anmerkungen

Rahmenerzählung und Versdichtung

Eine kritische Betrachtung der heutigen Textgestalt lässt bereits auf den ersten Blick eine gewisse Uneinheitlichkeit erkennen: Der größere Teil des Buches besteht aus einer Reihe von in Versform formulierten Reden Ijobs, seiner Freunde und Gottes. Diese Reden, die insgesamt ein großes Streitgespräch bilden, sind eingerahmt von einer knappen, in Prosa abgefassten Erzählung (Hiob 1–2LUT und 42 LUT). Da es auch inhaltlich zwischen diesen beiden Teilen Spannungen gibt, nimmt man allgemein an, dass sie von unterschiedlichen Verfassern stammen. Vermutlich hat der Dichter des poetischen Streitgespräches die Prosaerzählung vorgefunden und sie zum Anlass für sein eigenes Werk genommen, das er in die ältere Erzählung einbettete.

Dies kann als Konsens der biblischen Wissenschaft gelten. Daneben werden von vielen Forschern zusätzlich sowohl die Prosaerzählung als auch die Versdichtung als in sich nicht einheitlich betrachtet. Sehr deutlich scheinen sich zum Beispiel die Reden des vierten Freundes Elihu (Kap. 32–37LUT), dessen Auftreten insgesamt als durch die bisherige Handlung nicht motiviert erscheint, inhaltlich vom restlichen poetischen Streitgespräch zu unterscheiden, so dass sie zumeist einem anderen Verfasser zugeschrieben werden. In ähnlicher Weise wird von manchen Forschern die in der Rahmenerzählung berichtete „Wette“ zwischen dem Satan und Gott (Kap. 1,6–12 LUT; 2,1–7a LUT) als spätere Einfügung betrachtet. Solche literarkritischen Einzelfragen werden in der wissenschaftlichen Exegese allerdings oft unterschiedlich beantwortet.

Aufbau des Buches

Die Rahmengeschichte umfasst die in Prosa geschriebenen Teile des Buches, die einen erzählerischen Charakter vorweisen:

  • Prolog (Ijob 1–2LUT): Auf Betreiben Satans wird der vermögende und fromme Ijob ins Unglück gestürzt. Auf die Frage Gottes an Satan: „Hast du auf meinen Knecht Ijob geachtet? Seinesgleichen gibt es nicht auf der Erde, so untadelig und rechtschaffen, er fürchtet Gott und meidet das Böse.“ (Ijob 1,8) antwortet der Satan, Ijob sei nur solange fromm, wie er in angenehmen Verhältnissen lebe: „Geschieht es ohne Grund, dass Ijob Gott fürchtet?“ (Ijob 1,9-11) und schlägt vor, Ijobs Gottesfurcht auf die Probe zu stellen. Gott lässt den Verlust allen Besitzes Ijobs zu sowie den plötzlichen Tod seiner zehn Kinder. Ijob nimmt die Schicksalsschläge an, ohne Gott zu verfluchen. Als Gott daraufhin dem Satan gegenüber die Frömmigkeit Ijobs rühmt, verlangt der Versucher, dass er Ijobs Gesundheit schädigen darf. Gott lässt auch das zu und Ijob erkrankt an einem bösartigen Geschwür „von der Fußsohle bis zum Scheitel“. Obwohl ihn seine Frau nun auffordert, diesen Gott, der so etwas zulässt, zu verfluchen, bleibt Ijob bei seiner gottesfürchtigen Einstellung: „Nehmen wir das Gute an von Gott, sollen wir dann nicht auch das Böse annehmen?“ (Ijob 2,10).
  • Im Epilog (Ijob 42,7–17 LUT) belohnt Gott Ijobs Treue, indem er ihm zweimal so viel gibt, wie ihm vorher auf Anraten Satans genommen wurde.

