Burg Gravensteen

Burg Gravensteen

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Gravensteen
Burg Gravensteen

Burg Gravensteen

Alternativname(n): Grafenstein
Entstehungszeit: um 807
Burgentyp: Niederungsburg
Erhaltungszustand: Erhalten oder wesentliche Teile erhalten
Ständische Stellung: Grafen
Ort: Gent
Geographische Lage 51° 3′ 25,8″ N, 3° 43′ 14,3″ O51.0571583333333.72063888888897Koordinaten: 51° 3′ 25,8″ N, 3° 43′ 14,3″ O
Gravensteen (Belgien)
DEC
Gravensteen

Die Burg Gravensteen („Grafenstein“) in Gent ist die Burg der Grafen von Flandern. Sie ist eine der größten Wasserburgen Europas.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Burg überragt am linken Leieufer das Zentrum der Stadt. Sie liegt am Zusammenfluss der Flüsse Lieve und Leie.

Geschichte

Die erste Burg soll zur Zeit Karls des Großen errichtet worden sein, vielleicht von Balduin I. genannt „Eisenarm“ um 807.

Die erste Anlage auf dem Platz der heutigen Burg war noch aus Holz und stammte wahrscheinlich von den Wikingern. Aber schon um 1000 errichtete man einen steinernen Saalbau. Eine erste Ringmauer komplettierte die Burg. 1128 kam es zur ersten ernsthaften Belagerung durch Anhänger des Dietrich von Elsass. Dabei wurde die Burg zerstört.

Auf ihren Resten ließ Philipp von Elsass, der damalige Graf von Flandern, von 1180 bis 1200 den Gravensteen erbauen. Er vergrößerte die Burganlage, um die Genter besser kontrollieren zu können. Ein Ringgraben wurde ebenfalls angelegt. Der Aushub wurde um den alten Saalbau aufgeschüttet, so das eine Motte entstand. Auf den Mauern des Saalbaues, der nun als Keller dienen sollte, wurde ein 30 m hoher Donjon errichtet. Die Bürger hatten mittlerweile wehrhafte Türme in der Stadt errichtet. Aus dieser Zeit stammen auch die Fenster des Kastellan und die kreuzförmige Öffnung über dem Haupttor.

Hier tagten fortan die Gerichtshöfe.

Zwischen dem 13. Jahrhundert und dem 14. Jahrhundert wurde die Burg restauriert. Der ovale Burghof erhielt eine Ringmauer mit 24 vorspringenden, zweistöckigen Türmchen. Getrennt vom Donjon und innerhalb der Ringmauer lagen die Gebäude des Grafen sowie alle wichtigen Wirtschaftsräumlichkeiten. Ab dem 12. Jahrhundert wuchs Gent so enorm, das es nun die Burg umschließt.

Schon im 14. Jahrhundert zogen die Grafen von Flandern wieder aus der Burg und residierten im Prinzenhof in Gent. 1353 verlagerte Graf Ludwig II. seine Residenz von Gravensteen an den Hof von Ten Male. Große Feste und Empfänge wurden aber weiterhin in der alten Burg durchgeführt. 1301 belagerten die Genter die Burg und konnten sie durch den Einsatz von Feuer zur Kapitulation zwingen.

1368 schlugen die Angreifer eine Bresche in die Mauer. Die Instandsetzungsarbeiten aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert sind am Torhaus und der Mauer heute noch zu sehen.

Von 1407 bis 1708 diente die Burg als Gerichtssitz. Auch der Rat der Stadt Gent tagte hier. Es wurde ein Kerker und eine Folterkammer eingerichtet. 1780 wurde sie verkauft und zu einer Textilfabrik umgewandelt. Die Nebengebäude dienten als Arbeiterwohnungen, das Torhaus als Direktorswohnung.

Nach der Französischen Revolution wurde der Gravensteen an eine Baumwollspinnerei verkauft.

Ende des 19. Jahrhunderts sollte die Burg abgerissen werden, was jedoch die Stadt Gent verhinderte. 1887 kaufte die Stadt Gent die Burg zurück. Zwischen 1889 und 1908 wurde die Burg nur notdürftig konserviert. Erst 1980 und in den folgenden Jahren wurde die Burg anlässlich der 800-Jahr-Feier der Stadt Gent vollständig restauriert.

Heutige Nutzung

Gravensteen ist ganzjährig zu besichtigen. Lediglich an den beiden Weihnachtsfeiertagen und am 1. und 2. Januar ist die Burg geschlossen. In der Burg befindet sich ein Waffenmuseum, mit den typischen Waffen des Mittelalters, sowie ein Folterinstrumente- und Gerichtsmuseum.

Der Besucher wird in 15 Stationen durch die Burg geführt. An jeder Station befindet sich eine Beschreibung in vier Sprachen: Französisch, Niederländisch, Englisch und Deutsch.

Anlage

Burg Gravensteen

Die Festung ist im sternförmigen Stil syrischer Kreuzritter-Forts angelegt. Der Zentralturm mit Aussichtsplattform ragt wie ein riesiger Steinblock zwischen den beiden Wasserarmen auf. Der Burghof ist von einer Mauer mit Wehrgang sowie von 24 Halbtürmen mit Zinnen umgeben.

Der zweischiffige Audienzsaal im Erdgeschoss hat ein machtvolles Gewölbe. Im ersten Stock befindet sich der Große Saal, in dem 1445 die Versammlung der Ritter vom Goldenen Vlies stattfand. Dieser Ritterorden war 1430 von Philipp dem Guten von Burgund gestiftet worden. In den Wohnräumen des Palais ist heute ein Foltermuseum mit Folterwerkzeugen und Gerichtsakten eingerichtet. Im Kellergeschoss war das Gefängnis. Hier befinden sich noch die Folterkammer und das Kerkerloch.

Literatur

  • Chris Gravett: Atlas der Burgen. Die schönsten Burgen und Schlösser. Tosa, Wien 2001, ISBN 3-85492-470-4, S. 80.

Weblinks


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