Abdülkadir

Abdülkadir

Seyit Abdülkadir oder Seyyit Abdülkadir Efendi (* 1851 in Şemdinli; † 27. Mai 1925 in Bitlis) war ein kurdischer Politiker. Er wurde im Zuge des Scheich-Said-Aufstandes erhängt. Er war ein Naqschbandischeich und Sohn Scheich Ubeydallahs.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Seyyit Abdülkadir stammt aus einer einflussreichen Familie aus dem Dorf Nehri in Şemdinan (heute Şemdinli). Er nahm am Aufstand seines Vaters 1879/1880 teil und organisierte ihn mit. Nach Niederschlagung wurde er mit seinem Vater nach Ta'if deportiert. 1905 zog er nach Beirut um. Nach der juntürkischen Revolution von 1908 setzte sich Enver Pascha mit ihn in Verbindung. Seyyit Abdülkadir sollte das Bindeglied zwischen dem jungtürkischem Komitee für Einheit und Fortschritt und den Kurden spielen. So sendete er Telegramme an die kurdischen Clanführer, wurde selber Mitglied des Komitees und kehrte wieder nach Istanbul zurück.

Mit der Wiedereinsetzung der osmanischen Verfassung gründete er 1908 die Kürt Teavün ve Terakki Cemiyeti und wurde zu dessen Vorgesetzten auf Lebenszeit gewählt. Er nahm auch an der Gründung der Hürriyet ve İtilaf Fırkası teil. 1910 wurde er zum Senator im Osmanischen Parlament (Ayan Meclisi) ernannt. 1918 war er ein Mitbegründer der Kürdistan Teali Cemiyeti und war auch dessen Vorsitzender. Innerhalb der Kürdistan Teali Cemiyeti war er der Führer des Flügels, der sich für eine Autonomie der Kurden im osmanischen Staat einsetzte. Am 4. März 1919 wurde er im ersten Kabinett des Großwesirs Damat Ferid Pascha zum Vorsitzenden des Staatsrates (Şura-yı Devlet Reisliğine).[1]

In einem Interview der französischen Zeitung Journal D'Orient befürwortete er das Abkommen vom 19. Dezember 1919 zwischen dem Kurden Scherif Pascha und dem Armenier Boghos Nubar Pascha zu Aufteilung des östlichen osmanischen Vilayets zwischen Kurden und Armeniern.[1]

Treffen mit den Briten

Als die Briten Istanbul nach dem Ersten Weltkrieg besetzt hatten, traf er sich mehrmals mit den Engländern. Als Vorsitzender der Kürdistan Teali Cemiyeti verhandelte er mit den Engländern um einen autonomen kurdischen Staat. Als dies bekannt wurde, wurde er und andere führende Mitglieder der Vereinigung am 10. Juli 1919 vor das Hohe Pforte zitiert und ihnen verboten auf eigene Faust mit den Engländern zu verhandeln.[1]

Treffen mit Tom Beaumont Hohler

Bei einem Treffen am 8. Dezember 1919 in Istanbul mit Thomas Beaumont Hohler, dem Staatssekretär des Hochkomissars, erklärte Abdülkadir ihm, dass sich die Kurden und Armenier sowohl in Istanbul als auch in Paris geeinigt hätten. Er erklärte, dass Damat Ferid Pascha Hilfe erbitte um die Regierung des Ali Rıza Paschas zu stürzen und dass dann dieser den Kurden eine Autonomie und einiges andere in Aussicht gestellt habe. Weiterhin sagte er, dass man nicht abschätzen könne was Mustafa Kemal zusammen mit den Aserbaidschanern, die von Ismail Enver und Halil (Kut) Pascha angeheizt wurden, bewirken könne und das Mustafa Kemal von Tag zu Tag eine größere Gefahr werde.[2] Auf eine Frage Hohlers, ob die Hürriyet ve İtilaf Fırkası gegen Mustafa Kemal Gewalt anwenden würde, antwortete dieser mit ja. Tom Beaumont Hohler war von der Entschlossenheit Abdülkadirs einen eigenen unabhängigen Staat Kurdistan zu gründen sehr beeindruckt.[3][4]

Scheich-Said-Aufstand und Hinrichtung

Seyyit Abdülkadir war ein Gegner der Kemalisten und bot schon vorher den Briten seine Hilfe gegen die Kemalisten an. Nach dem Sieg der Kemalisten und Gründung der Türkei 1923, war Seyyit Abdülkadir der neuen Regierung auf Grund seines religiösen Einflusses ein Hindernis. 1925 brach der Scheich-Said-Aufstand aus. Seyyit Abdülkadir wurde im Zuge dieses Aufstandes vor einem Kriegsgericht in Diyarbakır angeklagt. Das Gericht befand ihn für schuldig und verurteilte ihn zum Tode. Er wurde 27. Mai 1925 in Bitlis hingerichtet.

Literatur

  • Uğur Mumcu:, Kürt - İslam Ayaklanması 1919-1925, Tekin Yayınları, İstanbul, 1991, ISBN 9754780889, S. 11-17.
  • Mehmet Kemal Işık (Torî): 'Seyyit Abdülkadir Efendi', Ünlü Kürt Bilgin ve Birinci Kuşak Aydınlar, Sorun Yayınları, İstanbul, Oktober 2000, ISBN 9754311110, S. 149-150.
  • Bilal Şimşir, Kürtçülük, Bilgi Yayınları, ISBN 9789752202153, İstanbul, 2007

Einzelnachweise

  1. a b c Bilal Şimşir: Kürtçülük, 1787-1923
  2. Şevket Süreyya Aydemir: Makedonya'dan Orta Asya'ya, Band III Anmerkung: Enver Pascha floh nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg in den Kaukasus und wollte mit einer Turan-Armee zurück kehren. Darüber hinaus wollte er alle Völker Mittelasiens befreien. Er stand mit seinem jüngeren Cousin Halil (Kut) Pascha in Kontakt.
  3. British Foreign Office 406/41 s.425-426 No.194/1
  4. Bilal Şimşir: İngiliz Belgelerinde Atatürk, Band I S. 273-275. ISBN 9751616670

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