Die dichterischen Teile, die fast den gesamten Inhalt des Buchs ausmachen, werden folgendermaßen gegliedert:

  • Dialog (Ijob 3–31 LUT). In einem Streitdialog zwischen Ijob und drei weiteren Personen, Elifas, Bildad und Zofar, die im Prolog als Freunde Ijobs vorkommen, klagt Ijob über sein eigenes Leiden, beteuert, es nicht verdient zu haben, und fordert schließlich Gott selbst heraus. In dreimal drei Reden, denen jeweils Ijobs Entgegnung folgt, versuchen dagegen die Freunde, Ijob zum Geständnis seiner Schuld zu bewegen. Sie sind typische Vertreter der Weisheitslehre: Dem Gerechten geht es gut, dem Gottlosen schlecht. Demzufolge muss Ijobs Leiden durch seine Schuld verursacht sein. Die Reden steigern sich und die beiden Parteien reden immer mehr aneinander vorbei, bis sie sich am Ende nichts mehr zu sagen haben. Es zeigt sich, dass die Freunde Ijob nicht mit ihrer Weisheit weiterhelfen können. Diesem Abschnitt werden auch Teile zugerechnet, die eigentlich Monologe sind, so Ijob 3 LUT und Ijob 29–31 LUT, oder keinem Redner zugewiesen werden können, so das so genannte Lied von der Weisheit in Ijob 28 LUT.
  • Elihureden (Ijob 32–37 LUT). Als vierter Redner betont Elihu als Anwalt Gottes in vier Reden Gottes Allmacht und Größe und stellt das Recht des Menschen, göttliches Wirken zu beurteilen, grundsätzlich in Abrede. Darüber hinaus meint er, dass Gott aufgrund seiner Allmacht auch gütig sein müsse. Dabei lenkt er den Blick weg von der Frage nach dem Grund für das Leid hin zu dem Zweck des Leids.
  • Gottesreden (Ijob 38–41 LUT). Letztendlich wendet sich Gott selbst aus einem Gewitter heraus an Ijob. In zwei Reden betont Gott seine Macht und die Herrlichkeit seiner eigenen Schöpfungswerke, zum Beispiel den Wasserkreislauf. Lang redet er über die Großartigkeit der von ihm erschaffenen Tiere und Naturgewalten, über den Leviathan und den Behemoth, woraufhin Ijob in zwei kurzen Antworten (Ijob 40,4–5 LUT und 42,2–6 LUT) seine Klagen einstellt. Wichtig dabei ist, dass Gott nicht etwa Ijobs Unschuld in Frage stellt, also den Freunden nicht recht gibt, sondern die unbegreifliche Größe seines göttlichen Handelns darstellt.

Die dichterischen Teile weisen einen oft losen Zusammenhang miteinander und mit der Rahmenerzählung auf. So ist im Dialog von den Umständen, die in dem Prolog erzählt wurden, keine Rede. Hier klagt Ijob nicht über den Verlust seiner Reichtümer und seiner Söhne: Er klagt über die Verachtung seiner Mitmenschen, deren Objekt er geworden ist. Das Auftreten von Elihu geschieht plötzlich, er wird weder davor noch danach noch einmal erwähnt. Die Gottesreden danach thematisieren weder die Argumente der Freunde noch Ijobs Anschuldigungen. Anders die Rahmenerzählung: während der Prolog dafür geeignet ist, den Rahmen für eine theologische Deutung des nachfolgenden Dialogs zu schaffen, wird im Epilog eine Deutung explizit vollzogen, indem die Anklagereden der Freunde verurteilt werden. Über das hinaus, werden im Prolog und im Epilog die gleichen Umstände der Schicksalsschläge angesprochen, die Ijob getroffen haben.

Datierung

Da im Text auf keine historischen Gegebenheiten verwiesen wird, ist eine genaue Datierung nicht möglich. Aufgrund sprachlicher und inhaltlicher Argumente ist man allgemein der Ansicht, dass das Ijob-Buch erst entstand, nachdem Israel aus dem babylonischen Exil zurückgekehrt war: Das Vokabular deutet nämlich auf ein verhältnismäßig spätes Entstehungsdatum, u.a. weil sich Einflüsse des Aramäischen feststellen lassen. Außerdem gehört die Gestalt des Satans noch nicht zum vorexilischen Glauben Israels. Auch die kritische Frage nach der Gerechtigkeit Gottes angesichts des Leidens Unschuldiger spricht gegen ein höheres Alter. Das Ijob-Buch als Gesamtschrift muss irgendwann zwischen dem 5. und dem 3. Jahrhundert vor Christus entstanden sein. Trotzdem ist denkbar, dass die Rahmenhandlung älter ist oder zumindest auf ältere Traditionen zurückgeht, wie verschiedentlich angenommen wird.

