Drehbank (Holz)

Drehbank (Holz)
Holzdrehbank

Die Drehbank oder Holzdrehbank des Drechslers ist eine Maschine zum Herstellen von Rotationskörpern vorrangig aus Holz, aber auch aus Elfenbein, Horn, Bernstein, Alabaster, Serpentin, Plexiglas und anderen Stoffen.

Inhaltsverzeichnis

Der Name

Entgegen der volkstümlichen Bezeichnung Drechselbank wird in der Fachliteratur des Drechslers seine Produktionsmaschine Drehbank oder auch seltener Holzdrehbank genannt. Der Grund liegt in der erst spät erfolgten Abspaltung des Metalldrehers vom Drechslerhandwerk. Mittlerweile spricht der Dreher von der Drehmaschine, während der Drechsler weiterhin von der Drehbank spricht. Der historische Dreher (auch dreier, dreger, dräier, träier, dreer) war eine sehr allgemeine Bezeichnung. Er beschreibt etliche historische Handwerke, die sich der Drehbank bedienten. Speziell aus dem holzverarbeitenden Dreher hat sich schließlich der Begriff Drechsler herausgebildet.[1]

Geschichte

Nachbau einer historischen Wippendrehbank (ca. 1300 n. Chr.

Die Erfindung der Drehbank geht vermutlich auf die Griechen Ende des 2. Jahrtausend v. Chr. zurück. Die Entwicklung ist an die ersten gedrehten Artikel gebunden und dürfte evtl. noch viel länger zurück liegen, da die Urform der Drehbank aus dem ältesten Gerät der Menschheit, dem Fiedelbohrer entstanden ist. Lediglich verlegte man die Drehachse in die horizontale Ebene. Die erste bildliche Darstellung, die einen Vorläufer unserer heutigen Drehbank beschreibt, wurde in einem ägyptischen Grab aus dem Jahr 300 v. Chr. gefunden. Das Prinzip veränderte sich lange Zeit nicht wesentlich, so dass weiterhin die Drehbewegung kontinuierlich wechselte. Erleichterungen brachte die Entwicklung der Wippendrehbank, da der Drechsler nun den Antrieb mit dem Fuß bewerkstelligen konnte und beide Hände für die eigentliche Arbeit frei hatte. Erst die gekröpfte Welle von Leonardo da Vinci brachte dem Drechsler die Einförmige Drehbewegung. Aus der Drehbank des Drayers oder jetzt Drechslers spezialisierte sich die Drehbank des Metallverarbeiters, die um Einiges stabiler gebaut wurde und über einen mechanischen Vorschub verfügte. Die weitere Entwicklung der Technik schuf verschiedene Antriebsformen bis hin zum heute üblichen separaten Elektromotor. Weiterentwicklungen stellen heute die CNC-gesteuerten Vollautomaten dar, ohne die die industrielle Massenproduktion kaum möglich wäre.

Arbeitsprinzip an der Drehbank

Das Werkstück wird in die Maschine zwischen Spindelstock und Reitstock gespannt oder einseitig am Spindelstock mittels eines Futters befestigt und in Rotation versetzt. Während das Werkzeug mit der einen Hand durch Druck auf die Werkzeugauflage fixiert und gegen das rotierende Werkstück gedrückt wird, führt die zweite Hand das Werkzeug entlang der Längs- und Querachse des Drehteils und kippt es um die horizontal und vertikale Achse des Werkzeugs, wobei es sich bei der Auflagefläche an der Werkzeugauflage um den Drehpunkt (des Werkzeugs) handelt.

Weitere Möglichkeiten der Bearbeitung von Werkstücken an der Drehbank sind unter Drechseln ausführlich beschrieben.

Grundaufbau der Drehbank

Der Grundaufbau der Drehbank hat sich seit langer Zeit kaum verändert. Zeugen dieser seit langem durchdachten Bauweise sind die Namen der Bauteile selbst, die bei Holz- und Metalldrehbänken identisch sind und an deren gemeinsame hölzerne Vorfahren erinnern.

Maschinenbett

Das Maschinenbett besteht im Allgemeinen aus zwei horizontalen Wangen, die auf zwei Ständern ruhen. Üblicherweise werden die Teile aus Gusseisen gefertigt, um eine hohe Standfestigkeit zu gewährleisten. Es sind aber auch andere Bauarten, besonders aus dem Freizeitbereich bekannt. Die Distanz zwischen den Wangen dient zur Führung der anderen Bauelemente. Das Maschinenbett kann in verschiedenen Ausführungen hergestellt werden, wie z.B. gekröpft (für größere Querholzdurchmesser) oder extrem lang (z.B. für das Drehen langer Säulen).

Spindelstock

Spindelstock

Der Spindelstock befindet sich auf der linken Seite der Drehbank (bei Linksdrehbänken rechts) und stellt den bedeutendsten Teil der Drehbank dar. Er besteht im Normalfall aus dem Lagerbock, der beidseitigen Horizontallagerung, dem Gegendrucklager, der Spindel (Welle) und den Riemenscheiben. Aber auch andere Bauweisen sind bekannt. Die Hohlspindel oder Hohlwelle dient der Übertragung der Drehbewegung auf das Werkstück über die Werkstückbefestigung. Die Befestigung kann durch diverse Mitnehmer, Spund-, Anschlag-, Schrauben-, Backen- oder andere Futter erfolgen. Die Kraftübertragung vom Motor auf die Welle kann über Keilriemen, Flachriemen, Schnur oder Getriebe erfolgen. Die Elektronische Drehzahlregelung entspricht dem heutigen Stand der Technik.

