Aachener Stadtmauer

Aachener Stadtmauer
Aachen im Jahr 1647 mit Stadtmauer

Die Stadtmauer von Aachen war ein doppelter Mauerring, der die Stadt Aachen vor Angriffen schützen sollte. Er wurde in zwei Baustufen errichtet, der innere Ring ab 1172, der äußere ab 1257.

Von beiden Mauern, deren zahlreichen Türmen sowie Stadttoren sind nur Teile erhalten geblieben. Von den Türmen existieren lediglich noch der frühere Wachturm Lavenstein, der Lange Turm, der Marienturm, der Pfaffenturm und der kleine Adalbertsturm. Die beiden noch erhaltenen Stadttore, das Marschiertor und das Ponttor, wurden im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, konnten jedoch restauriert werden.

Inhaltsverzeichnis

Innere Stadtmauer

Reste der ersten Stadtmauer am Templergraben

Mit dem Bau der inneren Stadtmauer Aachens, die auch den Namen innerer Ring, erste Mauer oder Barbarossa-Mauer trägt, wurde 1172 begonnen. Auslöser war Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der den Bürgern Aachens 1171 das Versprechen abnahm, das von ihm im Jahre 1166 mit dem Münz-, Markt- und Stadtrecht versehene Aachen durch eine Stadtmauer schützen zu lassen. Nach ihm heißt die erste Mauer daher auch Barbarossamauer. Aachen erhielt die Auflage, innerhalb von vier Jahren eine die damalige Stadt komplett umschließende Mauer zu errichten. In den nächsten Jahren entstand eine 2.400 Meter lange und etwa 1 Meter dicke Mauer. Wann der innere Ring fertiggestellt wurde, ist nicht bekannt, anscheinend waren aber bei der Belagerung Aachens 1248 durch Wilhelm von Holland immer noch einige Abschnitte des inneren Rings lediglich durch Wälle und Palisaden geschützt.

Im heutigen Straßenbild findet sich im Bereich des Universitätsviertels der Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule am Templergraben ein größere Stücke der inneren Mauer.[1] Weitere Reste sind am Seilgraben sowie an der Minoritenstraße zu sehen. Dort befindet sich außerdem eine Hinweistafel auf die frühere Stadtmauer.

Ausgrabungen zeigen , dass die Mauer auf einem Erdwall errichtet worden war. Zur Zeit der Franken waren Verteidigungsbauwerke aus Stein nicht gebräuchlich. Stattdessen wurden Erdwälle aufgeschichtet.[2] Außerhalb der Mauer befand sich ein heute noch aufgrund seiner besonderen Bodenbeschaffenheit erkennbarer Graben.[2]. Er war 2550 m lang, 5 m tief und 25 m breit. Auf der Ostseite der Stadt, wo das Gelände flach war, wurde dieser Graben mit Wasser aus Johannisbach und Pau gefüllt, auf der Westseite, wo es größere Steigungen des Geländes gab, lag er trocken. Entlang diesem Graben wurde später parallel zum Mauerverlauf wurde eine Ringstraße angelegt[3], der jetzige „Grabenring“, dessen Teilstraßen überwiegend auf „-graben“ enden (Hirschgraben, Seilgraben, Dahmengraben, Holzgraben, Kapuzinergraben, Alexianergraben, Löhergraben, Karlsgraben, Templergraben).

Die Auswertung alter Zeichnungen aus dem 16. Jahrhundert deutet auf zehn Stadttore und zehn Türme hin[2], manche Historiker nehmen davon abweichend jedoch nur acht ursprüngliche Tore an. Einige Tore der ersten Stadtmauer erhielten nach dem Bau der zweiten Stadtmauer den Namenszusatz „Mitteltor“, um sie von den neu errichteten äußeren Toren zu unterscheiden. Sie lagen ja in der Mitte des Wegs vom Stadtzentrum zu dem äußeren Tor. So wurde beispielsweise das alte Kölntor, das sich in der Großkölnstraße auf der Höhe der Mefferdatisstraße befand, nach der Errichtung des neuen Kölntors am heutigen Hansemannplatz in „Köln-Mitteltor“ umbenannt. Daneben gab es auch das Jakobs-, Königs-, Marschier- und Pont-Mitteltor. Die fünf anderen Tore hießen Besterdertor, Harduinstor, Neutor, Scherptor und Ursulinertor. Haupttore waren das Pont-Mitteltor im Norden, das Köln-Mitteltor im Osten, das Marschier-Mitteltor im Süden und das Jakobs-Mitteltor im Westen. Die meisten Tore der Barbarossamauer waren einfache Vierecktürme mit Tordurchlass. Lediglich das Scherptor soll ein Tor mit zwei Türmen gewesen sein. Über den Stadtgraben führte eine Zugbrücke. Die vier Haupttore hatten zur besseren Verteidigung Barbakanen, also Vortore auf der Außenseite des Grabens.

