- Antizipation (Stilistik)
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Die Antizipation (lat. anticipātiō „die Vorwegnahme“) bezeichnet in der Stilistik die Vorwegnahme eines Ereignisses in einem adjektivischen Attribut oder einem Partizip, als wäre das Ereignis bereits eingetreten.
In der griechischen und lateinischen Literatur der Antike verbreitet, wurde es in der neuzeitlichen Dichtung wieder aufgenommen, in der deutschsprachigen Literatur besonders von Friedrich Schiller.
Beispiele:
- Blindwütend schleudert selbst der Gott der Freude / Den Pechkranz in das brennende Gebäude (Schiller, Wallenstein, Die Piccolomini) – Das Gebäude wird durch den Pechkranz erst in Brand gesetzt.
- Aber ihnen schloss auf ewig / Hekate den stummen Mund. (Schiller, Hero und Leander) – Sie verstummen erst dadurch, dass Hekate ihnen den Mund schließt.
- Résolu d’accomplir ce cruel sacrifice, / J’y voulus préparer la triste Bérénice (Jean Racine, Bérénice; deutsch: „Entschlossen, dieses grausame Opfer zu bringen, wollte ich die traurige Bérénice darauf vorbereiten.“) – Bérénice wird erst nach der Unterrichtung durch Titus traurig sein.
Siehe auch
Literatur
- Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. 8. Auflage. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-520-23108-5
Kategorie:- Literarischer Begriff
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