Cox’ Schaukel

Cox’ Schaukel
Cox’ Schaukel (oben) und Darwinscher Stuhl (unten)

Cox’ Schaukel (von engl. Cox’ swing) war ein im 19. Jahrhundert verwendetes Gerät zur Therapie von Geisteskranken.

Es handelte sich um einen Stuhl mit Rückenlehne, der mit vier Seilen stabil an Vorderbeinen und Rückenlehne drehbar aufgehängt wurde, so dass der Stuhl nach hinten geneigt war. Der Patient wurde im Stuhl festgeschnallt und beide anschließend in schnelle Rotation versetzt. Es konnten dadurch bis zu 100 Umdrehungen pro Minute erreicht werden. Die Wirkung auf den Patienten war einerseits Übelkeit verursachender Schwindel und Desorientierung, andererseits Veränderungen der Gehirndurchblutung bis zur Bewusstlosigkeit durch auftretende Fliehkräfte, indem der Stuhl geneigt aufgehängt wurde und der Kopf des Patienten sich außerhalb der Drehachse befand.

Es gibt sowohl unterschiedliche Bezeichnungen des Gerätes (engl. gyrating chair, rotating swing; deutsch englischer Schwungapparat) als auch abweichende Konstruktionen. Die Bezeichnung Cox’ swing geht auf Joseph Mason Cox zurück, der es im Fishponds Private Lunatic Asylum bei Stapleton verwendet hatte und 1806 beschrieb. Möglicherweise hatte zuvor schon der niederländische Mediziner Herman Boerhaave ein ähnliches Gerät verwendet.

Ein ähnliches, von Erasmus Darwin, dem Großvater von Charles Darwin, verwendetes Gerät wurde als Darwinscher Stuhl (engl. Darwin’s chair oder Darwin’s machine) bezeichnet. Bei diesem Gerät ist der Stuhl oder Käfig mit dem Patienten senkrecht an einer Kurbelwelle aufgehängt und wird von einem Helfer durch Kurbeln in Rotation versetzt.

Benjamin Rush, einer der Gründerväter der USA und Pionier der Psychiatrie, entwickelte ein weiteres Gerät, das er als Gyrator oder Gyrater bezeichnete. Die genaue Konstruktion ist nicht ganz klar, er beschreibt aber anschließend eine mögliche Verbesserung des Gerätes, bei dem der Patient auf einem rotierenden Brett horizontal fixiert wird. Da so die Distanz des Kopfes von der Drehachse wesentlich größer ist, würden auch die auftretenden Fliehkräfte entsprechend größer sein. Diese Konstruktion ist häufig gemeint, wenn von einem Gyrator die Rede ist. Diesem rotierenden Brett entsprach vermutlich auch das „rotierende Bett“, das von dem Berliner Nervenarzt Anton Ludwig Ernst Horn verwendet wurde, und das in Zusammenhang mit dem gegen ihn 1811 wegen des Todes einer Patientin angestrengten Kunstfehlerprozess erwähnt wird.

Quellen

  • Joseph Mason Cox: Practical Observations on Insanity. 1806
  • Benjamin Rush: Medical Inquiries and Observations Upon the Diseases of the Mind. Philadelphia 1812, S. 224-226 Digitalisat

Literatur

  • Richard Noll: Artikel circulating swing und Gyrator in: The encyclopedia of schizophrenia and the psychotic disorders. Facts on File, New York 1992, ISBN 0-8160-2240-2

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