Bulgaria

Bulgaria
Република България
Republika Bălgarija

Republik Bulgarien

Flagge Bulgariens
Wappen Bulgariens
Flagge Wappen
Wahlspruch: Съединението прави силата
(In der Einigkeit liegt die Stärke)
Amtssprache Bulgarisch
Hauptstadt Sofia
Staatsform Republik
Staatsoberhaupt Präsident Georgi Parwanow
Regierungschef Ministerpräsident Sergei Stanischew
Fläche 110.994 km²
Einwohnerzahl 7.606.551 (Dezember 2008)
Bevölkerungsdichte 70 Einwohner pro km²
BIP nominal (2007)[1] 39.609 Mio. US$ (72.)
BIP/Einwohner 5.186 US$ (78.)
HDI 0,824 (53.)
Währung Lew (BGN)
Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich am 3. März 1878 erklärt, anerkannt am 22. September 1908
Nationalhymne Mila rodino (bulg. Мила родино, „Liebe Heimat“)
Zeitzone OEZ (UTC +2)
Kfz-Kennzeichen BG
Internet-TLD .bg
Telefonvorwahl +359

Bulgarien (bulg. България [bəlg'arija], amtliche Bezeichnung: „Republik Bulgarien“ [Република България/Republika Bălgarija]) ist eine Republik in Südosteuropa mit etwa 7,6 Millionen Einwohnern.

Bulgarien ist seit dem 1. Januar 2007 Mitglied der Europäischen Union und seit 2004 Mitglied der NATO. Weiter ist Bulgarien unter anderem Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO), des Kooperationsrates für Südosteuropa (SEECP) und der Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation (BSEC).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Hauptartikel: Geographie Bulgariens

Bulgarien liegt im Osten der Balkanhalbinsel und ist eine Republik, die im Norden an Rumänien, im Westen an Serbien und Mazedonien, im Süden an Griechenland und die Türkei grenzt. Im Osten bildet das Schwarze Meer die natürliche Staatsgrenze. Hauptstadt und Regierungssitz der Republik Bulgarien ist Sofia. Weitere bedeutende wirtschaftliche, administrative und kulturelle Zentren bilden die Städte Plowdiw, Warna, Burgas, Russe und Stara Sagora.

Das Gebiet Bulgariens besteht zu zwei Dritteln aus den Tiefebenen, die durch die Flüsse Donau und Mariza mit ihren zahlreichen Nebenflüssen gekennzeichnet sind. Dazu wird es durch zwei große Gebirgsketten markiert: das Balkangebirge (bulg. Стара Планина/Stara planina = Altes Gebirge) und die Rhodopen. Die höchsten Erhebungen des Balkangebirges sind der Berg Botew (2.376 m) und der Chumerna (1.536 m). Die nördlich gelegene Donautiefebene wird durch die Donau begrenzt, die hier die Staatsgrenze zu Rumänien darstellt. In ihr liegen die Städte Plewen, Razgrad, Russe und Schumen sowie Warna am Schwarzen Meer. Südlich des Balkangebirges erstreckt sich die Oberthrakische Tiefebene, auch Maritza-Ebene genannt. In diesem Mittelbulgarische Becken finden sich die Städte Plowdiw und Stara Sagora sowie Burgas am Schwarzen Meer. Diese Ebene wird vom Westen und im Süden durch die Rhodopen begrenzt, deren höchste Erhebung der Großer Perelik (2.191 m) ist. Im Südwesten des Landes befinden sich mit dem Rila- und dem Pirin-Gebirge zwei weitere Hochgebirge mit Gipfeln zwischen 2000 und 3000 Metern Höhe, wobei der Berg Musala (2.925 m) der höchste auf der gesamten Balkanhalbinsel ist.

Bevölkerung

Demografie

Demographische Entwicklung Bulgariens (Zahlen in Tausend)

Bulgarien hatte Ende 2005 rund 7,72 Millionen Einwohner. Die Bevölkerungsdichte lag bei 70 Einwohnern/km². Der Großteil der Bevölkerung lebt in den Städten südlich des Balkangebirges. Die Wachstumsrate der Bevölkerung nahm in den vergangenen Jahren immer stärker ab, 2001 betrug sie –1,14 %, Ende 2008 jedoch nur noch -0,43 %. Die Lebenserwartung liegt laut Weltgesundheitsorganisation für Männer bei 69 und für Frauen bei 76 Jahren.

71,1 % der Einwohner leben in der Stadt, 28,9 % auf dem Land (Stand Dez. (2008)). 15 % der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt. Die Fruchtbarkeitsrate liegt etwa bei 1,3 Kindern pro Frau.

Sprachen

Die Amtssprache ist Bulgarisch; weitere Landessprachen sind Türkisch, Romani und Armenisch. Während Romani kaum unterrichtet wird, gibt es in den Siedlungsgebieten der türkischen Minderheit oft Türkisch als Schulfach.

Minderheiten

Ethnische Minderheiten

Nach der Volkszählung 2001 sind 83,9 % der Bevölkerung ethnische Bulgaren; 9,4 % sind Türken (siehe: Balkan-Türken), 4,7 % Roma. Außerdem leben Armenier, Serben, Griechen, Walachen (im Norden Rumänen, im Süden Aromunen) und die muslimischen, bulgarisch sprechenden Pomaken in Bulgarien. Die türkische Minderheit ist laut der Volkszählung von 2001[2] besonders zahlreich in den Bezirken Kardschali, Rasgrad, Targowischte, Silistra und Schumen vertreten. Die Pomaken sind v.a. im Bezirk Smoljan vertreten[3].

Zahlen zu den im Land lebenden Minderheiten beruhen auf Schätzungen, vorhandene Datenerhebungen werden von Kritikern als unzuverlässig eingeschätzt. Während die Ausländer- und Staatsbürgerschaftsgesetzgebung recht liberal sind und im Wesentlichen ein Augenmerk auf gesetzestreues Verhalten und Unterhalt haben, konzentrieren sich die häufigen Zensusdatenerhebungen wegen des Bevölkerungsrückgangs auf die Staatsbürger und den internationalen Reiseverkehr. International wurde oft Kritik geübt, etwa seitens der OECD, dass die Statistikbögen teilweise sehr ausführlich ethnische und religiöse Merkmale abfragen und teilweise sehr grob, so dass der Datenbestand verfälscht werde. Auch wird von offizieller Seite eingeräumt, dass speziell die Gruppen der Muslime und ethnischen Türken unter den Staatsbürgern und selbst der Ausländer aus der Türkei von der Bevölkerung mehrheitlich und undifferenziert als „Türken“ bezeichnet und wahrgenommen werden, was auf ihr Selbstverständnis einwirke.

Trotz dieser eigentypischen Distanz nehmen diese Gruppen in reger Weise am gesellschaftlichen und politischen Leben des Landes teil. Beispielsweise war die Bewegung für Bürgerrechte und Freiheiten (DPS), die überwiegend von türkischstämmigen Bürgern unterstützt wird, seit 2001 in jeder Koalitionsregierung vertreten. Jedoch verbietet die Bulgarische Verfassung von 1991 (Artikel 11, Abs. 4) eine Gründung von Parteien auf ethnischer, rassistischer oder religiöser Grundlage[4].

Die Roma und Sinti dagegen gehören in Bulgarien zu den am stärksten von Marginalisierung betroffenen Bevölkerungsgruppen. Ihre soziale Lage ist geprägt von Armut, einem zumeist niedrigen Ausbildungs- und Erwerbsniveau, sowie sozialer Stigmatisierung. Diese Lebenssituation hat sich durch den Transformationsprozess der 90er Jahre verstärkt und trifft besonders die Roma-Frauen, die sowohl unter der sozialen Perspektivlosigkeit als auch unter patriarchalen Familienstrukturen zu leiden haben.

