Bayerische Rettungsmedaille

Bayerische Rettungsmedaille
Vorderseite der Bayerischen Rettungsmedaille
Links Band der Bayerischen Rettungsmedaille, Rechts Bandfarbe der Christopher-Medaille

Die Bayerische Rettungsmedaille wurde am 1. November 1952 durch den damaligen Ministerpräsidenten Hans Ehard des Freistaates Bayern und den Bayerischen Landtag gestiftet und dient seitdem als staatliche Auszeichnung für Personen, die unter Einsatz des eigenen Lebens Menschen aus Lebensgefahr gerettet haben.[1]

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Der Freistaat Bayern hat bezüglich seiner Ehrungen auf dem Gebiet der Lebensrettung bundesweit eine Ausnahme geschaffen. Während in den übrigen Bundesländern die "übliche" Rettungsmedaille am Band und/oder eine Erinnerungsmedaille für Rettung aus Gefahr nebst einer öffentlichen Belobigung verliehen bzw, vollzogen wird, folgt Bayern diesen historischen Vorgaben nur ansatzweise. So verleiht der Freistaat neben:

  • a) der Bayerischen Rettungsmedaille (am Bande) auch
  • b) die Öffentliche Belobigung in Form der Chistopherus-Medaille (am Bande) seit 1. Januar 1984 für Rettungtaten ohne unmittelbare Lebensgefahr für den Retter

Mit dieser Regelung hat Bayern, im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländer, wo eine nicht tragbare Erinnerungsmedaille verliehen wird bzw. eine öffentliche Belobigung nur "mündlich" erfolgt, zwei Bandorden geschaffen. Das die Öffentliche Belobigung in der Form der Verleihung der Chistopherus-Medaille in der Praxis so vollzogen wird, wird diese, da sie auf dem Gebiet der Lebensrettung stattfindet, ebenfalls in diesem Artikel behandelt.

Bayerische Lebensrettungsmedaille

Verleihungsvoraussetzungen und Prozedere

Der zu Beleihende muss die deutsche Staatsbürgerschaft nicht zwingend besitzen, um die Rettungsmedaille zu erhalten, aber seinen Wohnsitz im Gebiet des Freistaates Bayern haben. Im übrigen wurde adäquat geregelt, dass die Rettungsmedaille mehrmals an ein und dieselbe Person verliehen werden kann.[2] Die Verleihung ist auch postum möglich, wenn der Retter bei der zugrundeliegenden Rettungstat sein Leben verloren hat. In diesem Fall, wird die Rettungsmedaille den Hinterbliebenen nebst Urkunde ausgehändigt. [3] Die Rettungsmedaille wird vom Bayerischen Ministerpräsidenten mit Verleihungsurkunde verliehen, sie geht dabei in das Eigentum des Beliehenen über, im Falle des Ablebens des Beliehenen, verbleibt die Rettungsmedaille als Erinnerungsstück den Hinterbliebenen. Alle Verleihungen werden zudem im Bayerischen Staatsanzeiger veröffentlicht.[4]

Beschaffenheit und Tragweise

Die Bayerische Rettungsmedaille besteht aus Silber und zeigt auf ihrer Vorderseite das große bayerische Staatswappen mit der obigen Umschrift: FREISTAAT und unten BAYERN. Sowohl Wappen als auch Schriftzug sind dabei erhaben geprägt. Die Rückseite der Medaille zeigt einen Lorbeerzweig und die die fünfzeilige Inschrift: FÜR / OPFERBEREITEN / EINSATZ DES / EIGENEN / LEBENS. Die Rettungsmedaille wird dabei an einem weißblauen Band auf der linken Brustseite getragen.[5]

Öffentliche Belobigung (Chistophorus-Medaille)

Die Christophorus-Medaille wird verliehen, wenn zwar besonders schwierige Umstände bei der Rettungstat vorlagen, aber keine unmittelbare Gefahr für den Retter bestanden hat. Im übrigen gelten hinsichtlich der Verleihungspraxis und Tragweise die gleichen Bedingungen wie für die Rettungsmedaille. Der zu Beleihende erhält mit Aushändigung der Medaille auch ein Belobigungsschreiben.

