CargoLifter AG

CargoLifter AG
Logo der CargoLifter AG
Außenansicht der Werfthalle
geöffnete Werfthalle

Die Cargolifter AG ist ein insolventes Unternehmen mit dem früheren Ziel, ein Luftschiff zu entwickeln, das Lasten von bis zu 160 Tonnen transportieren sollte.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung der CargoLifter AG

Das Unternehmen wurde am 1. September 1996 in Wiesbaden gegründet. [1] Im brandenburgischen Brand (Gemeinde Halbe) baute es die größte stützenfreie Halle der Welt. Die Luftschiffhalle mit dem Namen Aerium (bzw. technisch: CL-21) ist 360 x 210 x 107 m (Länge x Breite x Höhe) groß. Liegend würde der Eiffelturm darin Platz finden. Die Halle sollte als Werfthalle dienen. Geplant wurde sie von der Firma CL MAP, einer ehemaligen Tochterfirma von Cargolifter. Erster Spatenstich war am 2. Mai 1998, die Einweihung konnte am 30. November 2000 gefeiert werden.

Im Mai 2000 ging Cargolifter an die Börse (WKN 540 261), später notierte es im MDAX. Es gehörte somit nicht, wie oft behauptet wurde, zum Börsensegment Neuer Markt. Die Aktionärsstruktur war durch einen hohen Anteil von Kleinaktionären gekennzeichnet. Das Land Brandenburg subventionierte den Bau der Halle mit mindestens 38 Millionen Euro, 2002 wurde ein weiteres Darlehen in Höhe von 4,15 Millionen Euro gewährt.[2]

Der Prototyp des kleineren Transportballons „CL 75 AirCrane“, der im Oktober 2001 erstmals getestet wurde, ist eine Eigenentwicklung. Die Teile wurden von der amerikanischen Firma TCOM[3] im Auftrag von CargoLifter gefertigt und bei CargoLifter endmontiert. Bei der Befüllung der Hülle wurde wegen der enormen Größe ein neuartiges Gasaustauschverfahren erfolgreich eingesetzt.

Das geplante Großluftschiff „CL160“ wurde nie gebaut. Es wurden mehrere kleine Versuchsträger, der größte namens „Joey“, gefertigt (Erstflug 18. Okt. 1999), um die Eigenentwicklungen, wie Lastaufnahmesystem, Steuerung und Simulationssoftware, im kleinen Maßstab zu testen. Die Hülle des Prototyps des kleineren Kran- und Transportballons „CL 75 Aircrane“ wurde bei einem Unwetter am 10. Juli 2002 zerstört.

Mit Boeing wurde 2002 ein Vertrag zur gemeinsamen Erforschung einer Leichter-als-Luft-Stratosphären-Höhenplattform geschlossen.

Insolvenz

Das 61 m lange Skyship 600 „Charly“ in der Werfthalle
Das Skyship 600 in der Halle, in der Mitte die Zuschneidetische für die Außenhaut, Juni 2002
Die Besuchergalerie im Juni 2002

Am 7. Juni 2002 meldete das Unternehmen Insolvenz an, am 1. August 2002 wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. [4] [5]

Ein „CL 75 AirCrane“ sowie 25 Optionen (zu einem Stückpreis von 10 Millionen US-Dollar), wurde auf der Aktionärsversammlung 2002 an die kanadische Firma Heavy Lift Canada Inc. verkauft, an der die CargoLifter AG zu mindestens 20 Prozent beteiligt war. Der Vertrag wurde jedoch nie vollzogen. [6]

Folgen der Insolvenz

Am 11. Juni 2003 wurden die Halle und das sie umgebende 500 Hektar große Grundstück für 17,5 Mio. Euro, also etwa ein Viertel der Baukosten von 78 Mio. Euro, an den malaysischen Konzern Tanjong verkauft. Er errichtete in der Halle ein „künstliches Tropenparadies“ mit angeschlossenem Hotelbetrieb. Die Baugenehmigung für das Vorhaben „Tropical Islands“ wurde am 2. Februar 2004 erteilt. Die Eröffnung erfolgte am 19. Dezember 2004.

Das SkyShip-600-Luftschiff mit dem Spitznamen „Charly“, das CargoLifter für Trainings- und Forschungszwecke angeschafft hatte, wurde mit abgelaufener Zulassung (D-LCLA) für 150.000 € an die schweizerische Skycruise verkauft, die damit u. a. bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen Rundflüge durchführte. Ein zuvor verhandelter Verkauf an die amerikanisch-neuseeländische Investorengruppe Lion Monaco zum Preis von 400.000 Euro war letztlich nicht erfolgreich. Das Luftschiff war vier Jahre vorher am 16. September 2000 vom damaligen Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt auf den Namen "Charly - Der weiße Wal der Lüfte" getauft worden. Im Mai 2002 waren auch Passagier-Rundfahrten über Berlin durchgeführt worden. Skycruise hatte ursprünglich beabsichtigt, eine neue Betriebsgenehmigung für Rundflüge in Deutschland zu beantragen. Diese wurde jedoch nicht erteilt.

