Cafe Gerbeaud

Cafe Gerbeaud
Gerbeaud Gasztronómia Ltd.
Unternehmensform AG
Gründung 1858
Unternehmenssitz Budapest
Unternehmensleitung

Katalin Pintér, Gyöngyi Vlasics, Zoltán Hamvas, Sándor Kovács

Branche Konditorei
Produkte

Kaffee, Tee, Kuchen

Website

www.Gerbeaud.hu

Außenansicht des Café Gerbeaud am Vörösmarty Tér
Innenansicht des Café Gerbeaud

Das Café Gerbeaud am Vörösmartyplatz 7 in der ungarischen Hauptstadt Budapest ist eines der größten und traditionsreichsten Kaffeehäuser in Europa. Das Unternehmen war ein k.u.k. Hoflieferant.

Noch heute zeigt es im Stil der Gründerzeit, mit seinem Stuck, den Kronleuchtern, den aus verschiedenen Edelhölzern gefertigten Verkleidungen und dem Mobiliar.

Geschichte

1858 begann es mit dem dritten Nachkommen einer Konditordynastie, Henrik Kugler. Sein Wissen und seine Erfahrung eignete er sich vor allem während seiner Lehr- und Wanderjahre in elf europäischen Metropolen an, darunter auch Paris. Daraufhin eröffnete er seine Konditorei auf dem József-Nádor-Platz, welche bald zu einer der besten in Pest zählte. Besonderheiten waren die chinesischen und russischen Teespezialitäten, sowie seine Eiskreationen, die von den Budapestern als das "beste Speiseeises von Pest" bezeichnet wurden.

Um näher im Zentrum der Stadt zu sein, verlegte Kugler sein Geschäft 1870 an den Vörösmarty tér. Besonders beliebt waren bei seiner Kundschaft in dieser Zeit seine Kaffees, seine Liköre und seine Zuckerbonbons. Aber auch die Kugler-Torten und -Mignons fanden starken Absatz, vielleicht weil es erstmals bei Kugler möglich war, diese eingepackt auf einem Papiertablett mit nach Hause nehmen zu können. Gäste in Kuglers Konditorei waren unter anderem Franz Deák und Franz Liszt.

1882 traf Henrik Kugler auf einer Reise nach Paris zum ersten Mal auf Emil Gerbeaud und erkannte sofort Gerbeauds Talent und Unternehmungsgeist. 1884 lud Kugler ihn schließlich nach Budapest ein, um Gerbeaud zu seinem Geschäftspartner zu erklären. Später übernahm er Kuglers Geschäft Stück für Stück, und behielt den ursprünglichen Namen des Geschäftes bei. Emil Gerbeaud, der ebenfalls einer Konditorfamilie entstammte, wurde in Genf geboren und sammelte seine Erfahrungen in Ländern wie Deutschland, Frankreich und England. Zahlreiche Neuerungen gingen mit Emil Gerbeaud einher. So vergrößerte er das Angebot. Er nahm neue Produkte auf, wie Buttercremes, Pariser Cremes, hunderte Sorten an Teegebäck, Zuckerwaren, Bonbons und Kirschwasserbonbons. Um seiner Kundschaft diese breite Produktpalette anbieten zu können, stellte er vor allem im Verkauf und im Service eine Vielzahl neuer Mitarbeiter ein. So hatte er bereits Ende 1899 ca. 150 Mitarbeiter und Angestellte, von denen viele nur nach Budapest kamen, um bei Gerbeaud lernen und arbeiten zu können. Da Gerbeaud auch einen guten Geschäftssinn hatte, rüstete er seine Backstube nach und nach mit modernen Maschinen aus. So wurde der Name Gerbeaud bald ein Synonym für Qualität und Backkunst. Da seine Kundschaft, die bereits zu Zeiten von Henrik Kugler eingeführten, aufwendig gestalteten Papierschachteln der Verkaufstorten liebte und forderte, führte Gerbeaud diese Tradition fort und fing an, diese selbst zu gestalten.

Auch international war Gerbeaud angesehen. So wurde er sowohl zur Brüsseler (1898) als auch zu Pariser Weltausstellung (1900) als Jurymitglied eingeladen, wobei ihm in Paris die französische Ehrenlegion zugeteilt wurde. Aber auch zahlreiche nationale und internationale Preise wurden ihm verliehen.

Schließlich starb Henrik Kugler, woraufhin Gerbeaud 1908 unter dem Namen Kuglers Nachfolger Gerbeaud AG eine Aktiengesellschaft gründete, um die Geschäfte weiter zu führen. Da Gerbeaud viel Wert auf moderne Arbeitsbedingungen legte, wurden ab 1909 neben den Pferdekarren auch Automobile in den Fuhrpark des Geschäftes aufgenommen.

Bei der Einrichtung des Inneren seiner Konditorei ließ Gerbeaud sich um 1910 von Henrik Darilek beraten, wobei vornehmlich Marmor, edle Hölzer und Bronze verarbeitet wurden. Der Stuck an der Decke wurde im Rokoko-Stil von Ludwig des XIV. angefertigt. Bei den Kronleuchtern ließ man sich von Maria Theresia inspirieren. Für die Gäste wurden sowohl französische Tische als auch sezessionistische Tische bereitgestellt, die Gerbaud von der Weltausstellung in Paris kommen ließ. Allerdings war der Erste Weltkrieg auch im Hause Gerbeaud zu spüren. Aber auch diese schweren Jahre überstanden Gerbeaud und sein Geschäft. Am 8. November 1919 starb Emil Gerbeaud und vermachte das Geschäft seiner Frau Esther, die es bis 1940 führte. Der Name blieb dem Geschäft bis heute erhalten, ausgenommen der Zeit zwischen 1950 bis März 1984, wo es zwischenzeitig in Vörösmarty umbenannt wurde. 1995 kaufte der deutsche Geschäftsmann Erwin Franz Müller die Konditorei Gerbeaud auf und ließ diese aufwändig renovieren. Die Spuren der letzten 50 Jahre sind so wieder verschwunden. Heute erscheint das Café Gerbeaud wieder in seinem ursprünglich von Emil Gerbeaud erbauten Stil.

Literatur

  • Ingrid Haslinger, Erika Patka, Marie-Luise Jesch: Der süße Luxus. Die Hofzuckerbäckerei und die ehemaligen k. u. k. Hofzuckerbäcker Demel, Gerbeaud, Gerstner, Heiner, Rumpelmayer, Sluka. Eine Ausstellung des Kulturkreises Looshaus. Agens Werk Geyer + Reisser, Wien 1996, ISBN 3-9500302-4-7.

Weblinks

47.49701388888919.0504166666677Koordinaten: 47° 29′ 49″ N, 19° 3′ 2″ O


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