Casual Sex

Casual Sex

Casual Sex (Gelegenheitssex) bezieht sich auf verschiedene Arten von sexuellen Aktivitäten außerhalb des Bereiches romantischer Beziehungen. Das Spektrum reicht dabei von einmaligen sexuellen Begegnungen bis zu langfristigen Arrangements außerhalb einer traditionellen romantischen Zweierbeziehung. Zwischen One Night Stand und romantischer Zweierbeziehung existiert eine große Grauzone relativ undefinierter Beziehungsformen, die noch wenig untersucht sind, aber immer häufiger anzutreffen bzw. öffentlich ausgelebt werden. Diese Beziehungsformen bilden das Brückenstück zwischen One Night Stand und Liebesbeziehung, wobei die Übergänge zwischen diesen fließend und komplex sind.[1]

Inhaltsverzeichnis

Erscheinungsformen und Unterscheidungen

One-Night-Stand

Eine der bekanntesten Formen von Casual Sex ist der One Night Stand. Ein One-Night-Stand ist eine einmalige sexuelle Begegnung zwischen Individuen, wobei mindestens eine Partie nicht die Absicht einer längeren sexuellen oder romantischen Partnerschaft verfolgt.

Booty Call

Beim „Booty Call“, kommt es zwischen den Partnern zur wiederholten Kontaktaufnahme über verschiedene Kommunikationsmedien, mit dem Zweck der Anbahnung von Geschlechtsverkehr. Dabei scheint für Männer der einfache Zugang zu attraktiven Sexpartnern am ansprechendsten an dieser Beziehungsform zu sein, während sie besonders von Frauen als „Testphase“ genutzt wird, um die Qualitäten des Partners für eine Langzeitbeziehung zu evaluieren.[2]

Freundschaft mit Vorzügen

Die „Freundschaft mit Vorzügen“ (friends with benefits), ist eine Form der Beziehung bei der die Partner neben einer Freundschaft sexuell, jedoch nicht romantisch, miteinander involviert sind. Es handelt sich dabei um eine Art „Beziehungshybrid“, „kombiniert aus den vertrauten Aspekten einer Freundschaft und den sexuellen Aspekten einer Romanze im Kontext einer bestehenden Beziehung, der es an traditionellen romantischen Verbindlichkeiten und „Etikettierungen“ fehlt.“[3]

Gesellschaftliche Bedeutung und Verbreitung

Historische Betrachtung

Historisch betrachtet wurden leidenschaftliche Liebe und sexuelles Verlangen als gefährlich eingestuft und als Bedrohung der sozialen, politischen und religiösen Ordnung gesehen.[4] Viele große Religionen haben deshalb über lange Zeit ausschließlich den reproduktiven Charakter von Geschlechtsverkehr betont und eine strikte Kontrolle des Sexualverhaltens angestrebt. Bis in die Neuzeit wurden darum sexuelles Verlangen und Lustempfinden mit einem gewissen Argwohn betrachtet.[5] Sexuelle Kontakte außerhalb einer Ehe wurden besonders für Frauen sehr negativ konnotiert und oft drastisch bestraft. Sie wurden wesentlich härter sanktioniert als jene von Männern, die teilweise sogar dazu angehalten wurden, sich sexuell auszuleben. Man spricht hierbei vom sexuellen Doppelstandard oder von „doppelter Moral“.[6] Im Zuge der sexuellen Revolution in Europa und den Vereinigten Staaten in den sechziger und siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelte sich der sexuelle Doppelstandard zunächst zu einem bedingten Doppelstandard. Diesem zufolge ist es für Frauen nur innerhalb einer festen Liebesbeziehung zulässig sexuelle Beziehungen einzugehen, während Männern bedingungslos so viele Sexpartner gestattet sind, wie diese wünschen.[7] Dabei spielten das Aufkommen der Antibabypille und andere Methoden der Empfängnisverhütung eine wichtige Rolle. Vor allem aber die Frauenbewegung seit den 1970er Jahren und insbesondere der Sex-positive Feminismus seit den 1980er Jahren haben dazu beigetragen, dass Gelegenheitssex heute offener praktiziert wird und gesellschaftlich akzeptabel geworden ist. Dafür spricht auch, dass Menschen in Ländern, in denen die Gleichberechtigung der Geschlechter höher ist, generell mehr Casual Sex, mehr Sexpartner pro Kopf und eine größere Toleranz gegenüber vorehelichem Geschlechtsverkehr haben.[8]