Altorientalische Paralleltexte

Wegen der thematischen oder strukturellen Analogien werden einige Texte aus Mesopotamien von Exegeten in Verbindung mit dem Buch Ijob gesetzt[1]:

  • Sumerischer Ijob (TUAT 102ff): Es handelt sich um einen Text, der aus sumerischen und sumerisch-akkadischen Fragmenten aus Nippur rekonstruiert worden ist. Das ältere Fragment wird um 2000 vor Chr. datiert. Die Analogie mit dem Buch Ijob ist in dem Umstand gesehen worden, dass in Teilen dieses Textes der Betende einem persönlichen Gott gegenüber steht, der Ähnlichkeiten mit dem „Fürsprecher“ in Hi 16,19 LUT oder dem „Erlöser“ in Hi 19,25 LUT haben soll.
  • Ludlul bel nemeqi (TUAT 110ff): Ich will den Herrn der Weisheit preisen ist eine Dichtung in akkadischer Sprache, die auf vier in Ninive gefundenen Tafeln mit jeweils 120 Zeilen geschrieben ist. Ihre Entstehungszeit wird meistens um 1200 vor Chr. fixiert. Die Dichtung ist ein monologischer Rückblick auf vergangenes Leiden: Von dem Preisenden hatten sich alle Menschen – von dem König bis zu den eigenen Sklaven – abgewandt und jede Art von Übel sei ihm widerfahren, bis vier priesterliche oder göttliche Boten ihm das Ende seines Leidens ankündigten.
  • Babylonische Theodizee (TUAT 143ff): Es handelt sich hier um ein in 27 Strophen geteiltes Akrostikon. Die Dichtung ist in akkadischer Sprache verfasst und wird um 1000 vor Chr. datiert. Sie gibt einen Dialog zwischen einem Leidenden und seinem Gesprächspartner wieder, der die Götter verteidigt, indem er Ansichten einer traditionellen Theologie verteidigt. Für den Leidenden ergibt sich hier keine Schicksalswende.
  • Ein Mann weint für seinen Freund (TUAT 135ff): (…)

Die Analogien sind aber meist schwach und direkte Entlehnungen können nicht belegt werden.

Theologischer Gehalt

Geistesgeschichtlicher Hintergrund

Das Buch Ijob muss vor dem Hintergrund des altorientalischen Glaubens an den Tun-Ergehen-Zusammenhang interpretiert werden. In Israel und ebenso in den benachbarten Regionen war man der Überzeugung, dass es einem Mensch, der Gutes tut, auch in seinem eigenen Leben gut ergeht und umgekehrt ein böser Mensch ein schlechtes Leben zu erwarten hat. Grund dafür war der Glaube an eine sich unmittelbar auswirkende göttliche Gerechtigkeit. Die Existenz dieses Tun-Ergehen-Zusammenhangs war eine Grundüberzeugung der so genannten älteren „Weisheitsliteratur“. In der Bibel wird diese Überzeugung unter anderem in vielen Psalmen formuliert, so etwa in Psalm 1: „Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt … Alles, was er tut, wird ihm gut gelingen.“ Diese Annahme wurde im Laufe der Zeit brüchig, es kam zur so genannten „Krise der Weisheit“, was vermutlich sozialgeschichtlich zu erklären ist: Die großen, durch Kriege verursachten gesellschaftlichen Umwälzungen der Zeit konfrontierten die Menschen mit Unsicherheit und Leid, das sich nicht mehr ohne Weiteres auf individuelles Fehlverhalten zurückführen ließ. Deswegen stellte sich die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes angesichts des Leidens Unschuldiger, was sich in verschiedenen literarischen Zeugnissen&nsp;– neben Ijob auch das biblische Buch Kohelet und außerbiblische Paralleltexte – niederschlug.

