- Agadir Tasguent
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Der Agadir Tasguent, auch Tisguimt gehört zu den ältesten und besterhaltenen Agadiren (Speicherburgen) im Antiatlas und in ganz Marokko.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Von Tafraoute aus sind es ca. 50 km über geteerte Straßen bis Ait Abdullah und weiter nach Tiguermine; von dort ca. 8 km über - auch mit normalen PKW's befahrbare - Pisten bis zum Agadir Tasguent, der völlig isoliert auf einer Hügelkuppe thront.
Geschichte
Aussagen über das genaue Alter des von mehreren Dörfern (douars) gemeinsam genutzten Bauwerks - man spricht von ca. 800 Jahren - liegen letztlich im Bereich der Spekulation, denn an allen Agadiren im Antiatlas wurde über Jahrhunderte gebaut, was gerade beim Agadir Tasguent mit seinen verschachtelten Gängen und kleinen Höfen deutlich abzulesen ist. Bei allen Erweiterungen und Restaurierungen wurden jedoch stets die gleichen - seit Jahrhunderten überlieferten - Techniken angewandt, so dass einzelne Bauphasen nicht unterscheidbar sind. Dendrochronologische Methoden für die beim Bau verwandten Hölzer (Argan-und Mandelholzäste) wurden bislang noch nicht entwickelt, aber auch sie würden – angesichts der in der Vergangenheit durchgeführten Reparaturen – nur zu vagen Ergebnissen führen. Einige Wandteile wurden im 20. Jahrhundert verputzt.
Architektur
Wie bei den meisten Agadiren im Gebiet des Antiatlas ist der gesamte Bau aus größeren und kleineren Steinen handwerklich perfekt und ohne Verwendung von Mörtel - nur mit etwas Lehm - zusammengefügt. Von anderen Speicherburgen unterscheidet sich der Agadir Tasguent jedoch durch seinen verschachtelten und unsymmetrischen Grundriss. Aufgrund der Anpassung seiner Bauteile an die Geländefomation ergeben sich wellenförmige Außenmauern, die sich im Innern des Bauwerks fortsetzen.
Über eine Eingangspforte gelangt man in einen Vorhof mit einem kleinen Häuschen für den oder die Wärter. Der eigentliche Zugang ins Innere der Speicherburg führt vorbei an den in allen Agadiren anzutreffenden Steinbänken. Ein von Speicherkammern überdeckter Durchgang führt in den hintersten Bereich, wo die einzelnen Kammern in bis zu fünf Stockwerken übereinander angeordnet sind. Insgesamt sind es mehr als 300 Speicherkammern, die über Trittsteine erreichbar sind.
Die enge, verschachtelte und unübersichtliche Bauweise ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht allein auf die Baugeschichte zurückzuführen, sondern hatte auch viele Vorteile im Verteidigungsfall, da ein Angreifer in der räumlichen Enge nahezu orientierungslos war und seine Kräfte nicht entfalten konnte. Die Wachmannschaft hingegen war mit den baulichen Verhältnissen bestens vertraut und konnte sich über die Trittsteine auf das Dach zurückziehen, von wo aus sie den Gegner noch lange Zeit in Schach halten konnte.
Bedeutung
Wie alle Agadire Südmarokkos stammt der Agadir Tasguent aus einer Zeit, als die Berber-Bevölkerung noch nicht gänzlich sesshaft war und deshalb eine ständige Notwendigkeit bestand, die auf kargen Böden und in mühseliger Arbeit erzeugten Lebensmittel sowie andere Wertgegenstände gegen umherziehende Nomaden und bei Fehden und Hungersnöten auch gegen Nachbarstämme zu verteidigen.
Literatur
- D. Jacques-Meunié: Les greniers collectifs au Maroc. Paris 1944
- D. Jacques-Meunié: Greniers-citadelles au Maroc. Paris 1951
- Salima Naji: Greniers collectifs de l’Atlas. Paris 2006
Weblink
29.9125-8.7458333333333Koordinaten: 29° 54′ 45″ N, 8° 44′ 45″ WKategorien:- Berber
- Bauwerk in Marokko
- Befestigungsanlage
- Speichergebäude
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