Franziskanerkloster Ulm

Franziskanerkloster Ulm

Das ehemalige Franziskanerkloster Ulm bestand von 1229 bis 1531. Im Zuge der Reformation, der sich auch die Freie Reichsstadt Ulm anschloss, wurde das Kloster aufgehoben und die Brüder zum Verlassen der Stadt gezwungen. Sie fanden Aufnahme im Klarissenkloster Söflingen, bis auch dieses Kloster im Gefolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 säkularisiert wurde.

Geschichte

Das Franziskanerkloster Ulm wurde 1229, also drei Jahre nach dem Tode des Ordensgründers Franz von Assisi von frommen Ulmer Bürgern gestiftet und war am Löwentor, d. h.an der Südwest-Ecke des heutigen Münsterplatzes angesiedelt, dort wo jetzt das Stadthaus steht. Es gehörte zur Oberdeutschen Ordensprovinz und zählte zur Kustodie Schwaben.

Die Ulmer Bürger sollen ein inniges Verhältnis zum Kloster gepflegt haben und stifteten ihm zu ihrem Seelenheil viele Güter und wählten es auch oft zu ihrer letzten Ruhestätte. Es war ein geistig-religiöses Zentrum der Stadt. Welche Bedeutung es hatte, zeigt der Umstand, dass in den dortigen Räumen auch Gerichtsverhandlungen stattfanden und sogar 1434 der Kaiser Sigismund dort bei einem Besuche Ulms Quartier nahm.

Die Franziskaner waren einem Armutsgelübde verpflichtet. Doch nach Anhäufung von Reichtümern durch die vielen Stiftungen fiel die Einhaltung dieses Gelübdes immer schwerer. Dies gab im 15. Jahrhundert Anlass zu einer ordensinternen Forderung nach strikter Einhaltung dieser Ordensregel. Auch das Ulmer Kloster sah sich mit dieser Forderung konfrontiert, ohne ihr jedoch nachzugeben. Erst 1484 gelang es mit städtischer militärischer Nachhilfe den Observanten, das Kloster zu reformieren. Lange sollten sie sich ihres Erfolges nicht erfreuen, denn sogar einer ihrer eigenen Patres, der aus Günzburg stammende Johann Eberlin, schloss sich bald der neuen Lehre Martin Luthers an und musste deshalb 1521 das Kloster verlassen. Die dem Kloster auferlegten Einschränkungen wie Predigtverbot, Festlegung einer Maximalzahl von 13 Brüdern etc. führte dazu, dass 1531 die verbliebenen Brüder die Stadt verließen und sich in das Klarissenkloster Söflingen zurückzogen, wo sie noch bis 1803 wirkten.

Das Klostergebäude wurde nun umgewidmet und diente der Stadt als Lateinschule, die ab 1622 zum Gymnasium wurde. 1879 wurden die nach dem Bau eines neuen Gymnasiums nutzlos gewordenen Gebäude samt der Kirche abgebrochen.

1919 entstand in der Stadt ein neues Franziskanerkloster, Klösterle genannt, das nach mehreren Zwischenstationen 1926 in der Hasslerstrasse 11 eine endgültige Bleibe erhielt. Wegen Personalnot schloss dieses am 11. Oktober 2009 mit einem feierlichen Abschiedsgottesdienst wohl für immer.

Literatur

  • R. WORTMANN: Die Kirchenbauten in Ulm von den Anfängen bis zur Gegenwart. In: H. E. SPECKER / H. TÜCHLE (Hg.): Kirchen und Klöster in Ulm. Ein Beitrag zum katholischen Leben in Ulm und Neu-Ulm von den Anfängen bis in die Gegenwart. Ulm 1979, 513-515; 522-526.
  • I. W. FRANK: Franziskaner und Dominikaner im vorreformatorischen Ulm. In: H. E. SPECKER / H. TÜCHLE (Hg.): Kirchen und Klöster in Ulm. Ein Beitrag zum katholischen Leben in Ulm und Neu-Ulm von den Anfängen bis in die Gegenwart. Ulm 1979, 103-147

Weblinks


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