Soziale Funktion und Kritik

Die wichtigste Motivation hinter Casual Sex ist sexueller Lustgewinn. Auch der Reiz von neuen Partnern, das Leben genießen, Erhöhung des Selbstbewusstseins und ein gutes Körpergefühl wurden von Frauen, die Casual Sex praktizieren, als Gründe angegeben.[9] Partner sowohl in „Booty Call“-Beziehungen wie auch in „Friends with benefits“-Beziehungen schätzen gegenüber einem One Night Stand, dass sie emotionalen Rückhalt und Vertrauen erfahren können, aber auch die Möglichkeit haben, in einem sicheren Umfeld eine größere Bandbreite des sexuellen Repertoires auszuleben.[10]

Gründe, die in einer Untersuchung für die Aufnahme einer „Friends with Benefits“ –Beziehung genannt wurden, umfassten unter anderem „zu wenig Zeit“ oder „Unsicherheit über Tiefe und Art der Gefühle“. Da jedoch - im Gegensatz zur klassischen romantischen Zweierbeziehung - noch keine kulturellen Skripte, Normen und Erwartungen für diese Form der Beziehung bestehen, kann es schnell zu Komplikationen führen, wenn sich die Gefühle bei einem der beiden Partner ändern. Dies wirkt sich dann meist negativ auf die bestehende Freundschaft aus.[11]

Vermutlich hat dies dazu beigetragen, dass heute viele kommerzielle Websites für Casual Dating existieren, die darauf spezialisiert sind, sexuelle Kontakte zu vermittelt. Dort können sich Menschen in geographischer Nähe für Treffen ohne große emotionale Bindung verabreden.

Referenzen

  1. Louisa Allen: ‘Getting off‘ and ‚going out‘: Young people’s Conceptions of (Hetero)Sexual Relationships. In: Culture, Health & Sexuality. Vol. 6(Nov.- Dec.,2004), S. 463-481.
  2. Peter K. Jonason: The ‘Booty Call’: A Compromise Between Men’s and Women’s Ideal Mating Strategies. In: Journal of Sex Research. 46(5) 2009, S. 460-470.
  3. Justin J. Lehmiller u. a.: Sex Differences in Approaching Friends with Benefits Relationships. In: Journal of Sex Research. 48(2-3) 2011, S. 275-284.
    „It is a unique relational hybrid that is not neatly categorized into other existing relationship types […]
    combining the intimate aspects of a friendship with the sexual aspects of a romance in the context of an ongoing relationship that lacks traditional romantic commitment and labels.”
  4. Elaine Hatfield, Rapson Richard L.: Historical and Cross-cultural perspectives on passionate love and sexual desire. In: Annual Review of Sex Research. Volume 4, 1993.
  5. World Association for Sexual Health: Sexual health for the millennium. A declaration and technical document. Minneapolis, MN 2008.
  6. Magnus-Hirschfeld-Archiv für Sexualwissenschaft „Die doppelte Moral“
  7. Robin R. Milhausen, Edward S. Herold: Does the Sexual Double Standard Still Exist? In: The Journal of Sex Research. Vol. 36, No 4 (Nov. 1999), S. 361-368.
  8. Sharon Jayson: More gender equality leads to more sex, global study shows. In: USA Today. 10. August 2011.
  9. Shara J. Weaver: Casual Sex and Women: Measurement and Motivational Issues. In: Journal of Psychology & Human Sexuality. Vol.12 (3) 2000. S. 23-41.
  10. Peter K. Jonason: Positioning the Booty-Call Relationship on the Spectrum of Relationships: Sexual but More Emotional Than One-Night Stands. In: Journal of Sex Research. 48(5) 2011, S. 486-495.
  11. Ithaca College: Friends with Benefits let’s couples get close, but not too close. In: Newswise.com, 19. Juli 2011.

Literatur

  • Volkmar Sigusch: Eindeutige Absichten. Über Casual Sex. [1] In: Cosmopolitan, Juli 2011, S. 42-44.

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