C5 Galaxy

C5 Galaxy
Lockheed C-5 Galaxy
Lockheed C-5B "Galaxy" der US-Luftwaffe
Lockheed C-5B "Galaxy" der US-Luftwaffe
Typ: Vierstrahliger Strategischer Transporter
Entwurfsland: Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller: Lockheed Corporation
Erstflug: 30. Juni 1968
Indienststellung: Juni 1970
Produktionszeit:
  • 1968 bis 1973
  • 1986 bis 1989
Stückzahl: 131

Die Lockheed C-5 Galaxy ist ein militärisches Großraumtransportflugzeug, das Anfang der 1960er Jahre für die US Air Force (USAF) entwickelt wurde und dort bis heute im Einsatz ist. Bis zur Fertigstellung der sowjetischen An-124 Ruslan war es das größte Flugzeug der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte

Anforderungen

C-5 im Tarnschema European I, Juni 1970

Anfang der 1960er Jahre gab die Luftwaffe der USA Designstudien für ein neuartiges strategisches Langstrecken-Transportflugzeug in Auftrag. Ziel war es, die betagten Douglas C-133 Cargomaster zu ersetzen und die vorhandenen, aber zu kleinen Lockheed C-141 Starlifter zu ergänzen. Geplant war die Beschaffung von bis zu 200 Maschinen. Die technischen Anforderungen des mittlerweile CX-HLS (Cargo Experimental-Heavy Logistics System) genannten Projektes waren von Anfang an sehr hoch:

  • eine mit über 100 Tonnen mehr als doppelt so hohe maximale Zuladung wie bei der C-141
  • interkontinentale Reichweite
  • ein großer, für kurze Umschlagzeiten von beiden Rumpfenden zugänglicher Frachtraum
  • Start vollbeladen von 8.000 Fuß (2.438 m) Startbahnlänge; Landung auf 4.000 Fuß (1.219 m) halbbefestigter Piste

Die Flugzeughersteller Boeing, Douglas, General Dynamics, Lockheed, sowie Martin Marietta reichten Entwürfe für das Flugzeug ein, sowie General Electric, Curtiss-Wright und Pratt & Whitney für die Triebwerke. Nach einer Vorauswahl durften Boeing, Douglas und Lockheed ihre Entwurfstudien für das Flugzeug weiter betreiben und General Electric sowie Pratt & Whitney für die Triebwerke.[1]

Auftragsvergabe

Zwei TF39-Triebwerke an einem Galaxy-Flügel

Im August 1965 erhielt zunächst General Electric den Zuschlag für die Entwicklung der Triebwerke. Bei einem geschätzten Gesamtgewicht von 350 t und geplanten vier Motoren musste jedes Triebwerk den für damalige Verhältnisse enormen Schub von etwa 180 kN entwickeln können. Im Oktober 1965 bekam schließlich Lockheed – die gerade erst die C-141 gebaut hatten – den Produktionsauftrag über 115 Maschinen des firmenintern L-500 und von der Air Force C-5A Galaxy genannten Flugzeugs. Obwohl Boeings Entwurf aus technischen Gründen von der Bewertungskommission favorisiert wurde, entschied sich das Verteidigungsministerium unter Robert McNamara für Lockheed – deren Angebot war das kostengünstigste. Die endgültigen Entwürfe von Boeing und Douglas hatten anders als der Entwurf der L-500 ein konventionelles Heckleitwerk[2] und unterschieden sich auch durch zur Seite öffnende Bugtore vom siegreichen Lockheed-Entwurf, der ein nach oben öffnendes Bugtor hatte.[3]

Einer der Boeingentwürfe hatte auch ein verkürztes Oberdeck, wodurch das Flugzeug mit einem Buckel versehen war. Die Idee des Buckels floss kurze Zeit später in die Planungen der Boeing 747 ein.

Produktion

Der erfolgreiche Erstflug fand am 30. Juni 1968 auf der Dobbins Air Force Base in Georgia statt. Ausgeliefert wurde die erste C-5A im Dezember 1969, vom Military Airlift Command (MAC) einsatzbereit gemeldet wurde sie im September 1970.

Weltrekord

Zu dieser Zeit war die Galaxy das größte Flugzeug der Welt, erst im Dezember 1982 wurde sie von ihrem sowjetischen Gegenstück, der Antonow An-124 Ruslan, überholt. Diese ist zwar 6 m kürzer als die C-5, hat aber eine größere Spannweite, eine höhere Ladekapazität und ein höheres Startgewicht. Seit 1988 gilt die Antonow An-225 als größtes Flugzeug.