Sexuelle Minderheiten

Hauptartikel: Homosexualität in Bulgarien

Homosexuelle Handlungen wurden 2002 in Bulgarien legalisiert. Durch die Gleichbehandlungsrahmenrichtlinie der EU werden Lesben und Schwule vor Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt geschützt, gleichgeschlechtliche Partnerschaften werden staatlich jedoch nicht anerkannt.[5]

Religionen

Artikel 13 der bulgarischen Verfassung von 1991 garantiert die Konfessionsfreiheit, hebt jedoch das orthodoxe Christentum als „traditionelle Religion Bulgariens“ hervor (die Autokephalie der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche wurde 927 anerkannt). Die Verfassung schreibt weiter die Trennung von Staat und Religion vor und verpflichtet den Staat zu religiöser Neutralität und Parität.

Bei der letzten Volkszählung 2001 bezeichneten sich 83,9 % der Bevölkerung als Christen, die meisten gehören der bulgarisch-orthodoxen Kirche (82,6 %), der römisch-katholischen Kirche in Bulgarien und der armenisch-apostolischen Kirche an. Weitere 12,2 % sind Muslime. Außerdem gibt es eine rapide schwindende jüdische Minderheit (653 Mitglieder im Jahr 2001, 1992 noch 2.580 gegenüber fast 50.000 im Jahr 1947). Dabei handelte es sich vor allem um sephardische Juden. Im deutschen Sprachraum am bekanntesten ist der Schriftsteller und Nobelpreisträger Elias Canetti.

Die Religiosität und das Vertrauen in die Kirche sind in Bulgarien allerdings wesentlich geringer als zum Beispiel im Nachbarland Rumänien, was auch mit innere Zersplitterung der bulgarische Kirche in Verbindung gebracht wird. So bezeichnen sich nur 52 % der Bulgaren als religiös, und nur 22 % gehen mindestens einmal im Monat in die Kirche[6].

Geschichte

Reste des Antiken Theaters in Trimontium
Der Reiter von Madara zählt zum kulturellen Erbe der Bolgaren und der UNESCO
Bulgarien unter Iwan Asen II.

Hauptartikel: Geschichte Bulgariens

Das Gebiet des heutigen Bulgariens war seit der Jungsteinzeit besiedelt. In dieser Zeit entwickelten sich die Karanowo-Kulturen, aber vor allem die Warna-Kultur, deren Goldschatz zu den ältesten der Welt zählt[7]. In der Bronzezeit wurde das Gebiet von den indogermanischen Thrakern bewohnt. Der größte thrakische Stamm, die Odrysen konnte um 450 v. Chr. ein eigenes Reich gründen, das sich bis zur Donau und zum Strymon erstreckte. Heute werden regelmäßig große Funde im „Tal der thrakischen Könige“ oder anderswo von Archäologen gemeldet, die sich auf diese historische Periode beziehen. So wurde im Jahr 2000 das thrakische Heiligtum Perperikon in den Ostrhodopen ausgegraben.

In der Zeit der Griechische Kolonisation entstanden an der Schwarzmeerküste mehrere Stadtstaaten, so genannten Polisis. Einigen von ihnen wie Apollonia Pontika oder Mesambria wurden zu Handelsmächten und konnten sich anfänglich auch gegen die Römer behaupten.

Nach der Eroberung 29 v. Chr. durch die Römer begann die Romanisierung der Bewohner. Thrakien und die Staatstaaten an der Küste wurden ein Teil des römischen Reiches. Aus der römischen Zeit sind die großangelegten Bauten von Karasura, Trimontium, Nicopolis ad Istrum, Ulpia Augusta Trajana, Marcianopolis, Colonia Ulpia Ratiaria oder Augusta bekannt.

Bulgarisches Reich

Seit dem 6. Jahrhundert drangen Slawen ein, 679 die Bolgaren unter Asparuch, die gemeinsam das Erste Bulgarische Reich von Pliska (679 bis 1018) gründeten, das fast die ganze Balkanhalbinsel umfasste. Aus der Verschmelzung der Einwanderer mit der örtlichen Bevölkerung entstand das Volk der Bulgaren.

Boris I. trat 864 zum byzantinischen Christentum über. Sein Sohn Simeon I. (893-927), der bedeutendste Herrscher Bulgariens, besiegte die Serben, errichtete das bulgarische Patriarchat und förderte die altbulgarische Literatur. Er war der erste slawische Herrscher, der den Titel Zar trug, er selbst nannte sich „Zar (gr. Basileus) der Bulgaren und Rhomäer“ (= Oströmer bzw. Byzantiner). Im 10. Jahrhundert entstand in Bulgarien während seiner Herrschaft auch die kyrillische Schrift. Ab 972 bis 1018 kam Bulgarien sukzessive unter die Herrschaft von Byzanz.

Seit der Regentschaft Boris I. von Bulgarien im 10. Jahrhundert wurde das Land von Konstantinopel aus christianisiert, weshalb die Mehrzahl der Bulgaren bis heute dem orthodoxen Glauben angehört. Auch die bulgarische Kultur ist stark von der byzantinischen geprägt. Bulgarien war lange Zeit ein mächtiges Kaiserreich, das sich militärisch mit dem Byzantinischen Reich messen konnte. Während der Zeit des Zaren Petar I. entstand die christliche Religionsgemeinschaft der Bogomilen, die mit ihrer Literatur zu den Vorkämpfer gegen die Dogmatik der Kirche zählt und die Reformation in Westeuropa beeinflusst hat.[8].

Die Brüder Johann und Theodor Peter aus dem Hause Asen errichteten das Zweite Bulgarische Reich mit Tarnowgrad im Balkangebirge als neuer Hauptstadt. Das Reich, welches von 1186 bis 1393 bestand, erlangte seine größte Ausdehnung unter dem Zaren Iwan Asen II.. Die Hauptstadt Tarnowo wurde zum neuen kulturellen, geistlichen und politischen Zentrum Südosteuropas. Tarnowo wurde von Zeitgenossen als neues Jerusalem, Rom und Konstantinopel zugleich bezeichnet.[9]

Osmanische Herrschaft und Unabhängigkeit

1393 bzw. 1396 kam ganz Bulgarien unter osmanische Herrschaft, die fast 500 Jahre andauerte. 1444 scheiterte die Befreiung Bulgariens durch ein polnisch-ungarisches Heer unter Wladyslaw I., König von Polen und Ungarn, in der Schlacht bei Varna. In dieser Zeit hielten die Bulgaren der Islamisierung im Wesentlichen stand. Um 1800 erhob sich der geistig-nationale Widerstand, mit der Forderung nach Unabhängigkeit. In Bulgarien kam es zu einer Ära der nationalen bulgarischen Wiedergeburt (bulgarisch: Възраждане). Ähnlich wie in Westeuropa knüpfte sie an antike und frühere bulgarische und byzantinische Traditionen.

Schipka-Denkmal der Gefallenen im Russisch-Türkischen Krieg

Die blutige Niederschlagung des April-Aufstands durch die Türken 1876, die an einen Genozid grenzte und Empörung in ganz Europa auslöste, führte zum russisch-türkischen Krieg 1877/1878. Dieser wurde mit ungeahnter Härte und massiven Verlusten auf beiden Seiten geführt. Nach der Überquerung der Donau und des Balkan-Gebirges mitten im Winter gewannen die russischen Truppen die Oberhand und rückten bis kurz vor Konstantinopel vor. Mit dem Frieden von San Stefano wurden die Grundlagen für den modernen bulgarischen Staat gelegt.

Fürstentum und Königreich Bulgarien

Als ein Ergebnis des Berliner Kongresses entstand das Fürstentum Bulgarien mit Sofia als Hauptstadt. Dieses war im Vergleich zu den Statuten des Friedens von San Stefano stark beschnitten und von seinem südlichen Teil Ostrumelien getrennt, der dem Sultan tributpflichtig blieb und Makedonien, das ohne Autonomie weiter unter osmanischer Herrschaft blieb. Am 16. April 1879 wurde die erste demokratische Verfassung in Weliko Tarnowo verabschiedet. Fürst Alexander I. (1879-1886) versuchte innere Reformen durchzusetzen und besiegte die Serben, wurde aber durch eine von den Russen veranlasste Verschwörung gestürzt. 1887 wurde Ferdinand von Coburg-Gotha Fürst, der 1908 die völlige Loslösung von der Türkei erklärte und den Zarentitel annahm, womit aus dem Fürstentum das Königreich Bulgarien wurde. Die Erfolge der bulgarischen Truppen im Ersten Balkankrieg (Eroberung von Adrianopel) wiederholten sich im Zweiten Balkankrieg nicht. Während die bulgarische Streitmacht an der griechischen und serbischen Front gebunden war, drangen die Rumänen bis nach Sofia vor; die Türken eroberten Adrianopel wieder zurück.

