Buchmesse Frankfurt

Buchmesse Frankfurt
Offizielles Logo der Frankfurter Buchmesse
Eingang zur Buchmesse 2006
Messegelände der Frankfurter Buchmesse 2005
Zur Buchmesse 2006, ein Ballon mit Zeichen des Gastlandes Indien
Buchkatalog zur Frankfurter Fastenmesse 1573

Die Frankfurter Buchmesse ist die größte und bedeutendste Buchmesse der Welt. Sie findet jährlich im Oktober in der Messe Frankfurt statt und wurde 1949 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels gegründet. Jedes Jahr stellt sie die Buchproduktion und Kultur eines Gastlandes besonders heraus. Während der Buchmesse werden der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und der Deutsche Jugendliteraturpreises verliehen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Frankfurter Buchmesse hat eine mehr als 500-jährige Tradition. Eine Buchmesse in Frankfurt am Main gab es schon in der frühen Neuzeit, nachdem Johannes Gutenberg in Mainz, nur wenige Kilometer von Frankfurt entfernt, den Buchdruck revolutioniert hatte und die Buchdrucker Johannes Fust, Peter Schöffer und Konrad Henckis die Frankfurter Messe zum Umschlagsort des den Handschriftenhandel ablösenden Verlagsbuchhandels machten.

Bis in die Zeit des späten 17. Jahrhunderts blieb Frankfurt am Main die zentrale Buchmesse-Stadt Europas. Als Folge politischer und kultureller Umwälzungen übernahm die Leipziger Buchmesse in der Zeit der Aufklärung die Rolle Frankfurts. Erst zwei Jahrhunderte später in Folge der Teilung Deutschlands lebte die Buchmesse in Frankfurt wieder auf: 205 deutsche Aussteller versammelten sich vom 18. bis 23. September 1949 in der Frankfurter Paulskirche zur ersten Buchmesse der Nachkriegszeit.

Aus Langeweile eines Buchhändler der Diagram Group, während der Frankfurter Buchmesse 1978 wurde der Diagram-Preis entwickelt, der ein Jahr später zum ersten mal für den ungewöhnlichsten Buchtitel des Jahres vergeben wurde.

Erstmals gab es 2004 das Forum Film & TV. Vortragsveranstaltungen finden unter anderem über Hörbücher und das Moderne Antiquariat auch im Übersetzer- und Bibliothekars-Zentrum statt. Seit 2005 ist die erste Frankfurter Antiquariatsmesse angeschlossen, die ebenfalls weltweit größte. Auch erstmals 2005 wurden eine gemeinsame Branchendarstellung für Zeitschriftenverlage der Fach-, Publikums- und Internationalen Presse, sowie eine Gemeinschaftsausstellung Spiele & Spielen mit der Spielwarenmesse Nürnberg eingerichtet und ein mit 37.500 Euro dotierter deutscher Roman-Preis an Arno Geiger verliehen.

Im Juni 2006 fand als Joint Venture die erste Buchmesse Kapstadt, die Cape Town Bookfair, statt.

Die Buchmesse gründete 2006 den "Schwerpunkt Bildung" mit Litcam, einer Literarisierungskampagne, vor allem gegen Analphabetismus. 2007 startete in dem Zusammenhang u.a. ein Kurzgeschichten-Projekt ("Who's on the line? Call for free") von und über Menschen mit Migrationshintergrund.

2008 hatte die Buchmesse über 7.300 Aussteller aus 100 Ländern, die über 400.000 Buchtitel auf ca. 170.000 Quadratmetern präsentierten[1] und 299.112 Besucher. Die FAZ gab erstmals eine kostenlose Buchmesse-Zeitung heraus. Sie erschien täglich mit 24 Seiten und einer Auflage von 25.000 Exemplaren.


Funktion der Messe

Die Buchmesse dient als Fachmesse in erster Linie Verlegern, Agenten, Buchhändlern, Bibliothekaren, Wissenschaftlern, Illustratoren, Dienstleistern, Filmproduzenten, Übersetzern, Druckern, Verbänden, Künstlern, Autoren, Antiquaren, Software- und Multimedia-Anbietern zur Vorstellung ihres Angebots und dem Abschluss von Geschäften. Der Handel mit Buchlizenzen/-rechten findet in einem eigenen Agentencenter statt - rund 70 Prozent des internationalen Rechte- und Lizenzgeschäfts bahnen sich hier an. Zirka 42 Prozent der auf der Messe gezeigten Erzeugnisse sind Bücher, 30 Prozent digitale Medien (darunter 2 Prozent E-Books).[2]

Die Buchmesse ist nur in zweiter Linie eine Messe für Publikum, das nur an zwei Tagen zugelassen ist. Mehr als 12.000 Journalisten aus knapp hundert Ländern berichten von ihr. Die Frankfurter Buchmesse wirkt auch über die Messezeit hinaus: Sie stellt die umfassendsten Online-Datenbanken der Branche bereit. Sie vermittelt in Zusammenarbeit unter anderem mit dem Auswärtigen Amt, der Stiftung Pro Helvetia und den Goetheinstituten deutsche Literatur im Ausland. Neben den großen ganzjährigen Büros in der Mainmetropole hat man German Book Offices, ständige Präsenzen in New York, Peking, Moskau und Bukarest, seit 2008 in New Delhi. Darüber hinaus existieren besondere Stipendienprogramme. Das Programm Städte der Zuflucht unterstützt von der Stadt Frankfurt gilt verfolgten Schriftstellern.