Probleme

C-5 Galaxy

Von Beginn an gab es Probleme mit den Kosten und mit der Technik des Projektes. Die amerikanische Presse hielt den Bedarf für ein derartiges Flugzeug für künstlich herbeigeredet, um der Luftfahrtindustrie steuerfinanzierte Milliardenaufträge zu verschaffen, wovon wiederum die Politiker und Militärs profitieren würden. Das Ganze entwickelte sich zum ersten großen Beschaffungsskandal der US-Rüstungsindustrie.

Die Umsetzung der allzu ehrgeizigen Anforderungen verursachte so hohe Entwicklungskosten, dass sich der Preis für ein Exemplar der Galaxy immer weiter erhöhte: von den veranschlagten 16,5 auf 60 Millionen US-Dollar. Im November 1969 zog die US Air Force die Notbremse und reduzierte den Auftrag von 115 auf 81 Maschinen.

Schließlich zeigte sich bei Tests und in den ersten Einsätzen bald, dass die C-5 die an sie gestellten Anforderungen – insbesondere die Reichweite mit hoher Zuladung – nicht erfüllen konnte. So stellte sich heraus, dass Teile der Tragflächenstruktur zu schwach ausgelegt worden waren. Die Folge waren teilweise drastische Flugbeschränkungen für Zuladung bzw. Reichweite und daraus resultierend ein langwieriges und kostspieliges Umbauprogramm, das in der Neukonstruktion und dem Austausch der Tragflügel aller rund 80 C-5A bis 1987 gipfelte.

Anfang der achtziger Jahre beschloss die US-amerikanische Regierung im Rahmen des Aufrüstungsprogramms unter Präsident Ronald Reagan, weitere 50 Exemplare der Baureihe zu beschaffen. Zu dieser Entscheidung hatten auch die positiven Erfahrungen während der Operation Nickel Grass beigetragen. Also nahm Lockheed die Produktion für das verbesserte Modell C-5B wieder auf. Ihr Erstflug fand am 10. September 1985 statt, die Auslieferung der Maschinen erfolgte von Januar 1986 bis April 1989.

Lockheed versuchte von Anfang an, neben dem Militär auch andere Abnehmer für ihren Transporter zu gewinnen, blieb damit aber erfolglos.

Diese ganzen Umstände brachten der Galaxy den Spitznamen FRED ein, was für Fantastic Ridiculous Economic Disaster (zu deutsch etwa: Fantastisch lächerliches wirtschaftliches Desaster) steht. Die Angehörigen der Air Force nennen sie lieber Fat Albert.

Modernisierung

Zwei der neuen Triebwerke von hinten

Durch ein Modernisierungsprogramm für die Avionik und vor allem durch neue Triebwerke soll die Leistungsfähigkeit der Galaxy in den nächsten Jahren gesteigert werden. Die Umbauten sollen die Zuverlässigkeit und Lebensdauer der Galaxy erhöhen, so dass sie noch bis ins Jahr 2040 eine bedeutende Rolle im strategischen Lufttransport der US-amerikanischen Streitkräfte spielen kann. Zunächst erhalten alle Maschinen durch das Avionics Modernization Program (C-5 AMP) seit Oktober 2004 moderne Elektronik. Diese Galaxys durchlaufen anschließend das Reliability Enhancement and Re-engining Program (C-5 RERP), bei dem Lockheed Martin elektrische Systeme und das Treibstoffsystem erneuert. Die Triebwerke werden durch den Typ F138-GE-100 mit bis zu 222,41 kN Schub, ersetzt. Dabei handelt es sich um eine Variante des zivilen General Electric CF6-80C2, das unter anderem auch die Boeing 747-400 antreibt. Die beiden Programme sollen bis 2020 abgeschlossen sein, die umgebauten Flugzeuge erhalten anschließend die Bezeichnung C-5M und werden auch Super Galaxy genannt. Ein erster Testlauf der neuen Motoren an einer C-5 fand im Januar 2006 erfolgreich statt. Am 16. Mai 2006 zelebrierte Lockheed Martin den Rollout und am 19. Juni 2006 absolvierte die C-5M ihren Erstflug auf der Dobbins Air Reserve Base, Georgia.

Nach den ursprünglichen Plänen sollten alle Maschinen neue Triebwerke erhalten. Da die Kosten für das RERP aber von den zunächst veranschlagten 11,1 Milliarden US-Dollar im November 2001 auf 17,5 Milliarden Ende 2007 stiegen, sollen nun nur die B- und C-Versionen umgerüstet werden. Bis Anfang 2008 sind eine C-5A und zwei C-5B zur M-Version umgebaut worden, so dass noch 49 Galaxys (47 C-5B und zwei C-5C) zur Modernisierung des Antriebs anstehen.

