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Beinwil am See Basisdaten Kanton: Aargau Bezirk: Kulm BFS-Nr.: 4131 PLZ: 5712 Koordinaten: (657827 / 235520)47.2680488.202775521Koordinaten: 47° 16′ 5″ N, 8° 12′ 10″ O; CH1903: (657827 / 235520) Höhe: 521 m ü. M. Fläche: 5.78 km² Einwohner: 2756
(31. Dezember 2008)[1]Website: www.beinwilamsee.ch Karte Beinwil am See (schweizerdeutsch: Böju) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Kulm im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt im Seetal am Westufer des Hallwilersees und grenzt an den Kanton Luzern. Bis 1950 lautete die offizielle Bezeichnung der Gemeinde Beinwil (Bezirk Kulm).
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Das lang gestreckte Dorf besteht aus mehreren Ortsteilen, die mit der Zeit zusammengewachsen sind. Der weitaus grösste Teil der Siedlung mit den Ortsteilen Hinterdorf, Vorstatt und Büel liegt auf einer schmalen Terrasse an den Osthängen des Ischlags und des Hombergs, rund siebzig Höhenmeter über dem Seespiegel. Zwischen diesen beiden Hügeln erstreckt sich ein flacher Ausläufer des Wynentals; der Übergang zwischen den beiden Tälern ist maximal 562 Meter hoch. Das Ufer des Hallwilersees ist weitgehend unverbaut, lediglich das kleine Unterdorf liegt direkt am See.
Die fünf Gemeinden Beinwil am See, Burg, Menziken, Reinach und Pfeffikon sind zu einer zusammenhängenden Agglomeration mit mehr als 17'000 Einwohnern verschmolzen, die Grenzen zwischen den einst getrennten Dörfern sind kaum mehr erkennbar.
Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 578 Hektaren, davon sind 77 Hektaren bewaldet und 104 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 660 Metern am Osthang des Hombergs, die tiefste Stelle liegt auf 449 Metern am Ufer des Hallwilersees.
Die Nachbargemeinden im Kanton Aargau sind Menziken im Südwesten, Reinach im Westen, Birrwil im Norden, Meisterschwanden im Nordosten und Fahrwangen im Osten. Auf der Luzerner Seite grenzt Beinwil im Südosten an Mosen sowie im Süden an eine Exklave von Beromünster.
Geschichte
Vereinzelte Funde zeugen von einer Besiedlung während der Hallstattzeit. 1928-31 kamen bei Grabungen Mauerreste eines römischen Gutshofes zum Vorschein, daneben auch ein Ziegelstempel der 21. Legion und Terra Sigillata-Gefässe des späten 2. Jahrhunderts.[2] Die Gründung des heutigen Dorfes geht auf einen Alamannen namens Benno zurück, um dessen Hof herum der Weiler Bennowilare entstand. Die erste schriftliche Erwähnung von Beinwile erfolgte im Jahr 1036 in einer Urkunde des Grafen Ulrich von Lenzburg. 1045 gelangte das Dorf in den Besitz von Heinrich III., dem deutschen König.
Im Mittelalter lag das Dorf im Herrschaftsbereich der Grafen von Lenzburg, ab 1173 in jenem der Grafen von Kyburg. Nachdem diese ausgestorben waren, wurden die Habsburger im Jahr 1264 die neuen Landesherren. Im Namen dieser Adelshäuser herrschten die erstmals 1153 erwähnten Herren von Beinwil über das Dorf. Das Geschlecht besass lediglich lokale Bedeutung und starb Mitte des 14. Jahrhunderts aus, der Standort ihrer Burg lässt sich nicht mehr genau feststellen.
1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau; Beinwil gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau. Die Berner waren vorerst aber lediglich im Besitz der hohen Gerichtsbarkeit. Die niedere Gerichtsbarkeit war um 1300 zunächst an die Truchsessen von Wolhusen gelangt, im Jahr 1501 an das Chorherrenstift in Beromünster. Schliesslich wurde sie 1520 durch Bern käuflich erworben, woraufhin Beinwil einen eigenen Gerichtsbezirk innerhalb des Amtes Lenzburg bildete. Zehnten und Bodenzinsen mussten aber grösstenteils weiterhin an Beromünster entrichtet werden, selbst nach Einführung der Reformation im Jahr 1528.
Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Beinwil gehört seither zum Kanton Aargau. Zwar hatte sich die Verarbeitung von Baumwolle bereits im 18. Jahrhundert etabliert, doch erst mit der Gründung der ersten Zigarrenfabrik im Jahr 1841 begann der wirtschaftliche Aufschwung.