Als erste Tore wurden das Burtscheider Mitteltor und das Jakobsmitteltor wahrscheinlich schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts abgerissen. Es folgten 1764 das Königs-Mitteltor und das Neutor sowie 1783 das Besterdertor. Die übrigen Tore verschwanden im Zug der allgemeinen Schleifung der Stadtbefestigung im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts. Obwohl keines der ehemaligen Stadttore der ersten Mauer mehr besteht, erinnert der Straßenname Neupforte, der erstmals im 12. Jahrhundert als „Nova Platea“ erwähnt wurde, noch heute an die Existenz des Neutors.[4]

Auf der Ostseite der inneren Stadtmauer lagen die Stadttore relativ nahe zueinander. Auf der Westseite gab es dagegen lange Mauerzüge ohne Tor, die durch zusätzliche Türme gesichert wurden. Diese zusätzliche Sicherung war auch deshalb erforderlich, weil der Stadtgraben hier wegen des Geländeverlaufs nicht mit Wasser gefüllt werden konnte und daher leichter zu überwinden war als der Wassergraben auf der Ostseite. Von den meisten dieser Türme ist kein Name überliefert. Einige dieser Türme waren lediglich Schanztürme, d.h. halbkreisförmige oder rechteckige Vorsprünge der Stadtmauer ohne Mauerabschluss zur Stadtseite hin. Andere waren halbrunde oder runde Volltürme, Vierecktürme gab es in der inneren Stadtmauer außer den Stadttoren keine.

Anders als die später errichtete zweite, äußere Mauer umschloss die erste einen gewachsenen und bebauten Stadtbereich. Bestehende Strukturen, existierende Siedlungen und Straßenverläufe mussten berücksichtigt werden, so dass ein kreisförmiger Mauerbau nicht möglich war.[3] Unter Historikern und Stadtplanern wird diskutiert, ob die Stadtmauer erst während des Baus, das heißt nach Fertigstellung der Planungsphase, die Ausstülpungen im Osten erhalten hat.[5]

Die innere Stadtmauer besaß auch Vorwerke außerhalp der Mauer. Drei davon standen ungefähr an den Stellen, an denen später das Marschiertor, das Ponttor und der Lange Turm errichtet wurden, zwei waren durch die als Wehrturm erbauten Kirchtürme von St. Jakob und St. Peter gebildet.

Äußere Stadtmauer

Allgemeines

Reste der zweiten Stadtmauer mit dem Turm Lavenstein

Die innere Mauer schränkte schon bald das Wachstum der Stadt Aachen ein und die Bürger begannen damit, einen zweiten Mauerring in größerer Entfernung um die Stadt zu errichten. Diese wurde anlässlich seiner Krönung 1256 von Richard von Cornwall mit einer beachtlichen Spende bezuschusst und die Bauzeit der Mauer begann 1257 und endete im Jahre 1357.[4] Sie besaß eine Länge von 5.328 Meter. Der größte Teil des ummauerten Gebietes wurde bis ins 19. Jahrhundert lediglich landwirtschaftlich genutzt und nur an den Hauptausfallstraßen existierte eine Besiedelung.[2]

Von der Mauer sind nur noch wenige Reste erhalten geblieben.

Während die erste, innere Mauer um ein bereits existierendes bebautes Gebiet errichtet wurde, konnte die zweite, äußere Mauer großzügig angelegt werden. So war es möglich, ein fast kreisförmiges Bauwerk zu errichten.[3] Es wurde so angelegt, dass die karolingische Anlage ins Zentrum rückte.

Eine genaue Messung ergab, dass sämtliche Stadttore bis auf das ehemalige Jakobstor auf einer Kreisbahn mit dem Mittelpunkt auf dem Katschhof, einer Freifläche zwischen dem Oktagon des Doms und dem Rathaus, angeordnet waren.[3] Zur Erklärung, weshalb gerade das Jakobstor aus diesem Kreis herausragt, werden zwei Theorien diskutiert.[3]

  • Das Tor war ursprünglich als Turm der Jakobskirche vorgesehen. Dieser existierte bereits als vorgezogener Aussichtsturm vor dem Mauerbau und um ihn hatte sich eine Siedlung gebildet. Sie sollte bestehen bleiben und musste durch eine Ummauerung geschützt werden.
  • Die Topographie erforderte den Bau. Der Bereich der zu überwachenden Lütticher Straße machte den Bau eines höher liegenden, vorgebauten Stadttores erforderlich.

Napoleon I. ordnete die Begrünung der geschleiften Stadtmauern zwischen dem Hansemannplatz, an dem sich das ehemalige Köln-Tor befand und dem Ponttor an. Mit dieser Aufgabe wurde Hofgärtner Maximilian Friedrich Weyhe beauftragt.