Königreich Bulgarien, 1915

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg kämpfte Bulgarien auf der Seite der Mittel- bzw. Achsenmächte. Das Königshaus und die Bevölkerung widersetzten sich erfolgreich der Verfolgung und der Deportation der Juden (Holocaust), die in den Grenzen von 1941 lebten. In den besetzten Gebieten von Makedonien und Thrakien wurde die jüdische Bevölkerung jedoch verhaftet und den Deutschen ausgeliefert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geriet Bulgarien unter sowjetischen Einfluss und wurde Teil des Warschauer Paktes.

Bulgarien nach der Wende

Das Ende der kommunistischen Ära wurde 1990 durch freie Wahlen eingeleitet. Seitdem wurden politische und wirtschaftliche Reformen vorangetrieben.

Von 1990 an war die demokratische Oppositionsbewegung Union Demokratischer Kräfte SDS (bul. Съюз на демократичните сили, СДС), die den friedlichen Sturz des sozialistischen Bulgariens herbeiführte, fast immer stärkste Partei. Bis 1997 regierte jedoch in mehreren Legislaturperioden die Sozialistische Partei BSP (bul. Българска социалистическа партия, БСП) mittels Koalitionen. Die EU-Integration wurde wesentlich von einer bis 2001 konservativ geführten SDS-Regierung unter Iwan Kostow beschleunigt. Sie stellte umfängliche Kooperation mit internationalen Institutionen her, senkte die Inflation und stabilisierte die Wirtschaftslage. Der NATO- und EU-Beitritt wurden in dieser Zeit initiiert. Präsident zu dieser Zeit war der Demokrat Petar Stojanow.

Am 22. Februar 1999 legten die bulgarische und die mazedonische Regierung ihren jahrelangen Sprachenstreit bei, indem sie eine gemeinsame Erklärung unterzeichneten. Bulgarien, das als erstes Land Mazedonien anerkannte, erkannte jetzt auch die Eigenständigkeit der mazedonischen Sprache und Nation erstmals offiziell an, Mazedonien entsagte im Gegenzug jeglicher Einflussnahme auf die mazedonische Minderheit in Bulgarien. Der Streit hatte die bilateralen Beziehungen schwer belastet und sowohl die politischen als auch die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen beiden Ländern schwierig gestaltet[10].

Die Parlamentswahlen am 17. Juni 2001 gewann überraschend mit 42,7 % der Stimmen die erst kurz zuvor gegründete Nationale Bewegung Simeon II., NDSW (Национално Движение Симеон Втори, НДСВ) um den ehemaligen bulgarischen Zaren Simeon II. von Sachsen-Coburg und Gotha, der nach 55 Jahren aus dem spanischen Exil zurückgekehrt war. Wegen des stark betonten republikanischen Prinzips in der Verfassung slawisierte er seinen Namen zu Simeon Sakskoburggotski und legte monarchische Namenszusätze ab, nachdem die Wahlbehörden die Rechtsauffassung äußerten, er sei als früherer König nicht wählbar. Wesentlichen Anteil an dem Erfolg hatte das Versprechen, innerhalb von 800 Tagen eine deutliche Verbesserung des Lebensstandards herbeizuführen. Dazu schlug er eine Erhöhung des Lohnniveaus und Steuersenkungen vor.

Im Wesentlichen jedoch behielt die amtierende Regierung den konservativen Kurs ihrer Vorgängerin bei, insbesondere die Politik der EU-Integration. 2003/2004 amtierte Bulgarien als Mitglied des UNO-Sicherheitsrates und schloss sich mit Chile und Spanien demonstrativ der von den USA geführten Anti-Irak-Fraktion an, die einen gewaltsamen Regierungswechsel im Irak unterstützte. Die tendenziell US-freundliche Außenpolitik Bulgariens und der Dissens mit der reservierten deutsch-französischen Seite führten unter anderem dazu, dass auf Betreiben des Außenministers Solomon Pasi die deutschen Anti-ABC-Einheiten umgehend durch bulgarische und polnische Truppen ersetzt wurden. Ähnlich den USA hatte auch Bulgarien vor dem Zweiten Golfkrieg den Irak umfangreich mit konventionellen Waffen beliefert. Ein Teil der Lieferungen war über nicht zurückbezahlte Kredite (1,7 Mrd. US-Dollar) erfolgt. Es ist anzunehmen, dass man sich hier bei einer Kriegsbeteiligung Gegenleistungen erwartete. Bulgarien trat 2004 der NATO bei.

In der Wirtschaft kam es aufgrund von Simeons Reformen zu weiter fortschreitendem Aufschwung, von dem allerdings eher in- und ausländische Investoren und die städtische Oberschicht als der Durchschnittsbürger profitierten. In ländlichen Gebieten herrschen oft hohe Arbeitslosigkeit (im Landesdurchschnitt etwa 14 %) und Korruption. Die sehr traditionelle Landwirtschaft, die bei 26 % der Beschäftigten 13 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beiträgt, ist noch weit vom Erreichen der EU-Normen entfernt. 2007 wurde Bulgarien in die Europäische Union aufgenommen.

Der seit 2005 von Sozialisten und Sergei Stanischew geführten Drei-Parteien-Koalition (BSP, NDSW, DPS) wurde nach einem Geldstopp aus Brüssel ein Scheitern bei der EU-Politik sowie Korruption, eine unzureichende Bekämpfung der Mafia und das Fehlen einer angemessenen Jugendpolitik vorgeworfen[11]. Sie ist die bulgarische Regierung, die am niedrigsten über das Vertrauen bei der Bevölkerung verfügte. Anfang 2009 schenkten ihr nur noch 15 % der Bulgaren Vertrauen, während 76 % gegen sie waren[12].

Politik

Siehe auch: Wahlen in Bulgarien

Parlament

Parlamentswahlen Bulgarien 2005

Die Parlamentswahlen für die 40. Nationalversammlung fanden am 25. Juni 2005 statt. Die konservative Regierung erlitt eine Niederlage, nachdem die BSP erneut stärkste Kraft wurde. Die SDS verlor ebenfalls empfindlich nach einer Zersplitterung in mehrere kleinere Parteien, die jedoch alle im Parlament vertreten sein werden. Die Mehrheitsverhältnisse sorgten für eine langwierige und schwierige Regierungsbildung, nachdem selbst eine Koalition mit der Bewegung für Bürgerrechte und Freiheiten DPS (Движение за права и свободи, ДПС) der ethnischen Türken, die absolute Mehrheit verfehlte. Schließlich bildete Wahlsieger Sergei Stanischew (BSP) eine große Koalition mit NDSV und DPS, die über 169 von 240 Sitzen verfügt. Wesentlicher Kern der Regierungspolitik ist die Kontinuität und Fortführung der Zusammenarbeit mit der EU-Kommission am beschlossenen Beitritt.

Negativ und großenteils schockiert zeigte sich die Öffentlichkeit über den spontanen Erfolg der Wählerinitiative „Attacke“ (bulg. Aтaкa), die einen nationalistischen und NATO-feindlichen Wahlkampf führte und auch sonst radikale Positionen vertrat. Die Wahlbehörde musste diese zur Teilnahme an der Wahl zulassen, führt jedoch gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft wegen der Art des Wahlkampfs Ermittlungen gegen mehrere Mitglieder der Wahlinitiative wegen des angeblichen Verdachts der Förderung ethnischer Feindseligkeiten.

