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Die Marineschule Mürwik (MSM) in Flensburg-Mürwik ist die Offizierschule der Deutschen Marine.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die MSM wurde von 1907 bis 1910 von Baurat Adalbert Kelm nach Vorbild der Marienburg als Marineakademie der Kaiserlichen Marine gebaut. Sie diente später auch der Reichsmarine und der Kriegsmarine als Ausbildungsstätte für die Seeoffiziere. Die MSM liegt direkt an der Flensburger Förde und wird auch rotes Schloss am Meer genannt.
Nach dem 3. Mai 1945 war die Schule kurzzeitig Teil des Sonderbereichs Mürwik und diente der geschäftsführenden Reichsregierung unter Großadmiral Karl Dönitz als Regierungssitz. Am 13. Mai 1945 kam es zu einem Zwischenfall, bei dem der Kommandeur der Schule Wolfgang Lüth von einem Wachsoldaten erschossen wurde. Am 23. Mai 1945 besetzten die Alliierten den Sonderbereich Mürwik und verhafteten die Regierung Dönitz.
Nach dem Weltkrieg wurde die Schule zunächst als Lazarett, dann als Pädagogische Hochschule und als Zollschule genutzt. Im November 1956 wurde die Schule von der neu gegründeten Bundesmarine (seit 1990 „Deutsche Marine“) übernommen, die dort bis heute ihre Offiziere ausbildet. [1]Seitdem führt sie ihren heutigen Namen.
Gliederung
Die Marineschule wird von einem Flottillenadmiral als Kommandeur geführt und gliedert sich in verschiedene Lehrgruppen und spezielle Organisationselemente. Dem Kommandeur der Schule untersteht außerdem das Segelschulschiff Gorch Fock.
Aufgaben
An der MSM erhalten die Offiziere der Marine ihre allgemeine militärische Ausbildung. Fach- und weiterführende Ausbildung finden an streitkräftegemeinsamen Ausbildungsstätten der Bundeswehr und an Fachschulen der Marine statt. Die Ausbildungsbedingungen und Ausbildungsbewertung lässt die Marineschule durch das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr fortlaufend evaluieren.[2]
Lehrgruppe Ausbildung
Die Lehrgruppe Ausbildung erarbeitet die Grundsätze der Offizierausbildung der Marine und stellt den Mittler zwischen den Vorschriften der Ausbildung und den Lehrenden dar. Zur ihr gehören die Fachgruppen "Führerausbildung", "Nautik" und "Wehrrecht / Soldatische Ordnung“ sowie "Verfassungs- und Völkerrecht".
Lehrgruppe A
Die Lehrgruppe A bildet die Offiziere nach den Grundsätzen der Inneren Führung aus. Die Lehrgruppe bildet die Offiziere in Schlüsselqualifikationen wie Einstellungen, Haltungen und Fähigkeiten aus.
Ausbildungsausstattung Nautische Schiffsführung (AANS)
Diese Einrichtung dient der theoretischen und praktischen nautischen Ausbildung der angehenden Marineoffiziere und von Brückenbesatzungen des Bundespolizeiamts See. Dazu wurde ein hydraulisch beweglicher Schiffsbrückensimulator installiert, der mit Videoprojektoren eine realistische Situation auf See darstellen kann. Es können verschiedene Schiffe mit entsprechendem nautischen Verhalten und Eigenschaften sowie verschiedene Wettersituationen und Zwischenfälle (Feuer, Systemausfälle, Kollision, jedoch kein Waffeneinsatz) simuliert werden. Die Brücke ist über eine Sprechanlage mit sechs weiteren Kabinen verbunden, in denen allerdings nur die für die Navigation wichtigsten Geräte installiert sind, so dass insgesamt sieben Gruppen gleichzeitig virtuell 'zur See fahren' können. In einem zentralen Briefingraum werden die Ausbildungsabschnitte vorher besprochen und die gefahrenen Manöver hinterher mit Hilfe der Computertechnik analysiert. [3]
Wehrgeschichtliches Ausbildungszentrum (WGAZ)
Das Wehrgeschichtliche Ausbildungszentrum vermittelt über 150 Jahre deutsche Marinegeschichte. Es ist in der ehemaligen Kommandeursvilla untergebracht und verfügt über eine einzigartige Sammlung militärgeschichtlicher Objekte, die der Vertiefung des Unterrichts dienen. Das Wehrgeschichtliche Ausbildungszentrum ist jeden Dienstag von 14:00 Uhr bis 19:00 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.