Stadttore

Der größere Umfang der neuen Stadtmauer machte es erforderlich, die Anzahl der Stadttore zu vergrößern. Insgesamt entstanden elf Tore. Sie waren der Sitz der so genannten Grafschaften des Glockenklangs, ein unter dem Kommando eines Hauptmannes stehender Wachbezirks des Aachener Reichs. Es handelte sich um das Albrechts- oder A (da) lberttor im Osten der Stadt. Das Bergtor errichteten die Bürger Aachens im Norden und das (St.) Jakobstor im Südwesten. Hinzu kamen das Junkerstor oder Vaelser (sic) Tor, das im Westsüdwesten entstand. Im Ostnordosten wurde das Köln(isches)tor als weiterer Einlass in die Stadt sowie das West-Tor Königstor und das Südtor Marschiertor gebaut. Im Südsüdwesten kam das Roors-, Roß-, Rosentor oder Rostor hinzu, Brücken- oder Ponttor folgten im Nordnordwesten. Kleinere Stadttore waren das Sand(kaul)tor im Nordnordosten sowie das Wingartz Bongart- oder Weinbergstor im Südosten der Stadt. Gelegentlich wird der Wasserturm wegen seines großen Wasserdurchlasses als zwölftes Tor angesehen.[2] Unter den Stadttoren waren das Ponttor, das Kölntor, das Marschiertor sowie das Jakobs- und das Königstor die Hauptstadttore Aachens.

Der Verlauf der äußeren Stadtmauer lässt sich noch heute an den Straßennamen erkennen. Sie zog sich entlang des so genannten Alleenrings. Dies entspricht den heutigen Straßen Ludwigsallee, Monheimsallee und Heinrichsallee. Weitere Straßen am Randbereich der früheren Stadtmauer tragen andere Namen wie beispielsweise Turmstraße mit dem früheren Beobachtungsturm Langer Turm oder der Boxgraben.

Von den elf Stadttoren existieren nur noch das Pont- und das Marschiertor.

Türme

Die äußere Mauer besaß 23 Türme, von denen nur noch wenige erhalten geblieben sind. Zu ihnen gehört der Marienturm, der ebenfalls Marienburg genannt wird, an dessen Seiten sich noch deutlich erkennbare Reste der äußeren Stadtmauer befinden. Der Name resultiert daher, dass seine Grundsteinlegung am Maria Himmelfahrtstag, dem 14. August des Jahres 1512 erfolgte. Heute befindet sich hier ein Ehrenmal für die Opfer beider Weltkriege.[6]

Der Lange Turm, der ebenfalls Pulverturm genannt wird, war das höchste Bauwerk der äußeren Stadtmauer. Er befindet sich in der heutigen Turmstraße, war ein ehemaliger Wachturm und diente aufgrund seiner exponierten Lage zusätzlich als Feuerwache. Neben diesen Bauwerken sind der Pfaffenturm in der Junkerstraße sowie der Lavenstein im Boxgraben, frühere Beobachtungstürme, sowie der Adalbertsturm, ein kleiner Rundturm am Kaiserplatz erhalten.[6]

Nutzen der Mauer

Historiker diskutieren oft den Nutzen der Stadtmauer, ihrer Tore und Türme. Wieso benötigen die zur damaligen Zeit maximal in Aachen lebenden 10.000 bis 15.000 Bewohner ein etwa acht Kilometer langes Verteidigungssystem mit insgesamt 22 Toren und 32 Türmen? Die Verteidigung einer so großen Anlage war der geringen Bewohnerzahl gar nicht möglich. Andere große Städte besaßen in der Regel je Himmelsrichtung nur ein Tor, Aachen hatte dagegen extrem viele Tore und Türme. Eine militärische Notwendigkeit scheint ausgeschlossen. Die besondere Position als Kaiserstadt legt den Schluss nahe, dass religiöse Gründe eine Rolle gespielt haben. Nach Ezechiel besitzt die Heilige Stadt zwölf Stadttore, wobei drei je Himmelsrichtungen ausgerichtet waren. Die Zahl und Anordnung findet sich bei den Toren der äußeren Mauer der Stadt Aachen wieder.[2]

Einzelnachweise

  1. Zuhause in Aachen
  2. a b c d e f ATUATUKA (s. Literatur) S.197 ff. (Online-Auszug)
  3. a b c d e Forschungsaufgaben zum Aachener Stadtgrundriss
  4. a b In Aachen auf den Spuren des Kaisers unterwegs
  5. Die Zwei Städte Aachen
  6. a b Aachen

Literatur

  • Bruno Lerho: Die große Aachener Stadtmauer mit Toren und Türmen. Helios Verlag, 2006, ISBN 3-938208-37-6. 
  • Schrittweise. Geschichte(n) zu Fuß erleben; Zeitungsverlag Aachen (Hrsg.), Veröffentlicht von Meyer & Meyer Verlag; ISBN 3898994465, 9783898994460
  • ATUATUKA: Cäsars Legionslager in Aachen; Von Prof. Dr. Axel Hausmann; Veröffentlicht von BoD – Books on Demand, 2001; ISBN 383112860X, 9783831128600
  • Stadt- und Landmauern; Von Brigitt Sigel, Institut für Denkmalpflege Veröffentlicht von vdf Hochschulverlag AG, 1995; ISBN 3728120553, 9783728120557
  • Carl Rhoen: Die Befestigungswerke der freien Reichststadt Aachen. Verlag von Anton Creutzer, Aachen 1894.  (Online-Version, pdf, 6,61MB)

Siehe auch

Weblinks


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