Die Rahmenerzählung

Das Ijobbuch gibt auf diese Frage mindestens zwei verschiedene Antworten: In der Rahmenhandlung wird das Leid Ijobs damit erklärt, dass Gott ihn auf die Probe stellen wollte. Da Ijob diese Probe besteht, geduldig und gottesfürchtig bleibt, wird das Leid wieder von ihm genommen. Hier wird Ergebenheit im Leid gefordert und der Tun-Ergehen-Zusammenhang wird nicht ganz aufgehoben, da Ijob letztlich für sein richtiges Verhalten belohnt wird. Trotzdem wird deutlich: Nicht immer ist Leid Strafe für eine Sünde. Der Umkehrschluss „Wer leidet, muss eine Schuld auf sich geladen haben“ ist nicht zulässig.

Das Streitgespräch in Versform

Das poetische Streitgespräch, das den Hauptteil des Ijobbuches bildet, ist dagegen nicht so eindeutig und wird deswegen auch sehr unterschiedlich interpretiert. Auffallend ist, wie aggressiv Ijob sich hier gegenüber Gott äußert, dem er tyrannische Ungerechtigkeit vorwirft und den er am liebsten verklagen würde, wüsste er nicht, dass Gott sich aufgrund seiner Macht jeder Gerechtigkeit entziehen kann. Zentral für die Interpretation ist das Verständnis der Gottesreden, mit denen Gott auf Ijobs Anklage antwortet. Gott erklärt hier nämlich nichts, er redet nicht davon, dass er Ijob nur auf die Probe stellen wollte, schon gar nicht bezieht er sich auf die „Satanswette“ aus der Rahmenhandlung. Außerdem verspricht er nicht, dass er Ijob entschädigen wird und gibt dem Leid auch sonst keinen tieferen Sinn. Inhalt der Gottesrede ist ausschließlich eine ausführliche Beschreibung der Großartigkeit der von Gott geschaffenen Natur, vor der alles menschliche Verstehen verstummt. Erstaunlicherweise gibt sich Ijob mit dieser Antwort zufrieden, obwohl sie seine Anklage Gottes eigentlich bestätigt: Er ist unschuldig und sein Leiden unerklärlich. Möglicherweise will das Ijobbuch eben das sagen, dass der Sinn von Gottes Handeln den Menschen nicht zugänglich und eine Antwort auf die Theodizeefrage nicht möglich ist. Vielleicht ist die Pointe auch, dass Gott Ijob überhaupt erscheint, also dem Leidenden gerade auch im tiefsten Leid erfahrbar wird. Sicher ist jedenfalls, dass der Tun-Ergehen-Zusammenhang aufgehoben wird: Leid ist nicht durch Schuld verursacht, die Freunde Ijobs, die den Leidenden zur Gewissenserforschung auffordern, haben Unrecht.

Franz Delitzsch schreibt in seinem bekannten Kommentar, es gebe im gesamtbiblischen Zusammenhang verschiedene Ursachen für Leid: Nur das Strafleiden des Gottlosen habe Gottes Zorn als Ursache. Das Leid des Gerechten habe seinen Grund immer in Gottes Liebe. Es könne Zeugnisleiden oder Prüfungsleiden sein. Zeugnisleiden wie Verfolgung und Märtyrertod widerfahre dem Gläubigen wegen seiner Treue Gott gegenüber allein um Gottes willen zu seiner Ehre. Sie haben mit der Sünde des Menschen nichts zu tun. Als Beispiele nennt Delitzsch Joh 21,19 LUT und Mt 5,11–12 LUT. Prüfungsleiden hingegen sollen drei Ziele erreichen: 1. Bewährung von Gottvertrauen und Geduld, 2. Rechtfertigung der Erwählung, 3. Offenbarwerden, dass Satan mit seinen Anklagen unrecht hat und es eine Liebe gibt, die Gott um seiner selbst Willen und nicht wegen dinglicher Vorteile liebt. Prüfungsleiden lasse sich weiter unterteilen in reines Prüfungsleiden zur Bestärkung der bereits vorhandenen Gerechtigkeit; Beispiele hierfür Joh 9,1–3 LUT; Jak 1,12 LUT; 1 Petr 1,6–7 LUT). Daneben gibt es Züchtigungsleiden zum Abschmelzen noch vorhandener Sünde; Beispiele sind Spr 3,11 LUT, 1 Kor 11,32 LUT und Hebr 12 LUT. Bei Hiob gehe es primär um reines Prüfungsleiden, sekundär auch um Züchtigungsleiden, denn auch Hiob muss am Ende zugeben, vermessen gegen Gott geredet zu haben (Hi 42,6 LUT). Die Freunde werfen Hiob jedoch zu unrecht mal Straf- mal Züchtigungsleiden vor.[2]