Die immateriellen Güter wie Verwertungsrechte, Unterlagen und Archive wurden am 24. August 2005 von der Verwertungsgesellschaft "Air Brand GmbH" an die ZLT nach Friedrichshafen verkauft (siehe Nachfolgeunternehmen). Für die Patente bestand eine Kaufoption, die von der Luftschiffbau Zeppelin GmbH nicht ausgeübt wurde. Alle Patente sind inzwischen im Besitz der Nachfolgegesellschaft (siehe unten). Die Logos und Namensrechte einschließlich der ursprünglichen Internetdomains kaufte die Nachfolgegesellschaft inzwischen vom Insolvenzverwalter.

Das Nachfolgeunternehmen

Die Aufsichtsräte der insolventen CargoLifter AG haben im Juni 2005 zusammen die CL CargoLifter GmbH & Co. KGaA mit 250.000 Euro Grundkapital gegründet. Mit der Geschäftsführung wurde die ebenfalls von den Aufsichtsräten gegründete CLifter GmbH beauftragt. Geschäftsführer ist Mirko Hörmann. Der Aufsichtsrat der KGaA setzt sich zusammen aus Carl-Heinrich Frhr. v. Gablenz (Vorsitz), Arnd Middelmann und Christoph v. Kessel.

Gegenstand des Unternehmens sind die Vermarktung und Nutzung der Leichter-als-Luft-Technologie für das Heben und Transportieren von Frachten und Gegenständen. Zweck der Gesellschaft ist es, unter Wahrung der Interessen der Aktionäre der CargoLifter AG i.I. die Entwicklung dieser Technologie im Sinne des von CargoLifter eingeschlagenen Weges voranzutreiben.

Eine Beteiligung an dem neuen Unternehmen wurde zunächst nur Altaktionären angeboten, auf deren Initiative die Neugründung überhaupt erst zustande gekommen war.

Mittlerweile hat die KG weitere Erfolge aufzuweisen. So wurde beispielsweise Ende 2007 ein erster erfolgreicher Versuch zum Transport eines Flügels für Windkraftanlagen durchgeführt. [7]

Aktionärsverein

Die "Initiative Zukunft in Brand e. V." (IZiB) ist eine Interessengemeinschaft der Cargolifter-Aktionäre, die sich für den Erhalt der Cargolifter AG und die Interessen der Aktionäre einsetzt. Sie wirft dem Insolvenzverwalter Mönning schweres Fehlverhalten vor, durch das eine Rettung der Cargolifter AG erschwert wurde.

Konkurrenz

Des Weiteren gibt es noch ein konkurrierendes Unternehmen, die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH (ZLT) in Friedrichshafen, die nicht mit der Cargolifter AG verflochten war. Am 24. August 2005 bekam der Zeppelin-Hersteller als "ZLT Zeppelin Luftschifftechnik GmbH & Co. KG" den Zuschlag für den Kauf der immateriellen Güter (Archive, Aufzeichnungen) aus dem Insolvenzbestand der Cargolifter AG. Um diese Daten hatte sich auch ein brandenburgisches Konsortium um den ehemaligen Gründer von Cargolifter Carl von Gablenz beworben, welches anschließend in bilaterale Verhandlungen mit der Erwerbergesellschaft getreten ist. Ziel des Verkaufs war hauptsächlich die Sicherung der Daten für Deutschland, während von anderer Seite der Verlust des Luftschiffwissens für Brandenburg kritisiert wurde. Der Insolvenzverwalter teilte auch mit, dass mit dem Cargolifter-Know-how ein deutscher Forschungsverbund für die Leichter-als-Luft-Technologie mit Instituten in Brandenburg und Baden-Württemberg aufgebaut werden soll. So sollen das Wissen und die gesammelten Erfahrungen dieses Großluftschiffprojekts für ganz Deutschland erhalten bleiben.

Weblinks

Quellen

  1. Eine Aktie der Cargolifter AG bei "effectenwelt", abgerufen am 13. März 2009
  2. Schwankende Leuchttürme ARD, 22. August 2002
  3. Firmenseite TCOM
  4. Auch die Luftschiff-Mutter kapituliert, Der Spiegel, 7. Juni 2002
  5. Schluss, Ende, Aus: CargoLifter wird stillgelegt Der Spiegel, 12. August 2002
  6. Tragballon bringt Geld für die Portokasse Der Spiegel, 16. März 2002
  7. Erste Ballonkranversuche in Neuhardenberg LifterNews (CargoLifter KG), Mai 2008

52.03841666666713.7481944444447Koordinaten: 52° 2′ 18″ N, 13° 44′ 53″ O


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