Frauengesundheitszentrum

Frauengesundheitszentrum

Ein Frauengesundheitszentrum versteht sich als soziale Einrichtung, die Frauen parteilich in gesundheitlichen Fragen frauenspezifisch berät und Hilfen anbietet, beziehungsweise vermittelt.

Inhaltsverzeichnis

Ziele

Ziel ist, Frauen aller Altersstufen und Lebenszusammenhängen frauenbezogene Beratung und Hilfen zu frauenspezifischen gesundheitlichen Fragen zu bieten. Frauengesundheitszentren verstehen sich als Anwälte von Mädchen und Frauen, in dem Sinne, dass sie für eine frauengerechte Gesundheitsversorgung stehen und einer möglichen Instrumentalisierung, Pathologisierung und Medikalisierung der weiblichen Gesundheit durch Frauenmedizin sowie der Pharmaindustrie kritisch und wachsam gegenüberstehen. Sie unterstützen Frauen im bestehenden Gesundheitssystem, ihren eigenen Weg zu finden und zu gehen, und damit ihre Autonomie zu bewahren.

Angebote

Mit individuellen Beratungsangeboten, Kursen, Vorträgen oder auch therapeutischen Angeboten versuchen Frauengesundheitszentren die Frauen zu erreichen. Themen sind auswahlsweise die Phase der Wechseljahre, das Diaphragma als alternative Verhütungsmethode, Gruppenangebote für Frauen mit Depressionen, Angebote speziell für Mädchen, für lesbisch orientierte Frauen und auch für Frauen, die von Gewalterfahrungen betroffen sind oder waren. Veranstaltungen, die den weiblichen Körper frauenspezifisch vermitteln sind ebenso Teil des Angebots wie Kurse zur vaginalen Selbstuntersuchung oder zur Brustuntersuchung.

Frauengesundheitszentren in verschiedenen Regionen

Australien

Das erste Frauengesundheitszentrum in Australien wurde 1974 in Leichhardt nahe Sydney eröffnet. 1975 kamen Liverpool and Newcastle dazu, 1978 Wagga Wagga, Bankstown und Gosford. 1981 gründeten diese Zentren den Dachverband Women's Health and Information Resource and Crisis Centres Association (WHIRCCA), der 2000 in Women's Health New South Wales (WHNSW) um benannt wurde. Der Verband hat heute in New South Wales 23 Frauengesundheitszentren als Mitgliedsvereine.[1]

Deutschland

In Deutschland wurde das erste Frauengesundheitszentrum 1974 in Berlin gegründet, das Feministische Frauen Gesundheits Zentrum e.V. Berlin[2]. Es gibt etwa 17 Frauengesundheitszentren, die sich im Bundesverband der Frauengesundheitszentren miteinander vernetzt haben. Auf kommunaler Ebene - der Ebene vor Ort - bestehen Kooperationen mit städtischen Institutionen, wie Krankenhäuser und Gesundheitsamt sowie sozialen Beratungsstellen wie beispielsweise Wildwasser und weiteren sozialen Netzwerken wie Selbsthilfegruppen. Die Wurzeln von Frauengesundheitszentren liegen in der Frauengesundheitsbewegung.

USA

In den USA gibt es seit Anfang der 1970er Jahre Frauengesundheitszentren (englisch women's health center). Eine der ersten solcher Zentren war das Los Angeles Feminist Women's Health Center (LAFWHC), das 1972 in den Räumen eines Frauenhauses in Los Angeles gegründet wurde. Das Los Angeles Police Department schleuste eine Informantin in einen Selbsthilfekurs; im September 1972 wurde das Zentrum dann von der Polizei durchsucht. Carol Downer und Colleen Wilson – zwei der Gründerinnen – wurden dabei festgenommen, Unterlagen und inkriminierende Gegenstände beschlagnahmt. Unter den beschlagnahmten Dingen waren auch Joghurt-Packungen, weil diese in Selbsthilfe-Kursen zur Behandlung von vaginaler Pilzinfektion benutzt wurde. Daher wurde der Vorgang später ironisch als „Great Yogurt Conspiracy“ bezeichnet. Downer und Wilson wurden angeklagt, ohne ärztliche Zulassung ärztliche Behandlungen ausgeführt zu haben. Das Verfahren gegen Wilson wurde gegen ein vermindertes Schuldanerkenntnis eingestellt. Downers Anklage kam hingegen zur Verhandlung; im Dezember 1972 wurde sie in allen Punkten freigesprochen. Das Verfahren erzeugte landesweite Publizität, und erlaubte es Carol Downer zusammen mit Lorraine Rothman, ausgedehnte Vortragsreisen innerhalb und außerhalb der USA zu unternehmen, in denen die Idee der Frauengesundheitszentren und der gesundheitlichen Selbsthilfe durch Frauen weiter verbreitet wurden.[3]

Literatur

  • Sandra Morgen: Into our own hands : the women's health movement in the United States, 1969-1990. Rutgers University Press, Piscataway 2002, ISBN 0813530717.
  • Cindy Pearson: Self Help Clinic Celebrates 25 Years. In: Network News : Newsletter of the National Women's Health Network. Ausgabe März/April 1996.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. History of Women's Health New South Wales (WHNSW) auf der WHNSW-Website.
  2. Feministisches Frauen Gesundheits Zentrum e.V. Berlin offizielle Website
  3. Sandra Morgen: Into our own hands. Piscataway 2002, S. 11f, S. 23f.

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