Cantico cosmico

Cantico cosmico

Cántico cósmico (1989) (deutsche Ausgabe: Gesänge des Universums (1992)) ist ein episches Gedichtwerk des nicaraguanischen Dichters Ernesto Cardenal. Cardenals größter Gedichtband versucht eine poetische Gesamtschau des ganzen Kosmos. Das epische Werk integriert Themen, die Cardenal sein Leben lang beschäftigten: Die (menschliche und göttliche) Liebe, das Staunen über die Schöpfung, die Anklage des sozialen Unrechts, die Wahrheiten in den Mythen der Völker und die ideale sozialistische Gesellschaft als Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden.

Inhalt und Themenfelder

Zum Teil übernimmt Cardenal für sein 43 Gesänge umfassendes Werk komplett schon vormals veröffentlichte Gedichte. Teils kombiniert er auch Elemente früherer Gedichte zu neuen Großgedichten. Daher bezeichnet der Dichter das Werk selbst auch als sein Hauptwerk.

Cardenal beschäftigt sich darin auch mit der Frage nach Ursprung und Anfang aller Dinge. Gesänge, die diese Thematik beinhalten sind unter anderen der erste Gesang "Der Urknall" und der letzte Gesang " Omega". Zugleich bilden diese beiden Gesänge eine Rahmung des Bandes. Cardenal kombiniert zur Verarbeitung dieser "letzten Menschheitsfragen", entsprechend seinem Exteriorismo-Stil, Fragmente aus unterschiedlichen Lebensbereichen und Wissensgebieten. Neu im Vergleich zu Vorgängerwerken ist dabei die Auseinandersetzung mit neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, die als Fragmente neben andere Fragmente aus Schöpfungsmythen, Bibelzitaten und Naturbeobachtungen gestellt werden.

„ [H]eute reden die Physiker wie die Mystiker“ (Gesang 69): Dieses Zitat verweist auf zwei Hauptstichwortgeber in Cardenals "astrophysikalischen" Gedichten. Einerseits aus der Physik die Astrophysik mit ihrer Urknalltheorie und die Quantenphysik, nach der jedes Teilchen zugleich eine Welle ist und poetisch mit einer Vorstellung eines sich bewegenden, im Fluss befindlichen Kosmos verbunden wird. Andererseits ist dies die Evolutionstheorie des Naturwissenschaftlers und Mystikers Teilhard de Chardin, der für den Kosmos eine vom göttlichen Geist getätigte zielgerichtete Entwicklung hin zu einem Endpunkt "Omega" annimmt.

Damit schließt Cardenal wieder alle Themen seines dichterischen Oevres mit ein: Der Geist, der im Universum unsichtbar wirkt, ist für ihn die Liebe. Die Liebe bewirkt die Entstehung von Leben. Und diese Liebe treibt die Evolution an. Ebenso schafft die Liebe auch die Revolution, um eine je gerechtere Gesellschaftsordnung hervorzubringen: "Die Evolution ist der Kampf zwischen Erhaltung und Revolution" (28. Gesang).

Literatur

  • Koch, Helmut: Ernesto Cardenal. Edition Text und Kritik, München 1992.
  • Piehler, Thomas: „Ich ganz allein im Universum(?)“ Lyrischer Ausdruck von Himmelserfahrung in der Spannung zwischen Schöpfungslob und Gottesferne bei Gryphius, Brecht und Cardenal (Zulassungsarbeit, masch.), Tübingen 2006.

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