Das Buch Ijob in Kunst, Wissenschaft und Film

Die Motive des Buches Ijob sind Gegenstand zahlreicher künstlerischer und wissenschaftlicher Bearbeitungen.

  • Einzelne Elemente des Motivs sind im „Prolog im Himmel“ in Goethes Faust aufgegriffen.
  • Auf dem Titelbild der staatstheoretischen Schrift Leviathan von Thomas Hobbes wird die lateinisch-sprachige Bibelstelle Hiob 41,24 (dt. Bibelausgaben: 41,25 LUT) „Non est potestas Super Terram quae Comparetur ei“ (deutsch: „Keine Macht ist auf Erden, die ihm zu vergleichen ist“) zitiert.
  • In John Steinbecks Roman The Grapes of Wrath (Die Früchte des Zorns) wird auf die Figur Ijob und seine Charaktereigenschaften angespielt.
  • In dem Roman The Tortilla Curtain von T.C. Boyle vergleicht sich einer der Protagonisten (Cándido) mit der Figur Ijob, da er – seiner Ansicht nach – ähnliche Leiden und Schmerzen erdulden muss.
  • 1930 erschien Joseph Roths Roman Hiob.
  • In ihrem 1946 erschienenen Werk Das Buch Hiob und das Schicksal des jüdischen Volkes bringt Margarete Susman eine kollektive Deutung des Motivs ein.
  • In Muriel Sparks Buch The Only Problem (1984) befasst sich der Hauptcharakter, Harvey, mit dem Buch Ijob in privaten wissenschaftlichen Studien. The Only Problem mit Harvey als leidender Seele ist Muriel Sparks Auseinandersetzung mit dem Buch Ijob.
  • In Anders Thomas Jensens Film Adams Äpfel, Dänemark 2005, verkörpert Pastor Ivan die Figur des von Gott geplagten Menschen, dem am Ende Wiedergutmachung zuteil wird. In diesem Film wird auch der Neonazi Adam immer wieder mit dem Buch Hiob konfrontiert, da seine Bibel zum Beispiel durch Einfluss des Windes immer wieder am Anfang dieses Textes aufgeschlagen wird.
  • Im Film Mission Impossible mit Tom Cruise wird die Bibelstelle Hi 3,14 LUT als Übermittlung von geheimen Nachrichten verwendet.
  • In dem Buch Sakrileg von Dan Brown wird die Bibelstelle Hi 38,11 LUT als Zeichen für Silas den Mönch verwendet.
  • Wilfried Hiller: Ijob / Hiob, Oper; UA 1979, Bayerische Staatsoper
  • Carl Loewe: Hiob, Oratorium

