Bäseler

Bäseler

Wolfgang Bäseler (* 10. November 1888 in Arnstadt; † 14. August 1984 in Gauting) war ein deutscher Eisenbahningenieur.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wolfgang Bäseler (1888-1984)

Bäseler war der Sohn eines Regierungsbaumeisters der Kgl. Eisenbahndirektion Erfurt. Sein Großvater Gottfried war ein schweizerischer Eisenbahnpionier und veröffentlichte um 1837 Erfahrungsberichte über ausländische Bahnprojekte. Bäseler studierte von 1907 bis 1911 an den Technischen Hochschulen Aachen und München und begann anschließend seinen Dienst ebenfalls bei der Kgl. Eisenbahndirektion Erfurt, wo er als Regierungsbauführer im Bahnbau beschäftigt wurde. 1913 schloss er seine Ausbildung mit der Promotion zum Dr.-Ing. ab und wurde im Ersten Weltkrieg im Feldeisenbahndienst eingesetzt. Am 27. Oktober 1914 wurde Bäseler in Erfurt mit Else Winkelmann kriegsgetraut; sie war die Tochter des Jenaer Physikprofessors Dr. Adolf Winkelmann und seiner Ehefrau Mimi geb. Sträter aus Aachen. Aus der Ehe gingen drei Töchter hervor.

Nach Kriegsende übernahm er die Bauleitung der Oberweißbacher Bergbahn, wo er technisch neuartige Ideen erfolgreich anwenden konnte. 1921 zum Regierungsbaurat ernannt, erfand er 1924 die Optische Zugsicherung für Hauptbahnen und bekam ein Jahr später die Leitung eines Entwicklungsbüros der damaligen Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) in München übertragen, wo er sich zwei Jahrzehnte lang mit Forschungen zum Eisenbahnwesen beschäftigte. Nach dem Zweiten Weltkrieg lehrte er - zunächst vertretungsweise - das Fach Eisenbahnwesen an der TH München; 1948 wurde er zum Honorarprofessor ernannt. Als Vorstand der „Studiengesellschaft für kombinierten Verkehr“ trat er mit Ideen und Vorschlägen an die Öffentlichkeit. In Arnstadt wurde die Dr.-Bäseler-Straße nach ihm benannt.

Erfindungen und Vorschläge

Antriebs- und Fördersystem der „Oberweißbacher Bergbahn

Anstelle anderer Lösungen (z.B. Zahnradbahn) realisierte Bäseler zusammen mit der Saarbrücker Firma Heckel eine Standseilbahn mit zwei verschiedenartigen Wagen. Ein normaler gestufter Standseilbahnwagen (für Personen) und ein keilförmiger Transportwagen mit ebener Ladefläche treffen sich in der Streckenmitte. Letzterer kann übliche Güter- oder Personenwagen über die Steilstrecke transportieren.

Doppelkreuzweiche Bauart „Bäseler“

Doppelkreuzweiche „Bäseler“ an der westlichen Bahnhofsseite Heidelberg

Anstelle üblicher Bauweise mit innenliegenden Weichenzungen (Bauart „Engländer“) besitzen Weichen der Bauart „Bäseler“ außenliegende Zungen. Weichen dieser Art werden heute nicht mehr eingebaut, sind aber gelegentlich noch anzutreffen. Lediglich im Modellbahnbau spielen sie noch eine gewisse Rolle.

OPSI-Sicherungssystem für Hauptbahnen

Zur Sicherung der Fahrwege auf schnellbefahrenen Bahnstrecken entwickelte Bäseler ab 1924 zusammen mit Carl Zeiss Jena ein optisches System mit Lichtschranken als Steuerungsmittel. Es konnte sich gegen das auf Magnetresonanzbasis arbeitende INDUSI-System der damaligen Vereinigten Eisenbahn-Signalwerke (VES) nicht durchsetzen, das heute noch als Norm in Deutschland und Österreich verwendet wird. Bäselers Cousin Dipl.-Ing. Hans Sträter (1902-1981), der an den Arbeiten maßgeblich beteiligt war, wandte sich daraufhin enttäuscht dem geistlichen Beruf zu und wurde Jesuitenpater, war nach dem Zweiten Weltkrieg lange bei der Niederlassung Hannover der Jesuiten tätig und starb in Elten am Niederrhein.

„Booster“-Antriebe bei der Zugförderung

Bäseler schlug vor, den Lokomotiven auf Steigungsstrecken unbemannte „Booster“-Antriebseinheiten mitzugeben, um die Leistungsfähigkeit der Strecken zu erhöhen. In den USA wurden solche Zusatzantriebe gelegentlich verwendet (in Dampflokomotiven integriert oder als selbständige „B-Unit“ bei Diesellokomotiven). In Europa fand die Idee keinen Anklang.

Eisenbahnfahren als Sport

Bäseler war begeisterter Eisenbahner und überraschte seine Umwelt auch häufiger mit unkonventionellen Ideen. Sogar in der Fachliteratur warb er für sein Verständnis des Eisenbahnfahrens, besonders vom Führerstand eines Triebfahrzeuges aus. Mancher Eisenbahnfreund wird seine eigenen Empfindungen dort wiederfinden (Lob der Streckensicht, in: Reichsbahnrat Dr.-Ing. Bäseler: Eisenbahnfahren als Sport, Zeitschrift des Vereins Mitteleuropäischer Eisenbahnverwaltungen 1933, S. 65)[2].

Einzelnachweise

  1. Biografie Wofgang Baeseler
  2. http://www.railnet.de/Streckensicht

Literatur

  • Ralf Roman Rossberg: Geschichte der Eisenbahn, Sigloch Künzelsau 1984, ISBN 3-8003-02179
  • Adolf Sträter: Stammtafel der Familie Sträter, Münster 1924
  • Regio Netz Verkehrs GmbH: Folder Die Oberweißbacher Bergbahn - Die Schwarzatalbahn

Weblinks


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