Donauschrift

Donauschrift

Donauschrift ist ein Oberbegriff für einige regionale Varianten eines Zeichensystems von insgesamt über 700 Zeichen (einschließlich aller Varianten)[1] der alteuropäischen Zeit im Donauraum, die auf ca. 5300 - 3200 vor Christus datiert werden. Es handelt sich damit um die älteste bekannte Schrift der Menschheit. Die Funde konzentrieren sich auf Serbien, Kosovo und Rumänien, aber auch in den angrenzenden Ländern (Bulgarien, Griechenland, Ungarn, Ukraine) wurden Inschriften gefunden.[2]

Inhaltsverzeichnis

Die Donauschrift als Schriftsystem

Der Status des als Donauschrift bezeichneten Zeichensystems als Schrift ist noch umstritten. Haarmann nennt mehrere Argumente dafür, dass es sich bei diesen Zeichen um eine Schrift und nicht nur um ornamentale Zeichen handeln müsse, und führt dazu negative und positive Argumente an. Positiv sprechen die Art der Komposition der Zeichen, ihre lineare Anordnung sowie die Art und Weise ihrer Platzierung auf Gegenständen dafür, dass es sich bei ihnen um Schrift handeln sollte; negativ lässt sich anführen, dass die Zeichen anders als Ornamentelemente nicht symmetrisch angeordnet sind, was ebenfalls für ihren Status als Schrift spricht.[3] Dürscheid geht auf das Problem der Interpretation der Zeichen als Schrift ein und merkt dazu an, dass es womöglich von der Definition dessen, was als Schrift ausgefasst wird, abhinge, ob auch dieses System als Schrift aufgefasst wird oder nicht.[4]

Art und Deutung der Schrift

Es handelt sich bei der Donauschrift um eine logographische Schrift; das bedeutet, dass die Schriftzeichen nicht die Lautung der gemeinten sprachlichen Elemente wiedergeben, sondern ausschließlich ihre Bedeutungen. Die Möglichkeit, ihre Bedeutungen zu erschließen, fällt unterschiedlich aus, je nach dem, um welche Zeichentypen es sich handelt: die sogenannten ikonischen Schriftzeichen (= abbildende Schriftzeichen) lassen sich mit größerer Sicherheit interpretieren als die an-ikonischen (nicht bildhaften), wobei das Repertoire der nicht bildhaften Zeichen wesentlich größer ist als das der bildhaften.[5]

Donauschrift als Oberbegriff

Die Donauschrift tritt in mehreren regionalen Varianten auf, die Haarmann als Vinča-Schrift (bei Vinča südöstlich von Belgrad), Trupillya-Schrift (südliche Ukraine) und Turdaş-Schrift (am Fluss Mureş nordöstlich von Belgrad) bezeichnet, wobei die Vinča-Schrift die bedeutendste Variante ist, die durch alle Kulturschichten der Donaukultur vom frühen Neolithikum bis in die späte Kupferzeit belegt ist.[6]

Literatur

  • Christa Dürscheid: Einführung in die Schriftlinguistik. 3. überarbeitete und ergänzte Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 118. ISBN3-525-26516-6. Abschnitt: „Die alteuropäische Schrift“, Seite 104-106.
  • Harald Haarmann: Einführung in die Donauschrift. Buske, Hamburg 2010. ISBN 978-3-87548-555-4.

Einzelnachweise

  1. Haarmann 2010, Seite 23.
  2. Haarmann 2010, Seite 10, 73.
  3. Haarmann 2010, Seite 29-31.
  4. Dürscheid 2006, Seite 105.
  5. Haarmann 2010, S. 61, 67.
  6. Haarmann 2010, S. 73f.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Donauschrift – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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