Morse-Täubling

Morse-Täubling
Morse-Täubling
Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Sprödblättler (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Morse-Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula illota
Romagn. 1954

Der Morse-Täubling (Russula illota Syn.: Russula laurocerasi var. illota) ist eine Pilzart aus der Familie der Täublingsartigen (Russulaceae). Es ist Vertreter aus der Untersektion Foetentinae, der sich dadurch auszeichnet, dass seine Lamellenschneiden durch violett-braune Punkte und Striche verziert sind, die an Morsezeichen erinnern. Sein Hut ist meist von einem dicken, violetten Schleim bedeckt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Fruchtkörper

Der Hut hat einen Durchmesser von (2,5) 5–16 cm. Er ist mehr oder weniger dick, jung fast kugelig, später konvex bis ausgebreitet und im Alter in der Mitte oft eingedrückt. Die Hutfarbe variiert von braun-ocker bis schmutzig gelbbraun. Ein Großteil der Hutfläche wird von einem schmutzig-braunen bis violett-grauen Schleim bedeckt, die Huthaut ist daher auch im trockenen Zustand klebrig.

Der Stiel ist (3) 4–10 cm lang und 1–3,7 cm dick, mehr oder weniger zylindrisch geformt und im Alter teilweise bis komplett hohl. Unterhalb des Hutes kann er eventuell leicht erweitert sein. Jung ist er weißlich, gilbt aber im Alter und wird immer braunfleckiger, bis er schließlich einen bräunlich schmutzigen Eindruck macht.

Die Lamellen sind weder gedrängt noch sonderlich entfernt stehend. Sie sind 7–12 mm hoch, zuerst weiß bis cremefarben, später schmutzig. Sie sind teilweise mit Lamelletten untermischt und über die ganze Fläche hinweg mindestens 4 mal pro Hut gegabelt. Arttypisch und auch namensgebend sind aber die dunklen Punkte und Linien auf den Lamellenschneiden, die wie Morsecode aussehen. Sie haben etwa die gleiche Farbe wie der den Hut bedeckende Schleim.

Das Fleisch ist mehr oder weniger dünn und neigt zum Gilben, sodass es im Alter mehr oder weniger gelblich verfärbt ist. Der Geruch ist sehr komplex, von angenehm mandelartig (wie Mandelcreme), anisartig oder fruchtig zu widerlich, spermatisch, stinkend. Vor allem im Alter und bei Verletzungen wird der Geruch sehr penetrant. Der Geschmack im Stiel ist bitter, widerlich und sehr scharf. [1] [2]

Mikroskopische Merkmale

Das Sporenpulver ist weißlich bis hell cremefarben. Die Sporen selbst sind kugelig, 7–8,5 × 6,2–7,5 µm lang und breit und mit meist isolierten, 0,5–2 µm hohen, dornigen, bis leicht gratigen Warzen verziert. Diese sind nur teilweise gratig, meist aber nur durch feine Linien miteinander verbunden.

Die Zystiden sind oft appendikuliert, das heiß mit einem kleinen Spitzchen oder Anhängsel versehen, oder sie sind verschmälert bis keulig. Sie werden bis zu 85(100) µm lang und 6–10(13) µm breit. Die Hyphen-Endzellen der Huthaut sind 3–5 µm breit und mehr oder weniger gewunden oder sie sind kurz, mit stumpfen oder leicht verlängerten Enden. Die Pileozystiden sind 6–9 µm breit, fast zylindrisch bis spindelförmig, an der Spitze stumpf oder leicht zusammengezogen und leicht appendikuliert. [3]

Ähnliche Arten

Die Arten der Untersektion Foetentinae sehen sich alle sehr ähnlich und können leicht miteinander verwechselt werden. Vom Stink-Täubling und den Vertretern der Foetens-Gruppe unterscheidet sich der Morse-Täubling durch seinen typischen Bittermandelgeruch. Im Alter kann er aber ähnlich unangenehm riechen wie die Vertreter der Foetens-Gruppe.