Präsident

Im Oktober 2006 – kurz vor dem Beitritt zur Europäischen Union – wurden Präsidentschaftswahlen abgehalten. Damit verknüpfte Staatspräsident Georgi Parwanow Wahlkampf und -entscheidung mit der Regierungspolitik, obwohl dem Präsidenten nur eine repräsentative Rolle zukommt. Keiner der Kandidaten stellte zwar den EU-Beitritt in Frage, jedoch zeichnete sich der Vorsitzende und Kandidat von „Ataka“, Wolen Siderow, durch die Ablehnung der NATO und die Forderung nach mehr Bürgerentscheiden aus und belegte den zweiten Platz. Parwanow erreichte fast 2/3 der abgegebenen Stimmen, musste jedoch wegen des strengen Wahlrechts zur Stichwahl antreten. Erforderlich ist bei der Wahl des Staatsoberhaupts eine Mindestbeteiligung von 50% der Wahlberechtigten, die nicht erreicht wurde. In der Stichwahl stellten sich alle Regierungs- und Oppositionsparteien mit Ausnahme von Attaka hinter Parwanow und trugen so zur Niederlage Siderows bei. Unter den 2 stärksten Kandidaten wurde Parwanow ohne Beteiligungs-Quorum mit 73,4% der Stimmen bestätigt.

Verhältnis zu Libyen

siehe Hauptartikel: HIV-Prozess in Libyen

In Libyen wurden 2007 fünf bulgarische Krankenschwestern und ein palästinensischer Arzt aufgrund des Vorwurfs, 426 libysche Kinder vorsätzlich mit AIDS infiziert zu haben, zum Tode verurteilt. Obwohl internationale Gutachter die hygienischen Zustände im Krankenhaus als die wahrscheinlichste Ursache der HIV-Ansteckung betrachteten und die Infektion auf einen Zeitpunkt vor Ankunft der Angeklagten datierten, wurde das Urteil über mehrere Instanzen hinweg aufrechterhalten. Kritiker gehen davon aus, dass die Krankenschwestern von Libyen als politische Geiseln für Verhandlungen mit der EU missbraucht wurden. Nach zähen Verhandlungen und internationalem Druck, v.a. der EU und USA, wurden die sechs Inhaftierten am 24. Juli 2007 zur Verbüßung ihrer lebenslangen Haftstrafen nach Bulgarien ausgeliefert, wo sie jedoch unmittelbar nach der Landung von Staatspräsident Parwanow begnadigt wurden. Die EU und weitere Staaten zahlten im Gegenzug über 120 Mio. € an Entschädigungen und Hilfen.

Politische Gliederung

Gemeindegliederung Bulgariens
Verwaltungsgliederung Bulgariens - die 28 Oblaste

Nach Artikel 2 der bulgarischen Verfassung von 1991 gilt Bulgarien als „Einheitsstaat mit örtlicher Selbstverwaltung“, in dem keine autonomen Gebiete zugelassen sind. Der Verfassungsartikel 135 wiederum legt den staatlichen Aufbau in Gemeinden und Gebiete fest. Die grundlegende administrativ-territoriale Einheit ist die Gemeinde (Община/Obschtina), in welcher die Organe der örtlichen Selbstverwaltung die kommunalen Interessen vertreten und politisch gestalten. Die Bürger können sich an der Verwaltung der Gemeinde unmittelbar durch ein Referendum oder eine Vollversammlung der Einwohner beteiligen. Die Wahlen zu den Organen der örtlichen Selbstverwaltung (Gemeinderäten - Общински съвет/obschtinski sawet) finden alle vier Jahre statt, wobei der Bürgermeister (кмет/kmet) als Organ der Exekutive der Gemeinde direkt gewählt wird. Die Gemeinde hat ein Recht auf eigenes Eigentum und einen selbstständigen Haushalt, darüber hinaus hat sie den Anspruch auf finanzielle Unterstützung durch den Staat.

Bezirke

Im Gegensatz zu den Gemeinden wird die zweite territoriale Einheit, das Gebiet oder Bezirk (област/oblast), administrativ nicht durch gewählte Organe vertreten. Die Oblast ist vielmehr eine administrativ-territoriale Einheit, die ein vom Ministerrat ernannter Bezirksverwalter (областен управител/oblasten uprawitel) im Interesse der staatlichen Zentralverwaltung kontrolliert. Der Verwalter soll laut Art. 143 der Verfassung die Durchführung der staatlichen Politik sichern und ist für den Schutz nationaler Interessen, der Gesetzlichkeit und der öffentlichen Ordnung verantwortlich.

Militär

siehe Hauptartikel Bulgarische Streitkräfte

Die Bulgarische Streitkräfte gliedern sich in Heer, Marine und Luftwaffe und zählen insgesamt 45.000 Soldaten. Oberbefehlshaber der Armee ist der bulgarische Präsident.

Seit 2004 ist Bulgarien NATO-Mitglied. Die Armee war bzw. ist an internationalen Einsätzen in Kambodscha, Angola, Tadschikistan, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Eritrea, Afghanistan und auch im Irak beteiligt.

Wirtschaft

Wirtschaftsgeschichte

Bulgarien gehört zu den Ländern, die als Agrarstaat in den RGW („COMECON“) eingetreten sind und ihre Industrialisierung diesem im Wesentlichen zu verdanken haben. Das bedeutete die Steigerung der energie- und rohstoffintensiven Schwerindustrie, von denen einige Bereiche (Pharmazeutika, Maschinenbau, Elektronik) durchaus erfolgreich in den ehemaligen Märkten agierten. In ihrer Blütezeit beschäftigte die bulgarische Elektronikindustrie bis zu 300 000 Menschen bei einem Jahresumsatz von 13,3 Milliarden Dollar. Die Computermarken Pravetz, Izot, IMKO und ES EVM produzierten zeitweise bis zu 40% aller Computer des RGW, wobei es sich meistens um qualitativ unterlegene Nachbauten von Modellen der US-Marken Apple und IBM handelte.

Nach dem Wegfall des Marktes der Sowjetunion, zu dem die meisten Beziehungen bestanden, geriet die Wirtschaft in eine schwere Krise, aus der sie sich erst seit 2004 erholt hat. Die einstmals gut entwickelte Industrie für Computerhardware verschwand vollständig. In den Jahren 1989 bis 1995 gingen die Realeinkommen um fast 70 Prozent zurück, der Lebensstandard fiel um 40 %. Das Sozialsystem, insbesondere das System der Kranken- und Rentenversicherungen, brach weitgehend zusammen.

Die sozialistische Regierung unter Schan Widenow schaffte hier keine Abhilfe, sondern bediente die Interessen der ehemaligen Nomenklatura. Im Frühjahr 1996 kam es infolge der hohen Staatsverschuldung zu einer schweren Wirtschaftskrise. Banken brachen praktisch über Nacht zusammen; der Staat geriet in Zahlungsschwierigkeiten gegenüber seinen ausländischen Kreditgebern. In der Hoffnung auf Unterstützung von Weltbank und IWF verabschiedete die sozialistische Regierung ein Strukturprogramm. 134 marode Staatsbetriebe sollten geschlossen werden, durch Steuervergünstigungen versuchte man - vor allem ausländische - Investoren anzulocken. Doch die Privatisierung ging dem IWF zu langsam und er forderte als Bedingung für weitere Kredite die Einführung eines Währungsrates sowie die Bindung des bulgarischen Lew an die D-Mark im Verhältnis 1:1.

Kennziffern

Die Schaffung des Währungsrates 1997, die Konsolidierung der Staatsfinanzen (Budgetüberschuss 2005: 504 Millionen EUR, entspr. 2,4 % des BIP), einschließlich der Reduzierung der Auslandsverschuldung (Staatsverschuldung im Dezember 2005 nur noch 25,5 % des BIP), weitreichende strukturelle Reformen und die Privatisierung nahezu aller staatlichen Unternehmen in enger Zusammenarbeit mit Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank trugen zu makroökonomischer Stabilität bei. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist seitdem stetig gewachsen. Es beträgt derzeit 3753 € Pro Kopf (28,9 MRD € absolut)[13] im Vergleich zu 2779 € Pro Kopf im Jahre 2005. Jedoch mussten die Statistiker nach mäßigen Inflationsraten der Jahre 2001 bis 2005 (2005: 6,5 %) im Jahre 2007 eine etwa 13 %ige allgemeine Preissteigerung beobachten. Die relativ hohen BIP-Wachstumsraten (2001 4,1 %, 2002 4,9 %, 2003 4,5 % ,2004 5,7 %, 2005 5,8 %, 1.Halbjahr 2006 6,1 %, 2007 6,2 %) wurden somit durch die Inflation etwas abgedämpft. Die Arbeitslosigkeit konnte erheblich gesenkt werden und lag Ende des Jahres 2005 bei ca. 10,7 %. Begünstigt wird diese Entwicklung durch hohe Vorbeitrittshilfen der Europäischen Union. So standen 2004 insgesamt rund 400 Millionen € in den Programmen PHARE, ISPA und SAPARD zur Verfügung.

Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Bulgarien einen Index von 33 (EU-25:100) (2005, zum Vergleich: Deutschland: 108) [14]. Da die Regierung einen Großteil der in den Haushaltsjahren 2004 und 2005 entstandenen Überschüsse für Ausgleichsmaßnahmen verwendete, um die sozialen Folgen der zur Kostendeckung notwendigen Anpassung der Preise für Elektrizität, Wasser und Fernheizung aufzufangen und gleichzeitig die Transfereinkommen zusätzlich und überproportional erhöhte, sind die Realeinkommen auch der besonders Benachteiligten (Arbeitslose, Behinderte und Rentner) erstmals seit langem wieder gestiegen. Dennoch bleiben über 1 Million Menschen vom Wirtschaftsaufschwung Bulgariens weitgehend abgekoppelt.

Trotz Fortschritten bei der Justizreform stellt die Schwäche des bulgarischen Justizsystems weiter eines der größten Hindernisse für die wirtschaftliche Entwicklung dar.

Wichtigste Wirtschaftszweige: Chemische Industrie, Nahrungsmittel und Nahrungsmittelverarbeitung, Tabakindustrie, Metallindustrie, Maschinenbau, Textilindustrie, Glas- und Porzellanindustrie, Kohleförderung, Stahlproduktion, Energiewirtschaft, Tourismus.

Die wichtigsten Aus- und Einfuhrgüter Bulgariens:

Ausfuhr: Chemische Produkte, Nahrungs- und Genussmittel, Rohmetall- und Stahlprodukte, Maschinen und Ausrüstungen, Konsumartikel, Textilprodukte, Elektrizität.

Einfuhr: Rohstoffe, mineralische Produkte und Brennstoffe (insbesondere Öl und Gas aus Russland), Maschinen und Ausrüstungen, chemische Erzeugnisse, Konsumgüter.

Wirtschaftsbeziehungen

Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Bulgariens. Über 4500 deutsche Firmen sind im Handel mit Bulgarien tätig, davon sind 1200 vor Ort vertreten. Das Handelsvolumen erreichte 2005 ca. 2,9 Milliarden €. Die deutschen Exporte nach Bulgarien beliefen sich auf 1,8 Milliarden €, die Importe aus Bulgarien auf 1,1 Milliarden €. Über die Hälfte entfiel auf die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Seit März 2004 besteht in Sofia die Deutsch-Bulgarische Industrie- und Handelskammer (DBIHK), die bereits über 350 Mitglieder zählt.

Die ausländischen Direktinvestitionen erreichten 2005 1,876 Milliarden €, davon 3,6 % (67,2 Millionen €) stammen aus Deutschland. Von den 11,496 Milliarden €, die die ausländische Firmen im Zeitraum 1991 - 2005 in Bulgarien investierten, stammen 908 Millionen € (7,9 %) aus Deutschland und damit liegt Deutschland hinter Österreich und Griechenland auf Platz 3. Auch in den letzten fünf Jahren stiegen die deutschen Direktinvestitionen in Bulgarien kontinuierlich an, 2004 verdoppelten sie sich sogar gegenüber 2003. Von den 5,8 Milliarden €, die ausländische Firmen im Zeitraum 2000 - 2004 in Bulgarien investierten, stammen 496 Millionen, also 8,5 %, aus Deutschland.

Der hohe Investitionsbedarf der bulgarischen Wirtschaft, der zusammen mit niedrigen Löhnen und gut ausgebildetem Personal viele Chancen für langfristig orientierte Investoren, insbesondere in lohnintensiven Fertigungsbereichen (Maschinenbau, Nahrungsmittelverarbeitung, Kfz-Teileherstellung, Textilproduktion, Softwareentwicklung etc.) bietet, wird jedoch trotz dieser Entwicklung noch einige Zeit fortbestehen. Gute Aussichten für Investitionen bestehen u.a. auch weiterhin im Tourismusbereich. Mehr als 582.000 Deutsche besuchten 2005 Bulgarien. Ausbaufähig erscheint besonders der Bereich Individualtourismus, insbesondere Öko-, Wander-, und Bädertourismus, aber auch der Wintersportbereich.

Das Investitionsklima für Ausländer ist im Wesentlichen gut, trotz erheblicher Defizite im Justizbereich. 2005 erreichte die Investitionsquote Bulgariens 22 % des BIP (2004 21 %). Ende 2007 wurden die steuerlichen Bedingungen durch die Einführung einer 10 %igen Pauschalsteuer verbessert.

Umwelt

Nach 1950 wurden die Industrialisierung und die Intensivierung der Landwirtschaft im Rahmen der Planwirtschaft betrieben, oft zu Lasten der Umwelt. Die Förderung vor allem der Schwerindustrie, des Energiesektors und des Bergbaus sowie der Einsatz veralteter Technologien verursachte zum Teil erhebliche Luft-, Boden-, und Wasserverschmutzungen.

Mit der Schließung vieler industrieller Produktionsstätten nach der Wende haben sich die Umweltbelastungen stetig verringert. Obwohl Bulgarien seit Mitte der 90er Jahre im Umweltbereich deutliche Fortschritte erzielt hat, sind nach Schätzungen der Weltbank für die Umsetzung des EU-Acquis im Umweltbereich bis zum Jahr 2020 Investitionen von rund 9 Milliarden € erforderlich. Jährlich müssten demnach Investitionen in Höhe von rund 11 % des BIP getätigt werden. Der Umweltschutz wurde durch die Gründung des Umweltministeriums 1990 erstmals institutionalisiert und als Staatsziel in der bulgarischen Verfassung von 1991 (Art. 15) verankert. Im Umweltschutzgesetz vom September 2002 hat die bulgarische Regierung erstmals das Prinzip der Nachhaltigkeit gesetzlich festgeschrieben.

Staatsausgaben

Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Infrastruktur

Zukünftiges Autobahnnetz in Bulgarien

Bulgarien ist ein wichtiges Transitland zwischen Mitteleuropa und dem Nahen Osten. Es verfügt über ein relativ gut ausgebautes Verkehrsnetz: Eisenbahnnetz (Bulgarische Staatseisenbahn - BDZ), Straßennetz (jedoch bislang nur wenige Autobahnen), vier internationale Flughäfen (Sofia, Warna, Burgas und Plowdiw), zwei Seehäfen (Burgas, Warna) sowie Binnenhäfen (an der Donau). Die paneuropäischen Verkehrskorridore IV (Dresden-Budapest-Craiova-Sofia-Thessaloniki), VII (Donau), VIII (Tirana-Skopje-Sofia-Varna-Burgas) und IX (Helsinki-Moskau-Bukarest-Dimitrovgrad-Alexandropolis) führen durch Bulgarien.

Korruption

Korruption stellt in Bulgarien ein gravierendes Problem dar. Das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) bemängelte bereits mehrfach Korruption und Veruntreuung von EU-Geldern in Bulgarien. Im November 2008 kürzte die Europäische Union Bulgarien aufgrund mangelnder Fortschritte in der Korruptionsbekämpfung 220 Millionen Euro Fördergelder. Bereits im Juli 2008 waren 825 Millionen Euro an Hilfen vorübergehend eingefroren worden. [15]

Auf dem weltweiten Corruption Perceptions Index 2008 von Transparency International erreichte Bulgarien mit Platz 72 von 180 das schlechteste Ergebnis innerhalb der Europäischen Union. [16]

Kultur und Gesellschaft

In Bulgarien hat das Puppentheater (nicht nur für Kinder) eine lange Tradition.

Kunst

Die Kunst auf dem Gebiet Bulgariens hat eine lange Tradition. Seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. sind die zahlreichen thrakischen Hügelgräber (Kurgane) und zahlreiche Goldschmiedearbeiten (siehe hierzu thrakische Kunst) erhalten.