Reitstock

Reitstock

Der verschiebbare Reitstock wird als Gegenhalter für längere Werkstücke benötigt. Auch er ist zumeist aus Gusseisen gefertigt. Mittels Handrad oder Hebel wird das Werkstück zwischen Reitstock und Spindelstock gepresst. Üblicherweise wird dafür an der Reitstockwelle eine Pinole mit Körnerspitze verwendet.

Handauflage mit Halterung

Handauflage

Der Handauflagenhalter liegt auf dem Drehbankbett flach auf und wird, angepasst an die jeweilige Arbeit, an diesem befestigt. Die Handauflage selbst dient der Auflage der Hand mit dem Werkzeug. Es gibt sie in verschiedenen Längen und besteht zumeist, wie die Halterung selbst aus Gusseisen. Sie ist durch die vertikale Führung dreh- und höhenverstellbar. Beim Drehvorgang müssen alle Bestandteile der Drehbank fest fixiert sein.

Sonderbauteile

Eine Drehbank kann mit verschiedenen zusätzlichen Bauteilen ausgestattet werden. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Kreuzsupport
  • Kugeldreheinrichtung
  • Lünetten
  • Ovaldrehwerk

Dabei können auch fest eingespannte Werkzeuge ähnlich der Metallverarbeitung Verwendung finden.

Einzelnachweise

  1. G. Böckelmann: Handbuch Drechseln. 2. Auflage. Urania Ravensburger, Berlin 2000, ISBN 3-332-00919-2, S. 6.

Literatur

  • Hugo Knoppe: Handbuch der Drechslerei. F. Ernst Steiger, Leipzig 1938, DNB 574373454 (Reprint: 1989, ISBN 3-88746-231-9).
  • Fritz Spannagel: Das Drechslerwerk. Th. Schäfer, Hannover 1981, ISBN 3-88746-014-6 (Reprint der 2. Auflage von 1948).
  • Rolf Steinert, Herbert Hegewald: Der Drechsler. 5. Auflage. VEB Fachbuchverlag Leipzig, Leipzig 1981, DNB 821086618.
  • G. Böckelmann: Handbuch Drechseln. 2. Auflage. Urania Ravensburger, Berlin 2000, ISBN 3-332-00919-2.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Drehbank — (hierzu Tafel »Drehbank« mit Text), mechanische Vorrichtung, die ein Arbeitsstück in Drehung um eine horizontale Achse versetzt, um es durch dagegen geführte Werkzeuge zu bearbeiten. Für alle mechanischen Gewerbe, die Metalle, Holz, Horn,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Drehbank [1] — Drehbank. Der Arbeitsvorgang bei einer Drehbank besteht darin, daß von dem sich drehenden Werkstück durch einen feststehenden Schneidstahl – selten umgekehrt – Späne abgeschnitten werden. – Während bei den Bohrmaschinen dem… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Drehbank — Dre̲h·bank die; eine Maschine, in der sich ein eingespanntes Werkstück (aus Holz oder Metall) dreht und dabei mit einem Werkzeug bearbeitet werden kann …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Werkstätten — der Eisenbahnen (railway works; ateliers des chemins de fer; officine costruzioni ferroviarie). Inhaltsübersicht. I. Arbeitsbereich, Einteilung der Werkstätten, Wahl des Anlageortes. – II. Aufgaben und Gliederung. – III. Unterteilung. – IV. Wahl… …   Enzyklopädie des Eisenbahnwesens

  • Drechsler [1] — Drechsler, geschenkte Handwerker od. freie Künstler, die 3–6 Jahre lernen u. 3 Jahre wandern. Das Meisterstück besteht gewöhnlich in einem Spinnrad, verschiedenen Kugeln, einem hölzernen od. elfenbeinernen Schachspiel u. dgl.; das Gesellenstück… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Schraube — Schraube, Maschinenelement aus Metall, Holz, Horn etc., das zur Herstellung lösbarer Verbindungen (Befestigungsschraube), zum Einstellen von Maschinenteilen und Apparaten (Stellschraube), zur Ausübung eines Druckes (Druck und Preßschraube), zur… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Drechslerei — umfaßt nicht nur die Herstellung gedrehter Gegenstände aus Holz, Horn, Elfenbein u.s.w., sondern auch diejenige ganzer Gebrauchs und Schmuckgegenstände, wie Spazierstöcke, Schirmgriffe, Türdrücker, Pfeifenrohre, Knöpfe, Gefäße, und Schnitzwaren,… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Kugel — (griech. Sphära), in der Geometrie eine allseitig geschlossene krumme Fläche, deren sämtliche Punkte von einem festen Punkte des Raumes (dem Mittelpunkt oder Zentrum) gleichweit entfernt sind (gleichen Abstand haben). Häufig bezeichnet man auch… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kunstgewerbe — Kunstgewerbe. Im allgemeinen gehört zum Kunstgewerbe alles, bei dessen Herstellung eine gewisse künstlerische Tätigkeit sich entfaltet; wie weit diese Tätigkeit gehen muß, läßt sich nicht bestimmen und es bleibt der persönlichen Auffassung ein… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Polieren, Poliermittel, -werkzeuge, -maschinen — Polieren, Poliermittel, werkzeuge, maschinen. Das Herstellen einer glänzenden Oberfläche auf Gegenständen von Metall, Stein, Holz, Elfenbein, Knochen, Horn, Schildpatt, Glas, Leder u.s.w. nennt man polieren. 1. Polieren der Metalle. Es beruht auf …   Lexikon der gesamten Technik

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”