Am 3. September 1883 erhielt die Gemeinde einen Anschluss ans Eisenbahnnetz, als das erste Teilstück der Seetalbahn zwischen Luzern und Beinwil am See eröffnet wurde; die Verlängerung nach Lenzburg folgte am 15. Oktober des gleichen Jahres. Am 23. Januar 1887 nahm sie die Zweigstrecke nach Reinach in Betrieb und verlängerte diese am 1. Oktober 1906 bis Beromünster.
Zeitweise gab es im Dorf nicht weniger als zwanzig Zigarrenfabriken, doch im Verlaufe des 20. Jahrhunderts wurde die Tabakindustrie allmählich durch andere Branchen verdrängt. 1950 ersetzte die Gemeinde die bisherige Bezeichnung Beinwil (Bezirk Kulm) durch Beinwil am See.
Sehenswürdigkeiten
In Beinwil stehen zwei Kirchen neueren Datums. Die reformierte Kirche wurde erst 1935 eingeweiht, weil das Dorf seit der Einführung der Reformation bis 1932 der Pfarrei Reinach angehörte. Von der kleinen Kapelle, die 1852 abgebrochen worden ist, wurden einzelne Elemente für den Neubau übernommen. Die römisch-katholische Kirche, die zur Pfarrgemeinde Menziken-Reinach gehört, ist 1964 entstanden.[3]
Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Weiss schräglinke blaue Spitze.» Dabei handelt es sich um das Wappen der Herren von Beinwil. Das ursprüngliche, seit 1598 bestehende Wappen zeigte einen Kahn mit zwei Fährleuten auf dem See. Dieses Motiv liess sich heraldisch nie überzeugend umsetzen. Ab 1945 verzierten verschiedene örtliche Unternehmen ihre Verpackungen mit dem Wappen der Herren von Beinwil, welches sich rasch durchsetzte und 1952 offiziell eingeführt wurde.[4]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung:[5]
Jahr 1558 1764 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 Einwohner 85 641 1544 1831 2038 2271 2346 2520 2278 2393 2581 Am 31. Dezember 2007 lebten 2720 Menschen in Beinwil am See, der Ausländeranteil betrug 8,9 %.[6] Bei der Volkszählung 2000 waren 61,1 % reformiert. 21,2 % römisch-katholisch und 2,1 % moslemisch; 1,2 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 94,9 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 1,4 % Albanisch, je 0,7 % Italienisch und Serbokroatisch.[7]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Gemeindeammann der Amtsperiode 2006–2009 ist Hans Schärer.
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht in Unterkulm zuständig. Beinwil am See gehört zum Friedensrichterkreis Leutwil.
Wirtschaft
In Beinwil am See gibt es rund 750 Arbeitsplätze, davon 5 % in der Landwirtschaft, 34 % in der Industrie und 61 % im Dienstleistungsbereich.[8] Die wichtigsten Industriezweige sind die Herstellung von Confiserie (Halter Bonbons), Zigarren und Möbeln sowie der Pumpen- und Motorenbau und die Baustoff-Prüftechnologie. Eine kleinere Bedeutung besitzt auch der Tourismus (Ausflugsverkehr zum Hallwilersee). Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in Reinach oder Menziken.
Verkehr
Durch das Dorf verläuft die wichtige Seetal-Hauptstrasse von Lenzburg über Hochdorf nach Luzern. Von dieser zweigt die Verbindungsstrasse ins Wynental nach Reinach ab. Beinwil wird von der Seetalbahn der SBB erschlossen. Die Zweigstrecke nach Beromünster ist seit 1991 für den Personenverkehr und seit 1999 auch für den Güterverkehr geschlossen; stattdessen stellt eine Postautolinie diese Verbindung her.
Bildung
Die Gemeinde verfügt über drei Kindergärten und zwei Schulhäuser, in denen die Primarschule, die Realschule und die Sekundarschule unterrichtet werden. Die Bezirksschule kann in Reinach besucht werden. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Aarau.
Persönlichkeiten
Beinwil am See ist der Bürgerort des amtierenden Bundesrates Hans-Rudolf Merz. In Beinwil am See ist der bekannte schweizer Grafiker Herbert Leupin (1916-1999) geboren.
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2008 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau (S. 164). Verlag Sauerländer, Aarau 1985. ISBN 3-7941-2539-8.
- ↑ Michael Stettler: Die Kunstdenkmaeler des Kantons Aargau - Band I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen. Birkhäuser Verlag, Basel 1948.
- ↑ Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
- ↑ Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Kulm - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Bevölkerungsstatistik 2. Halbjahr 2007 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Beinwil am See
- Artikel Beinwil am See im Historischen Lexikon der Schweiz
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