Technik/Design

Schulterdecker

Blick in den Frachtraum der Galaxy

Um die Anforderungen erfüllen zu können, kam von vorneherein nur eine Konstruktion als Hoch- bzw. Schulterdecker infrage. Das hat folgende Vorteile:

  • Der Frachtraum wird nicht durch den Mittelflügel beeinträchtigt.
  • Die Triebwerke können in konventioneller Weise in Gondeln unter den Tragflächen aufgehängt werden und haben trotzdem noch ausreichenden Abstand zum Boden. Dadurch wird verhindert, dass beim Einsatz von halbbefestigten Pisten allzu viel aufgewirbelter Staub angesaugt wird.

Diese Bodenfreiheit ist auch wichtig für eine weitere Eigenschaft der Galaxy: Um das Be- und Entladen zu erleichtern, kann das gesamte Flugzeug über die Fahrwerk-Hydraulik abgesenkt werden. Um den Bodendruck auf unbefestigtem Untergrund gering zu halten, verteilt sich das Gewicht auf 28 Räder, davon vier am Bug. Das Hauptfahrwerk besteht aus vier Stützen mit je sechs Rädern in einer 2+4-Anordnung.

Zwei Decks

Die beiden Öffnungen an Bug (die Nase wird nach oben geklappt) und Heck sind mit Rampen und Winden ausgerüstet, was kurze Umschlagzeiten ermöglicht. Der Laderaum ist 37 m lang, 5,8 m breit und 4,1 m hoch. So kann die C-5 zum Beispiel mehrere Kampfpanzer, Hubschrauber, Raketen oder komplette Lastkraftwagen in ihrem Laderaum unterbringen. Stattdessen können auch bis zu 270 Sitze auf Paletten im Hauptdeck montiert werden, das für diesen Zweck druckbelüftet und klimatisiert ist. Darüber befindet sich das Oberdeck mit Pilotenkanzel, Räumen für eine zweite Besatzung und Kuriere sowie hinter dem Mittelflügel ein komplett eingerichtetes Passagierabteil für 75 Soldaten. Somit kann die C-5 Galaxy 345 Soldaten (plus Besatzung) aufnehmen, wenn sie als Truppentransporter eingesetzt wird.

Einsatz

Insgesamt wurden 131 Maschinen des Typs C-5 gebaut, von denen bislang sechs durch Unglücksfälle verloren gingen (siehe unten). Die übrigen sind im Einsatz beim Air Mobility Command (AMC), der Air National Guard (ANG) und dem Air Force Reserve Command (AFRC).

Trotz aller technischen Probleme und hoher Kosten hat sich die C-5 Galaxy bei der USAF schnell als unentbehrlich erwiesen, weil mit ihr selbst sperriges Militärgerät oder Truppen schnell und – durch Luftbetankung – bis in jeden Winkel der Erde befördert werden können. Seit Anfang der 1990er Jahre wird sie zunehmend von der McDonnell Douglas (Boeing) C-17 Globemaster III entlastet, die die C-141 ersetzt hat und in vielen Fällen auch effizienter als die C-5 operieren kann. 14 der älteren A-Modelle wurden von November 2003 bis Ende 2005 zum AMARC geflogen und stillgelegt.

Varianten

  • L-500: Lockheeds interne Modellnummer und Bezeichnung für nicht realisierte zivile Versionen der Galaxy.
  • C-5A: Erste Produktionsserie; 81 Maschinen wurden bis 1973 gebaut.
 66-8303 bis 66-8307  c/n 500-0001 bis 500-0005  (5 Stück)
 67-0167 bis 67-0174  c/n 500-0006 bis 500-0013  (8 Stück)
 68-0211 bis 68-0228  c/n 500-0014 bis 500-0031 (18 Stück)
 69-0001 bis 69-0027  c/n 500-0032 bis 500-0058 (27 Stück)
 70-0445 bis 70-0467  c/n 500-0059 bis 500-0081 (23 Stück)
 70-0468              Auftrag zurückgezogen 
 71-0180 bis 71-0212  Auftrag zurückgezogen 
 72-0099 bis 71-0112  Auftrag zurückgezogen 
  • C-5B: Zweite Produktionsserie mit 50 Maschinen, ausgeliefert von 1986 bis 1989. Die bei der C-5A nachträglich erforderlichen Strukturverstärkungen wurden hier von vorneherein berücksichtigt. Außerdem verbesserte Avionik und Anpassung an den Stand der Technik.
 83-1285              c/n 500-0082               (1 Stück)
 84-0059 bis 85-0062  c/n 500-0083 bis 500-0086  (4 Stück)
 85-0001 bis 85-0010  c/n 500-0087 bis 500-0096 (10 Stück)
 86-0011 bis 86-0026  c/n 500-0097 bis 500-0012 (16 Stück)
 87-0027 bis 86-0045  c/n 500-0113 bis 500-0131 (19 Stück)
  • C-5C: Für den Transport von Weltraumfracht, wie Satelliten und Teilen der Internationalen Raumstation (ISS), wurden zwei A-Modelle umgebaut. Das Truppenabteil im Oberdeck wurde entfernt und die Heckladeklappe verändert, so dass spezielle Container für Weltraumteile in den Laderaum passen die zu groß für die C-5A/B sind.
 68-0213              c/n 500-0016               (1 Stück)
 68-0216              c/n 500-0019               (1 Stück)
  • C-5D: Lockheeds Entwurfsvorschlag für den Neubau von Galaxys Anfang der 1990er Jahre, der aber nicht umgesetzt wurde.
  • C-5M: Mit neuen Triebwerken CF6-80C2 und neuer Avionik ausgestattete C-5; Beginn der Modernisierung im Oktober 2004.

