- Christophorus
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Christophorus (griech. Χριστόφορος „Christusträger” (pherein = tragen); engl. Christopher) ist ein legendärer Heiliger des Christentums. Er wird häufig als Hüne mit Stab dargestellt, der das Jesuskind auf den Schultern über einen Fluss trägt. Er zählt zu den Vierzehn Nothelfern und ist heute besonders als Patron der Autofahrer populär.
Inhaltsverzeichnis
Legende
Im Martyrologium romanum wird unter dem 25. Juli ein Märtyrer namens Christophorus erwähnt, jedoch ohne biographische Angaben. Zwei Legenden ranken sich um sein Leben:
Nach östlichen Quellen soll er früher Reprobus geheißen haben und ein Riese mit Hundskopf (Kynokephale) gewesen sein. Möglicherweise beruht dies auf einem Übersetzungsfehler einer Handschrift aus dem Lateinischen, nach der er ein Kanaaniter war und in Lykien 48.000 Menschen bekehrt habe. Schließlich sei er vom König zum Tode verurteilt worden. Sein bei der Hinrichtung vergossenes Blut habe heilende Wirkung gezeigt und auch den König bekehrt.
Nach westlichen Quellen war sein Name Offerus. Seine riesige Gestalt erschreckte alle, die ihm begegneten. Offerus kannte seine geistige Grenze und wollte nicht herrschen, sondern dienen – aber nur dem mächtigsten aller Herrscher. Diesen begann er zu suchen. Er fand aber keinen, dessen Macht nicht irgendwie begrenzt war. Nach lange vergeblicher Suche riet ihm ein frommer Einsiedler, unbegrenzt sei nur Gottes Macht, und Offerus solle nur Gott dienen. „Aber wie sagt mir Gott, was ich tun soll?” Als Gottes Wille solle Offerus seine überragende Gestalt erkennen. Offerus solle an Stelle eines Fährmanns Reisende über einen Fluss tragen und diesen Dienst als den Willen Gottes ansehen. An einer tiefen Furt verrichtete Offerus fortan diesen Dienst. Eines Tages nahm er ein Kind auf die Schulter, um es über den Fluss zu tragen. Zunächst war das Kind sehr leicht, aber je tiefer Offerus in die Furt stieg, desto schwerer schien es zu werden. In der Mitte des Stromes keuchte Offerus schließlich: „Kind, du bist so schwer, als hätte ich die Last der ganzen Welt zu tragen!“ Das Kind antwortete: „Wie du sagst, so ist es, denn ich bin Jesus, der Heiland. Und wie du weißt, trägt der Heiland die Last der ganzen Welt.” Am anderen Ufer angelangt, setzte Offerus das Kind ab, worauf das Kind zu ihm sagte: „Du hast den Christ getragen, von jetzt an darfst du Christofferus heißen.”
Die westliche Fassung der Legende wurde populär und ist überliefert besonders durch ihre schriftliche Fassung und Verbreitung in der Legenda Aurea.[1]
Verehrung
Gedenktag
- Gedenktag katholisch: 25. Juli, in Europa: 24. Juli (nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil für Europa vom 25. Juli auf den 24. Juli vorverlegt)
- Gedenktag evangelisch: 24. Juli
- Gedenktag orthodox: 9. Mai
Von der katholischen Kirche wird Christophorus heute nicht mehr allgemein gefeiert, da seine historische Existenz unsicher ist. Im Volksglauben spielt er aber noch immer eine bedeutende Rolle. Er blieb auch im deutschen Regionalkalender erhalten.
Patrozinien und Benennungen
Schon 452 wurde Christophorus in Chalkedon eine Kirche geweiht.
- Zu weiteren Patrozinien siehe den Artikel Christophoruskirche.
- Die evangelische Christusträger-Bruderschaft und die karitative Bruderschaft St. Christoph sind nach dem Heiligen benannt.
- Die Notarzthubschrauber des ÖAMTC in Österreich heißen Christophorus (siehe Christophorus Flugrettungsverein). Rettungshubschrauber haben in Deutschland den BOS-Funk-Rufnamen Christoph.
- Die Bayerische Lebensrettungsmedaille 2. Klasse heißt Christophorusmedaille
Anrufung, Schutz, Ikonographie und Kultus
Christophorus ist einer der Vierzehn Nothelfer und in dieser Funktion der Helfer gegen einen unvorbereiteten Tod. Er ist außerdem der Schutzpatron der Insel Rab in Kroatien.
Das Motiv des Christusträgers wurde häufig in der Kunst dargestellt. Christophorus ist immer ein Riese, Heiligenattribut ist das Christuskind, meist auf der Schulter.
Da der Anblick seines Bildes vor einem plötzlichen Tod bewahren soll, wurden an zahlreichen Kirchen und anderen Gebäuden riesige Christophorus-Bildnisse angebracht, die Besonderheit sind die romanischen Christophorusse an der Außenwand, von weitem sichtbar an Wegkirchen.Gläubige führen bis heute Bilder des Schutzpatrons der Reisenden im Fahrzeug mit. In St. Christophen im Wienerwald (Niederösterreich) wurde im Juli 1928 erstmals in Österreich ein Fahrzeug gesegnet. Seither gilt der Ort als „Wallfahrtsort der Kraftfahrer Österreichs". Alljährlich im Juli findet hier die Wallfahrt der Verkehrsteilnehmer (auch Autofahrer-Wallfahrt genannt) statt.
An Prozessionen nahmen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit in manchen Regionen Europas Riesenfiguren des St. Christophorus auf Stelzen teil. Beim Stadtfest Ducasse d'Ath nimmt seit 1976 wieder eine solche Riesenfigur des hl. Christophorus nach einem Vorbild aus Flobecq teil. 1920 wurde die Legende als „Christofer – Ein groß und schön Legendenspiel“ des Dichters Dietzenschmidt in Königsberg auf die Bühne gebracht.
Literatur
- Friedrich Wilhelm Bautz: Christophorus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 1012–1014.
- Luc Campana: Die 14 Heiligen Nothelfer. Herkunft und Verehrung – Konkurrenz zur Medizin – Leben und Legenden – Reichweite und Bildnisse. Theresia-Verlag, Lauerz 2009, ISBN 978-3-03767-035-4
- Wolfgang Menzel: St. Christoph, in: Christliche Symbolik. Regensburg 1854
- Michael Schneider: Die Christophorus-Legende in Ost und West. Das Leben aus dem Glauben und seine bildhafte Darstellung in der frühchristlichen und abendländischen Tradition. Koinonia-Oriens, Köln 2005, ISBN 3-936835-23-3
Weblinks
Commons: Christophorus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Christophorus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Franziskanerkloster Vierzehnheiligen über Christophorus
- Von Sanct Christophorus , Legenda Aurea, aus dem Lateinischen von Richard Benz
Einzelnachweise
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