Siehe auch

Literatur

  • Das Buch Hiob; in: John F. MacArthur: MacArthur Studienbibel (Schlachter-Bibel, Textstand: 2003; Bielefeld: Christliche Literaturverbreitung, 2004; ISBN 3-89397-017-7 (pdf)
  • Karl Barth: Hiob; Neukirchen-Vluyn 1966 (Text ebenso in Karl Barth: Kirchliche Dogmatik, Band IV/3)
  • Klara Butting, Gerard Minnaard (Hrsg): Die Bibel erzählt … Hiob. Mit Beiträgen aus Judentum – Christentum – Islam – Literatur – Kunst; Knesebeck: Erev Rav, 2003; ISBN 3-932810-19-8.
  • Franz Delitzsch: Biblischer Commentar über die poetischen Bücher des Alten Testaments, Band 2: Das Buch Iob; Leipzig 18762 (pdf)
  • Jürgen Ebach: Artikel Hiob/Hiobbuch; in: TRE 15 (1986), S. 360–380 (Einführung mit Forschungsliteratur)
  • René Girard: Hiob – ein Weg aus der Gewalt; Zürich: Benziger, 1990; ISBN 3-545-70011-9.
  • Nancy Guthrie: An der Hoffnung festhalten. Im Leid unterwegs zum Herzen Gottes; Holzgerlingen: Hänssler, 2003; ISBN 3-7751-3982-6.
  • C.G. Jung: Antwort auf Hiob; Zürich: Rascher, 1952. München: dtv, 20012; ISBN 3-423-15062-9.
  • Josef Kausemann: Hiob. Geheimnis des Leidens; Dillenburg: Christliche Verlags-Gesellschaft, 1990; ISBN 3-89436-015-1
  • Othmar Keel: Jahwes Entgegnung an Hiob; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1978; ISBN 3-525532822. Französisch: Dieu Répond à Job, Une Interpretaton de Job 38–41 à la lumière de l’iconographie du Proche-Orient ancien; Paris: Les edition du cerf, 1993.
  • Navid Kermani: Der Schrecken Gottes, Attar, Hiob und die metaphysische Revolte; München: C.H.Beck, 2005; ISBN 3-406-53524-0
  • Georg Langenhorst: Hiob unser Zeitgenosse Die literarische Hiob-Rezeption im 20.Jahrhundert als theologische Herausforderung; Mainz: Grünewald, 1994; ISBN 3-7867-1757-5
  • Martin Luther: Vorrede über das Buch Hiob; WA (Werkausgabe) 10 I, S. 4–6 (Online-Ressource)
  • Hans-Peter Müller: Das Hiobproblem. Seine Stellung und Entstehung im alten Orient und im Alten Testament; Erträge der Forschung, 84; Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1995; ISBN 3-534-07265-0
  • Gabrielle Oberhänsli-Widmer: Hiob in der jüdischen Antike und Moderne; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 2003; ISBN 3-7887-1945-1
  • Jürgen van Oorschot: Tendenzen der Hiobforschung; in: ThR NF 60 (1995), S. 351–388.
  • Jürgen van Oorschot: Die Entstehung des Hiobbuches; in: Th. Krüger, M. Oeming, K. Schmid, Ch. Uehlinger (Hrsg.), Das Buch Hiob und seine Interpretation: Beiträge zum Hiob-Symposium auf dem Monte Verità vom 14.–19. August 2005; AThANT 88; Zürich: Theologischer Verlag, 2007; ISBN 3-290-17407-7; S. 165–184
  • Benedikt Peters: Das Buch Hiob. Warum müssen die Gerechten leiden?; Dillenburg: Christliche Verlagsgesellschaft, 2002; ISBN 3-89436-318-5.
  • Theodor Seidl, Stephanie Ernst (Hrsg.): Das Buch Ijob. Gesamtdeutungen – Einzeltexte – Zentrale Themen; Österreichische biblische Studien, 31; Frankfurt am Main: Peter Lang, 2007; ISBN 978-3-631-56241-3.
  • Claus Westermann: Der Aufbau des Buches Hiob; Calwer Theologische Monographien/A, 6; Stuttgart: Calwer, 1978; ISBN 3-7668-0539-8.
  • F. E. Schlachter: Das Buch Hiob. Aus dem Urtext übersetzt und mit Anmerkungen versehen; Bern: Bureau der Evangelischen Gesellschaft, 1893; Neuauflage: Albstadt: Freie Brüdergemeinde, 2006.

Weblinks

Anmerkungen

  1. H.-P. Müller, Das Hiobproblem (1995), S. 49ff.
  2. Franz Delitzsch: Biblischer Commentar über die poetischen Bücher des Alten Testaments; Band 2: Das Buch Hiob; Leipzig 18762 (BC), S. 91–93 (pdf)



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