Da die Bekanntgabe des Gewinners des Nobelpreises für Literatur stets in die Messewoche fällt, ist die Buchmesse traditionell auch das erste größere Forum des Verlages, der die Werke des neuen Nobelpreisträgers im Programm hat.

Leitung der Buchmesse

Von 1949 bis 1957 leitete Wilhelm Müller die Buchmesse, ihm folgte bis 1974 Sigfred Taubert, vorher Leiter der Pressestelle des Börsenvereins und Pressesprecher der Buchmesse. 1975 übernahm Peter Weidhaas den Posten des Buchmesse-Direktors sowie des Geschäftsführer der Ausstellungs- und Messe-GmbH. Er war zuvor Leiter des Ausstellungsreferats der Buchmesse. Peter Weidhaas verfasste zwei Geschichten der Buchmesse (s.u.).

Nach dem Ende von Weidhaas Amtszeit folgte ihm Lorenzo Rudolf, vormals Direktor der Art Basel ihm im Amt des Buchmesse-Direktors. Sein Nachfolger wurde bereits 2002 Volker Neumann, zuvor Geschäftsführer der Verlagsgruppe Random House. Seit 1. April 2005 ist Juergen Boos Direktor der Frankfurter Buchmesse. Er leitete davor das Marketing im Verlag Wiley-VCH Weinheim.

Ebenso gründete sich ein internationaler kleiner Beirat der Buchmesse.

Gastländer und Themenschwerpunkte

Seit 1988 hat die Buchmesse ein Gastland oder eine Gastregion, die einen besonderen Schwerpunkt bildet. Das Gastland veranstaltet ein kulturelles Rahmenprogramm mit Lesungen, Literaturförderung, Preisverleihungen usw. 2004 hatten ca. 500 von etwa 3.000 Veranstaltungen einen Bezug zur arabischen Welt als Gastregion. Ausstellungen und Lesereisen des Gastlands beginnen vor der Buchmesse und gehen weit darüber hinaus. Indien ist bisher das einzige Land, das zwei Mal Gastland war (1986 und 2006). Grund war der überaus agile indische Buchmarkt.

Vor 1988 gab es anstelle von Gastländern auch thematische Schwerpunkte.

Jahr Gastland / Schwerpunkt Literatur des Gastlandes Motto
2011 Island Isländische Literatur Sagenhaftes Island
2010 Argentinien Argentinische Literatur -
2009 China Chinesische Literatur -
2008 Türkei Türkische Literatur Faszinierend farbig
2007 Katalanische Länder Katalanische Literatur Singular i Universal
2006 Indien Indische Literatur Today's India
2005 Korea Koreanische Literatur -
2004 Arabische Welt Arabische Literatur -
2003 Russland Russische Literatur Neue Seiten
2002 Litauen Litauische Literatur Fortsetzung folgt
2001 Griechenland Griechische Literatur Neue Wege nach Ithaka
2000 Polen Polnische Literatur ©Poland
1999 Ungarn Ungarische Literatur unbegrenzt
1998 Schweiz Schweizer Literatur Hoher Himmel - Enges Tal
1997 Portugal Portugiesische Literatur Wege in die Welt
1996 Irland Irische Literatur und seine Diaspora
1995 Österreich Österreichische Literatur -
1994 Brasilien Brasilianische Literatur Begegnung von Kulturen
1993 Flandern und Niederlande Niederländische Literatur weltoffen
1992 Mexiko Mexikanische Literatur ein offenes Buch
1991 Spanien Spanische Literatur La Hora de España
1990 Japan Japanische Literatur Then and Now
1989 Frankreich Französische Literatur L'Automne française
1988 Italien Italienische Literatur Italienisches Tagebuch
1986 Indien Indische Literatur Wandel in Tradition
1984 George Orwell
1982 Religionen
1980 Schwarzafrika
1978 Kind und Buch
1976 Lateinamerika Lateinamerikanische Literatur

Literatur

Einzelnachweise

  1. Claudia Ihlefeld: Begegnungen in Zeiten elektronischer Vernetzung, In: Heilbronner Stimme vom 18. Oktober 2008, S. 3
  2. Rede von Juergen Boos bei der Vorschau-Pressekonferenz, am 10. September 2008 (PDF)

Weblinks

Allgemeines


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