Globuseffekt

Globuseffekt

Der Globuseffekt ist ein Phänomen, das bei visuell genutzten optischen Instrumenten, insbesondere dem Fernglas oder dem Teleskop, auftreten kann. Konstruiert man ein solches Instrument frei von optischer Verzeichnung, dann tritt beim Schwenken des Instruments der Eindruck eines auf einer (konvex) gekrümmten Oberfläche abrollenden Bildes auf. Dieser Effekt wurde bereits 1949 von dem Zeiss-Mitarbeiter Horst Köhler beschrieben[1]. In seinem Lehrbuch zur Optik führte er später den Begriff Bildverbiegung ein[2], der sich jedoch auf lange Sicht nicht durchsetzen konnte. Zur Behebung des Globuseffekts schlug er die Implementierung einer gewissen kissenförmigen Verzeichnung in den Fernglasbau vor, und experimentelle Studien von August Sonnefeld bestätigten eine Verbesserung der Abbildungseigenschaften visuell genutzter Teleskope mit kissenförmiger Verzeichnung[3].

Die Ursachen des Globuseffekts blieben lange Zeit im Dunkeln. Köhler spekulierte über die „unnatürliche Perspektive“, die beim Schwenken eines Fernglases über „ein in der Tiefe gegliedertes Objektfeld“ entstehe, ignorierte dabei jedoch die Tatsache, dass der Globuseffekt auch am nächtlichen Sternhimmel zu beobachten ist, d.h. bei Abwesenheit jeglicher perspektivischer Verzeichnungen. Kürzlich wurde ein Zusammenhang zwischen Globuseffekt und den speziellen Eigenschaften der menschlichen visuellen Wahrnehmung dargestellt[4], bei der eine zusätzliche tonnenförmige Verzeichnung in die Abbildung einfließt[5]. Die Quantität dieser Verzeichnung ist individuell verschieden, was auch den Umstand erklärt, dass einzelne Beobachter den Globuseffekt in unterschiedlich starker Ausprägung wahrnehmen.

Einzelnachweise

  1. H. Köhler: Grundsätzliches zum Fernrohrsehen. Deutsche Optische Wochenschrift Nr. 35, Bd. 6, S. 41 (1949)
  2. A. König, H. Köhler: Die Fernrohre und Entfernungsmesser, Springer Verlag, 3. Auflage 1959, S. 120
  3. A. Sonnefeld: Über die Verzeichnung bei optischen Instrumenten, die in Verbindung mit dem blickenden Auge gebraucht werden. Deutsche Optische Wochenschrift Nr. 35, Bd. 13, S. 97 (1949)
  4. H. Merlitz: Distortion of binoculars revisited: Does the sweet spot exist?. JOSA A, Bd. 27, Nr. 1, S. 50–57 (2010)
  5. A.H.J. Oomes, J.J. Koenderink, A.J. Doorn, H. de Ridder: What are the uncurved lines in our visual field? A fresh look at Helmholtz's checkerboard. Perception Nr. 38, S. 1284 (2009)

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