Caroline Mathilde von Großbritannien

Caroline Mathilde von Großbritannien

Caroline Mathilda von Hannover, geborene Prinzessin von Großbritannien (* 11. Juli 1751; † 10. Mai 1775 in Celle) war Königin von Dänemark und Norwegen von 1767 bis 1772.

Caroline Mathilde, Königin von Dänemark

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Caroline Mathilda war die jüngste Tochter von Friedrich Ludwig von Hannover und Augusta von Sachsen-Gotha, Schwester des Prinzen von Wales und später englischen Königs Georg III. Ihr Vater war unerwartet drei Monate vor ihrer Geburt gestorben und sein Titel auf ihren Bruder übergegangen. Trotzdem wurde sie nicht als Schwester, sondern als Tochter des Prince of Wales bezeichnet.

Sie wuchs in Kew auf und wurde puritanisch erzogen. Ihr erster öffentlicher Auftritt war 1761 bei der Krönung ihres Bruders zum König.

Meist wurde sie „Mathilda“ genannt. Den vollen Namen schrieb man nur in offiziellen Papieren. Da ihre Mutter schon zu ihrer Geburt nicht mehr die Frau des Thronfolgers, sondern nur noch Witwe war, war Mathilda für Heiratsambitionen weniger interessant.

Heirat und Königtum

Im Alter von dreizehneinhalb Jahren wurde sie, ohne ihr wissen, mit Christian VII. ihrem Cousin 1. Grades und dänisch-norwegischem König verlobt. Ihr Bruder, inzwischen König geworden war gegen diese Verbindung, und zwar ohne von der Geisteskrankheit seines künftigen Schwagers zu wissen. Trotzdem wurde am 1. Oktober 1766 in London „per procurationem“ die Ehe geschlossen. Die Hochzeit folgte am 8. November 1766 im Schloss Christiansborg. Die Braut war fünfzehn Jahre alt, der Bräutigam sechzehn.

Caroline Mathilda hatte Familie und Heimat verlassen müssen. Ihr Gemahl war kein Ersatz, denn in der ersten Zeit der Ehe nahm er kaum Notiz von ihr, sondern vergnügte sich bald auch mit seiner sado-masochistischen Geliebten Anna Cathrine Benthagen.

Knapp vierzehn Monate nach der Hochzeit, am 28. Januar 1768, brachte Caroline Mathilda ihr erstes Kind zur Welt, den Kronprinzen und späteren König von Dänemark und Norwegen Friedrich VI. Im Mai desselben Jahres unternahm Christian VII. eine längere Reise durch Europa mit Aufenthalten in Altona, Paris und London, während Caroline Mathilde den Sommer auf Schloss Frederiksborg mit ihrem neugeborenen Kind verbrachte. Während dieser Zeit begann sie, sich in das Hofleben einzufügen.

Caroline Mathilde von England, Königin von Dänemark, mit ihrer Schwester Anne von England

Der König kehrte am 12. Januar 1769 nach Kopenhagen zurück, brachte Johann Friedrich Struensee als Leibarzt an seinen Hof und ernannte ihn später zum Minister. Er hatte Struensee zu Beginn seiner Reise in Altona kennengelernt. Struensee war offenbar in der Lage, mit der geistigen Instabilität des Königs umzugehen, und der König entwickelte ein besonderes Vertrauen zu ihm.

Krise und Scheidung

Caroline Mathilde war unglücklich in ihrer Ehe mit Christian, der sie wenig beachtete und dessen Geisteskrankheit sich immer deutlicher ausprägte. Sie verliebte sich in Struensee und begann mit ihm im Frühling des Jahres 1770 eine Liebesbeziehung, die dem König anscheinend gleichgültig, vielleicht sogar willkommen war. So ergab sich eine harmonische Ménage à trois.

Am 7. Juli 1771 kam Prinzessin Louise Augusta zur Welt, deren Vater mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der König, sondern Struensee war. Louise Augusta heiratete später Friedrich Christian II., Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg.

Gerüchte über das Verhältnis der Königin mit Struensee mehrten sich und gingen bis zu dem Verdacht, das Paar wolle den König und dessen Stiefmutter beseitigen, um heiraten zu können. Zudem wirkte Struensee als Minister im Sinne der Aufklärung und minderte die Macht des Adels.

