- Detmolder Lernwegemodell
-
Dieser Artikel wurde im Portal Pädagogik zur Verbesserung eingetragen. Hilf mit, ihn zu bearbeiten und beteilige dich an der Diskussion! Struktur, Interwikis, OMA-Tauglichkeit, weitere Quellen --Crazy1880 19:46, 18. Jan. 2010 (CET)
Das Detmolder Lernwegemodell, DLM, ist ein Förderprogramm, das wissenschaftlich fundiert und berufspraktisch differenziert ist und sowohl im Berufsbildungsbereich als auch im Arbeitsbereich der Werkstätten für behinderte Menschen genutzt wird.
Das DLM ist ein anforderungsorientiertes, hierarchisch gegliedertes Curriculum, das aus Lernzielsequenzen besteht. Eine evaluierte und teilweise weiter entwickelte Form wurde nach ersten Jahren der praktischen Erprobung in mehreren Werkstätten für behinderte Menschen in der Bundesrepublik Deutschland vorgelegt [1]. Das DLM wird seit den späten achtziger und frühen neunziger Jahren, neben anderen wissenschaftlich abgesicherten Modellen, in vielen Werkstätten angewendet. Es trug maßgeblich zu einem neuen Denken - vorerst im sogenannten Arbeitstrainingsbereich - bei. Arbeitstrainingsbereiche waren danach so zu gestalten, dass die behinderten Mitarbeiter auf ihr Arbeitsleben, vorbereitet wurden. Es ging jetzt auch darum, zugleich mit der beruflichen Bildung die Persönlichkeit zu fördern, kognitive Fähigkeiten zu entwickeln und psychomotorische Fertigkeiten zu erwerben und für den sozialen Umgang miteinander und mit der Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung (FAB) geschult zu werden.
Das Detmolder Lernwegemodell entstand in einer Zeit, als es in der Pädagogik üblich war, Schüler und "Betreute" nach von außen vorgegebenen Lernzielen zu fördern und zu leiten. Diese Denkweise geriet Mitte der neunziger Jahre ins Wanken, ein Paradigmenwechsel kündigte sich an. Aus dem behinderten Betreuten wurde der Mitarbeiter, mit dem die Fachkraft zur Arbeits-und Berufsförderung partnerschaftlich zusammenarbeitet. Dabei bestimmt der behinderte Mitarbeiter sein Lernen - im Rahmen seiner Möglichkeiten - mit und weiß selbst, was gut für ihn ist. Dieser Paradigmenwechsel bedingte die Erweiterung des Detmolder Lernwegemodells um einen Katalog zur Berufstüchtigkeit, in dem es um Arbeitstugenden, um Schlüsselqualifikationen und selbstständiges Lernen geht. Maßgeblich war dabei die Überzeugung, dass der Mitarbeiter möglichst weitgehend selbst handeln soll. Nicht die Fachkraft, sondern der "behinderte" Mensch handelt unter Anleitung und mit Unterstützung durch die Fachkraft, nicht nur während der Zeit im Berufsbildungsbereich. Die Arbeit an dieser veränderten Aufgabenstellung wurde durch die zunehmende Zahl psychisch behinderter Mitarbeiter in den Werkstätten für behinderte Menschen, bei denen sich andersartige Qualifizierungsprobleme stellten, zusätzlich vorangetrieben.
Lernziele
Das DLM setzt sich aus rund 1000 einzelnen Lernzielen zusammen. Diese Lernziele beinhalten, was Menschen mit Behinderung in Werkstätten lernen können und sollen – sowohl unter dem Aspekt der Persönlichkeitsentwicklung als auch unter dem der beruflichen Bildung und Ausbildung. Die Lernziele, die in Sequenzen mit aufsteigender Schwierigkeit angeordnet sind, beziehen sich auf Wahrnehmungs- und Denkprozesse (kognitive Lernziele), Bewegungsausführungen (psychomotorische Lernziele), Arbeitskontakte und Arbeitsumfeld (soziale Lernziele), auf die allgemeine Berufstüchtigkeit und die Arbeitssicherheit der Mitarbeiter. Die Lernziele werden in individuellen Lernzielkatalogen nach Tätigkeitsbereichen in der WfbM (z.B. Tischlerei, Näherei, Wäscherei) oder nach besonderen Belangen von Behindertengruppen (z. B. Menschen mit Schwerstmehrfachbehinderung) zusammengefasst. Die Fachkräfte schätzen anhand der individuellen Lernzielkataloge ein, welche Lernziele vom Mitarbeiter bereits beherrscht werden bzw. welche Lernziele weiterhin bestehen. Diese Einschätzung wird in regelmäßigen Abständen wiederholt.
Einzelnachweise
- ↑ (Brackhane u.a. 1990)
Literatur
- Sabrina Wolfframm: Förder- und Dokumentationssysteme als Steuerungsinstrumente beruflicher Rehabilitation... GRIN Verlag, 2008, ISBN 9783-638922937, S. 33 (online).
- R. Brackhane: Förderung in der Werkstatt für Behinderte (WfB) - Problemstellung, Konzepte, Materialien: ibv-Informationen für die Beratungs- und Vermittlungsdienste der Bundesanstalt für Arbeit. Nürnberg Nr. 48/98 vom 2. Dezember 1998, 4343-4462
- R. Brackhane; M. Franke; R. Prosche & I. Westphal-Binder: Lernwege zur beruflichen Bildung - Materialien für Gruppenleiter in Werkstätten für Behinderte. Detmold: Lebenshilfe für Behinderte e.V., 1990
- G. Schmitz: Anforderung und Eignung in einer Werkstatt für Behinderte (Dissertation, Bielefeld) Detmold: Lebenshilfe für Behinderte e.V., 1981
Kategorien:- Berufliches Lernen
- Sonderpädagogik
Wikimedia Foundation.