Conquering Bear

Conquering Bear

Conquering Bear (Mato Wayuhi, * um 1800; † 18. August 1854) war ein Indianer aus dem zu den Lakota gehörenden Stamm der Brulé (Wazhazha band).

Inhaltsverzeichnis

Conquering Bear und die Weißen

Mato Wayuhi war als Conquering Bear oder auch als Scattering Bear und Circling Bear bekannt (mit wayuhi wird ein Bär [mato] bezeichnet, der nach Wurzeln gräbt und diese mit Erdreich um sich verstreut). Conquering Bear wurde um 1800 in einem Brulé Camp geboren. Unter den Brulé erwarb er sich den Ruf eines unerschrockenen, aber auch besonnen und friedvollen Führers. Das Eindringen des weißen Mannes in die Jagdgebiete der Lakota wurde zunächst nur als lästiges Übel angesehen, welches die Lakota tolerierten. Im Grunde waren den Lakota die Weißen egal, solange diese sie in Frieden ließen und das Wild nicht verscheuchten. Erst mit der zunehmenden Migrantenflut und der Beeinträchtigung der Lebensgrundlagen der Lakota wurden Vereinbarungen mit den Neuankömmlingen auf den Plains erforderlich. Conquering Bear erkannte aber auch den ökonomischen Nutzen der Weißen und etablierte feste Handelsbeziehungen zu den Pelzhändlern der diversen Pelzhandelsgesellschaften. Dies ging so weit, dass Bear um 1841 eine Art „Beratervertrag“ mit der American Fur Company abschloss, um deren Konkurrenten durch „Mobbing“ zu vertreiben.

Der Laramie Vertrag von 1851

In den Verhandlungen, die in dem ersten Laramie-Vertrag 1851 mündeten, wurde Mato Wayuhi von den weißen Verhandlungsführern – D. D. Mitchell, „Superintendent of Indian affairs“ und Thomas Fitzpatrick „Indian agent“ – zum „Oberhäuptling“ der Brulé ernannt. Conquering Bear nahm diesen Titel, der mit der Erwartung verbunden war, dass er seine Volk kontrollieren könne, nur widerwillig an. Bear war durchaus bewusst, dass die Lakota Führungsstruktur nicht der hierarchischen Struktur der Weißen entsprach und er den Erwartungen der Weißen nicht entsprechen konnte. Dennoch unterzeichnete er den Vertrag als Vertreter der Brulé, die im „Großraum Fort Laramie“ lebten. Conquering Bear und seine Leute waren bemüht den Frieden aufrechtzuerhalten. Die Kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Rassen waren aber immer ein Quell der Missverständnisse und führten in Folge zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Trotz des Vertrages war das Zusammenleben mit den Weißen für die Lakota weiterhin von Unsicherheiten geprägt.

Das „Grattan Massaker“

1854 tötete ein Mnikowozu, der als Gast in Conquering Bears Camp weilte, die streunende Kuh eines Mormonen-Emigranten. Dieser zeigte dem amerikanischen Militär in Fort Laramie den „Diebstahl“ seiner Kuh an und forderte Maßnahmen. Conquering Bear, zu dem Vorfall zur Rede gestellt, bot als Kompensation für die Kuh Pferde an. Dieses Angebot wurde seitens des Militärs sowie der Mormonen zurückgewiesen. Das Militär in Person des ehrgeizigen 24-jährigen Lieutenants John L. Grattan forderte die Auslieferung des „Übeltäters“. Dies lehnte Bear, der die Aufregung um die Kuh gar nicht verstand, ab. Wenn die Weißen den Täter haben wollten, sollten sie sich doch selbst darum kümmern.

Am 19. August 1854 beauftragte der Garnisonskommandeur Grattan mit der Verhaftung des vermeintlichen Straftäters. Zusammen mit 27 Infanteriesoldaten, die eine leichte Berghaubitze mitführten, machte sich Grattan auf den Weg in das nahebei gelegene Brulécamp und forderte die Auslieferung des Täters. Conquering Bear verstand die ernste Situation und versuchte noch zu verhandeln. Sämtliche Reparationsangebote wurden weiterhin abgelehnt. Als Conquering Bear die Auslieferung ablehnte, befahl Grattan seinen Soldaten eine Gewehrsalve sowie einen Schuss aus der Kanone als ernste Warnung abzugeben. Conquering Bear wurde tödlich getroffen, ob gezielt oder durch eine verirrte Kugel, konnte nicht festgestellt werden. Aufgebracht gingen die Lakota zum Gegenangriff über. Innerhalb von wenigen Minuten wurden sämtliche Soldaten – bis auf einen Mann, der sich während der Kampfhandlungen in einem Gebüsch verstecken konnte – getötet. In der Dunkelheit schaffte es dieser Soldat – trotz einiger ernster Wunden – sich bis zur Handelsniederlassung von James Bordeaux durchzuschlagen. Bordeaux konnte seinen Schwager Swift Bear überreden, den Soldaten sicher an den Wachposten der Indianer vorbei zu lotsen. Trotzdem war dem Mann kein Glück beschieden. Als er gegen Morgengrauen Fort Laramie erreichte, brach er – entkräftet von seinen Verletzungen – tot zusammen. Conquering Bear starb wenige Tage später.

Nach dieser von Grattan provozierten Kampfhandlung, die die Weißen das „Grattan-Massaker“ nannten, ahnten die Lakota nichts Gutes und sie zerstreuten sich in alle Winde. Und richtig, den Weißen gelüstete es nach Rache und es wurde eine Strafexpedition ausgerüstet. Am 3. September 1855 umzingelte General William S. Harney[1] mit Infanterie- und Kavallerieeinheiten das Lager von Conquering Bears Nachfolger Little Thunder am Bluewater Creek. Nach einer kurzen Scheinverhandlung fielen 600 U.S. Soldaten über 250 Lakota her und töteten 86 Indianer. Überwiegend Frauen, Kinder und alte Männer. Das Massaker ging als Schlacht von Ash Hollow (oder auch Schlacht am Bluewater Creek) in die Annalen ein.

Geschwister

  1. Red Leaf (Wahpe Sha, 1815 bis nach 1887)
  2. Long Chin (Iku Haŋska)

Weitere Namen Scattering Bears

„Mato Wayuhi“ oder „Mato Oyuhi“ bedeutet „ein Bär, der nach Wurzeln gräbt und Erde verstreut“.
Er wird auch „Brave Bear“, „The Bear“ oder „Whirling Bear“ genannt.

Kinder

Bekannt ist Conquering Bear Junior, der um 1900 noch auf der Rosebud Reservation lebte.

Einzelnachweise

  1. http://en.wikipedia.org/wiki/William_S._Harney Artikel der Englischen Wikipedia]

Literatur

  • Kingsley M. Bray: Crazy Horse – A Lakota Life. University of Oklahoma Press, 2006, ISBN 0-8061-3785-1.
  • Dee Brown: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 1972, ISBN 3-455-08873-2.
  • Gregor Lutz: Das Who-is-Who der Teton Sioux. BoD Norderstedt, 2009, ISBN 3839118441.
  • Gregor Lutz, Tatanka Oyate: Die Lakota – Amerikas vergessene Kinder. BoD Norderstedt, 2009, ISBN 3837098885.

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