Interessierte Adelige spielten der Stiefmutter des Königs, Juliane Marie von Braunschweig-Wolfenbüttel, ein Dokument zu, das über ein Komplott berichtete, mit dem der König zur Abdankung gezwungen werden sollte. Struensee solle den Staatsstreich genauestens vorbereitet haben, Christian VII. solle am 28. Januar verhaftet und zur Abdankung gezwungen werden. Der offizielle Hofberichterstatter, Peter Suhm, überreichte Juliana die Kopie des angeblich geheimen Papiers, das aus Struensees Tresor sein sollte. Mit dieser Verdächtigung wurde in der Nacht vom 16. zum 17. Januar 1772 Struensee nach einem im Kopenhagener stattgefundenen Maskenball verhaftet, die Königin kam in Schutzhaft nach Schloss Kronborg. Am 8. März 1772 (noch nicht 21 Jahre alt) wurde ihr ein Geständnis Struensees vorgelegt und sie selber unterschrieb ein bereits vorbereitetes Geständnis, nachdem man ihr Hoffnung gemacht hatte, dass sie damit möglicherweise Struensees Leben retten könne. Der damalige englische Botschafter Generalleutnant Keith bezweifelte bis an sein Lebensende die Echtheit dieser Signatur – diese sei höchstens unter Drohung und Erpressung zustande gekommen. Am 14. März wurde das Scheidungsverfahren eröffnet, bei dem Caroline Mathilde allerdings nicht aussagen durfte und dessen Urteil schon vor Beginn feststand. Auch der König, der möglicherweise nichts vom Scheidungsverfahren wusste, war dabei nicht anwesend. Im Verfahren konnte die Schuld der Angeklagten nicht bewiesen werden; wie der Rechtsbeistand der Königin Dr. Uldall (auch Uhdall) in einer fulminanten Verteidigungsrede darlegte, seien all die dargelegten Beweise lediglich Gerüchte, Verdächtigungen und Klatsch aus zweiter und dritter Hand sowie böswillige Unterstellungen. Bemerkenswert ist, dass Uldall ein Naheverhältnis zu Juliane hatte und von dieser ausgesucht worden war. In der nach viertägiger Beratung ausgesprochenen Scheidung wurde die Bestrafung der Königin König Christian überlassen. Überraschenderweise wurde Luise Auguste, als deren Vater stets Struensee galt, als königliche Prinzessin anerkannt – obwohl die Königin zu diesem Zeitpunkt bereits ein Verhältnis mit Struensee gehabt hatte. Wäre es nach Juliane gegangen, wären beide Kinder Mathildes für illegitim erklärt worden, um ihren eigenen Sohn zum dänischen König zu machen.[1].

Struensees Verfahren begann am 21. April 1772. Ihm wurden neben dem Verhältnis zu Caroline Mathilde Hochverrat, Amtsanmaßung und Bereicherung vorgeworfen. Schon am 15. April (sechs Tage vor Beginn des Verfahrens) wurde er schuldig gesprochen, die Hinrichtung jedoch geschah erst eine Woche später: am 28. April 1772. Noch während ihrer Gefangenschaft auf Schloss Kronenburg ließ sie über einen Mittelsmann in Rotterdam eine Rechtfertigungsschrift drucken[2]. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nannte sie sich noch selbst Königin von Dänemark.

Verbannung und Lebensende

Nachdem ihre Ehe mit dem König aufgelöst worden war, wurde Caroline Mathilde von ihren Kindern getrennt und nach Celle verbannt. Dort hielt sie im Schloss Celle zwar Hof, aber sie überwand nie die Trennung von ihren Kindern. Täglich besuchte sie die Stadt, nur in Begleitung einer einzigen Hofdame und suchte den Kontakt zu den verschiedensten Menschen, praktizierte in Celle, was sie in Kopenhagen von Struensee gelernt hatte – ihr kleiner Hof stand allen Schichten der Bevölkerung weit offen und ihre Gesellschaften wurden durch interessante Persönlichkeiten aus dem Bürgerstand belebt. Die Trennung von den Kindern, vor allem ihrer Tochter machte ihr schwer zu schaffen und so lud sie immer häufiger Kinder ein, mit denen sie spielte und für die sie Feste veranstaltete. Schließlich adoptierte sie die vierjährige Waise Sophie von Benningsen, die sie sehr verwöhnte.

Die zuvor für ihre Schönheit bekannte Caroline Mathilde flüchtete sich in das Essen und nahm stark zu. Sie lebte in der Hoffnung, ihr geschiedener Mann werde aufgrund seiner Geisteskrankheit des Thrones enthoben und sie werde nach Dänemark zu ihren Kindern zurückkehren dürfen. Diese Hoffnung wurde nicht erfüllt. Schon drei Jahre später, am 10. Mai 1775 starb Caroline Mathilde überraschend an Scharlach, noch nicht 24 Jahre alt. In diesem Frühjahr war eine Scharlachepidemie in Celle und Umgebung und Matilda hatte am Vortag noch den ganzen Tag am Bett ihrer Adoptivtochter verbracht, die erkrankt war. Mathildes Leichnam wurde, wegen der Infektionsgefahr, noch am selben Tag neben dem Grab ihrer Urgroßmutter Sophia Dorothea in der Welfengruft der Stadtkirche St. Marien beigesetzt.[3]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Thea Leitner: Skandal bei Hof, Ueberreuter, 1993, ISBN 3-8000-3492-1
  2. Zuverlässige Nachricht von der letztern Staatsveränderung in Dänemark von Ihro Majestät der Königin Caroline Mathilde während ihrer Gefangenschaft auf dem Schlosse zu Kronenburg eigenhändig entworfen und ohnlängst dem Grafen von *** zur Prüfung zugesandt. Nach dem Original aus dem Englischen übersetzt. Rotterdam bey J. F. Ebert, 1772
  3. Thea Leitner: Skandal bei Hof, Ueberreuter

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