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Hans Aanrud (* 3. September 1863 in Vestre Gausdal (Norwegen); † 10. Januar 1953 in Oslo) war ein norwegischer Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Hans Aanrud entstammte einer bäuerlichen Familie und wuchs in einem Bergtal in Mittelnorwegen auf. Er besuchte eine Lateinschule und übte dann den Beruf eines Privatlehrers aus. Als er mit seiner Schriftstellertätigkeit erste Erfolge erzielen konnte, verlegte er seinen Wohnort in die Hauptstadt Oslo. Dort fungierte er als Literatur- und Theaterkritiker. Er war auch von 1911 bis 1923 Berater am Nationaltheater in Oslo.
Werk
Aanrud erreichte Bekanntheit durch volkstümlich-realistische Beschreibungen des bäuerlich geprägten Lebens seines heimatlichen Tales, bevor dort das Industriezeitalter Einzug hielt. Dabei wird die Denkart der einfachen Bauern zum Teil in mundartlichen Dialogen und in ihrer schlichten, gemütlichen Ausdrucksweise vorgetragen. Die Landschaft wird stimmungsvoll beschrieben, und humorvolle Züge überwiegen bei weitem tragische Akzente. Charaktere, Handlung und Landschaftsbeschreibung bilden dabei stets eine Einheit. Oft sind Kinder die Protagonisten von Aanruds Erzählungen, die deshalb zu beliebten Kinderbüchern wurden. Aanrud selbst hatte dagegen diese Lektüre für ältere Leser intendiert. Im übrigen Skandinavien, in Großbritannien und Deutschland wurden seine Erzählungen bald in Übersetzungen verbreitet.
Zu den erfolgreichsten Erzählungen Aanruds gehört die Darstellung von Sidsel Langröckchen (1903), einem norwegischen Hirtenmädchen, das seinen Beinamen Langröckchen wegen seines überlangen Rocks, einem Weihnachtsgeschenk seines Bruders, erhält. Auch die Erzählung vom Hirtenknaben Sölve Solfeng (1910), dessen Heimat in einem Bergtal Norwegens liegt, fand große Verbreitung. Der Inhalt beider Werke dreht sich um die harten Bedingungen, unter denen die Bauernkinder fern ihrer Eltern zu arbeiten und ein kärgliches Leben zu fristen haben. Trotz dieses Berichtes über ihr hartes Los überwiegt eine optimistische Darstellungsweise.
Große Bekanntheit in Deutschland erlangten auch zwei Übersetzungen von kürzeren Erzählungen Aanruds: die Geschichtensammlungen Kroppzeug (1907) und Jungen (1910).
Außerdem beleuchtete Aanrud auf satirische Weise kleinbürgerliches Leben in der Großstadt in einigen Komödien, die aber keine große Verbreitung über die Grenzen Oslos hinaus fanden und heutzutage nahezu unbekannt sind. In der Komödie Der Storch (1895), die in Kristiana am Ende des 19. Jahrhunderts spielt, versucht ein naiver Kontorist, Kontakte in die besseren Gesellschaftskreise zu knüpfen, wird aber von einem seine Ahnungslosigkeit ausnützenden königlichen Bevollmächtigten immer wieder hereingelegt und kommt erst zum Schluss hinter die Wahrheit. Aanrud verspottet in dieser Komödie affektierte und verlogene Handlungsweisen. Er wünschte sich eine positive Beeinflussung des von ihm als wurzellos und morbid betrachteten Stadtlebens durch die gesunde und innerlich kraftvolle bäuerliche Welt, letztlich eine Annäherung der städtischen und der ländlichen Kultur.
Eine Auswahl seiner bekanntesten Werke:
- Storken, 1895 (deutsch Der Storch, 1911)
- En Vinternat og andre Fortællinger, 1896 (deutsch Eine Winternacht und andere Erzählungen, 1928)
- Hanen, 1898
- Sidsel Sidsærk, 1903 (deutsch Sidsel Langröckchen, 1907)
- Sølve Solfeng, 1910 (deutsch Sölve Solfeng, das Sonntagskind, 1911)
- Fortællinger for Barn, 1917
- Sølve Suntrap, 1926
- Gesammelte Werke, 6 Bände, 1914-1915; 3 Bände, 1943
Literatur
- Aanrud, Hans. In: Gero von Wilpert (Hg.), Lexikon der Weltliteratur. 3. Auflage 1988, S. 1.
- Aanrud, Hans: In: Kindlers Neues Literatur-Lexikon. Band 1, München 1988, S. 7f.
- Helmut Müller: Aanrud, Hans. In: Klaus Doderer (Hrsg): Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur. Band 1, Beltz-Verlag, Weinheim und Basel 1975, ISBN 3407565208, S. 7.
Weblinks
- Literatur von und über Hans Aanrud im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten NAME Aanrud, Hans KURZBESCHREIBUNG norwegischer Schriftsteller GEBURTSDATUM 3. September 1863 GEBURTSORT Vestre Gausdal STERBEDATUM 10. Januar 1953 STERBEORT Oslo
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