  • Mittelalter und Renaissance
Ikone von Theodor Stratelates, in der Pleslawer Keramik gefasst

Als wichtigstes Denkmal aus der frühesten bulgarischen Zeit gilt das in der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste eingetragene lebensgroße Felsenrelief Reiter von Madara (8. Jahrhundert). Die erste Hauptstadt Pliska wurde noch nach römisch-byzantinischem Vorbild mit starken Festungsanlagen umgeben, besaß jedoch auch Paläste, Kirchen, Bäder und andere öffentliche Bauten, deren Bauformen und -technik ihren Ursprung zum Teil in Mittelasien und im Vorderen Orient hatten. Dies genügte jedoch nicht den Herrschaftsanspruch der bulgarischen Zaren und Zar Simeon I., genannt der Große, verlegte 863 die Hauptstadt in das ebenfalls starkt befestigte Preslaw. Von ihren Kirchen und Klöstern ist die Runde (auch Goldene) Kirche mit vielfarbigem Schmuck und glasierten Tonplatten (Preslawer Keramik) zu nennen, der für die bulgarische Kunst dieser Periode kennzeichnend ist. Mit der Christianisierung des bulgarischen Reiches wurden auch in anderen Städten Sakralbauten neu errichtet (wie etwa die Sophienkirche in Ohrid (heute Mazedonien) als untypische Pfeilerbasilika errichtet, oder die Stephanosbasilika in Nessebar) oder umgebaut (Alte Metropolitenkirche in Nessebar oder Sophienkirche in Sredez). Im Unterschied zur byzantinischen Kirchenarchitektur zeigte sich bereits vor Mitte des 10. Jahrhunderts die Tendenz zu sehr dekorativem Mauerwerk (Blendbogennischen, Mosaikschmuck, bemalte Keramik, Freskenmalerei).

Mit der byzantinischen Herrschaft (1018 – 1185/86) verstärkten sich auch die Einflüsse von Byzanz in der bulgarischen Kunst. Mit der Restauration des Bulgarischen Reiches in Jahre 1185 fand die Kunst des Ersten Bulgarischen Reiches ihre Fortsetzung. In Tarnowo, der neuen Hauptstadt, entstand ein kleinerer, meist einschiffiger, von Byzanz übernommener Kirchentyp, dessen Gewölbe und Böden zur Kuppel überleiten (Beispiele für Kreuzkuppelkirchen sind die Nikolauskirche in Melnik, die Pantokratorkirche und Johannes-Aleiturgetos-Kirche in Nessebar sowie die 40-Märtyrer-Kirche in Tarnowo). Sie blieben jedoch im Unterschied zur byzantinischen Kunst in den dekorativen Tendenzen in der sakralen Baukunst bestimmend (buntes, mit glasierter Keramik verziertes Sichtmauerwerk, Blendnischen und -arkaden). Die Außenwände sind durch Blendbögen gegliedert und durch rhythmische Wechsel roter und weißer Steine oder auch Keramik.

Klosterkirche in Zemen

Größere Selbstständigkeit erreichte die Malerei in den Fresken von Bojana (1259). Die in reiner Freskotechnik (fresco buono) ausgeführte Malerei in der Kirche von Bojana gehört somit zu der besterhaltenen aus dieser Periode in Südosteuropa und trägt renaissancehafte Zügen. Die Fresken der Höhlenkirche von Iwanowo (kurz nach 1232, gestiftet von Ivan Asen II.) bereiteten den Boden für die künstlerische Renaissance unter den Paläologen Ende des 13./Anfang des 14. Jahrhunderts. Die Fresken der Johanneskirche von Zemen (um 1300) sind mit vorikonoklastische Elementen durchsetzt. Seit dieser Zeit, 13. und 14. Jahrhundert, ist Bulgarien auch für seine Ikonenmalerei bekannt. Die Vertreter der Malschule von Tarnowo überschritten die überlieferten Regeln der traditionellen Ikonenmalerei und schufen damit die bedeutendste eigenständige Schule der ostkirchlichen Kunst. Von den erhaltenen Bilderhandschriften sind die reichlich illustrierten Tetraevangeliar von Zar Alexander und die Manasses-Chronik des Zaren Iwan Alexander die bekanntesten (die erste befindet sich heute im British Museum in London, die zweite in der Vatikanischen Bibliothek).

Außenbemalung der Hauptkirche im Rila Kloster
  • Bulgarische Wiedergeburt

Nach der türkischen Eroberung wurde die bulgarische Kunst fast nur in den abgelegenen Klöstern gepflegt. Vom 15. bis 18. Jahrhundert war die Kunst des Athos bestimmend. Mit der bulgarischen Wiedergeburt am Ende der türkischen Besatzung entstanden überall im Land neue Kunstschulen. In dieser Zeit entwickelte sich die Holzschnitzerei als spezifische bulgarische Kunst. Die bekanntesten Kunstschulen waren jedoch die Kunstschule von Tschiprowzi und die Kunstschule von Samokow. Aus der zweiten gingen viele der Maler hervor, die die Bemalung von vielen Klöstern und Kirchen ausführten, darunter des mittlerweile in der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommenen Rila-Klosters.

Wichtig für die neuere Zeit war Jules Pascin, der 1885 in Widin geboren wurde. Eigentlich hieß er Julius Pinkas. Da er lange Zeit in Frankreich verbrachte, wo er auch 1930 starb, wird er als bulgarisch-französischer Maler und Grafiker bezeichnet.

  • Neuzeit

Der bekannteste lebende bulgarische Künstler ist wohl Christo Jawaschew, der unter seinem Vornamen und zusammen mit seiner Frau Jeanne-Claude bekannt wurde. Er verhüllte u.a. das Reichstagsgebäude in Berlin und den Pont Neuf in Paris.

Musik

Bulgarien verfügt über eine große Tradition des Chorgesangs. Der staatliche Chor wurde durch einen eigenen Stil sehr erfolgreich, zahllose bulgarische Frauenchöre wie z.B. Angelite sind heute international bekannt. Das bulgarische Nationalinstrument ist, neben der Flöte Kaval, der Dudelsack Gaida. In den meisten Landesteilen wird die hochgestimmte Thrakische Gaida (Djura Gaida) gespielt, überwiegend zum Tanz, während im rhodopischen Gebirge die tief gestimmte Kaba Gaida zur Begleitung meist trauriger Balladen genutzt wird. Des Weiteren finden die Langhalslaute Tambura, das Streichinstrument Gusla, die Fidel Gadulka sowie die Trommeln Tapan (Davul) und Tarambuka (Darbuka) und das Blasinstrument Zurna in der traditionellen bulgarischen Volksmusik Verwendung.

Bekannte bulgarische Sänger sind u. a. Ari Leschnikow, der von 1928 bis zur Auflösung in den 30er Jahren den Comedian Harmonists als Tenor angehörte und der Opernsänger Boris Christow, der als einer der weltbesten Bassisten galt. Die gebürtige Bulgarin Wesselina Kassarowa gehört heute zu den gefragtesten Mezzosopranistinnen der Welt. Mit Anna-Maria Ravnopolska-Dean kommt eine der bekanntesten Harfenistinnen der Gegenwart aus Bulgarien. Aber auch die bulgarische Folklorelieder wurden durch die Sänger von Le Mystère Des Voix Bulgares und Walja Balkanska weltberühmt.

Das Besondere an der bulgarischen Musik ist, dass diese über eine große rhythmische Vielfalt verfügt. Die Verwendung an ungeraden Takten, wie z.B. 5/8, 7/8 und 9/8, machen diese Musik besonders schwierig zu spielen. Viele moderne Musiker in den verschiedensten Genren aus aller Welt benutzen Fragmente bulgarischer bzw. südosteuropäischer Volksmusik.

Bulgarische Literatur

Simeon Laudatio

Die Anfänge der bulgarischen Literatur wurden im 8./9. Jahrhundert gelegt. Dabei handelte es sich zunächst um Chroniken, Bau- und Grabinschriften bulgarischer Herrscher und Adligen in griechisch, selten aber auch in der Sprache der Urbulgaren. Die Altbulgarische Literatur wurde in der nach der Christianisierung in 10. Jahrhundert in Bulgarien entstandenen Kyrillischen Schrift geschrieben.