Liegenschaften
Trampedachlager (früher: Danziglager)
Beim Trampedachlager handelt es sich um 1937 als Unterkunft für Offizieranwärter der Luftwaffe erstellte Baracken. Das Lager wurde nach dem am 22. Februar 1940 als Kommandant des Zerstörers Z 3 Max Schultz in der Nordsee gefallenen Korvettenkapitän Trampedach benannt. Beim Unternehmen Wikinger wurde das Schiff versehentlich von einem Bomber der Deutschen Luftwaffe angegriffen, geriet beim Ausweichen in ein noch nicht bekanntes britisches Minenfeld und sank mit der gesamten Besatzung.
Nach 1945 wurde es als Flüchtlingsunterkunft genutzt, ab 1956 von der Bundesmarine als Unterkunft übernommen. Das Lager ist noch komplett erhalten, teilweise unter Denkmalschutz gestellt und wird nicht mehr benutzt.
Bootshafen
Der Hafen wurde zeitgleich mit dem Bau der Marineschule erstellt und befindet sich direkt unterhalb der großen Freitreppe. Er ist Liegeplatz für Motor- und Segelboote, die für die seemännische Ausbildung benötigt werden.
Ehemaliger Reitstall und Reitgelände
Etwa 1934/35 nördlich der Sportschule für die Reitausbildung der Offizieranwärter erbaut. Nach 1945 erfolgte eine zivile Nutzung und 1985 der Abriss.
Werkstattgebäude
Lehrwerkstatt für die praktische Ausbildung der Technischen Offiziere, erbaut 1939/40, nach 1945 zivile Nutzung und heute von der Bundeswehr genutzt.
Werkstattgebäude für Waffenausbildung
Lehrwerkstatt für die Ausbildung der Waffenoffiziere Lage, erbaut vermutlich 1939/40. Nach 1945 zivil genutzt, von der Bundesmarine übernommen
Villa des Kommandeurs
Die Villa des Kommandeurs wurde zusammen mit der Schule gebaut und diente bis 1945 dem jeweiligen Kommandeur und seiner Familie als Wohnhaus. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel sie, wurde aber von der Standortverwaltung renoviert und seit 1991 als Wehrgeschichtliches Ausbildungszentrum (siehe oben) der Marine verwendet.
Sportschule
Die Sportschule wurde 1936 bis 1937 gebaut und als Marinedienststelle genutzt. Dort war 1945 der eigentliche Sitz der Regierung Dönitz. Sie steht heute zum Teil unter Denkmalschutz und wird weiterhin als Sportstätte genutzt. Neben der Sporthalle wurde der Simulator für die nautische Ausbildung (AANS) in die existierenden Gebäude eingebaut.
Verweise
Interne Verweise
Literatur
Jörg Hillmann, Reinhard Scheiblich: Das rote Schloß am Meer. Die Marineschule Mürwik seit ihrer Gründung. Convent Verlag, Hamburg, ISBN 978-3-934613-26-3
Wolfgang Sender: Die Berufsbiografie von Marineoffizieren. Die Offizierausbildung an der Marineschule Mürwik – Bericht zur Befragung von Offizieranwärterinnen und Offizieranwärtern der Crew VII/2005 und Crew VII/2006. Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr, Forschungsbericht 85, August 2008, ISSN: 0342-2569
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ http://www.u552.de/german/crew/muerwik.htm
- ↑ http://www.sowi.bundeswehr.de/portal/a/swinstbw/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLNzSKN3c1A8lB2C5e-pFw0aCUVH1vfV-P_NxU_QD9gtyIckdHRUUAVaNY7w!!/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfMTJfMU5DMg!!?yw_contentURL=%2F01DB040600000001%2FW26F7CJ5705INFODE%2Fcontent.jsp
- ↑ http://www.marine.de/01DB070000000001/CurrentBaseLink/W2699HZS131INFODE Beschreibung und Bilder der AANS
Marineschulen der Deutschen MarineMarineschule Mürwik (MSM) | Marineunteroffizierschule (MUS) | Marineoperationsschule (MOS) | Marinetechnikschule (MTS)
Ehemalige Schulen: Marineversorgungsschule (MVS) | Marinefernmeldeschule (MFmS) | Marineakademie | Marineschule Kiel-Düsternbrook
54.8150472222229.4593527777778Koordinaten: 54° 48′ 54″ N, 9° 27′ 34″ O
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