- Cargocap
-
CargoCap ist ein bisher nur als Entwurf existierendes automatisiertes unterirdisches Transportsystem für Fracht, das von Professor Dr.-Ing. Dietrich Stein an der Ruhr-Universität Bochum entworfen wurde.
Inhaltsverzeichnis
Konzept
Die Idee dieses Systems besteht darin, dass automatisierte Transportkapseln, die jeweils zwei Euro-Paletten fassen, in einem unterirdischen Tunnelsystem verkehren. Falls dieses System realisiert würde, so könnte es das Straßennetz vom LKW-Verkehr entlasten. Das System ist in der ersten Ausbaustufe hauptsächlich für die Ballungsgebiete gedacht, welche weiter ansteigenden Güterverkehr auf der Straße kaum bewältigen können. Die Tunnelröhren hätten einen Innendurchmesser von 1.600 mm. Sie könnten weitestgehend ohne Großbaustellen an der Oberfläche mit Hilfe eines Rohrvortriebsverfahren gebaut werden. Als Nenngeschwindigkeit der Kapseln sind 10 m/s vorgesehen.
Die Bezeichnung „CargoCap“ leitet sich ab aus Cargo für „Fracht“ und der Kurzform „Cap“ für englisch Capsule (Kapsel).
Stein gründete im Juni 2006 für die Projektierung und Realisation die CargoCap GmbH mit Sitz in Bochum, in der er geschäftsführender Gesellschafter ist.
Technik
Die CargoCap-Kapseln sind Schienenfahrzeuge. Im Unterschied zur Eisenbahn sind die Weichen im CargoCap-Fahrweg ohne bewegliche Teile ausgeführt – das Fahrzeug nimmt die Richtungsänderung aktiv vor. Dadurch können einzelne Kapseln ohne Zeitverlust aus einem fahrenden Verband heraus ausscheren.[1]
Forschung und Entwicklung
Seit Juli 2005 wird an der Ruhr-Universität in Bochum eine oberirdische Modellstrecke im Maßstab 1:2 betrieben, an der das Fahrverhalten im Verband und die Aerodynamik untersucht werden. Ein Hauptaugenmerk der Forschung wird dabei auf eine intelligente Fahrverbandsbildung gelegt, welche es ermöglicht, einen energieeffizienten Betrieb von CargoCap sicherzustellen[2]. Die Modellstrecke beansprucht eine Fläche von 1.200 Quadratmetern und wurde in einem Teil des alten Maschinenhauses des Kraftwerks Bochum errichtet. Die Halle stellt die RWE Power AG der Ruhr-Universität in einer Kooperationsvereinbarung zeitlich befristet zur Verfügung.[3] Darüber hinaus existiert am Lehrstuhl für Maschinenelemente und Fördertechnik der Ruhr-Universität ein Prüfstand im Maßstab 1:4, an dem die Weichenkonstruktion untersucht wird[4].
Vergleichbare Konzepte in der Geschichte
- Von 1899 bis 1956 wurde unter der Innenstadt von Chicago von der Chicago Tunnel Company ein ca. 100 km langes Frachttunnelnetz betrieben. Mit dem Wegfall der Kohletransporte durch die Umstellung der Heizungsanlagen auf Erdgas und die zunehmende Lkw-Konkurrenz entfiel die wirtschaftliche Grundlage für den weiteren Betrieb.
- Die London Post Office Railway verband von 1928 bis 2003 auf einer 10,5 km langen Tunnelstrecke bis zu acht Londoner Postsortierstationen. Einstellungsgründe waren die Verlagerung von Poststellen an andere Standorte und die im Vergleich zum Straßentransport bis zu fünf Mal höheren Betriebskosten.
Beide Systeme wurden im Gegensatz zum CargoCap-Ansatz mit Zügen auf der Grundlage klassischer Eisenbahntechnik betrieben, wobei die Züge der Post Office Railway fahrerlos fuhren.
Siehe auch
Ein Projekt, das ebenfalls individuellen Verkehr auf Schienen zum Ziel hat, allerdings im Personenverkehr, ist RailCab.
Literatur
- Michael Kersting: Subterrestrische Gütertransporte in Ballungsgebieten: ökonomische Rahmenbedingungen und Potentiale. ISL-Verlag, Hagen 2002, ISBN 3-933842-65-4
Einzelnachweise
- ↑ Technik, CargoCap GmbH
- ↑ Forschung und Entwicklung - Forschungsschwerpunkt CargoCap, Ruhr-Universität Bochum
- ↑ Forschung und Entwicklung - Pressemitteilung Modellstrecke, Ruhr-Universität Bochum
- ↑ Forschung und Entwicklung - Weichenprüfstand CargoCap, Ruhr-Universität Bochum
Weblinks
Wikimedia Foundation.