In Pliska, der Residenz des Fürsten Boris, im westlich gelegenen Ohrid[17] sowie in Weliki Preslaw, wohin Simeon I. die bulgarische Hauptstadt verlegt hatte, waren einige der Schüler der Slawenapostel Kyrill und Method tätig, darunter Kliment von Ohrid, Konstantin von Preslaw, Ioan Exarch und Tschernorizec Hrabar. Der letzte verfasste das auch in Serbien und Russland bekannte Traktat zur Verteidigung der slawischen Schrift „O Pismenach“ (auf Deutsch Über die Buchstaben). Die Regierungszeit von Boris I. und Simeon I. gilt als das „goldene Zeitalter“ der bulgarischen Literatur.

Tetraevangeliar der Schule von Tarnowo

Die Mittelbulgarische Literatur wiederum wurde in Mittelbulgarisch (Kirchenslawisch) verfasst. In dieser Zeit wurden Apokryphen, Lebensbeschreibungen, Geschichtschroniken aus dem Griechischen ins Mittelbulgarische übersetzt. Eine zweite Blütezeit erlebte die bulgarische Literatur während des 13. und 14. Jahrhunderts mit ein in der Nähe von Tarnowo 1350 gegründetes Kloster als Zentrum. Zu dieser Schule zählten unter anderem der Mönch Kiprian, Grigorij Camblak und Konstantin Kostenezki, die nach der Eroberung Bulgariens die formalen Prinzipien der bulgarischen Literatur auch in Gebiete der heutigen Staaten Russland, Rumänien und Serbien brachten.

Einige der wichtigste Autoren während der Zeit der osmanischen Herrschaft waren Wladislaw Gramatik, Païssi von Hilandar, Sophronius von Wraza, die Brüder Miladinowi deren Werke vor allem durch die Suche nach der bulgarischen Identität gekennzeichnet waren. Im 18. Jahrhundert bildeten sich zwei Genres heraus, die Histographie und die Autobiographie. Im Zuge der bulgarischen Wiedergeburt erreichte die bulgarische Literatur einen weiteren Höhepunkt. Die patriotischen Gedichte der Revolutionäre wie Christo Botew, Ljuben Karawelow und die Werke von Jordan Jowkow und dem Patriarchen der bulgarischen Literatur Iwan Wasow haben die Zeit des Kampfes für ein freies Bulgarien und die Zeit danach maßgeblich geprägt. Die Memoirenliteratur wirderum gelangte in den Werken von Sachari Stojanow und Simeon Radew zu ihrer Blüte.

Durch symbolistische Dichter wie Nikolai Liliew, Dimtscho Debeljanow, Pejo Jaworow, Teodor Trajanow oder Nikolai Rainow fand die bulgarische Dichtung Anschluss an die moderne Weltliteratur der Jahrhundertwende. Verstärkt wurde dies vor allem durch das Engagement des Expressionisten und Übersetzers Geo Milew, der jedoch 1925 durch regierungsnahe Kräfte ermordet wurde. Nach Autoren wie Atanas Daltschew, Fani Popowa-Mutafowa, Elin Pelin oder Nikola Wapzarow wird die heutige bulgarische Literatur von Autoren wie Nedjalko Jordanow, Jordan Raditsckow, Nikolai Haitow oder Georgi Markow geprägt.

Siehe auch: Liste bulgarischer Schriftsteller

Wissenschaft/Erfindungen

Der berühmteste Wissenschaftler bulgarischer Herkunft ist wahrscheinlich der in den USA geborene John Vincent Atanasoff. Er ist der Erfinder des elektronischen digitalen Rechners und lehrte mathematische Physik. Ebenfalls ein berühmter österreichisch-bulgarischer Wissenschaftler ist Carl Djerassi, der auch als der Vater der Antibabypille bezeichnet wird.

Brauchtum

Abgelegte Marteniza
Kukeri während ihrer Ritualtänze

Ein beliebter Brauch ist das Verschenken von Martenizas (Мартеница), kleinen rot-weißen Stoffanhängern oder Armbändern, zum Frühlingsanfang am 1. März. Die Martenizas sollen, damit sie Glück und Gesundheit bringen, getragen werden, bis man den ersten Storch sieht. Dann soll man die Marteniza an einen Zweig binden und sich etwas wünschen. Weiter wird im Südosten Bulgariens, in der Region Strandscha, dem Feuerlauf nachgegangen.

In allen Regionen sind die Kukeri vertreten. Sie treten an die Woche vor Beginn der orthodoxen Fastenzeit in Ostbulgarien und zwischen Weihnachten und Dreikönigsfest in Restbulgarien auf. Ähnlich wie in Deutschland während der Karnevalszeit, oder während der Rauhnächte werden Straßentänze und verschiedene Bräuche abgehalten, die symbolisch für die zur Geisteraustreibung oder -beschwörung, Winteraustreibung, für Fruchtbarkeit, Gesundheit, gute Saat und Ernte und weiteres stehen.

In Bulgarien gilt abweichend von der sonst weltweit üblichen Konvention das Kopfnicken als Verneinung, das Kopfschütteln als Bejahung. [18]

Küche

Eine typische bulgarische Mahlzeit beginnt mit einem Schopska-Salat, Thakijska-Salat oder im Sommer mit der kalten Suppe Tarator. Als Hauptgericht gelten die Kebabćeta oder ein typischer Lammbraten - das Tschewerme. Zum Schluss nimmt man die Baniza zu sich. In der bulgarischen Küche sind zudem das Bohnenkraut Tschubriza (Чубрица) und das ketchupähnliche Püree Ljuteniza (Лютеница) sowie die besonderen Wurstarten Lukanka (Луканка) und Sudjuk (Суджук) sehr beliebt.

Feiertage

Datum Name[19] Deutscher Name Anmerkungen
1. Januar (gregorianisch) Нова година Neujahr
3. März Ден на Освобождението на България от османско иго Nationalfeiertag. Tag der Befreiung Bulgariens vom osmanischen Joch 1878, Frieden von San Stefano
julianisch Великден Ostern
1. Mai Ден на труда Internationaler Tag der Arbeit
6. Mai Гергьовден, Ден на храбростта и Българската армия Georgstag, Tag der Tapferkeit und der bulgarischen Armee
24. Mai Ден на българската просвета и култура и на славянската писменост Tag der bulgarischen Aufklärung und Kultur und der slawischen Literatur (der Feiertag ist eng verknüpft mit der Kreation des kyrillischen Alphabets) schulfrei
6. September Ден на Съединението на България Tag der Wiedervereinigung 1885 mit Ostrumelien
22. September Ден на Независимостта на България Tag der Unabhängigkeit Bulgariens 1908
1. November Ден на народните будители - неприсъствен за всички учебни заведения Tag der nationalen Erweckung schulfrei
24. Dezember (gregorianisch) Бъдни вечер Heiligabend
25./26. Dezember (gregorianisch) Коледа, Рождество Христово Weihnachten, Geburt Christi

Sport

Vor der Wende war Sport Staatspolitik und viele bulgarische Sportler sorgten weltweit für Aufmerksamkeit. Die größten Erfolge wurden in den Individualsportarten erzielt. Nach dem Zerfall des Systems und mit dem Wegfall staatlicher Unterstützung konnten sich nur Sportler beweisen, die äußerst große Talente waren und meist aus Sportlerfamilien kamen. Bekanntes Beispiel sind die Maleeva-Schwestern im Tennis, die alle in den Top-10 gestanden haben und deren letztes Mitglied, Magdalena Maleeva, 2005 zurücktrat. In Bulgarien gibt es eine lange Tradition im Schach, Kraftsport (Ringen, Gewichtheben, Boxen), in der Leichtathletik und in der rhythmischen Sportgymnastik. Der Ringer Nikola Stantschew war der erste bulgarische Olympiasieger.

Schach

Eine lange Tradition kann Bulgarien auch im Schachspielen vorweisen. Bulgarien hat seit der Einführung des Großmeistertitels 1970 durch den Welschachbund FIDE 33 Großmeister hervorgebracht (Stand: Januar 2009). Dazu gehören der ehemalige Schachweltmeister Wesselin Topalow und die ehemalige Schachweltmeisterin Antoaneta Stefanowa, des Weiteren bekannte Schachspieler wie Iwan Tscheparinow, Julian Radulski, Iwan Radulow, Ljuben Spasow und Kiril Georgiew.

