Schlacht bei Ushant (1778)

Schlacht bei Ushant (1778)
Seeschlacht bei Ushant
Teil von: Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg
Historiengemälde des 19. Jahrhunderts von Théodore Gudin
Historiengemälde des 19. Jahrhunderts von Théodore Gudin
Datum 27. Juli 1778
Ort 130 Kilometer westlich von Ouessant
Ausgang unentschieden
Konfliktparteien
Union flag 1606 (Kings Colors).svg Königreich Großbritannien Naval Ensign of the Kingdom of France.svg Frankreich
Befehlshaber
Augustus Keppel, 1. Viscount Keppel, Hugh Palliser Louis Guillouet d’Orvilliers
Louis-Philippe II. Joseph de Bourbon, duc d’Orléans
Truppenstärke
30 Linienschiffe, 6 Fregatten, 2 Kutter, Brander, insgesamt 2468 Geschütze, 19.000 Mann 32 Linienschiffe, 16 Fregatten, insgesamt 2564 Geschütze, 20.000 Mann
Verluste
700 Mann tot oder verwundet 500 Mann tot oder verwundet
Zahlen über Stärkeverhältnisse und Verluste können in der Literatur auseinander gehen[1]

Die Seeschlacht bei Ushant (fr. Bataille d’Ouessant, in der deutschen Literatur wird der Ereignisort mit Quessant angegeben) am 27. Juli 1778 war die erste Seeschlacht zwischen Großbritannien und Frankreich während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Sie endete ohne Entscheidung.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Großbritannien befand sich seit 1775 im Krieg gegen die amerikanische Unabhängigkeitsbewegung. Im Jahr 1778 hat Frankreich sich auf die Seiten der Amerikaner gestellt und es kam zum Krieg mit Großbritannien. In Frankreich beabsichtigte man eine Invasion Großbritanniens. Dazu musste allerdings die Kanalflotte entscheidend geschlagen werden.

Augustus Keppel, der zuvor als Whig und Mitglied des House of Commons Gegner des Kriegskurses der Regierung gewesen war, hat als Admiral das Kommando über die Kanalflotte erhalten. Von vornherein problematisch war, dass Hugh Palliser unter Keppel ein untergeordnetes Kommando erhalten hatte. Er gehörte zu den Lords der Admiralität und war Anhänger der Regierung.

Keppel hisste seine Flagge auf der HMS Victory als seinem Flaggschiff. Als er bei der Flotte in Spithead ankam, war diese in einem schlechten Zustand. Nur wenige Schiffe waren einsatzbereit. Nach der offiziellen Kriegserklärung konnten die einsatzfähigen Linienschiffe auf zwanzig erhöht werden. Mit diesem segelte im Juni los und griff vor der französischen Küste zwei Fregatten an. Dies war die erste Kriegshandlung zwischen Frankreich und Großbritannien. Keppel kehrte nach England zurück um seine Flotte zu verstärken, weil er erfahren hatte, dass in Brest zweiunddreißig französische Kriegsschiffe bereit lägen.

Mit einer Flotte von nunmehr dreißig Linienschiffen, sechs Fregatten, zwei Kuttern und zwei Brandern lief Keppel erneut aus und trat bei Ushant auf die französische Flotte unter Louis Guillouet, comte d’Orvilliers. Diese war am 8. Juli aus Brest ausgelaufen. Sie bestand aus 32 Linienschiffen und 16 Fregatten.

Nachdem sich die Flotten am 23. Juli erstmals in Sichtweite befanden, verhinderte ein orkanartiger Sturm für mehrere Tage eine Schlacht.

Verlauf

Skizze der Schlacht

Erst am 27. Juli trafen beide Flotten etwa 130 Kilometer westlich der Insel Ushant wieder aufeinander. Das Wetter war günstig. Es herrschte ein starker Südwestwind. Die englische Vorhut griff die französische Nachhut an, versuchte die französische Linie zu durchbrechen, um die Nachhut von der Hauptmacht zu trennen. Dieser Versuch scheiterte nach einem etwa zweistündigen erbitterten Geschützkampf. Durch das Gefecht und andere Umstände war die britische Linie aufgelockert worden und Keppel konnte nur zwölf Schiffe einsetzen, um den Kampf zu erneuern. Ein Grund war auch, dass seine Signale teilweise nicht beachtet worden waren. Es kam erneut zu einem Artillerieduell.

Zeitweilig hoffte D’Orvilliers seinerseits die englische Nachhut von der Hauptmacht abschneiden zu können. Diese Chance konnte nicht genutzt werden, weil der Unterbefehlshaber der Louis-Philippe II. Joseph de Bourbon, duc d’Orléans einen Befehl nicht sofort befolgt hatte. Keppel versuchte die Gelegenheit zu nutzen, um seinerseits mit einer Übermacht die feindliche Nachhut anzugreifen. Dem konnte D’Orvillier mit einem Manöver zuvor kommen, weil die französischen Schiffe über bessere Segeleigenschaften verfügten und die Kampfschäden an Segeln und Takelage nicht so groß waren wie auf britischer Seite. Das Ausweichmanöver führte dazu, dass die Flotten sich voneinander entfernten. Bei Einbruch der Nacht wurde das Geschützfeuer eingestellt.

Folgen

Das Aufeinandertreffen der beiden Flotten hatte so gut wie keine militärischen Folgen. Keine der beiden Seiten konnte ein Schiff des Gegners erobern oder versenken. Beide Flotten kehrten in ihre Häfen zurück.

Kriegsgerichtsprozess gegen Keppel

Franzosen und Engländer bezichtigten sich gegenseitig des Ausweichens. In Großbritannien löste die ergebnislose Schlacht eine heftige öffentliche Debatte über die Verantwortung dafür aus. Dabei konzentrierte sich die Auseinandersetzung auf Keppel und Hugh Palliser. Beide beschuldigten sich auch gegenseitig. Die Verhandlung des Kriegsgerichts gegen beide Kontrahenten wurde je nach Parteimeinung unterschiedlich betrachtet. Der Prozess gegen Keppel dauerte insgesamt fünf Wochen und wurde in der Öffentlichkeit breit diskutiert.[2] Insgesamt war aber die öffentliche Meinung und auch die der Marine eher auf Seiten von Keppel. Es kam sogar zu gewaltsamen Protesten in London. Beide Beschuldigten wurden freigesprochen, verloren aber ihre Posten. Kaum weniger kritisch wurde in Frankreich die Leistung d’Orvilliers beurteilt. Er wurde seines Kommandos enthoben und trat in ein Kloster ein.

Einzelnachweise

  1. hier wurde teilweise verwendet: Gaston Bodart: Militär-historisches Kriegs-Lexikon, (1618-1905). Wien 1908, S. 256
  2. zeitgenössisches Beispiel: The trial of the Honourable Augustus Keppel, Admiral of the Blue Squadron (…) Portsmouth , 1779 Digitalisat

Literatur

  • Alfred Thayer Mahan: Der Einfluss der Seemacht auf die Geschichte Bd. 1 Berlin 1898, S. 334–338
  • L. von Henk: Die Kriegsführung auf See in ihren wichtigsten Epochen. Berlin 1884, S. 265–266
  • Russell Frank Weigley: The age of battles : the quest for decisive warfare from Breitenfeld to Waterloo. Bloomington 2004, S. 241–244
  • David Eggenberger: An encyclopedia of battles : accounts of over 1,560 battles from 1479 B.C. to the present. New York 1985, S. 454

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