Verluste

In Dover abgestürzte C-5B

Die folgenden Exemplare der Galaxy sind durch Abstürze oder andere Unglücksfälle verloren gegangen:

Datum Kennung Typ Beschreibung
25. Mai 1970 67-0172 C-5A Zerstört durch Feuer am Boden in Palmdale, Kalifornien
17. Oktober 1970 66-8303 C-5A (Erste gebaute C-5) Zerstört durch Feuer am Boden auf der Dobbins AFB, Georgia
27. September 1974 68-0227 C-5A Zerstört durch Feuer am Boden in Clinton, Oklahoma
4. April 1975 68-0218 C-5A Absturz nach dem Start in Saigon, Vietnam. Von 328 Menschen an Bord, überwiegend vietnamesische Kinder, starben 172.
29. August 1990 68-0228 C-5A Absturz unmittelbar nach dem Start von der Ramstein AB, Deutschland. 13 der 17 Mann Besatzung starben.
3. April 2006 84-0059 C-5B Absturz bei Notlandung nahe Dover AFB, Dover (Delaware), alle 17 Mann Besatzung überlebten.

Technische Daten

Galaxy im Flug
Frontansicht der Galaxy
Kenngröße Daten der C-5B
Typ:    Strategischer Transporter
Länge:    75,53 m
Flügelspannweite:    67,88 m
Flügelfläche:    575,98 m²
Flügelstreckung:    7,99
Tragflächenbelastung:   
  • Minimal (Leergewicht): 295 kg/m²
  • Maximal (maximales Startgewicht): 659 kg/m²
Höhe:    19,34 m
Leergewicht:    169.643 kg
Maximales Startgewicht:    379.657 kg
Treibstoffkapazität:    193.620 Liter
Höchstgeschwindigkeit:    919 km/h (auf 7.620 m Flughöhe)
Marschgeschwindigkeit:    880 km/h (auf 7.620 m Flughöhe)
Dienstgipfelhöhe:    10.900 m
Steigrate:    9,1 m/s
Flugreichweite:    4.390 km (bei maximaler Zuladung)
Überführungsreichweite:    10.411 km
Benötigte Startbahn:    2.600 m
Benötigte Landebahn:    1.100 m
Besatzung:    Fünf Mann Standardbesatzung plus bis zu 15 Mann im Kabinenvorderteil
Zuladung:    118.387 kg oder bis zu 345 Soldaten
Triebwerk:    Vier General Electric TF39-GE-1C-Mantelstromtriebwerke mit je 191,34 kN Schub   
Schub-Gewicht-Verhältnis:   
  • Maximal (Leergewicht): 0,46
  • Minimal (maximales Startgewicht): 0,21

Ähnliche Flugzeuge

Literatur

  • AERO – Das illustrierte Sammelwerk der Luftfahrt. Aerospace Publ. Ltd./Marshall Cavendish International Ltd. 1982–1988, S. 2476–2483.
  • Rice, Berkely: The C-5A Scandal. Houghton Mifflin Corporation, Boston 1971.
  • http://www.globalsecurity.org/military/systems/aircraft/c-5.htm (englisch)
  • Bill Norton: Warbird Tech Series Volume 36, Lockheed Martin C-5 Galaxy, Specialty Press, North Branch, Minnesota, USA (2003). ISBN 1-58007-061-2

Quellen

  1. http://www.globalsecurity.org/military/systems/aircraft/c-5-history.htm Geschichte der C-5 Galaxy bei Globalsecurity.org
  2. http://www.globalsecurity.org/military/systems/aircraft/c-5-history.htm Geschichte der C-5 Galaxy bei Globalsecurity.org
  3. Bill Norton: Warbird Tech Series Volume 36, Lockheed Martin C-5 Galaxy, Specialty Press, North Branch, Minnesota, USA (2003). ISBN 1-58007-061-2

Weblinks


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