Gewichtheben

Bulgarien hat auch eine lange Tradition im Gewichtheben. Bekannteste Gewichtheber sind Iwan Abadschiew, Norair Nourikijan, Milena Trendafilowa oder Ivan Ivanov. Es gibt sogar einige bekannte türkische Gewichtheber, wie zum Beispiel Naim Suleymanoglu oder Halil Mutlu, die sich während des damaligen Systems als Angehörige der türkischen Minderheit entwickeln konnten und in beiden Ländern hohes Ansehen genießen.

Fußball

Die bulgarische Fußballnationalmannschaft konnte sich mehrmals für Europa- und Weltmeisterschaften qualifizieren. Der größte Erfolg des bulgarischen Fußballs war der 4. Platz der Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA. Unter den Fußballern der „Goldenen Generation“ sind vor allem der Träger des Ballon d’Or Christo Stoitschkow, oder der Ex-Stuttgarter Krassimir Balakow zu nennen.

Der erfolgreichste bulgarische Verein ist ZSKA Sofia, der zweimal in einem Halbfinale der UEFA Champions League stand. Weitere wichtige Fußballvereine sind Lewski Sofia, Slawia Sofia, Lokomotive Sofia und Litex Lowetsch.

weitere bekannte bulgarische Fußballspieler:

Siehe auch: Fußball in Bulgarien

Volleyball

Volleyball ist nach Fußball die zweite Ballsportart, die nicht nur in Bulgarien beliebt ist, sondern in der das Land auch international erfolgreich ist. Die Herrenmannschaft erreichte zuletzt 2007 den dritten Platzt bei der Weltmeisterschaft und nimmt zurzeit (Juli 2008) den vierten Platz der Volleyball-Weltrangliste ein. Die Damen erreichten den Gipfel ihrer sportliche Erfolge mit dem Europatitel im Jahre 1981. Zu den bekanntesten bulgarischen Volleyballspielern zählen Plamen Konstantinow, Daniel Peew, Nikolaj Scheljaskow, Ljubomir Ganew, Martin Stoew, Wladimir Nikolow und Matey Kaziyski sowie bei den Damen Tswetana Boschurina und Jordanka Bontschewa.

Quellen

  1. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  2. vgl. Übersicht des Berichtes des Nationalen Statistischen Instituts, NSI zum Zensus 2001
  3. vgl. NSI, Tabellarische Übersicht nach ethnischen Gruppen
  4. Wolfgang Ismayr: Die politischen Systeme Osteuropas, Leske+Budrich, Opladen, 2002, S.581
  5. http://www.ilga-europe.org/europe/guide/country_by_country/bulgaria/legal_situation_regarding_lgbt_in_bulgaria
  6. vgl. European Values Study 1999
  7. Seite des archäologischen Museum zu Warna
  8. Gerhard Ecker: Bulgarien. Kunstdenkmäler aus vier Jahrtausenden von den Thrakern bis zur Gegenwart, DuMont Buchverlag, Köln, 1984, S.99
  9. Gerhard Podskalsky: Theologische Literatur des Mittelalters in Bulgarien und Serbien 815-1459, München, Beck, 2000, S. 74, ISBN 3-406-45024-5
  10. WELT-Artikel in den Makedon Archives der Universität Buffalo
  11. sueddeutsche.de, 29. Januar 2009
  12. www.mediapool.bg, 27. Januar 2009
  13. Bulgarisches Wirtschaftsblatt: [1]. Stand März 2008.
  14. EUROPA - Rapid - Press Releases
  15. http://www.tagesschau.de/wirtschaft/eubulgarien100.html
  16. http://www.transparency.de/Tabellarisches-Ranking.1237.0.html
  17. Lexikon des Mittelalters, S. 1378 "...Die Schule von Ohrid hat einen Großteil der (alt-)bulgarischen Literatur hervorgebracht."
  18. http://www.tu-dresden.de/sulifg/daf/mailproj/plovdiv/missverstehen.htm
  19. Bulg. Nationalversammlung: Offizielle Feiertage

Weiterführende Literatur

  • Bell, John D., Peasants in Power. Alexander Stamboliski and the Bulgarian Agrarian National Union, 1899 - 1932, Princeton 1977.
  • Crampton, R. J., A Concise History of Bulgaria, Second Edition, Cambridge University Press 2005, ISBN 0-521-61637-9
  • Hoppe, Hans-Joachim, Bulgarien - Hitlers eigenwilliger Verbündeter. Eine Fallstudie zur nationalsozialistischen Südosteuropapolitik, Stuttgart 1979.
  • Hoppe, Hans-Joachim, Bulgarien, in: Benz, Wolfgang (Hrsg.), Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, München 1991, S. 275 - 310.
  • Jireček, Konstantin: Das Fürstentum Bulgarien, seine Bodengestaltung, Natur, Bevölkerung, wirtschaftliche Zustande, geistige Cultur, Staatverfassung, Staatsverwaltung und neueste Geschichte (1891)
  • Jocov, J., Charakteristische Züge, Etappen und Unterscheidungsmerkmale der faschistischen Diktatur in Bulgarien 1923 - 31, in: Etudes Historiques, Bd. II, Sofia 1965, S. 395 - 412.
  • Karlsreiter, Ana, König Boris III. von Bulgarien und die bulgarische Außenpolitik 1938 - 43, München 2001.
  • Lauer, Reinhard (Hrsg), Die Bulgarische Literatur in alten und neuer Sicht, in Opera Slavica, Neue Folge 26, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1997
  • Lexikon des Mittelalters (LMA). München 1980ff, S.1378-1379, ISBN 3-423-59057-2
  • Marinov, Boris, Das bulgarische Parteiensystem im Wandel. Parlamentarische Tätigkeit und außerparlamentarische Entwicklung, Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2008, ISBN 3-639-06733-9
  • Markov, Georgi, Die Kulturexpansion des Dritten Reiches in Bulgarien: Wissenschaft, Hochschulbildung und Verbreitung der deutschen Sprache (1934 - 1939), in: Etudes Historiques, Bd. II, Sofia 1965, S. 329 - 347.
  • Markov, Georgi, Die nationalsozialistische ideologische Propaganda in Bulgarien (1933 - 1940), in: Etudes Historiqes, Bd. X, Sofia 1980, S. 273 - 292.
  • Miller, Marshall Lee, Bulgaria during the Second World War, Stanford 1975.
  • Oren, Nissan, Revolution Administered. Agrarianism and Communism in Bulgaria, Baltimore / London 1973.
  • Oschlies, Wolf, Der Volksbund Zveno - Nahtstelle der bulgarischen Parteiengeschichte, Köln 1971.
  • Oschlies, Wolf, Bulgariens Juden in Vergangenheit und Gegenwart, in: Bulgarische Jahrbücher, Bd. 2, München / Wien 1974, S. 129 – 176
  • Oschlies, Wolf, Bulgarien – Land ohne Antisemitismus, Erlangen 1976.
  • Plöhn, Jürgen (Hrsg.): Sofioter Perspektiven auf Deutschland und Europa, Berlin 2006, ISBN 3-8258-9498-3.
  • Rumiana Stoilova, Ethnische Differenzen unter Frauen am Beispiel Bulgariens, 2005.[2]
  • Sabine Riedel, Bulgarien zwischen Subsistenzwirtschaft und Weltmarkt. Überlegungen zum Gestaltungsspielraum der Wirtschafts- und Sozialpolitik. In: Osteuropa. 2003, 1, 58-76.
  • Steven W. Sowards, Moderne Geschichte des Balkans. Der Balkan im Zeitalter des Nationalismus. BoD, Seuzach 2004. ISBN 3-8334-0977-0
  • Ilija Trojanow, Die fingierte Revolution. Bulgarien, eine exemplarische Geschichte, München: dtv, 2006, ISBN 3-423-34373-7

Siehe auch

Portal
 Portal: Bulgarien – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Bulgarien

Weblinks

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