Beschaffenheit

Die in Silber gehaltene Christophorus-Medaille zeigt, wie der Name schon aufzeigt, auf ihrer Vorderseite den heiligen Christophorus der auf seinen Schultern ein Kind trägt. und die Umschrift: ÖFFENTLICHE BELOBIGUNG FÜR RETTUNG AUS LEBENSGEFAHR. Sowohl Grafik als auch die Umschrift sind erhaben geprägt. Die Rückseite zeigt mittig das kleine Staatswappen von Bayern und die Umschrift: DER BAYERISCHE MINISTERPRÄSIDENT. Wie bei der Rettungsmedaille wird die öffentliche Belobigung im Bayerischen Staatsanzeiger bekanntgemacht.[6]

Gemeinsame Vorschriften

Geldbelohnung und Zuwendungen

Neben den beiden erwähnten staatlichen Auszeichnungen kann der Ministerpräsident bei wirtschaftlicher Bedürftigkeit des Retters eine Geldbelohnung gewähren. Dies trifft auch für den Fall zu, wenn der Retter bei der Rettungstat zwangsläufige Aufwendungen erbringen musste.[7] Jugendliche unter 18 erhalten neben der Rettungsmedaille zudem eine Armbanduhr mit Widmung als Geschenk.[8]

Verleihungsausschluss

Die Rettungsmedaille wird nicht an Personen verliehen, die wegen dienstlichen oder beruflichen Gründen der Schutz des Lebens anderer aus diesen Gründen anvertraut ist. Die Verleihung kommt daher nur in Frage, wenn die Person bei der Rettungstat die Grenzen der ihnen obliegenden Pflichten erheblich überschritten hat.[9]

Anerkennung früherer Rettungstaten

Rettungstaten, die zwischen dem 8. Mai 1945 und dem 1. November 1952 auf dem Gebiet des Freistaates ausgeübt worden sind, können nachträglich von der Bayerischen Staatskanzlei anerkannt werden, auch wenn diese seinerzeit Anerkannt worden sind.[10]

Vorschlageberechtigung

Die Vorschläge, welche zur Verleihung der Rettungsmedaille oder der öffentlichen Belobigung führen, unterbreiten die Bezirke, in deren Bezirk die Rettungstat ausgeführt wurde. Für außerhalb des Landesgebietes ausgeführte Rettungstaten ist die Bayerische Staatskanzlei zuständig. Über jede Rettungstat hat die zuständig örtliche Behörde von Amts wegen zu ermitteln und das Ergebnis ihrer Prüfung der Regierung zuzuleiten.[11]

Durchführungsverordnung

Die am 17. Oktober 1975 erlassene Durchführungsverordnung regelt dann im weiteren, das weitere Vorschlageverfahren sowie diverse rechtliche Belange, diese sind:

Definition "Rettungstat" und Berichtsermittlung

Eine Rettungstat nach dem Gesetz liegt vor, wenn die Rettungstat mit oder ohne Erfolg gekrönt war - wenn die Rettungstat unter eigener Lebensgefahr durchgeführt bzw. versucht wurde. Die Rettung mehrerer Menschen aus Lebensgefahr ist dabei als eine einzige Rettungstat anzusehen. Das eigene Leben wird dabei eingesetzt, wenn sich der Retter in Ausführung der Rettungstat selbst in Gefahr bringt, sein Leben dadurch zu verlieren. Bei der anschließenden Beurteilung der Rettungstat sind alle Umstände des Tathergangs, insbesondere auch die Körperbeschaffenheit, der Gesundheitszustand und das Alter des Retters und des Geretteten zu berücksichtigen. Eine Rettung, die zur öffentlichen Belobigung führt, ist dann anzunehmen, wenn der Retter die Rettung unter erschwerenden Verhältnissen (Dunkelheit, Kälte, Ortsunkenntnis usw.) ausgeführt wurde oder besondere Umsicht bewiesen wurde. Gleiches gilt, wenn der Retter eine vorübergehende Gefährdung seiner Gesundheit mit sich gebracht hat. [12]

Zwangsläufige Aufwendungen

Unter zwangsläufige Aufwendungen des Retters sind solche Aufwendungen zu verstehen, die in Ausführung der Rettungstat oder zur Beseitigung der unmittelbaren Folgen der Gefahrenlage dienten und die der Retter nicht vom Geretteten ersetzt werden können.[13]

Ausgeschlossener Personenkreis

Wie bereits erwähnt, wird die Rettungsmedaille in solchen Fällen nicht verliehen, wenn die Person aus dienstlichen oder beruflichen Gründen der Schutz des Lebens anderer Menschen anvertraut ist. Ausnahmen sind jedoch möglich, wenn die Pflichten erheblich überschritten worden sind, sie sind dann überschritten, wenn nach der Lage des Einzelfalls und bei Würdigung aller Umstände der Retter mit der Rettungstat ein außerordentliches, auch bei Anlegung eines strengen Maßstabes an sich nicht zumutbaren Maß an Opferbereitschaft bewiesen hat. Zu diesem Personenkreis zählen:

  • Personen die wegen oder aus einem Gesetz heraus handeln müssen (z.B. Polizeiangehörige, Feuerwehrangehörige)
  • Angehörige der Bergwacht,
  • Rettungsschwimmer
  • Schiffsbesatzungen bei Havariefällen[14]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gesetz über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr, Fassung vom 20. Dezember 1983, Artikel 1
  2. Gesetz über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr, Fassung vom 20. Dezember 1983, Artikel 1 Absatz 3
  3. Gesetz über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr, Fassung vom 20. Dezember 1983, Artikel 1 Absatz 4
  4. Gesetz über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr, Fassung vom 20. Dezember 1983, Artikel 3 und 4
  5. Gesetz über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr, Fassung vom 20. Dezember 1983, Artikel 4
  6. Gesetz über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr, Fassung vom 20. Dezember 1983, Artikel 6
  7. Gesetz über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr, Fassung vom 20. Dezember 1983, Artikel 7
  8. Gesetz über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr, Fassung vom 20. Dezember 1983, Artikel 8
  9. Gesetz über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr, Fassung vom 20. Dezember 1983, Artikel 9
  10. Gesetz über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr, Fassung vom 20. Dezember 1983, Artikel 10
  11. Gesetz über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr, Fassung vom 20. Dezember 1983, Artikel 11
  12. Bayerische Verordnung zur Ausführung des Gesetzes über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr, Fassung vom 17. Oktober 1975, § 1
  13. Bayerische Verordnung zur Ausführung des Gesetzes über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr, Fassung vom 17. Oktober 1975, § 2
  14. Bayerische Verordnung zur Ausführung des Gesetzes über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr, Fassung vom 17. Oktober 1975, § 3

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rettungsmedaille (Bayern) — Avers der Bayerischen Rettungsmedaille (1. Modell) Die Rettungsmedaille wurde am 27. Februar 1889 durch Prinzregent Luitpold von Bayern zur Anerkennung mutvoller und opferwilliger Rettung von Menschenleben gestiftet und konnte an alle Personen… …   Deutsch Wikipedia

  • Bayerische Verfassungsmedaille — Die Bayerische Verfassungsmedaille ist eine staatliche Auszeichnung, die vom bayerischen Landtag an Personen verliehen wird, die sich um die bayerische Verfassung verdient gemacht haben. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (z. B. Monika Hohlmeier im… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der deutschen Orden und Ehrenzeichen — Diese Liste enthält die offiziellen, von deutschen Ländern oder Staaten oder ihren Untergliederungen vergebenen Orden und Ehrenzeichen. Inhaltsverzeichnis 1 Auszeichnungen der ehemaligen Staaten (vor der Reichseinigung 1871) 1.1 Territorien des… …   Deutsch Wikipedia

  • Rettungsmedaillen der Länder der Bundesrepublik Deutschland — Die Rettungsmedaillen der Länder der Bundesrepublik Deutschland sind staatliche Ehrenzeichen der einzelnen Bundesländer, welche für die Errettung von Menschen aus Lebensgefahr gestiftet worden sind. So haben alle 16 Bundesländer der… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinz-Gerd Hegering — (* 29. Mai 1943 in Recklinghausen) ist Informatiker und emeritierter Professor [1] der Ludwig Maximilians Universität München, wo er den Lehrstuhl für Kommunikationssysteme und Systemprogrammierung innehatte …   Deutsch Wikipedia

  • Sebastian Fichtner — (* 17. Juni 1894 in Pflugdorf; † 7. März 1950 in München) war ein deutscher Offizier, zuletzt Generalleutnant im Zweiten Weltkrieg. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Jugend und Ausbildung …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der deutschen Orden, Ehrenzeichen und Abzeichen — Diese Liste enthält die offiziellen, von deutschen Ländern oder Staaten oder ihren Untergliederungen vergebenen Orden und Ehrenzeichen. Inhaltsverzeichnis 1 Orden und Ehrenzeichen 1.1 Deutsches Reich bis 1918 1.1.1 Auszeichnungen der ehemaligen… …   Deutsch Wikipedia

  • Eduard von Dostler — Erinnerungsinschrift für Eduard von Dostler am Elterngrab in Amberg Eduard Dostler , seit 1917 Ritter von Dostler (* 3. Februar 1892 in Pottenstein; † 21. August 1917 bei St. Julien) war ein bayerischer Offizier der deutschen Fliegertruppe und… …   Deutsch Wikipedia

  • Feuerwehr-Ehrenzeichen — sind für langjährige Dienstzeiten und andere besondere Verdienste im Brandschutz im Bereich der Feuerwehren verliehene Ehrenzeichen. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Feuerwehr Ehrenzeichen der deutschen Länder 2.1 Baden Württemberg …   Deutsch Wikipedia

  • Görtz-Wrisberg — Wilhelm Otto Hans Hermann Graf von Schlitz genannt von Görtz Wrisberg oft als Wilhelm Otto Hans Hermann Graf von Görtz Wrisberg angesprochen (* 5. April 1819 in Hannover; † 22. Februar 1889 in Braunschweig) war ein Jurist, Finanzfachmann,… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”