Biografisches Archiv (Presse)

Biografisches Archiv (Presse)

Ein Biografisches Archiv (umgangssprachlich: Leichenspeicher) ist ein zentraler Speicherort mit speziell vorbereiteten Artikelsammlungen für den Todesfall einer berühmten Persönlichkeit für Nachrichten- und Presseagenturen.

Damit ist gewährleistet, dass die Kunden der Nachrichtenagenturen bereits wenige Minuten nach Bekanntwerden des tatsächlichen Todesfalles auf umfangreiche Informationen und Analysen über das Leben und Wirken des gestorbenen Prominenten zurückgreifen können. Geschrieben wurden diese Nachrichtenstücke aber freilich zu einem Zeitpunkt, als der Prominente noch lebte und womöglich noch wenig oder gar nichts auf dessen Tod hindeutete. Oftmals fehlen in den Artikeln nur noch der Todeszeitpunkt, der Ort und gegebenenfalls Angaben zu den Umständen des Versterbens.

Dieser Zeitvorsprung, der sich dank des biografischen Archivs ergibt, kann für Zeitungen sehr entscheidend sein, wenn die Todesnachricht erst kurz vor Andruck der nächsten Ausgabe bekannt wird.

Nach Angaben des Kommunikations- und Medienwissenschaftlers Jürgen Wilke umfasste das Archiv des deutschen Marktführers unter den Nachrichtenagenturen, der Deutschen Presse-Agentur, im Jahr 2000 Informationen über etwa 200 berühmte Menschen[1].

Als Grundlage für ihre Beiträge greifen die Agenturen oft auf ihr Archiv zurück - etwa auf Porträts, die anlässlich eines runden Geburtstages geschrieben worden waren. Allerdings sind sie immer auf den Tod des Prominente und die daraus resultierenden Konsequenzen gemünzt - was natürlich vage bleiben muss, da es ja zu Lebzeiten noch keine Quellen gibt, die für diese Art der Vorproduktion genutzt werden können. Im Laufe der weiteren Berichterstattung werden die aktuellen Stellungnahmen und Kondolationen zum Tod in die anfänglichen Beiträge eingebaut, so dass am Ende nicht mehr viel an die Ursprungsversion erinnert.

Viele Stücke für einen Beitrag sind vorhersehbar. Etwa Artikel für den möglichen Todesfall von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl oder Papst Benedikt XVI.. Bei eher überraschenden Todesfällen wie dem von Musiker Michael Jackson kann es vorkommen, dass das Archiv für den konkreten Fall lückenhaft oder womöglich sogar leer ist. Dann helfen den Agenturen Dienste wie das Munzinger-Archiv, das online regelmäßig aktualisierte Biografien über Prominente anbietet.

Einzelnachweise

  1. Wilke, Jürgen: Von der Agentur zur Redaktion, Seite 39

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gerhard Bellinger — Gerhard J. Bellinger (* 11. März 1931 in Bochum) ist ein deutscher Theologe, emeritierter Professor für Neutestamentliche Theologie, Kirchen und Religionsgeschichte an der Technischen Universität Dortmund. Inhaltsverzeichnis 1 Studium und Beruf 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich Pätzold — (* 20. August 1943 in Bielefeld) ist ein deutscher Journalistik Professor im Ruhestand. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke (Auswahl) 3 Literatur 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Theodor Fontane — Theodor Fontane, 1883 (Gemälde von Carl Breitbach) Heinrich Theodor Fontane (* 30. Dezember 1819 in Neuruppin; † 20. September 1898 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller und approbierter Apotheker. Er gilt als bedeutendster deutscher Vertr …   Deutsch Wikipedia

  • Mata Hari — 1906 Mata Hari war der Künstlername der niederländischen Tänzerin Margaretha Geertruida Zelle (* 7. August 1876 in Leeuwarden; † 15. Oktober 1917 in Vincennes). Während ihrer Ehe verwendete sie auch die Namen Marguerite Campbell und …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav W. Heinemann — Gustav Heinemann (1969) Gustav Walter Heinemann (* 23. Juli 1899 in Schwelm; † 7. Juli 1976 in Essen) war ein deutscher Politiker. Von 1949 bis 1950 war er Bundesminister des Innern. Wegen der von …   Deutsch Wikipedia

  • Gertrud von Österreich-Toskana — Ölgemälde von Erzherzogin Gertrud Gertrud (* 19. November 1900 in Wallsee; † 20. Dezember 1962 in Ravensburg) war bis 1918 eine Erzherzogin von Österreich.[1] …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Heinemann — (1969) …   Deutsch Wikipedia

  • Margareta Geertruida Zelle — Mata Hari 1906 Mata Hari war der Künstlername der niederländischen Tänzerin Margaretha Geertruida Zelle (* 7. August 1876 in Leeuwarden; † 15. Oktober 1917 in Vincennes). Während ihrer Ehe verwendete sie auch die Namen Marguerite Campbell und… …   Deutsch Wikipedia

  • Margaretha Geertruida Zelle — Mata Hari 1906 Mata Hari war der Künstlername der niederländischen Tänzerin Margaretha Geertruida Zelle (* 7. August 1876 in Leeuwarden; † 15. Oktober 1917 in Vincennes). Während ihrer Ehe verwendete sie auch die Namen Marguerite Campbell und… …   Deutsch Wikipedia

  • Margaretha Zelle — Mata Hari 1906 Mata Hari war der Künstlername der niederländischen Tänzerin Margaretha Geertruida Zelle (* 7. August 1876 in Leeuwarden; † 15. Oktober 1917 in Vincennes). Während ihrer Ehe verwendete sie auch die Namen Marguerite Campbell und… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”