Vom Mandel-Täubling und den anderen Vertretern der Laurocerasi-Gruppe hingegen unterscheidet er sich durch die relativ stumpfen, leicht grau-violett getönten Hutfarben, den braun-violetten Schleim und die charakteristisch schwärzlich-punktierten Lamellenschneiden. Auch die Sporenform ist leicht unterschiedlich. [3]

Systematik

Der Morse-Täubling wird innerhalb der Gattung Russula in die Sektion Ingratae und weiter in die Subsektion Foetentinae gestellt. Die Sektion Ingratae vereinigt Russula-Arten mit matten, gelben bis braun-grauen Hüten, scharfen und / oder widerlich bitterem Geschmack und weißen Sporenpulver; die Subsektion Foetentinae vereinigt Arten mit scharfrandigem, gerieftem Hut und auffallendem Geruch. Neuere DNA-Untersuchen zeigen, dass die Arten dieser Gruppe auch phylogenetisch nahe miteinander verwandt sind.

Ökologie

Wie alle Täublinge ist der Morse-Täubling ein Mykorrhizapilz, der mit verschiedenen Laubbäumen, vorwiegend mit der Rotbuche (Fagus sylvatica) eine Symbiose eingeht. Daneben kommen weitere Laubbäume, seltener Nadelbäume als Partner in Frage. Der Morse-Täubling bewohnt vorwiegend mesophile Buchenwälder auf frischen bis sickerfeuchten, humosen, lehmigen, nährstoffarmen, mit Basen gut bis mäßig versorgen Böden über Kalk, Kalkmergel oder Kalksand und basenhaltigen Silikaten. Seltener kommt er auch Hainbuchen-Eichen-, Edellaubholz- und Fichten-Tannenwäldern vor. [2][4]

Verbreitung

Der Morse-Täubling ist eine europäische Pilzart, die in Süd-, West- und Nordeuropa vorkommt.

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Morse-Täubling nachgewiesen wurde.[2][5]
Süd-/Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa
Spanien,
Italien,
Slowenien Griechenland[6]
Frankreich,
Niederlande,
Großbritannien
Schweiz,
Deutschland,
Österreich
Dänemark,
Norwegen,
Schweden,
Finnland

In Deutschland ist die Art im nördlichen Flach- und Hügelland selten und fehlt meist in den eiszeitlichen Sand- und trockneren Kalkgebieten. Im Berg- und Hügelland kommt der Morse-Täubling sehr zerstreut bis regional schwach verbreitet vor mit größeren Auflockerungsgebieten. Ins höhere Bergland steigt die Art nur selten auf.[2]

Bedeutung

Aufgrund seines widerlichen und scharfen Geschmacks ist er, wie alle Arten der Subsektion, nicht essbar. Möglicherweise ist er auch leicht giftig.

Literatur

  • H. Romagnesi (2011 [letztes Update]): Russula illota (frz.). In: Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord (1967). MycoBank, the Fungal Website. Abgerufen am 15. Mai 2011.
  • Russula illota - Partial Russula Database. In: cbs.knaw.nl. CBS Fungual Biodiversity Centre, 2011, abgerufen am 5. 15 2011.

Einzelnachweise

  1. Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 78.
  2. a b c d G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. 2, Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 536.
  3. a b Monographic Key to European Russulas (1988) (PDF; 1,4 MB). Englische Übersetzung von M. Bons Russula-Schlüssel:. The Russulales Website. Abgerufen am 15. Mai 2011.
  4. Russula illota in der PilzOek-Datenbank. In: pilzoek.de. Abgerufen am 21 August 2011.
  5. Weltweite Verbreitung von Russula illota. In: data.gbif.org. Abgerufen am 21 August 2011.
  6. Athanassiou, Z.; Theochari, I.: Compléments à l'inventaire des Basidiomycètes de Grèce. Mycotaxon 79. In: cybertruffle.org.uk. 2001, abgerufen am 23 August 2011 (dänisch).

Weblinks

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