Antiatlas

Antiatlas

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Antiatlas
Tioulit; eine weitgehend aufgegebene Ortschaft im Antiatlas mit ehemals genutzten kreisrunden Dreschplätzen

Tioulit; eine weitgehend aufgegebene Ortschaft im Antiatlas mit ehemals genutzten kreisrunden Dreschplätzen

Lage Marokko
Teil des Atlas-Gebirge
Antiatlas (Marokko)
Antiatlas
Koordinaten 30° 0′ N, 8° 30′ W30-8.52531Koordinaten: 30° 0′ N, 8° 30′ W

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Der Antiatlas (arabisch ‏الأطلس الصغير‎ al-Atlas as-Saghir) ist eine in Marokko liegende Gebirgskette des Atlasgebirges im Nordwesten Afrikas.

Der Antiatlas erstreckt sich vom Atlantik im Südwesten Richtung Nordost bis auf die Höhe von Ouarzazate und weiter östlich bis an das Tafilalt (insgesamt rund 500 km). Im Süden wird es von der Sahara begrenzt. Östliche Ausläufer des Antiatlas sind die Bergkette des Djebel Sarhro und dessen östliches Vorgebirge, die sich streckenweise dem Hohen Atlas annähern und nur durch enge Täler wie das Dadès-Tal und das Tal des Todgha von ihm getrennt sind. Auf der Höhe von Ouarzazate wird das Massiv vom Wadi Draa in südlicher Richtung durchschnitten.

Inhaltsverzeichnis

Geologie

Das gesamte Atlasgebirge topografisch und politisch
Der Chapeau de Napoléon zwei Kilometer südlich von Tafraoute
Tal der Ammeln wenige Kilometer nördlich von Tafraoute
Der Jbel Sirwa ist unverkennbar vulkanischen Ursprungs

Geologisch gesehen beginnt mit dem Antiatlas die Afrikanische Platte. Diese ist erdgeschichtlich älter als die europäische Kontinentalplatte, nämlich präkambrisch. Dem entsprechend ist die Entstehungsgeschichte des Antiatlas nicht mit der der nahe gelegenen Gebirgskette des Hohen Atlas verbunden. Auf dem Grundgebirge Afrikas bilden präkambrische (Präkambrium: älter als 570 Millionen Jahre) und kambrische Gesteine den Antiatlas, der im Jungpaläozoikum (vor ca. 300 Millionen Jahren) entstand. In dieser Erdphase stießen zwei Urkontinente, Laurussia und Gondwana, gegeneinander. In diesem zeitlichen und geologischen Kontext entstand das Gebirge des Antiatlas. Nach dem Entstehen des Hohen Atlas hauptsächlich im Eozän (begann vor rund 55 Mio. Jahren) kam es zu vulkanischen Eruptionen an den Schwächezonen zwischen beiden Gebirgen. Thermalquellen und Erdbeben zeugen davon, dass das Gebiet der Atlasgebirge noch nicht zur Ruhe gekommen ist.

Profil und Klima

Die Berggipfel des Antiatlas erreichen Höhen von 2500 bis 2700 Metern, gegenüber einer Plateauhöhe von etwa 1700 bis 1800 Metern. Der Jbel Sirwa (Jebel Siroua) südöstlich des Toubkal hat einen vulkanischem Ursprung und erreicht 3304 Meter. Das Gebirge ist besonders Richtung Süden zu der 700 Meter hoch gelegenen Ebene der Sahara stark zerklüftet. Hier liegen die Niederschlagsmengen unter 200 mm jährlich, während die klimatischen Bedingungen an den Nord- und Westhängen günstiger sind. Klimatisch muss das Gebirge schon der saharaischen Wüstenzone zugerechnet werden.

Flora

Während im Westen und Norden auf großen Flächen Thymian, Rosmarin und andere anspruchslose Pflanzen wie Arganienbäume, Mandelbäume, Kakteengewächse und Opuntien steppenartig den Antiatlas überziehen (gefährdet durch Überweidung), sind im Süden und Osten − abgesehen von einigen wenigen Palmenoasen (Amtoudi, Tagmoute, Tata) − höchstens noch Dornbüsche anzutreffen. Der Übergang in die Wüste ist fließend.

Besiedlung und Wirtschaft

Traditionell wird der Antiatlas von den Chleuh-Berbern bewohnt. Ihr Zentrum ist die Stadt Tafraoute, die zusammen mit dem nahegelegenen Tal der Ammeln ein beliebtes Touristenziel ist. Die Muttersprache der Bevölkerung des westlichen Antiatlas ist das Tachelhit, eine Berbersprache, die seit 2003 an marokkanischen staatlichen Schulen unterrichtet wird. Im östlichen Antiatlas wird dagegen Tamazight gesprochen. Aufgrund der schwierigen Bedingungen für die landwirtschaftliche Produktion (geringe Niederschlagsmengen, hohe Tagestemperaturen, steinige Böden) und der geringen Verdienstchancen stellt die Landflucht ein erhebliches Problem im Antiatlas dar. Die arbeitsfähigen Männer verdienen ihr Geld in den großen Städten im Norden Marokkos (Casablanca, Rabat, Tanger) oder in Europa und ernähren auf diese Weise die in den Bergdörfern verbliebenen Familien. Die Analphabetenquote wird hier auf 75 Prozent geschätzt. Der Tourismus entwickelte sich während der letzten Jahrzehnte zu einem erheblichen Wirtschaftsfaktor.

Bewohnt und landwirtschaftlich genutzt werden in der Regel allein Bereiche entlang von Flüssen (Wadis), die im Sommer kein Wasser führen. Auf Hochflächen wird teilweise mit geringen Erträgen Gerste angebaut oder in geringem Maße Viehzucht (Ziegen, Schafe) betrieben.

Landschaftsbild

Der weitgehend aride Antiatlas unterscheidet sich stark von den beiden anderen Atlasketten Marokkos, dem Mittleren und Hohen Atlas. Während der äußerste Westen des Antiatlas aufgrund höherer winterlicher Niederschlagsmengen durchaus als vergleichsweise fruchtbar zu bezeichnen ist (Palmenoasen), wird das Gebirge Richtung Osten immer arider und damit unfruchtbarer. Hier war Ackerbau auch in früheren Zeiten nur mit größter Mühe und mit sehr geringen Erträgen möglich und so lebten die Bewohner größtenteils als Halbnomaden; an einigen Stellen sind noch die längst aufgegebenen Terrassenfelder und Dreschplätze erkennbar. Die nach der Jahrtausendwende fertig gestellten Straßen von Tafraoute oder Taroudant nach Igherm und weiter nach Tata führen durch fast menschenleere, aber äußerst eindrucksvolle Landschaften.

Kultur

Bedeutendste kulturelle Sehenswürdigkeiten im Antiatlas sind zweifellos die zumeist aus kleinen bis mittelgroßen Steinen errichteten Agadire der verschiedenen Berberstämme. Daneben sind die weitgehend aus Stampflehm erbauten, aber bereits stark zerstörten oder im rapiden Verfall begriffenen traditionellen Wohnburgen (Tighremt) in der Umgebung von Tafraoute (Tazka, Aday, Oumesnat) von touristischem Interesse. Einige wenige wurden in den letzten Jahren von ihren Besitzern zu kleinen 'Museen' umgestaltet. Der spektakulär auf einer Bergkuppe gelegene Ksar Tizourgane lohnt ebenfalls einen Besuch.

Weblinks

 Commons: Antiatlas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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