- Busboykott von Montgomery
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Der Montgomery Bus Boycott war ein 381 Tage anhaltender Protest der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in Montgomery (Alabama) gegen die Politik der Segregation in den Jahren 1955 bis 1956.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Die Segregation in den Bussen sah zu dieser Zeit vor, dass Schwarze nur bestimmte Sitzreihen in einem Bus nutzen durften. In Montgomery mussten sie vorne ihr Fahrgeld bezahlen und dann wieder aussteigen, um im hinteren Teil des Busses zu ihren Plätzen zu kommen – nicht selten fuhr dann der Busfahrer ab, ohne die Schwarzen einsteigen zu lassen. Hinzu kam eine ständige Belästigung durch die Fahrer und Mitfahrer, so dass diese rassistische Praxis für zunehmende Proteste sorgte. Rosa Parks wurde am 1. Dezember 1955 in Montgomery festgenommen, nachdem sie sich geweigert hatte, ihren Platz für einen weißhäutigen Mitfahrer freizumachen. Diese Festnahme hatte landesweit für Aufsehen gesorgt und führte unter den 42.000 Schwarzen in der Stadt zu dem Entschluss, zivilen Ungehorsam zu leisten.
Geschichte
Das Women's Political Council organisierte einen eintägigen Boykott der öffentlichen Busse für den 5. Dezember, den Tag des Gerichtsverfahrens gegen Rosa Parks. Die schwarze Bevölkerung wurde aufgerufen, Fahrgemeinschaften zu bilden, Taxis zu nutzen oder zu Fuß zu gehen. Die Teilnahmequote lag bei beinahe 100 Prozent, so dass deutlich wurde, dass die schwarze Bevölkerung geschlossen hinter dem Protest stand.
Gleichzeitig trafen sich 50 Aktivisten der Schwarzenbewegung, darunter auch Martin Luther King, um eine Kampagne zu dem Prozess zu besprechen. Nachdem Rosa Parks verurteilt wurde, weitete sich der Boykott aus und King, der Erfahrung in der Durchführung von gewaltfreien Widerstandsaktionen hatte, engagierte sich in der Organisation. Es wurde die Vereinigung Montgomery Improvement Association gegründet, und King zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Am Abend des 5. Dezember hielt er vor 7000 Zuhörern in der Holt Street Baptist Church eine Rede, in der er eine Fortsetzung des Boykotts ankündigte. Die Forderungen lauteten: respektvolle Behandlung, gleiche Rechte für alle Fahrgäste und die Einstellung von schwarzen Busfahrern.
Neben den Fahrgemeinschaften hatten schwarze Taxiunternehmen eine wichtige Rolle, sie fuhren die Boykotteure zu 10 Cent. Diese Aktion beendete die Polizei durch eine Verordnung, die einen Mindestfahrpreis von 45 ct. festsetzte. Daraufhin taten sich bis zu 300 Autofahrer zu einem Auto-Pool zusammen und richteten eigene „Haltestellen“ ein, an denen sie ihre Fahrdienste anboten. Unterstützt wurde die Aktion durch Spenden aus dem ganzen Land.
Mit der Zeit versuchten weiße Gegner mit Falschmeldungen von einem Ende des Boykotts, mit willkürlichen Anzeigen und offener Gewalt den Widerstand zu brechen. Der erfolgreiche Boykott setzte die Stadt Montgomery ökonomisch stark unter Druck und sie musste die Fahrpreise drastisch erhöhen. Die Stadtverwaltung setzte deshalb die Versicherungen der Autofahrer, die sich an Fahrgemeinschaften beteiligten, unter Druck, die Verträge aufzulösen. Dagegen organisierten Aktivisten eine Übernahme der Policen durch Lloyd’s of London. Es kam auch immer wieder zu Festnahmen und auch Martin Luther King wurde verurteilt, 500 Dollar Strafe zu zahlen, weil er gegen das Anti-Boykott-Gesetz verstoßen habe.
Da ein Einlenken der Stadt nicht erkennbar war, strengte eine Gruppe Betroffener mit der Begründung, die Praxis der Rassentrennung verstoße gegen den 14. Zusatzartikel zur Verfassung Klage ein (Gayle v. Browder). Am 19. Juni 1956 entschied das zuständige Bundesbezirksgericht mit Verweis auf das Grundsatzurteil Brown v. Board of Education des Obersten Gerichtshofes von 1954, das die Rassentrennung an Schulen für verfassungswidrig erklärt und dabei das Prinzip Separate but equal aus dem Urteil von 1896 verworfen hatte, im Sinne der Klage: Es wurde angeordnet, die Segregationspraxis in den Bussen wegen Verfassungswidrigkeit einzustellen.[1] Die Anwälte der Stadt legten dagegen sofort beim Obersten Gerichtshof Klage ein. In dieser Zeit ging die Segregation und auch der Boykott weiter.
Das Haus des weißen Reverend Robert Graetz, der die Boykottaktion unterstützte, wurde Ziel eines Bombenanschlags. Da die Familie aber die Stadt verlassen hatte, gab es keine Verletzten. Der Bürgermeister nahm diesen Anschlag zum Anlass, um die Repression gegen Schwarze zu verstärken und er erklärte, für ihn könne der Boykott für immer andauern.
Am 13. November 1956 bestätigte der Oberste Gerichtshof die Entscheidung des Bundesbezirksgerichts.[2] Diese Entscheidung wurde am 20. Dezember schließlich umgesetzt, woraufhin der Boykott aufgehoben wurde. Der Montgomery Bus Boycott war einer der entscheidenden Siege, die der Bürgerrechtsbewegung zum Durchbruch verhalfen und Martin Luther King weltweit bekannt machte.
Weblinks
- montgomeryboycott.com (englisch)
- Übersicht über einige Teilnehmer am Boykott (englisch)
- Artikelsammlung zum Busboykott
Quellennachweise
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