- Dorfkirche Reinickendorf
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Die Dorfkirche Reinickendorf aus unverputzten Feldsteinen ist eine der über 50 Dorfkirchen in Berlin. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert. Der Glockenturm wurde erst am Anfang des 18. Jahrhunderts fertiggestellt. Das Innere der Kirche wurde mehrfach verändert, insbesondere bei der Restaurierung zwischen1936 und 1938. Sie steht unter Denkmalschutz.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Von 1397 bis 1632 gehörte das Gut Reinickendorf als Kämmereidorf der Doppelstadt Berlin-Cölln und ab 1710 der Stadt Berlin. Es musste seine Abgaben an die Stadtkasse leisten. Die von städtischen Bauleuten errichtete spätgotische Kirche ist von Anfang an Gemeindekirche gewesen, ältere Kirchen wurden vielfach noch von Kirchenorden gegründet. Die Bauzeit wird zwar durch keine Urkunde belegt, das Dachwerk wird aber auf 1488 datiert. Es wird angenommen, dass neben der Kirche bis ins 18. Jahrhundert ein freier Glockenträger gestanden hat, bevor der heutige Ziegelturm vor die Kirche gesetzt wurde. Auf der heute noch erhaltenen Bronzeglocke befindet sich die Jahreszahl 1491. Eine zweite Glocke erhielt die Kirche 1610, sie musste im Ersten Weltkrieg für Rüstungszwecke abgeliefert werden. Das Baujahr des heutigen Turmes ist unbekannt. Er könnte bereits nach dem Dreißigjährigen Krieg entstanden sein, weil der Glockenträger aus Holz zerstört wurde. Nur das Turmdach in seiner für das 18. Jahrhundert typischen Form und die Kupferspitze mit Knauf, Windfahne und Stern sind erst im Jahre 1713 errichtet worden, diese Jahreszahl weist die Windfahne aus. Die Kirche, die man für ein Dorf mit wenigen Einwohnern errichtet hatte,1734 waren es erst 114, genügte nicht mehr den kirchlichen Erfordernissen, nachdem die Landgemeinde Reinickendorf ab 1871 in den Sog der Großstadt Berlin geriet. Die Einwohnerzahl wuchs bis 1890 durch neue Siedlungen auf über 10.000, aber erst die größere Segenskirche an der Auguste-Viktoria-Allee, die 1892 gebaut wurde, schuf eine Entlastung. Reinickendorf hatte bereits über 40.000 Einwohner, als es 1920 vom Kreis Niederbarnim nach Berlin kam.
Gebäude
Der Saalbau entstand in einem ungeordnet gemauerten Verband aus unbehauenen, kleinen Feldsteinen, typisch für das späte Mittelalter. Die Seitenwände gehen unmittelbar in einen halbkreisförmigen Chorabschluss über. Das einteilige Dach des Kirchenschiffs läuft über dem Chor in einen halbkegeligen Walm aus. An der Seite des Gotteshauses befindet sich eine kleine Priestertür, in der Entstehungszeit handelte es sich ja um eine katholische Kirche. Im 16. Jahrhundert wurde die alte flache Holzdecke durch eine Einwölbung ersetzt, gestützt durch Pfeiler in der Mitte des Kirchenraumes. Das bisher einschiffige Langhaus präsentierte sich nun zweischiffig. Das Innere der Kirche erwies sich im Laufe des 19. Jahrhunderts infolge starken Wachstums der Bevölkerung als zu klein. Einem neuen Gestühl und dem Bau von Emporen standen aber die Pfeiler im Wege. Sie und die Gewölbedecke wurden deshalb 1828 entfernt. Bei der Instandsetzung in den Jahren 1936 bis 1938 blieb das äußere Erscheinungsbild des Baus gewahrt. Ein Maßwerkfries unter der Traufe, der wahrscheinlich im 19. Jahrhundert angebracht wurde, ist durch ein Sgraffito-Schriftband ersetzt worden. Der Innenraum wurde, um den dörflichen Bezug zu wahren, stilistisch so hergestellt, wie er im 17. Jahrhundert gewirkt hat. Die Kanzel und die heutige Taufe wurden 1938 aufgestellt, auch die Orgel, deren Werk inzwischen erneuert wurde, stammt aus dieser Zeit.
Literatur
- Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten. Teil VI. Sakralbauten. Berlin 1997.
- Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Alte Kirchen in Berlin. Berlin 1991.
- Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. Berlin 1978.
- Hans-Jürgen Rach: Die Dörfer in Berlin. Berlin 1990.
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Band Berlin. München/Berlin 2006.
Weblinks
Commons: Dorfkirche Reinickendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Luther-Kirchengemeinde Alt-Reinickendorf
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
52.57503813.352356Koordinaten: 52° 34′ 30,1″ N, 13° 21′ 8,5″ OKategorien:- Kirchengebäude in Berlin
- Berlin-Reinickendorf
- Kirchengebäude der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
- Baudenkmal (Berlin)
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